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Samstag, 23. April 2011

Sicherungsanlagen gegen Ende ihres Lebens (2) ...

Simmering Verschiebe Abzweigung – eigentlich heißt das ja Abzweigung Kledering. Simmering Verschiebe ist noch in Betrieb, aber die Baumaschinen reißen schon rundherum alles ab – wird ja nächstens zum Einfahrbahnhof des Wunderbahnhofs Kledering. Diesmal ein Samstag – am Wochenende hatte ich die meiste Zeit, Stellwerke abzuklappern; die Fahrdienstleiter sind relativ wenig gestresst, eher schon gelangweilt, und freuen sich über Unterhaltung; und ein BK (Betriebskontrollor) taucht auch eher nicht auf ...

Aber: Das Deckungssignal der Abzweigstelle ist beim vorletzten und letzten Zug auf grün hängen geblieben. Der Fdl hat schon den Signalmeister angerufen – der kommt eine halbe Stunde, nachdem ich aufgekreuzt bin. Er öffnet den Block fachgerecht – nur selten hab ich die Gelegenheit, die Innereien eines 5007er so schön zu sehen (da gibt es auch Dias davon).
Ein gar nicht so langes Suchen und Messen fördert die Ursache zutage: Eine Kontaktfeder an einem Druckstangenkontakt ist abgebrochen und liegt irgendwo unten drin im Block. Sowas hat er natürlich dabei – einmal Kontakt abschrauben, Feder ersetzen, wieder dranschrauben, fertig.

Er erklärt mir auch was: Wieso muss ein Signalmeister immer eine Zehn-Groschen-Münze dabei haben? (wir sind noch lang vor der Euro-Zeit; 10 Groschen ist eine Alu-Münze – sie soll in der Fertigung teurer gewesen sein als ihr Wert ...). Grund: Wenn man auf die Blocktaste drückt, geht die Druckstange genau um den Durchmesser einer 10gr-Münze herunter; und daher lässt sich die Münze elegant zwischen den Druckstangenanschlag und den festen Anschlag klemmen, wenn man in diesem Zustand was rausmessen muss und nicht jemand dabei hat, der die ganze Zeit draufdrücken kann ....

Weil er schon da ist, macht er noch "Augenscheinprüfung" fürs ganze Blockwerk – ein bissl dran wackeln, mit dem Schraubenzieher alle Schrauben nachziehen, die locker sind ... aha, da ist eine ... schauen, ob die Druckstangen leichtgängig sind. Das war's dann, Deckel drauf, Stifte rein, Vorhangsschlösser dran. Der Fdl, der genauso interessiert zuschaut wie ich, meint, dass eh gleich ein Lokzug kommt – da können wir dann ja schauen, ob das Signal wieder will, wie es soll. "Gleich" heißt an einem Wochenende dann schon mal 20 Minuten – so lang tratschen wir halt über irgendwas ... dann kommt die Lok, eine rote 1042, steigt drauf, das Signal fällt auch schön zurück – aber dann löst die Tastensperre (glaub ich) nicht aus.

Was ist jetzt wieder los?

Also Schlösser wieder runter, Frontplatte wieder abbauen und schauen, was da los ist. Wackeln an den Druckstangen – und es ist gleich klar: Die eine lockere Schraube hatte einen guten Grund. Sie war ein kleines Stück zu kurz, oder die Auflage der Welle leicht schräg oder verbogen oder was auch immer – jedenfalls durfte man sie nicht ganz reinschrauben, sondern hat man das ganze Kontaktgestänge "festgenagelt". Und weil – siehe oben, Kledering kommt eh bald – die ganze Abzweigung bald weggerissen wird, samt Block und allem Drumherum, hat sich halt der vorherige Signaler gedacht, dass sich eine ordentliche Reparatur nicht mehr auszahlt.

Ende der Geschichte: Schraube locker gelassen, noch einen Zug abgewartet – alles geht, Signalmeister wünscht noch ein schönes Wochenende, und wir zwei Zuschauer hatten eine Geschichte zum Erzählen.

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