Langen besaß eine elektromechanische Sicherungsanlage in der klassischen österreichischen Anordnung mit einem Befehlswerk in der Fahrdienstleitung und zwei Endstellwerken. Von der Bauart her waren das allerdings Anlagen des deutschen Typs 1912 (oder E43), die von der Deutschen Reichsbahn errichtet worden waren. Langen war einer der wenigen Bahnhöfe, wo die Deutsche Reichsbahn versuchshalber Lichtsignale installierte, die wir weiter unten sehen werden.
Frage 3.1.2016: War das wirklich die Reichsbahn? Lt. Wegensteins neuem Buch zu den Eisenbahnbauten in Österreich 1938 bis 1945 war die Reichsbahn hier in Langen nicht aktiv. Vielleicht hat hier die ÖBB nach dem Krieg Signale "aufgebraucht"?
Hier sieht man das Befehlswerk in der
Fahrdienstleitung. Die roten Schalter dienen zur Befehlsabgabe, die drei blauen Schalter sperren Schlüssel für drei Gleissperrschuhe und zugehörige Weichen.
Befehlswerk, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Oberhalb des Befehlswerks befindet sich die Signalanzeigetafel. Auf das Befehlswerk war ein Bedienpult für die Ersatzsignale auf den Einfahrsignalen sowie die Anzeige und Bedienung des ZG-Blocks aufgebaut. An beiden sieht man, dass im Arlbergtunnel damals schon Gleiswechselbetrieb möglich war – ich nehme an, nicht so sehr um im Normalbetrieb auf zwei Gleisen in die gleiche Richtung zu fahren, sondern um bei Baumaßnahmen im Tunnel Zugfahrten auf einem Gleis trotzdem technisch gesichert abwickeln zu können. Teilweise schön, teilweise nicht so schön sind die Gleislängen in Metern auf dem Gleisplan notiert, auf den Gleisen 1 und 2 übrigens je nach Richtung verschieden:
Signalanzeigetafel und Bedienpult für ZG und Ersatzsignal, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Die Schalter hatten offenbar noch die alte Farbscheiben-Überwachung, die durch Magnete betätigt wurde:
Befehls- und Weichenschalter am Befehlswerk, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Richtung Bludenz reichte je Gleis ein Befehlsschalter für beide Fahrtrichtungen. Richtung Landeck aber waren wegen des Gleiswechselbetriebs natürlich doppelt so viele Schalter nötig. Hier sieht man, dass z.B. bei den Schaltern h3, h5 und h7 durch die Umlegerichtung entschieden wurde, auf welches Streckengleis im Tunnel die Ausfahrt stattfand:
Bedienpult für ZG und Ersatzsignal, Fdl, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Die Signale in Langen waren, wie oben erwähnt, Versuchssignale der Deutschen Reichsbahn. Sie überlebten bis in die 1980er Jahre. Die Unterschiede zu österreichischen Signalen sind auffällig:
- andere Mastform;
- überlange Schuten;
- seitlich versetzte Signalschirme:
Ausfahrsignale H4, H2 und H1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Hinter zwei Ausfahrsignalen sieht man am folgenden Bild das blumengeschmückte Stellwerk 1:
Ausfahrsignale H2 und H1, Stellwerk 1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Im
Stellwerk 1, also auf der Seite Richtung Arlbergtunnel und Landeck, stand dieser Stellwerksapparat. Links sind die sechs Weichenschalter, rechts die Fahrstraßensignalschalter, wieder aufgetrennt nach Richtung:
Stellwerk 1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Auf der Signalanzeigetafel sieht man, dass für die Darstellung des Vorsichtsbegriffes der Vorsignale noch zwei Lampen erleuchtet wurden:
Signalanzeigetafel, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Für den ZG und die Anzeige der Ersatzsignale gab es, ähnlich wie in der Fahrdienstleitung, ein kleines Bedienpult auf dem Stellwerk. Für den Notfall gab es hier (wie zum Beispiel auch
in Bludenz) am Stellwerk eine Rückstellmöglichkeit für Ersatzsignale. Interessanterweise war aber auf die Zwei-Tastenbedienung mit Signaltaste und Gruppentaste verzichtet worden: Es gab nur eine einzelne HaT29 = "Halttaste für das Ersatzsignal", die vermutlich einfach alle eingeschalteten Ersatzssignale löschte. Die Taste war, wie man sieht, normalerweise mit einer Hilfssperre abgedeckt und sowieso nur für den Notfall vorgesehen, sodass die einfachere Lösung kein Nachteil war. Im Gegensatz zur Fahrdienstleitung hatte dieser elektromechanische Apparat übrigens Lampenüberwachung für die Schalter:
Anzeigepult für Ersatzsignale und Isolierabschnittsbesetzung, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Auf diesem Bild sieht man noch einmal die sechs Weichenschalter. Der Bahnhof hatte, wie man an den Herumlackierereien auf den Gleisplänen der Signalanzeigetafeln sieht, früher ein Gleis mehr und daher auch eine Weiche mehr, die offenbar damals die Nummer 8 trug und nun nicht mehr nötig war:
Weichenschalter, Stw.1, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Der entsprechende Apparat am
Stellwerk 2 war viel kleiner, weil es Richtung Bludenz ja nur ein Streckengleis gab:
Stellwerksapparat, Stw. 2, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Hier sieht man die Signalanzeigetafel mit dem Gleisplan:
Signalanzeigetafel, Stw.2, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Weil die Weichen 53 und 54 innerhalb des Ausfahrsignals R2 lagen, musste für eine Einfahrt von Landeck auf die Gleise 2 und 4 eine Zustimmung erteilt werden. Die entsprechende "Zust.Abg.Taste" sieht man auf dem folgenden Bild ganz links oben:
Weichenschalter, Stw.2, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Hier ein Blick auf das Stellwerksgebäude, im Vordergrund die Weiche 57:
Stellwerk 2, Langen am Arlberg, 11.8.1985
Und hier noch das Bild eines talfahrenden Zuges. Man sieht noch einmal, dass das Ausfahrsignal R
2 hinter den Weichen 53 und 54 steht; und dass auf dem Gleis 4 gar kein Ausfahrsignal vorhanden war, sondern der Fahrweg durch eine E-Tafel abgeschlossen war. Auch auf dieser Seite waren noch die Reichsbahn-Signale mit den seitlich versetzten Schirmen vorhanden:
Zweimal 1044 vor einem Schnellzug (die zweite läuft kalt mit), Langen a.A., 10.8.1985