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Montag, 20. Dezember 2021

Das Stellwerkmuseum in Letschin im Oderbruch, 2020 - ein Rundgang mit Bildern, letzte Folge

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Und wieder hat es länger gedauert – aber nun zeigt dieses Posting verschiedene Gleisbildstellwerke im Stellwerksmuseum Letschin, und es ist das letzte der vier Postings über dieses Museum.

Die zwei ersten Bilder zeigen den Fahrdienstraum von Letschin mit der Ausstattung, als dort noch ein Fahrdienstleiter seinen Dienst versah. Der Großteil der Geräte am Schreibtisch sind Telefonanlagen in verschiedenen Ausführungen, daneben aber auch schon ein Bildschirm und zwei kleine Bedienpulte, übereinander angeordnet in einem Fichtenholzregal. Im Hintergrund sind weitere typische Einrichtungen zu erkennen, von Weichen- und Schrankenkurbel über einen Schaltschrank für Weichenheizungen bis hin zu plombierten Ersatzschlüsseln:

Fahrdienstraum, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Das folgende Bild zeigt den Arbeitsplatz von der anderen Seite. Die Funktion der Bedienpulte ist schwer zu erkennen – handelt es sich um Blockbedienungen oder Bahnübergänge? Im Hintergrund jedenfalls sieht man den EZMG-Stelltisch des ehemaligen Letschiner Bahnhofs:

Fahrdienstraum, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und hier ist der Stelltisch aus der Nähe zu sehen. Die Gleisanlage ist extrem einfach: Ausweichgleis an eingleisiger Strecke:

EZMG-Stelltisch ex Letschin, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

EZMG-Stelltisch ex Fahrdienstraum Letschin, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Hier ist ein weiterer EZMG-Stelltisch, diesmal aus Neutrebbin, dem Nachbarbahnhof von Letschin:

EZMG-Stelltisch ex Neutrebbin, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

EZMG-Stelltisch ex Neutrebbin, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Für eine Modellbahn wurde dieser EZMG-Stelltisch umgebaut, sodass er sich hier mit diversen Ausleuchtungen präsentieren kann:

Umgebauter EZMG-Stelltisch für Modellbahn, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Umgebauter EZMG-Stelltisch für Modellbahn, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und noch ein letztes EZMG-Stellpult, das einmal in Sietzing stand. Davor liegen diverse große Relais – zwei davon sind m.E. Motor-Dreilagen-Relais, die anderen zum Großteil wohl Schwerkraftrelais, wegen ihrer großen Ausmaße:

EZMG-Stelltisch ex Sietzing, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

EZMG-Stelltisch ex Sietzing, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Die folgenden drei kleinen Pulte sind (meine ich) Fernsteuerpulte, die wohl in Neutrebbin gestanden sind:

Gleisbildpulte ex Schönfließ Dorf, Wriezen und Niederfinow, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Hier sind die drei Pulte noch einmal im Detail herausvergrößert:

Gleisbildpult ex Schönfließ Dorf, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Gleisbildpult ex Wriezen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Gleisbildpult ex Niederfinow, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Aber jetzt etwas Größeres: Dies ist der Stelltisch des Wärterstellwerks Kwm aus Königs Wusterhausen, der dort von 1951 bis 2006 seinen Dienst tat. Diese erste Bautype von Gleisbildstellwerken bei der Deutschen Reichsbahn hatte die Bezeichnung GS 0:

GS0-Stelltisch ex Kwm Königs Wusterhausen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

GS0-Stelltisch ex Kwm Königs Wusterhausen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Die folgende Detailvergrößerung zeigt die aufwendige Schraubenbefestigung der Felder:

Detail des GS0-Stelltischs ex Kwm Königs Wusterhausen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Ebenfalls von der Type GS 0 ist dieser Stelltsich aus Lübbenau-Süd. Aufgrund der Darstellung der Hauptgleise meine ich, dass es sich hier um ein Befehlspult für das Stellwerk "W2" und die Signalbedienung am Stellwerk "B1" handelt. Die Weichenbedienung war einem anderen Stellwerksteil vorbehalten – vielleicht stand hier dafür noch eine mechanische Hebelbank:

GS0-Stelltisch ex Lübbenau Süd, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Hier ist auch noch eine Detailvergrößerung der rechten Seite:

Detail des GS0-Stelltischs ex Lübbenau Süd, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Wo der folgende DrS-Stelltisch einmal stand, ist nicht bekannt. Das Wärterstellwerk dürfte meiner Meinung nach von der Ausfahrgruppe (oder dem Ende der Richtungsgruppe) eines Verschubbahnhofs stammen. Ein Ablaufstellwerk hätte man in der Regel umgekehrt angeordnet, außerdem wäre die Weichenanordnung für einen Ablaufbereich sehr unüblich:

DrS-Stelltisch, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und als letztes Ausstellungsstück sehen wir hier den enormen Stelltisch einer Industrie-Bahn, nämlich das Stellwerk des BASF in Ludwigshafen:

DrS-Stelltisch BASF Ludwigshafen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

DrS-Stelltisch BASF Ludwigshafen, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Am Ende dieses Postings sieht man hier ein Bild "schräg rein" ...,

Ein Blick auf vieles, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

... ein unbekannter Felderblock, der für die Modellbahn verwendet wird, ...

Felderblock, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

... und einige Signale im Außenbereich; das höchste davon ist ein Lichtsignal, das noch von vor 1945 stammt:

Signale, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und zum Abschied eine Sicherungsanlage, die noch richtig in Betrieb ist: Die Strecke durch Letschin wird heute im technisch unterstützten Zugleitbetrieb betrieben, und für zwei schlüsselgesperrte Weichen eines Ausweichgleises gibt es ein kleines Schlüsselwerk, das draußen am Bahnsteig auf einem Ständer montiert ist:

Schlüsselwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Schlüsselwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Schlüsselwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Das war's aus dem Stellwerksmuseum in Letschin – und wenn mein Rücken in Ordnung und Corona umschiffbar ist, fahr ich dorthin!

Montag, 1. November 2021

Das Stellwerkmuseum in Letschin im Oderbruch, 2020 - ein Rundgang mit Bildern, Folge 3

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Die nächste Generation der Stellwerke waren die elektromechanischen. Hier kommt eine Reihe davon.

Ich beginne, wie sich das gehört, mit der Erfinderfirma der elektromechanischen Stellwerke, nämlich Siemens & Halske (S&H). Nach der Urform, die 1894 in Prerau in Böhmen aufgestellt wurde, wurde die Bauform 1901 entwickelt. Man sieht ihr deutlich den obenliegenden Schieberkasten an, der von der mechanischen Bauform 3414 herrührt. Die folgende Anlage stand in Berlin-Halensee:

S&H 1901 ex Berlin-Halensee, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

S&H 1901 ex Berlin-Halensee, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Die nächste Bauform war 1907, davon sieht man hier eine Anlage, die in Eberswalde überlebt hat. Diese Bauform weist mit ihren Drehgriffen schon auf die kommende Standardbauform 1912 hin:

S&H 1907 ex Eberswalde, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und hier schummelt sich schon die nächste und verbreitetste Siemensbauart 1912 daneben:

S&H 1907 ex Eberswalde, links daneben ein unbekanntes S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

S&H 1907 ex Eberswalde, links daneben ein unbekanntes S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Das folgende Bild ist von einer großen 1912-Hebelbank unbekannter Herkunft:

S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Dieses Bild zeigt die Siemensbauart, die bei der Berliner U-Bahn zum Einsatz kam. Gleichartige Anlagen gab es, wie ich vor Jahren dokumentiert habe, auch auf der Wiener Stadtbahn – dort findet man auch einige weitere Erklärungen zu dieser Type. Ob die Bauart wirklich offiziell S&H 1915 heißt, ist (mir) unklar:

S&H 1915 ex Kottbusser Tor (Berliner U-Bahn), Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

S&H 1915 ex Kottbusser Tor (Berliner U-Bahn), Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

In der DDR wurde die Bauart 1912 in den 1970ern noch einmal grundlegend überholt, das Ergebnis wurde als E12/78 bezeichnet:

E12/78 ex Seelow (Mark), Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Offenbar gab es noch weitere Modernisierungsversuche der 1912er (wie das ja auch in Österreich passiert ist, wo in den 1950er Jahren von den Südbahnwerken daraus die Bauart EM55 entwickelt wurde). Hier sieht man eine solche modernisierte Anlage unbekannter Herkunft:

Unbekannte Sonderbauform, abgeleitet von S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Unbekannte Sonderbauform, abgeleitet von S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Unbekannte Sonderbauform, abgeleitet von S&H 1912, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Größere Bahnhöfe erforderten Mehrreihenstellwerke, die als Zwei- oder Vierreihenhebelwerke gebaut wurden (neben dem berühmten Siebenreihenstellwerk in Maastricht), als die Siemens-Stellwerksfertigung Teil der VES war. Hier ist eine Zweireihenanlage aus Berlin-Grünau zu sehen:

VES-Zweireihenhebelwerk ex Berlin-Grünau, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

VES-Zweireihenhebelwerk ex Berlin-Grünau, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

VES-Zweireihenhebelwerk ex Berlin-Grünau, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

In Sachsen gab es den ganz andersartigen "Sächsischen Bahnhofsblocks", der in großen Bahnhöfen mit mehreren Stellwerken einen effizienteren Fahrstraßenaufbau ermöglichte, aber wohl wegen seiner Komplexität sonst nirgends Eingang fand. Hier sehen wir das Befehlswerk eines solchen Sächsischen Bahnhofsblocks aus Dresden-Neustadt, gebaut von Siemens. Der Gestellaufbau sieht verdächtig nach dem oberen Teil eines Siemens-Zweireihen-Stellwerks aus (das seine Basis auch in der S&H 1912-Bauart hat), wie es in Österreich am Linzer Verschiebebahnhof West am Stellwerk 4 stand:

Befehlswerk des Sächsischen Bahnhofsblocks aus Dresden-Neustadt, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Befehlswerk des Sächsischen Bahnhofsblocks aus Dresden-Neustadt, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Neben Siemens gab es weitere Hersteller von elektromechanischen Stellwerken. Hier sehen wir eines der AEG:

AEG-Elektromechanik ex Henningsdorf bei Berlin, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

AEG-Elektromechanik ex Henningsdorf bei Berlin (im Hintergrund S&H 1901 ex Berlin-Halensee), Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Und als letzter Hersteller ist hier Gaselan vertreten:

Unbekanntes Gaselan-Zweireihenstellwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Unbekanntes Gaselan-Zweireihenstellwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Hier hat sich ein Bahnhofsblock der Bauart 51 davorgestellt:

Unbekanntes Gaselan-Zweireihenstellwerk, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Ganz zum Schluss sieht man hier ein weiteres Gaselan-Zweireihenstellwerk, diesmal einen Rangierstelltisch vom Stellwerk Fgw in Frankfurt/Oder:

Gaselan-Zweireihenstellwerk ex Frankfurt/Oder, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Gaselan-Zweireihenstellwerk ex Frankfurt/Oder, Eisenbahnmuseum Letschin, 2020

Das war's mit den elektromechanischen Stellwerken in Letschin; nächstes Mal kommen, wie nicht anders zu erwarten, Relaisstellwerke dran!