Sonntag, 24. August 2014

Eine sehr komplexe Bahnhofsblockung: Bruck a.d.Leitha - Fahrdienstleitung Pbf, 1987

Bruck a.d.Leitha hatte 1987 eine der kompliziertesten Bahnhofsblockungen, die ich je gesehen habe.

Der Grund dafür war, dass sich dort die Bereiche zweier Fahrdienstleitungen – Personenbahnhof und Frachtenbahnhof – überlappten. Es gab natürlich andere Bahnhöfe mit mehreren Fahrdienstleiungen oder Befehlsstellwerken, wie etwa den Salzburger Hauptbahnhof oder im Bereich der Linzer Verschiebebahnhöfe. Üblicherweise waren aber die Bereiche und Stellwerke, die jeder Fahrdienstleiter kontrollierte, klar voneinander getrennt, sodass solche Bahnhöfe praktisch in eine Menge von zusammenhängenden Bahnhöfen, oft mit dazwischenliegenden Abzweigungen (wie etwa das Stellwerk 21 in Linz), "zerlegt" werden konnten. Obwohl – oder eher weil – Bruck a.d.Leitha gar nicht so groß war, gab es dort aber beim Stellwerk 2 die Situation, dass dieses sowohl
  • für Fahrten auf der östlichen Weichenstraße des Personenbahnhofs 
  • wie auch solche auf der westlichen Weichenstraße des Frachtenbahnhofs verantwortlich war.
(Eine ähnliche Situation gab es übrigens in Bischofshofen, soweit ich das aus diesem meiner Postings erkennen kann).

Im Folgenden versuche ich, das Zusammenwirken der Bahnhofsblockung ungefähr darzustellen. Dabei muss ich zugeben, dass ich beim Stellwerk 3 nicht mehr weiß, wie die Fahrstraßenauflösung funktioniert hat: Erstaunlicherweise fehlen am Blockapparat nämlich Fahrstraßenfestlegefelder für die Fahrten von und nach Nickelsdorf (und auch entsprechende Fa-Felder am Befehlswerk)! Meine Vermutung ist, dass dort im Zuge des Umbaus auf Gleiswechselbetrieb Richtung Parndorf eine Auflösung a la M46 eingebaut wurde, d.h. die Rückgabe des Befehls hat zugleich eine Auflösung bewirkt. Aber mehr dazu später.

Ich beginne hier einmal mit einem Gleisplan der Hauptgleise und Hauptsignale, der die Anlagen im Jahr 1987 wiedergibt (Klick auf das Bild öffnet eine lesbare PDF-Datei):


Der ehemalige Verschiebebahnhof, den die Reichsbahn errichtet hatte, war damals schon weitgehend zu einer Gruppe von Abstellgleisen zusammengeschmolzen. Nur noch von zwei Gleisen aus konnte Richtung Petronell-Carnuntum und Ostbahn ausgefahren werden. Im Personenbahnhof hatte das durchgehende Gleis 4 einem Inselbahnsteig Platz machen müssen. Nur der Frachtenbahnhof hatte tatsächlich noch alle Gleise.

Als nächstes zeige ich Bilder vom Befehlswerk in der Fahrdienstleitung. Zusammen mit den Plan oben kann man sich ungefähr denken, welche Blockfelder mit welchen Stellwerken zusammenspielen – ein Diagramm danach wird das aber genauer zeigen!

Befehlswerk, Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Befehlswerk für Stellwerk 1A, Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Befehlswerk für Stellwerk 1 und 2 (Fahrten Pbf-Nickelsdorf) , Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Signal- und Blockanzeigetafel, Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Befehlswerk für Stellwerk 2 (Fahrten Fbf-Wien), Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Befehlswerk für Stellwerk 3, Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Der große Rankapparat des Befehlswerks, Fdl Pbf, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Hier nun der versprochene Plan der Gruppen von Blockfeldern, die in diesem Bahnhof zusammenarbeiten.
  • Ein roter Pfeil bezeichnet eine Befehlsabgabe von der Fahrdienstleitung an ein Stellwerk und außerdem in den meisten Fällen auch die dazugehörige Fahrstraßenauflösung.
  • Ein oranger Pfeil bezeichnet eine Zustimmungsabgabe. Man sieht, dass für eine Einfahrt in die "Gruppe" beim Stellwerk 2 eine doppelte Zustimmungsabgabe nötig war: Zuerst hat der Weichenposten 3 seine Zustimmung an die Fahrdienstleitung am Frachtenbahnhof gegeben, von dort wiederum gab es dann eine Zustimmung zur Fahrdienstleitung am Personenbahnhof, und von dort ging dann der Befehl an das Stellwerk 2.
  • Ein grüner Pfeil bezeichnet eine Fahrstraßenauflösung, die nicht "parallel" zu einer Befehlsabgabe verdrahtet ist.
(Klick auf das Bild öffnet wieder eine lesbare PDF-Datei)


Mit den einzelnen Stellwerken geht's dann im nächsten Posting weiter – hier noch ein Bild des SpDrS-Stellwerks für die Abzweigung Parndorf. Auf diesem Stellpult wurden auch die Ersatzsignale auf den Signalen beim Stellwerk 3 gestellt – rein prinzipiell könnte auch hier die Fahrstraßenauflösung für dieses Stellwerk stattgefunden haben. Und tatsächlich gibt es hier, links neben den rot unterlegten Gruppentasten für das Ersatzsignal, auch eine mit FGT (oder EGT?) bezeichnete Taste, deren Zweck ich nicht weiß ...

Fernsteuerung Abzw. Parndorf, Fdl, Bruck a.d.Leitha, 24.5.1987

Zuletzt noch ein Bild der ehemaligen Werkslok der Zuckerfabrik, die im Bahnhof als Denkmal aufgestellt war (und die jetzt, glaube ich, in Straßhof steht):

Ehemalige Werkslok der Zuckerfabrik (StEG 4692/1923)

Im nächsten Posting folgen dann Bilder von den Blockanlagen der Stellwerke!

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