Sonntag, 14. September 2014

"Moderne" Sicherungstechnik auf der Mariazellerbahn: Kirchberg a.d.Pielach, 2009 (Fotos von Ph.Ringseisen)

Ich unterbreche für ein Posting meine Berichte von 1987, weil mir Philipp dankenswerterweise eine Reihe von Fotos zukommen lassen hat, die perfekt zu ein paar meiner Postings passen. Die Fotos aus Kirchberg an der Pielach (an der Mariazellerbahn) zeige ich in diesem Posting, die anderen habe ich an folgenden Stellen untergebracht:
Aber nun zu Philipps Fotos von Kirchberg a.d.Pielach:

Die Sicherungsanlage des kleinen Bahnhofs ist gar nicht so einfach aufgebaut: Sie besteht aus
  • einer kleinen EM5007-"Hebelbank" mit zwei Knaggen zum Stellen der elektrischen Spitzenweichen,
  • einem Zentralschloss für die Herstellung der Abhängigkeiten zu Fahrstraßenschlüsseln,
  • zwei Ff-Feldern zur elektrischen Festlegung der Fahrstraßen
  • sowie einer Bedien- und Anzeigepult für die Signale.
Die folgenden drei Bilder zeigen diese vier Systemteile.

EM5007-Schalterwerk und Ff-Felder, Fdl, Kirchberg a.d.Pielach, 21.4.2009 (Foto: Philipp Ringseisen)

Zentralschloss, Fdl, Kirchberg a.d.Pielach, 21.4.2009 (Foto: Philipp Ringseisen)

Signalanzeige- und -bedientafel, Fdl, Kirchberg a.d.Pielach, 21.4.2009 (Foto: Philipp Ringseisen)

Es ist ziemlich sicher, dass die Fahrstraßenfestlegefelder und die Weichenknaggen nicht direkt mechanisch abhängig waren – anders gesagt, man hätte die zwei Ff-Felder auch irgendwo anders hinstellen können. Aus dem abgesplitterten grünen Lack rund um Schlüssellöcher kann man nämlich erkennen, dass alle diese Schlösser regulär benutzt werden, und daraus ergibt sich folgender Ablauf für eine Einfahrt:
  1. Zuerst werden die beiden elektrischen Weichen mit den Knaggen passend gestellt.
  2. Danach können die entsprechenden Schlüssel unterhalb der Knaggen herausgenommen und am Zentralschloss eingesperrt werden.
  3. Wenn dort auch die passenden Schlüssel für die anderen Weichen bzw. den Sperrschuh umgesperrt sind, kann der Fahrstraßenschlüssel für die gewünschte Fahrstraße entnommen werden ...
  4. ... und im passenden Fahrstraßenfeld umgesperrt werden.
  5. Nun kann dieses geblockt werden – damit ist der Schlüssel und damit die Fahrstraße elektrisch festgelegt.
  6. Dadurch leuchtet auf der Signaltafel die entsprechende "FF"-Lampe (Fahrstraßenfestlegung) auf, und ...
  7. ... nun kann endlich (bei einer Einfahrt) das passende Einfahrsignal mit SGT (rechte Taste im roten Bereich oben) und Signaltaste (direkt neben dem Signal) auf Frei gestellt werden.
Die Zugfahrt wirft das Signal auf Halt und gibt die Fahrstraßenauflösung frei (vermutlich durch Freifahren der isolierten Spitzenweiche), sodass die jeweilige "FAT" (Fahrstraßenauflösetaste) unterhalb des Ff-Feldes aktiv wird. Mit einem Induktorimpuls kann das Ff-Feld entblockt werden, und nun geht es umgekehrt wie oben wieder in die Grundstellung zurück:
  1. Schlüssel raus aus Ff-Feld, ...
  2. ... rein in Zentralschloss, dort ...
  3. ... Weichenschlüssel raus ...
  4. ... rein unter Weichenknaggen ...
  5. ... und Weiche in Grundstellung (wenn sie nicht schon dort war).
So geht das, und es freut mich, dass ich hier nun ein Posting ganz mit Aufnahmen eines ebenfalls Stellwerksinteressierten bestreiten konnte!

Update 18.9.2014: Ein wenig weitere Info gibt's in diesem Posting im eisenbahnforum.

2 Kommentare:

  1. Habe diese Sicherungstechnik im Bhf. Kirchberg noch "live" miterlebt. Die Fahrstraßenfestlegung erfolgte wirklich wie beschrieben. War doch ganz schön kompliziert. Einzige Ergänzjng: beide Bahnhofsköpfe verfügten über Achszähler (Bauart ITT) - das Achszählgrundstellungszählwerk zeigte dort beachtliche 6593 - die kleinen Räder mancher Fahrzeuge der MzB und die Magnetschienenbremse der 4090 führten zu sehr häufigen Störungen.. Fotos von Kirchberg und aus Klangen (baugleiches Stellwerk) könnte ich bei Interesse zur Verfügung stellen.

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    1. Besten Dank - Philipp hat übrigens noch angemerkt: "Interessant wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass die Fünfte auch ein Hauptgleis war und signalmäßig befahren werden konnte - nur eben erst nach einem Fußmarsch zu den schlüsselgesperrten Weichen 3 bzw. 53. Klangen war übrigens praktisch baugleich wie Kirchberg, nur eben mit kleinerem Zentralschloss und nur einem Hauptgleis."
      Und ja, weitere Fotos aus Kirchberg sowie welche aus Klangen würden mich interessieren - dann wären sie auch hier an einer Stelle vereint ...
      H.M.

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