Samstag, 17. November 2012

Die Schwarz-Weiß-Trennlinie auf Stellgewichten österreichischer Weichen, Teil 2

Setzen wir unsere Betrachtung von Weichengewichten nach dem ersten Posting einmal mit Normalbauarten fort: Die Spitzenweiche 1 in Wolfsberg steht hier in der Grundstellung. Die zwei Riegelschlösser ermöglichen ein Sperren in beiden Stellungen. Die Trennlinie liegt, wie in Österreich weitgehend üblich, in der Verlängerung des Stellhebels:

Weiche 1, Wolfsberg, 26.4.1987

Hier sieht man von vorne nach hinten die Weichen 5 (teilweise), 4 (links) und 3 beim Stellwerk 1 in Friedberg. Die Schutzweiche 3 steht – für eine Ein- oder Ausfahrt – gegen die Grundstellung, die anderen beiden in der Grundstellung. Die Trennlinien folgen auch hier der Stellhebelverlängerung:

Weichen 3, 4 und 5, Friedberg, 27.9.1986

Vor dem Stellwerk 2 in Friedberg sieht man hier die Außenbogenweiche 53 in der Grundstellung. Auch hier ist die Trennlinie zwischen schwarz und weiß in der Stellhebelverlängerung. Selten gesehen: Die Aufschrift der Weichennummer am Stellgewicht (die alte V2 von 1962 enthielt so ein Gewicht bei den Bildern zur Erklärung der Weichensignale!):

Weichen 53, Friedberg, 27.9.1986

Auch die folgende Weiche (deren Nummer ich leider nicht notiert habe) steht in der Grundstellung und hat eine Trennlinie in der Stellhebelverlängerung. Schön sichtbar sind die Teilenummer und das Herstellerzeichen auf dem Gewicht.
Interessant ist die "zugesägte" Stützgabel: Normalerweise dienen diese Gabeln zur Begrenzung der Bewegung des Gewichts bei fernbedienten Weichen (mehr dazu im nächsten Posting). Hier wurde eine solche Gabel an einer ortsbedienten Weiche missbraucht, um den Bewegungswinkel des Gewichts etwas zu verkleinern – der Grund ist mir nicht klar. Dass das Gewicht andernfalls bei Minusstellung in den Lichtraum des benachbarten Gleises geragt wäre, halte ich eher für unwahrscheinlich. Wollte man es höher stehen lassen, damit Verschieber es besser sehen und nicht so leicht drüberstolpern?

Weiche, Wien Donaukaibahnhof, 5.11.1986

Hier sehen wir wieder eine Weiche mit Platzproblem: Der Antrieb dieser Weiche mit Hakenverschluss ist "um die Ecke gebaut". Zusätzlich ist wegen des Platzproblems das Weichensignal erhöht – erstens würde es weiter unten gegen die Stützmauer anschlagen, und zweitens wäre es in der gemauerten Nische nicht gut sichtbar. Auch hier sieht man am Stellhebel eine der erwähnten Stützgabeln montiert, diesmal vollständig – allerdings verkehrt (auf der Außenseite), sodass sie wirkungslos ist! Ich kann mir keinen anderen Grund dafür vorstellen, als dass der Hebel so im Lager lag und sich jemand die Arbeit des Abmontierens der Stützgabel ersparen wollte. Ich kann mich allerdings erinnern, dass ich solche unnötigen Stützgabeln öfter gesehen habe ...

Weiche 31, Simmering Ost, 29.11.1986

Und hier kommt endlich der Dampfkran! Wir konzentrieren uns natürlich auf die ganz normale ortsbediente Weiche, die er gleich befahren wird (Grundstellung; Trennlinie in der Stellhebelverlängerung, aber hier tatsächlich auch waagrecht, weil der Hebel so tief unten liegt) – oder ist der Kran doch interessanter?

Dampfkran 9766 042 (ÖBB 966.402) der Zfl. Innsbruck, Villach Westbf, 16.2.1987

Seine Arbeit hat der Kran ein Stück weiter vorne verrichtet, und sie kann nicht allzu schwer gewesen sein, da keine Stützen ausgefahren worden waren. Fast unter dem Ausleger steht hier das Weichensignal einer weiteren ortsbedienten Weiche, deren Nummer ich auch nicht weiß. Hier ist, diesmal besser sichtbar als in Bad Aussee, ein Fahrleitungsende-Signal am Weichenkörper angebracht, weil das ablenkende Gleis keine Oberleitung hatte. Die Trennlinie ist auch hier in der Stellhebelverlängerung und waagrecht:

Dampfkran 9766 042 (ÖBB 966.402) der Zfl. Innsbruck, Villach Westbf, 16.2.1987

Weitere Fotos des Krans verheimliche ich noch – sie werden folgen, wenn ich einen Text über den Villacher Westbahnhof schreibe! Diesen Text gibt es nun hier.

Weichen haben ja in der Regel in der Grundstellung zu stehen, wenn sie nicht für eine Fahrt in der anderen Stellung benötigt werden. Ein Betriebskontrollor konnte ziemlich grantig werden, wenn in einem Bahnhof, auf dem sich nichts bewegte, Weichen falsch herum standen. Hier sehen wir aber so ein Beispiel: Im Bahnhof Gurten fährt hier längere Zeit keine Fahrt ins Ladegleis – trotzdem steht die Mittelweiche 4 dorthin nicht in der Grundstellung. Gibt es einen Grund dafür?

Weiche 4, Gurten, 20.2.1987

Ja, den gibt es: Hier sehen wir den leeren Bahnhof von der anderen Seite. Auf dem Ladegleis mussten einige Wagen so aufgestellt werden, dass sie nicht grenzfrei auf der Mittelweiche standen. In diesem Fall muss die Weiche in der Ablenkung stehen bleiben, damit sie nicht versperrt werden kann, sodass keine Zugfahrten auf dem geraden Gleis 2 stattfinden können (allerdings waren zu diesem Zeitpunkt Zugfahrten auf Gleis 2 in Gurten gar nicht mehr möglich – aber dazu mehr im zukünftigen Posting über diesen Bahnhof):

Nicht grenzfrei aufgestellte Wagen, Gurten, 20.2.1987

Neben der weiß-schwarzen Markierung und dem A gab es noch eine dritte mögliche Kennzeichnung von Weichengewichten. Ich zitiere die V3 von 1962, Punkt 36 "Weichen ohne Spitzenverschluss (roter Eckanstrich)":
Örtlich bediente Weichen, für die wegen ihrer Bauart ein Spitzenverschluß vorgeschrieben ist, sind bei Fehlen eines solchen durch roten Eckanstrich im weißgestrichenen Teil des Stellgewichtes gekennzeichnet.
Ein Beispiel für so eine Weiche sehen wir hier im Bahnhof Lienz, mit der ursprünglichen Gestaltung der "roten Ecken". Beim Befahren dieser Weiche musste das Stellgewicht festgehalten werden – üblicherweise stellte sich ein Verschieber mit einem Fuß auf den Stellhebel oder den Griff; und natürlich wurden solche Weichen nur langsam, fast im Schritttempo, befahren.
Der Antrieb erfolgt hier wieder über eine Gabel, allerdings ist diese hier nicht, wie üblich, innen und wird vom Stellhebel außen umfasst, sondern umgekehrt umfasst die Gabel den innen liegenden Hebel. Wohl zum Schutz der Wagen der Bahnmeisterei im Hintergrund steht die Weiche entgegen der Grundstellung. Die Trennlinie ist in dieser Stellung tatsächlich waagrecht – aber in der Grundstellung steht sie dann schief zum Boden und schief zum Stellhebel:

Weiche 857, Lienz, Juni 1978

In Gmünd war dieses alte Design durch ein eleganteres ersetzt worden: Die Hälfte gegenüber der schwarzen Seite war noch einmal in zwei Viertel aufgeteilt, eines davon trug die weiße Farbe, das zweite war rot lackiert. Leider weiß ich die Nummer dieser Weiche nicht mehr:

Weiche (und 399.05 vor 71434), Gmünd, 20.7.1979

Und nun eine äußerst rätselhafte Installation: Bei der folgenden Weiche 2S in Brunn-Ma.Enzersdorf ist das Gewicht in senkrechter Stellung angeschraubt! Zuerst dachte ich, dass hier wenigstens ein Vorhängeschloss oder etwas Ähnliches vorhanden wäre, mit dem man diese Weiche stellbar machen könnte – doch das ist nicht so. Ein Schraubenschlüssel (oder zwei) hätte gereicht, um den "gefesselten" Stellhebel zu befreien – aber hat man den beim Verschub immer dabei? Die Weiche hat auch keinen Spitzenverschluss, sondern die Zungen sind direkt verbunden (was man auf dem dritten Bild am besten sieht). Trotzdem fehlt eine rote Markierung am Stellgewicht. Festgehalten wird die Weiche von einem ferngestellten Riegel, der allerdings nur mit der näher liegenden Zunge verbunden ist! Und insgesamt scheint dieses Gleis schon damals in tiefem Dornröschenschlaf gelegen zu sein:

Weiche 2S, Brunn-Ma.Enzersdorf, 1.11.1986

Weiche 2S, Brunn-Ma.Enzersdorf, 1.11.1986

Weiche 2S, Brunn-Ma.Enzersdorf, 1.11.1986

Rot lackiert, allerdings statt der schwarzen Hälfte, waren andererseits die Gewichte der Schleppweichen der alten Pöstlingbergbahn. Sie sind damit die einzigen (mir bekannten) Gewichte ortsbedienter österreichischer Weichen, die nicht schwarz-weiß lackiert waren. Wegen der Lage des Stellhebels, der sowohl die "Stellschienen" vorne wie auch das "Kreuzungsstück" hinten umstellte, konnte hier nicht eine Hälfte "zum Gleis weisen". Aber es wurde auch nicht die Regel verwendet, dass der nicht-weiße Teil dem Erdboden zuweist – tatsächlich scheint dort die Grundstellung durch eine senkrecht stehende Trennlinie gekennzeichnet gewesen zu sein:

Weiche der Pöstlingbergbahn, Linz, 29.8.1984

In der Minusstellung stand die Trennlinie erkennbar "irgendwie":

Weiche der Pöstlingbergbahn, Linz, 29.8.1984

Und zum Schluss noch ein (in Österreich) eher außergewöhnlicher Gewichtsantrieb, nämlich der eines Gleissperrschuhs. Auch er hatte offensichtlich eine Grundstellung, nämlich "aufliegend" (andernfalls hätte es einer Ausnahmegenehmigung der Generaldirektion bedurft). Wieso hier nicht die übliche Konstruktion mit dem "Fühlhebel" verwendet wurde (die sicherstellt, dass der Sperrschuh nicht unter einem Waggon aufgelegt wird), ist mir nicht bekannt:

Gleissperrschuh Sp1, Salzburg Hbf, 17.2.1987

Ein drittes und letztes Posting zu diesem Thema wird sich in Kürze mit den Anstrichen der Stellgewichte fernbedienter Weichen befassen.

3 Kommentare:

  1. Die Fotos von der Weiche 2S aus Brunn-Maria Enzersdorf sind sicherlich nicht vom 1.1.1986. Dazu passt nämlich nicht die Jahreszeit

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gutes Argument. Ich grab nocheinmal in meine Tagebuch nach, ob da was anderes drinsteht ...

      Löschen
    2. ... es ist eine 1 verlorengegangen: Das korrekte Datum war der 1.11.1986 --> korrigiert!

      Löschen