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Montag, 5. März 2018

Straßhof, Oktober 1989

Manchmal ist die Reihenfolge der Fotos in meinen Diaarchiven etwas durcheinander – deshalb kommen nun Fotos aus Straßhof vom Oktober 1989.

Straßhof hatte nur zwei Endstellwerke, davon war das Stellwerk 1 das Befehlsstellwerk. Das folgende Bild der Anzeigetafel zeigt, dass alle Weichen mit elektrischen Antrieben ausgestattet waren, sodass auf der "Hebelbank" kein einziger Hebel mehr vorhanden war. Außerdem sieht man, dass hier auf beiden Seiten Gleiswechselbetrieb eingerichtet war, was eine enorm große Anzahl von Fahrstraßen zur Folge hat. Und die zugehörigen Knebel waren ziemlich trickreich bezeichnet und angeordnet, wenn ich die Aufschriften richtig interpretiere:
  • Zuerst einmal muss man zwischen der oberen Reihe und der unteren Reihe unterscheiden: Oben waren die Knebel für die Fahrten von und nach Floridsdorf angebracht; die Bezeichnungen der Fahrstraßen sind zum Teil auf dem grauen Kasten der Signal- und Weichenanzeigen angebracht, zum Teil auf waagerecht montierten Schildchen. Rechts daneben befanden sich die Knebel der Verschubsignale. Die untere Reihe enthielt die Knebel für die Freigabe der Fahrstraßen am Stellwerk 2, also Richtung Deutsch Wagram. Rechts waren in dieser Reihe die Knebel für die Weichen des Stellwerk 1 montiert.
  • Die Fahrstraßenknebel für beide Stellwerke waren gleichartig und interessant aufgeteilt: Für die Gleise 1 und 3 gab es jeweils vier Knebel – je einen je Streckengleis und je Fahrtrichtung. So war der linksäußerste Knebel der oberen Reihe für die Einfahrten vom Floridsdorf vom Streckengleis 1 her zuständig – je nach Umlegerichtung wurde in Gleis 1 oder 3 gefahren. Der Knebel daneben war für die Ausfahrten auf Streckengleis 1, daneben kamen die Fahrten von und nach Streckengleis 2.
  • Für die Fahrten auf den Gleisen 2 bis 8 war die Sache komplizierter: Hier mussten jeweils zwei Knebel umgelegt werden: Der linke Knebel wählte jeweils das Bahnhofsgleis und die Fahrtrichtung (also Einfahrt oder Ausfahrt) aus; der rechte Knebel wählte das Streckengleis und nocheinmal Ein- bzw. Ausfahrt aus. Die entsprechenden Schieber waren offensichtlich entsprechend gegeneinander mit Abhängigkeiten versehen, sodass keine unsinnigen Kombinationen (zugleich Ein- und Ausfahrt) eingestellt werden konnten. Man kann sich überlegen, wieviele Knebel man sich durch diese "Doppelknebelauswahl" erspart hat: Die Alternative wäre gewesen, auch hier je Streckengleis Knebel für die Gleise 2 bis 8 vorzusehen. Das hätte insgesamt 2 Knebel (für die Auswahl eines aus den vier Gleisen 2, 4, 6 und 8) mal 2 (Ein/Ausfahrt) mal 2 (Streckengleis 1 oder 2) erfordert, also 8 – statt der 6, die tatsächlich vorhanden waren. Dass die Ersparnis von nur zwei Knebeln Grund genug für eine solche komplizierte Anordnung war, erstaunt doch (es mag aber sein, dass die begrenzende Größe die Anzahl der Schieber war, dass also die 8 Knebel einen signifikant größeren Schieberkasten benötigt hätten).
Signalpult und Fahrstraßenknebel, Stw.1, Straßhof, 26.10.1989

Das folgende Bild zeigt rechts außen auch den Blockapparat. Die vier linken Felder für die Kommunikation mit dem Stellwerk 2 sehen aus wie die üblichen Felder für eine zweigleisige Strecke (Ba – Fa – Fa – Ba), tatsächlich sind sie aber wegen des Gleiswechselbetriebs anders bezeichnet und auch geschaltet: Unter den linken zwei steht "gegen Strgl. 2", die rechten entsprechend "gegen Strgl. 1". Die Auswahl, ob damit eine Ein- oder Ausfahrt entsperrt bzw. festgelegt wird, erfolgt nur über Kontakte an den passenden Knebeln. Ganz rechts außen sind die beiden Ff-Felder für die Fahrstraßenfestlegungen des Stellwerks 1 selber angebracht:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Straßhof, 26.10.1989

Hier ist noch einmal ein Ausschnitt des Anzeigepults zu sehen, das die ÖBB selbst gebaut hat:

Signalpult, Detail, Stw.1, Straßhof, 26.10.1989

Die moderne Technik beginnt Einzug zu halten: Auf diesem Bildschirm der Zugnummernmeldeanlage (die korrekte Bezeichnung weiß ich leider nicht mehr) sieht man die Position einer ganzen Reihe von Zügen – alle mit Schnellbahnnummern:

Zugnummernmeldeanlage, Stw.1, Straßhof, 26.10.1989

Eine 4020er-Doppelgarnitur ist hier am Gleis 2 stadteinwärts unterwegs. Der weiße Anstrich am Fahrleitungsmasten war das alte Kennzeichen für ein Bauteil, das sich dem Lichtraum zu weit nähert (wenn es in den Lichtraum hineinragt, dann wurde eine rote Zickzack-Linie angebracht). Weit im Hintergrund sieht man schon das Stellwerk 2:

4020.055+4020, Straßhof, 26.10.1989

Und hier sind wir am Stellwerk 2. Am Blockapparat sieht man die sechs Felder der "zwei eingleisigen Strecken" in "Sparausführung" (d.h. mit einem gemeinsamen Ba-Feld für Ein- und Ausfahrten):

Blockapparat, Stw.2, Straßhof, 26.10.1989

Die "Hebelbank" ist hier gar nicht mehr ein klassisches 5007er-Untergestell, sondern die ganze Anlage ist wie bei Befehlswerken auf einen Holzunterbau gestellt. Links sieht man sechs Knebel für Verschubsignale, rechts sieht man oben die Reihe der Fahrstraßenknebel, unten die Knebel für die Weichen. Die beiden Knebel am linken Ende dieser Reihe dienen der Ortsfreigabe der Weiche 60 und des Sperrschuhs 4:

Blockapparat und Hebelbank, Stw.2, Straßhof, 26.10.1989

Das Signalpult sieht mit seinen einzelnen Lämpchen schon fast modellbahnmäßig aus – allerdings würden sich auf einer Modellbahn kaum Umschalter und Anzeigen für Nacht/Tag (um die Blendwirkung der Signallampen zu reduzieren) oder für Ersatznetz, Ortsnetz, Stromversorgungsstörung und Erdschluss finden:

Signalpult, Stw.2, Straßhof, 26.10.1989

Hier sehen wir das kleine Stellwerk von außen:

Stellwerk 2, Straßhof, 26.10.1989

Die vollkommen reguläre Weiche 66 mit einem Siemensantrieb hat ein eigenes Bild bekommen:

Weiche 66, Straßhof, 26.10.1989

Gegen die Sonne kommt mir ein Leerwagenzug entgegen:

1063.036, Straßhof, 26.10.1989

Und in der Gegenrichtung nähert sich eine 1044 mit einem Zug aus (damals noch) der Tschechoslowakei:

1044.041, Straßhof, 26.10.1989

Im Vordergrund sieht man hier die Weiche 60, in dem Kästchen befindet sich das Freigabeschloss für den Weichenschlüssel, das mit dem oben erwähnten Knebel im Stellwerk 2 verbunden ist:

1044.041, Straßhof, 26.10.1989

Exakt im richtigen Moment, als die Lok zwischen den Pfeilern der alten Überführung zum Heizhaus hervorkam, habe ich hier abgedrückt:

1044.041, Straßhof, 26.10.1989

Vermutlich eine einmalige Kombination: Verschubhalttafel und Kulturdenkmal auf einem Schild:

Verschubhalttafel, Straßhof, 26.10.1989

Ein Stück weiter kam uns bei strahlendem Sonnenschein dieser 4020 entgegen:

4020.045, Straßhof, 26.10.1989

Nicht mehr ganz Eisenbahn – aber immerhin noch mit einem Gleis im Vordergrund:

Ein Baum, Straßhof, 26.10.1989

Erstaunlich, was man sich damals leisten konnte: Hier stehe ich praktisch am Gleis – keine Polizei wurde verständigt, nicht einmal das Signalhorn hat der Lokführer betätigt:

1044.036, Straßhof, 26.10.1989

Da ist ein Lamperl ausgefallen:

Einäugiges Einfahrvorsignal a von Straßhof, Straßhof, 26.10.1989

Einäugiges Einfahrvorsignal a von Straßhof, Straßhof, 26.10.1989

Der Baum von vorher hat mich offenbar fasziniert – hier darf er sich die Szene mit einem 4020 teilen:

4020.079 und der Baum, Straßhof, 26.10.1989

4020.079 und der Baum, Straßhof, 26.10.1989

Und zuletzt: Mir scheint, dass hier ein Selbstblock neu errichtet worden war, dessen Vorsignal a1 man auf dem letzten Bild mit der 1044 sieht. Das alte Blocksignal (von Silberwald?) stand noch, war aber mit einem Ungültigkeitskreuz versehen worden:

Altes Blocksignal A1, ca. km 27 der Nordbahn

Sonntag, 4. März 2018

Drei übriggebliebene Bilder aus dem Dezember 1989

In Salzburg waren die Signale noch nach den BBÖ-Richtlinien aus den Dreißigerjahren bezeichnet:

Ausfahrsignal 2,4A6, Salzburg Hbf, Dezember 1989

Und in Matzleinsdorf habe ich zweimal abgedrückt:

Gleisanlagen, Matzleinsdorf, Dezember 1989

6020.037, Matzleinsdorfer Platz, Dezember 1989