Freitag, 31. August 2012

Und noch einmal Zugtasten - Ludesch, 1985

In Ludesch stand ein K47-Stellwerk mit Zugtasten, dessen Logik ich nicht verstehe. Ein Stellwerk, das ausschließlich Zugtasten verwendete, gab es auch Straßwalchen. In Ludesch war dagegen eine elektromechanische Anlage vorhanden, wo nur für einzelne Funktionen Zugtasten verwendet wurde, u.a. für die Weichenumstellung und die Blockbedienung. Hier sieht man die ganze Anlage:

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Hier sieht man einen Ausschnitt, wo ganz links zwei Zugtasten für die Weichen 52 und 53, in der Mitte drei für die Schrankenbedienung und rechts die RWT (Richtungswechseltaste) und die Rückblocktaste des ZG sichtbar sind. Außerdem ist erkennbar, dass die Ausfahrsignale wie in Straßwalchen eine Sparschaltung hatten, durch sie bei nicht eingestellter Fahrstraße vollständig dunkel geschaltet wurden:

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Hier sieht man diese Ausfahrsignale im dunklen Zustand:

Ausfahrsignale R5, R3 und R1, Ludesch, 12.8.1985

Die Fahrstraßensignal-Schalter waren vollkommen ohne jede Bezeichnung – nicht vorne, nicht oben, nicht sonstwo. Erstaunlich:

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Und hier kommt das Bild, das ich nicht verstehe: Beim Freistellen wurden zwei Schalter umgelegt! Eine Möglichkeit ist natürlich, dass die drei inneren Schalter die Fahrstraßenfestlegung bewirken, der äußere dann für die Signalfreistellung zuständig ist. Ich hätte dann allerdings auf den drei inneren Schaltern eine grüne Markierung statt einer roten erwartet. Weitere Möglichkeit: Der äußere Schalter ist ein eigener Vorsignal-Schalter – eine kurze Notiz in meinem Tagebuch deutet das (leider unklar) an. Das würde auch mit der Tatsache zusammenpassen, dass wir unter den Tasten keine sehen, mit der das Vorsignal auf Vorsicht festgelegt werden kann ...

Wieder sieht man Zugtasten, diesmal
  • ganz links die zwei für die Blockbedienung;
  • dann drei (oder vier?) für eine Blinklichtanlage und den zweiten Schranken;
  • ein Stück weiter die "Anschalttaste" und die "Löschtaste" für die Ausfahrsignale;
  • und zuletzt die Tasten für die Weichen 1 und 2.

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Bei solchen alten Stellwerken ist noch deutlich sichtbar, dass die Stromversorgung einen nicht-trivialen Anteil eines Stellwerks bildet. Die Anzeige- und Bedienungstafel dazu enthält unter anderem vier Amperemeter für die Lade- und Entladeüberwachung sowie ein umschaltbares Voltmeter und ca. 10 Schalter, von denen allerdings nur die Hälfte beschriftet ist. Auch viele der 40 Sicherungsplätze sind entweder gar nicht beschriftet oder haben neben einer vorhandenen anderen Beschriftung die Anschrifft "Leer" – und sind auch leer, wenn man genau hinschaut. Wurde hier die Schaltung irgendwann radikal vereinfacht?

Schalttafel, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Und zuletzt liegt sowohl unterhalb der Stromversorgungstafel wie auch unterhalb des Schalterwerks jeweils noch eine Reihe von Lampen- und anderen Sicherungen:

Schalttafel, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Stellwerk, Fdl, Ludesch, 11.8.1985

Am nächsten Tag (ich habe in einer Wiese in der Nähe übernachtet) habe ich mehrere Details eines der beiden elektrisch betriebenen Schranken fotografiert.
Die Fotos sind nun mit Schr.1 bis Schr.7 bezeichnet, damit wir uns in Diskussionen darauf beziehen können.

Kleeblatt-Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.1]

Kleeblatt-Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.2]

Kleeblatt-Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.3]

Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.4]

Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.5]

Die folgenden beiden Bilder zeigen, dass sowohl im offenen wie im geschlossenen Zustand die Antriebskurbel des Schrankenbaums im Totpunkt steht, sodass man den Schrankenbaum nicht anheben oder herunterziehen kann:

Kleeblatt-Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.6]

Kleeblatt-Schrankenantrieb, Ludesch, 12.8.1985 [Schr.7]

Am selben Tag habe ich noch das Einfahrsignal Z auf genommen:

Einfahrsignal Z, Ludesch, 12.8.1985

Und hier ist noch das Bahnhofsgebäude, wie es sich damals präsentiert hat:

Bahnhof, Ludesch, 11.8.1985

10 Kommentare:

  1. Bei dem abgebildeten Schranken wurde, wie am Stand des Rades zu erkennen ist fast nicht vorgeläutet. Der Schranken war ja nicht gleich neben dem Bahnhof. Warum war das möglich, dass der fernbediente Schranken fast ohne vorläuten schloss? Oder wurde der Motor örtlich eingeschaltet?

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    1. So einfach ist die Sache bei einem Kleeblattantrieb nicht. Wie ich heute auch beim Posting zu Brunn-Maria Enzersdorf erklärt habe, ist das "Kleeblatt" eine Abwandlung des Malteserkreuzes. Damit erreicht man, dass die Antriebsscheibe bis zu zwei volle Umdrehungen machen kann, ohne die Baumscheibe mitzunehmen (vielleicht finde ich irgendwann einmal Zeit, diese Konstruktion genau zu erklären - möglichst mit einer Animation ...). Aus der Stellung des Mitnehmerzapfens - die Du wohl meinst - kann man also nicht schließen, dass die Vorläutedauer kurz ist.

      Tatsächlich sieht man am zweiten Bild des Schrankenantriebs auch verwaschen (mit Kreide notiert??) die Aufschrift 30', was schon stark darauf hindeutet, dass der Schranken 30 Sekunden Vorläutedauer hatte!

      Und nein, der Motor wurde von der Fdl aus bedient, über die Zupftaste, die man im zweiten Foto etwas links der Mitte sieht, unter der Aufschrift "Schranken 2".

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    2. Auf dem Bild 12 erkennt man, dass der Mitnehmerzapfen nicht eingezogen ist. Das macht der Mitnehmerzapfen, wenn die Antriebsscheibe beim Öffnen eine volle Umdrehung gemacht hat. Zuerst löst der Mitnehmerzapfen die Verbindung zur Baumscheibe, wenn die Antriebsscheibe eine Umdrehung gemacht hat, wird der Mitnehmerzapfen soweit eingezogen, dass man das Verbindungsstück nicht mehr sieht. Beim Schließen natürlich umgekehrt. Vom Stand der Antriebsscheibe her sollten es nach deinen Schilderungen über eine volle Umdrehung sein. Die Vorläutedauer wäre eher 35 Sekunden als 30 Sekunden. Aber an der Stellung des Mitnehmerzapfens am Bild 12 erkennt man, dass die Antriebsscheibe sicherlich keine volle Umdrehung gemacht hat.

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    3. Irgendwo "sind wir auseinander": Was meinst Du mit "Mitnehmerzapfen eingezogen"? Im Bahnschranken-Thread des EBFÖ hat Thyristor eine kompakte Erklärung des Ablaufs gegeben (den Mitnehmerzapfen bezeichnet er dort mit "Bolzen"; was ist Dein "Verbindungsstück"? Ist das das Kleeblatt?). Weil das Thema aber interessant ist, versuche ich eine Animation dieses Antriebs hinzukriegen - dann können wir's daran noch einmal diskutieren.

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    4. Anonym hat schon recht. Der Bolzen des Vorläuterades greift nach dem Vorläuten in das Kleeblatt ein. Auf dem Foto steht dieser Bolzen kurz vor dem Kleeblatt. Also fast keine Vorläutezeit. M.Aigner

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    5. Ich halte mal dagegen - der Kleeblatt-Antrieb kann mehr als eine Umdrehung. Um das zu erklären, habe ich nun ein Posting mit Animationen verfasst - wichtig für die Diskussion hier ist der Abschnitt "Langes Vorläuten". Vielleicht lieg' ich ja falsch - dann bitte um Aufklärung!

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    6. Ich habe das im Bild sichtbare Sperrstück, wie ich im Posting gelesen habe gemeint. Ich habe vorher geglaubt, dass das Sperrstück der Mitnehmerzapfen ist. Wenn man die Stellung des Mitnehmerzapfens und des Sperrstückes sieht, kann man daraus schließen, dass der Schranken fast gleich nach dem Beginn des Vorläutens schließt.

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    7. Ich habe nun den Schrankenfotos Bezeichnungen "Schr.1" bis "Schr.7" gegeben, damit wir sie ordentlich identifizieren können (sie sind übrigens nicht in der Reihenfolge der Aufnahmen angeordnet, sondern aus irgendeinem Grund ziemlich durcheinander).

      Ich denke, wir reden vom Foto Schr.3. Dort ist der Schranken offen, weil man ja rechts die Kurbel sieht. Ich sehe dort aber kein Sperrstück - es müsste schon deutlich als "U" sichtbar sein! -, auch nicht auf dem Originalscan (ich habe ihn einmal unter http://www.haraldmmueller.de/eb/1700-048.jpg hingestellt, wenn Du oder sonstwer ihn noch genauer betrachten will). Was man schwach sieht, ist meiner Meinung nach der Rand des Rades, auf dem das Sperrstück angebracht ist - man sieht diese Räder schön auf der "Schutthalde" in diesem Posting von Ried im Innkreis.

      Daher meine ich, dass das Sperrstück so weit nach innen gedreht ist, wie am Anfang der Animation unter "Langes Vorläuten" im "Kleeblatt-Posting" zu sehen. Das bedeutet dann aber eben, dass der Mitnehmer noch eine volle Umdrehung laufen kann und daher die VD um die 35' ist.

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  2. Ich sehe aber schon das Sperrstück. Es sieht genau so aus wie bei dem im "Kleeblatt-Posting" gezeigten Schranken von Fels

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    1. Mhm - ich sag nicht, dass es nicht da ist - ich bin nur vielleicht etwas "zu blind" ... und hab auch (mehr oder weniger) gern unrecht!

      Sei's wie's sei - jedenfalls habe mich Deine Fragen und Anmerkungen dazu gebracht, die Animationen dieses Antriebs zu machen, damit auch andere sehen, was da im Inneren abläuft. Insofern danke für den "Forschungsantrieb"!

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