Samstag, 26. August 2017

Ein Stellwerk der Bauart "5008": Leoben, 1988

Ich bin mir ja sicher, dass es sich hierbei um einen örtlichen Witz handelte – aber das war lokal eine Bezeichnung für dieses Befehlswerk, das in einer ganz unerwarteten Farbe daherkam. Dem Vernehmen nach hatte der Innenarchitekt, der für den Umbau der Fahrdienstleitung verantwortlich war, diesen weißen Anstrich gefordert – und bekommen, obwohl eigentlich festgelegt war, dass Blockkästen immer grün zu streichen waren (wobei's auch einzelne mit grauem Schlaglack gab). Auch die Aufstellung auf drei schmalen Beinen gab dem Apparat eine gewisse Eleganz:

Befehlswerk, Fdl, Leoben Hbf, 23.12.1988

Hier sieht man die rechte Seite des Befehlswerks, mit einer freigegebenen Einfahrt von Bruck an der Mur:

Befehlswerk, Fdl, Leoben Hbf, 23.12.1988

Die Signalanzeige war gegenüber dem Blockapparat unterhalb des Fensters montiert worden, wo sie der Fahrdienstleiter von seinem Schreibtisch aus im Blick hatte. Als Besonderheit ist nur zu sehen, dass es Richtung Niklasdorf die Möglichkeit gab, am Streckenblock die Richtung am linken Gleis umzudrehen:

Signalanzeige, Fdl, Leoben Hbf, 23.12.1988

Am Weg zum Stellwerk 1 habe ich, durch genügend Lampenmasten zerschnitten, eine Doppeltraktion dieser zwei alten Rösser aufgenommen:

Zweimal 1245 mit einem Sammler, Leoben Hbf, 23.12.1988

Am Stellwerk 1 stand diese vollkommen typische 5007er-Anlage. Auf den Gleisen 1 und 4 befanden sich zwei Weichen innerhalb der Ausfahrsignale, daher waren für Fahrten auf diesen Gleisen auf der anderen Seite – also am Stellwerk 2 – Zustimmungen nötig. Am Blockapparat ist (wieder) eine Einfahrt von Bruck her zu sehen – das Be-Feld ist weiß, d.h. der Befehl zur Einfahrt "steht", und am unteren Rand des Bildes sieht man den umgelegten Knebel für das Einfahrsignal. Die Tastensperre ist allerdings schon auf weiß gesprungen, d.h. der Zug ist schon eingefahren, und nach der Beobachtung des Zugschlusses kann der Stellwerker nun also den Befehl zurückgeben:

Blockapparat und Hebelbank, Stw.1, Leoben Hbf, 23.12.1988

Hier ist der Knebel für das Signal A wieder in die senkrechte Grundstellung zurückgelegt, und Be- und Ts-Feld sind geblockt, also rot und schwarz. Das Ff-Feld ist aber noch grün, die Fahrstraße ist also vom Fahrdienstleiter noch nicht aufgelöst worden (wegen einem klassischen "Blitzfehler" erkennt man die Farben der Felder nicht so gut):

Blockapparat, Stw.1, Leoben Hbf, 23.12.1988

Während in der Fahrdienstleitung ja auf Design Wert gelegt wurde, war hier die Verkabelung eher rustikal angelegt. Hinter den Kabeln ist die Signalanzeige auf der Gleistafel zu sehen:

Signalanzeige und Stromversorgung, Stw.1, Leoben Hbf, 23.12.1988

Auf dem folgenden Ausschnitt aus der Signaltafel erkennt man die zwei erwähnten Weichen 15 und 16 in den Gleisen 1 und 4. Erstaunlich ist die Bezeichnung des Gleises 9 – insbesondere, weil an dem Gleis ein Verschubsignal mit der Bezeichnung V5a-7a steht:

Ausschnitt der Signaltafel, Stw.1, Leoben Hbf, 23.12.1988

Aus dem hohen Stellwerksturm hatte man einen direkten Blick auf eine Fahrdrahtabspannung. Weit im Hintergrund sieht man Tübbings für den Tunnelbau gestapelt – waren die schon für den Galgenbergtunnel vorgesehen?

Fahrdrahtabspannung beim Stw.1, Leoben Hbf, 23.12.1988

Und wieder einmal ein Überbleibsel aus alten Zeiten: Die Gelenkweiche 21 wurde auch von Zugfahrten befahren, nämlich bei Aus- und Einfahrten auf den Gleisen 8 und 10:

Gelenkweiche 21, Leoben Hbf, 23.12.1988

Hier sieht man das schmale Stellwerksgebäude zwischen der Weiche 21 und dahinterliegenden Abstellgleisen der Bahnmeisterei:

Stellwerk 1, davor Weiche 21, Leoben Hbf, 23.12.1988

Schon vom Stellwerk 2 aus habe ich durch ein paar Fahrleitungen und ziemlich schief die Gleisanlagen aufgenommen:

Bahnhofsgleise, 2067, Leoben Hbf, 23.12.1988

Auch hier stand eine 5007er-Anlage, diesmal mit ein paar großen Madnerhebeln:

Hebelbank, Stw.2, Leoben Hbf, 23.12.1988

Auf der Signaltafel zeigt die Gleisanlage – diesmal heißt das Gleis nach 3 auch wirklich 5. Beim Einfahrsignal von Donawitz her ist angedeutet, dass es auf einem Ausleger montiert ist, was in Österreich sehr selten war:

Signalanzeige, Stw.2, Leoben Hbf, 23.12.1988

Hier sieht man die rechte Seite der Signaltafel noch einmal. Das Verschubsignal V3 steht hier auf "Verschub erlaubt", am zugehörigen Hauptsignalsymbol ist die rote Blende irgendwann herausgefallen, sodass man dort eine nackte Lampe an der Stelle des Rotlichts sieht:

Signalanzeige, Stw.2, Leoben Hbf, 23.12.1988

Der Blockapparat war größer als auf der anderen Seite, weil ja zusätzlich fünf Felder für die eingleisige Strecke nach Donawitz vorhanden waren. Wieder steht hier eine Fahrt, diesmal eine Ausfahrt Richtung Göss – der Knebel R zur Freistellung des Ausfahrsignals ist umgelegt:

Blockapparat, Stw.2, Leoben Hbf, 23.12.1988

Zuletzt habe ich noch eine Aufnahme der Reserve gemacht, die hier Dienst tat.

2067 044, Leoben Hbf, 23.12.1988

Freitag, 25. August 2017

Weiß-grauer DrS-Stelltisch: Mürzzuschlag, 1988

Einen Tag vor Weihnachten war ich kurz in Mürzzuschlag. Ein freundlicher Signalmeister hat mich in den Relaisraum gelassen, wo ich (nur) zwei Bilder aufgenommen habe:

Relaisgestell, DrS-Stellwerk, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Eine Gruppe hatte noch Anhänge von einer Reparatur:

Tauschgruppe, DrS-Stellwerk, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Der "Signalmeister Mürzzuschlag" hatte im April 1988 auf dem angehängten Auftrag vermerkt: "BLR hat Riß" (wenn ich es richtig lese – es gibt allerdings ein BLR I- und ein BLR II-Relais in dieser Gruppe ...):

Reparaturauftrag, DrS-Stellwerk, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Aber hier nun ein Blick auf den zugehörigen Stelltisch. Wieso hier diese erstaunliche Kombination von weißen Leer- und grauen Gleis- und Tastenfeldern benutzt wurde, weiß ich nicht – andere ältere DrS-Stellwerke wie das am Innsbrucker Westbahnhof oder in Wiener Neustadt hatten durchgängig graue Felder:

DrS-Stelltisch, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Die Anordnung der Gleisteile auf der linken Seite ist etwas verwirrend. Von unten nach oben sieht man hier
  • die westliche Seite der Bahnsteiggleise mit den Ausfahrsignalen; beim oberen "Hosenträger" beginnt das Streckengleis Richtung Neuberg an der Mürz;
  • darüber den Rest des westlichen Bahnhofskopfs, mit den links anschließenden Streckengleisen Richtung Bruck an der Mur;
  • unter- und oberhalb davon – als einzelne Gleise dargestellt – die Fortsetzung dieser Streckengleise mit den Signalen des Block Mürzzuschlag 1;
  • ganz oben (mit dem links nach oben geknickten Stückchen) das Streckengleis von Neuberg her, mit dem Einfahrsignal:

DrS-Stelltisch, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Auf der rechten Seite wurden später vier Zugnummerneinwahlfelder Richtung Semmering ergänzt. Die zugehörige Nummerntastatur ist am ersten Bild des Stelltisches ganz rechts zu erkennen:

DrS-Stelltisch, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Und das waren leider alle Bilder dieses DrS-Tisches. Draußen hab ich eine 1042 aufgenommen, die auf ihre Abfahrt gewartet hat:

1042 505, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Die Stellwerkskanzel war mit einer gewissen Nonchalance an das alte Südbahngebäude angeflanscht worden:

Stellwerkskanzel, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Und ein letztes Sicherungsanlagenbild zeigt die Anzeigetafel und eine Schlüsselfreigabe in der Bahnsteigfahrdienstleitung:

Anzeigetafel, Bahnsteig-Fdl, Mürzzuschlag, 23.12.1988

Donnerstag, 24. August 2017

Spätherbst in Innsbruck: Innsbruck Westbahnhof, 1988

Am Westbahnhof in Innsbruck stand damals eine Kombination aus einem DrS-Stellwerk auf der Ostseite und einem EM55 Richtung Landeck. Hier sieht man den DrS-Tisch in der Fahrdienstleitung. Auf der linken Seite dient er zur Bedienung der Weichen und Signale, auf der rechten ist er das Befehlswerk zum Stellwerk 2:

DrS-Stelltisch, Fdl, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Hier sieht man die Befehlsseite des Stelltisches, rechts unten die Darstellung der zwei Streckengleise Richtung Telfs und darunter die Karwendelbahn nach Scharnitz. Wie auf älteren DrS-Stelltischen üblich, sind die Gruppentasten etwas willkürlich in der freien Fläche angeordnet:

DrS-Stelltisch, Fdl, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Hier ist die linke Seite zur Konzertkurve zu sehen (die nach Fritz Konzert, dem damaligen Innsbrucker Stadtbaudirektor – mit Betonung auf der ersten Silbe –, benannt ist). Man erkennt die enorm großen Symbole der Einfahrsignale, die dort sieben Lichtpunkte enthielten:
  • Zwei für das Verschubsignal,
  • zwei für das Ausfahrvorsignal,
  • zwei für das Einfahrsignal
  • und einen für das Ersatzsignal ("29b").
Mir scheint, dass darüberhinaus teils auch Lampenplätze für Vorrücksignal und Ersatzrot vorhanden waren, die aber nicht mehr verwendet waren:

DrS-Stelltisch, Fdl, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Am folgenden Bild sind die Signalsymbole noch einmal im Detail herausvergrößert. Zu erkennen ist auch, dass auf der eingleisigen Strecke vom Frachtenbahnhof kein Einfahrsignal steht, sondern nur eine Kombination aus Ausfahrvorsignal und Verschubsignal mit Bezeichnung r/V3sw ("Ausfahrvorsignal r" und "Verschubsignal am Gleis 3S auf der Westseite", wobei das S wohl für "Streckengleis" steht):

DrS-Stelltisch-Ausschnitt, Fdl, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Verschubfahrt einer 1044:

1044 095, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Weichen im Ortsgüterbereich blieben damals noch handgestellt. Für den Flankenschutz mussten sie aber gegebenfalls mit Riegeln versehen werden:

Stellbock und elektromagnetischer Riegel der DKW 105/106, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Stellbock der DKW 105/106, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

DKW 105/106, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Stellbock und elektromagnetischer Riegel der Weiche 107, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Hier sieht man die Gleistafel auf der Sicherungsanlage am Stellwerk 2. Eine Fahrstraße Richtung Telfs ist noch festgelegt, das Ausfahrsignal ist aber schon auf Halt gefallen, und ganz links sieht man die Rotausleuchtung des Streckengleises durch den ausgefahrenen Zug:

Gleistafel, Stw.2, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Kurz darauf ist eine Ausfahrt Richtung Scharnitz eingestellt, wie man auf diesem Bild des ganzen EM55-Apparats sieht. Außen rechts an ihm ist, wie es das häufiger gab, ein ganz kleines Zentralschloss für ein paar Weichen und Sperrschuhe im Ladegleisbereich angebracht. Der "Fahrstraßen"-Schlüssel, der die Weichen festlegt, ist vorne rechts im Schieberkasten umgesperrt:

EM55, Stw.2, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Hier sieht man die Fahrstraßensignalschalter – der dritte von rechts ist für die Fahrt aus Gleis 2 Richtung Scharnitz umgelegt. Am linken Rand der Gleistafel ist das Streckengleis Richtung Telfs noch immer rot ausgeleuchtet:

EM55, Stw.2, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Und hier ist das Signalsymbol R2 mit dem Grünlicht zu sehen. Die Rotausleuchtungen zeigen, dass alle Gleise hinter den durchgehenden Hauptgleisen belegt sind:

Gleistafel, Stw.2, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Das Stellwerk war in einem dreistöckigen quaderförmigen Zweckbau untergebracht:

Stellwerk 2, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Am Weg zurück habe ich den Bahnhof von der Gleisseite her in der Herbstsonne aufgenommen:

Bahnhof, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Für den Verschub war eine altehrwürdige 1161 eingeteilt:

1161 016, daneben 1044 028, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Und hier sieht man das Gebäude von der Straßenseite:

Bahnhof von der Straßenseite, Innsbruck Westbahnhof, 1.11.1988

Weil ich noch etwas Zeit hatte, bin ich dann eine Runde mit der Einser nach Igls gefahren:

Tw 31 der IVB auf der Linie 1, Igls, 1.11.1988

Tw 31 der IVB auf der Linie 1, Igls, 1.11.1988

Rückfallweiche ("Federweiche") der IVB, Igls, 1.11.1988

Mittwoch, 23. August 2017

Modernisierung im Drautal, 1988

Hier sind Bilder rund um die Umbauten und Elektrifizierungsarbeiten auf der Pustertalbahn. Die Reihenfolge der Bilder in meinen Diakästen ist leider ein ziemliches Durcheinand', und Datumsangaben dazu habe ich auch nicht gefunden – ich kann nur schätzen, wann die Fotos entstanden sind.

Die folgenden Bilder zeigen die beginnenden Umbauarbeiten für den Mittelbahnsteig – es stehen aber noch keine Oberleitungsmasten im ganzen Bahnhof. Die Bilder sind sicher direkt nach unserer Schweizreise entstanden, also in den letzen Tagen des August 1988.

Lienz, Ende August 1988

Lienz, Ende August 1988

Irgendwann vom Herbst 1988 gibt es dann weitere Bilder, diesmal schon mit gespannten Oberleitungsdrähten. Das folgende Bild zeigt das Bahnhofsgebäude meiner Heimatstadt Lienz wenigstens einmal in voller Größe (und Schönheit?):

Bahnhof, Lienz, Herbst 1988

Unter den neuen Oberleitungen fahren noch die 2043er:

2043 076, Lienz, Herbst 1988

Wohl nicht mehr lang musste diese Haltepunkttafel durchhalten:

H-Tafel, Lienz, Herbst 1988

Auch in Innichen waren die Gleichspannungsanlagen schon weitgehend fertig. Vor dem alten Einfahrsignal sind wir hier zum Stehen gekommen:

Einfahrsignal Seite Sillian, San Candido/Innichen, Herbst 1988

Leider stand die Sonne hier ganz falsch, aber bei historischen Aufnahmen kann man sich das nicht aussuchen:

Einfahrsignal Seite Sillian, San Candido/Innichen, Herbst 1988

Zur Bedienung der Formsignale war hier noch die alte SBW500-Anlage in Betrieb, aber ein Relaisstellwerk war schon geplant oder sogar schon im Aufbau – irgendwo habe ich davon ein Bild, aber da muss ich länger danach suchen.

Und zuletzt gibt es diese beiden Bilder vom Jahresende 1988 – der Betrieb Richtung Spittal läuft schon elektrisch, nach Innichen fahren aber noch 2043er:

1042.620, Lienz, Ende Dezember 1988

1042 636, weit hinten 2043 064, Lienz, Ende Dezember 1988