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Mittwoch, 12. September 2012

Deutsche Einheit an der deutschen Grenze: Lochau-Hörbranz, 1985

Lochau-Hörbranz ist der Grenzbahnhof von Bregenz Richtung Lindau. Dort stand 1985 eine deutsche Einheit in der dafür üblichen Aufteilung mit einem Befehlsstellwerk und einem Wärterstellwerk. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt schon österreichische Lichtsignale aufgebaut.

Meine Aufnahmen habe ich im Stellwerk 1 begonnen, das das Befehlsstellwerk war. Auf der Signalanzeigetafel sieht man den Gleisplan des Bahnhofs. Der Zeichner des Plans ging übrigens wie selbstverständlich davon aus, dass es im Ankunftsgebäude (hier erstaulicherweise als "Betriebsgebäude" bezeichnet) ein Befehlswerk gab, und hat daher dort im linken Teil das entsprechende Symbol eingezeichnet:

Signalanzeige, Stw.1, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Hier sieht man die ganze Anlage. Die drei Signalhebel bedienen von links nach rechts
  • das jeweilige Ausfahrsignal (das passende Signal wird über die festgelegte Fahrstraße ausgewählt)
  • das Einfahrsignal A (die Stellung – "Frei" oder "frei mit 40 km/h" – wird ebenfalls über die Fahrstraße ausgewählt)
  • das Einfahrvorsignal a.
Die Signalhebel haben natürlich ihre Seilzüge schon verloren, weil sie ja nur mehr Lichtsignale ansteuern. Die Riegelhebel waren mit einem großen "R" gekennzeichnet (nicht, wie in Deutschland üblich, separat mit römischen Zahlen nummeriert). Die Weichen- und Riegelantriebe waren übrigens (sagt mein Tagebuch) einen Monat vorher gegen österreichische Antriebe ausgetauscht worden.

Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Der Blockapparat hatte damals keinen Felderstreckenblock mehr, sondern nur mehr die Felder für die Bahnhofsblockung:
  • Links zwei Befehlsabgabefelder für die Fahrten Richtung Lindau-Reutin: z für Einfahrten, r1/5 für Ausfahrten.
  • Dann das Fahrstraßenfestlegefeld h Richtung Bregenz, ein Gleichstomfeld.
  • Als nächstes die beiden Zustimmungsempfangsfelder für Einfahrten aus Bregenz.
  • Und zuletzt das Fahrstraßenfestlegefeld für diese Einfahrten.
Richtung Bregenz bestand ein Zeichengabeblock, von dem man ganz oben gerade noch die Anzeige sieht. Richtung Lindau-Reutin bestand Felderstreckenblock, dessen Blockfelder wir gleich auf der Anlage im Stellwerk 2 sehen:

Blockfelder, Stw.1, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Die sichtbaren Blocksperren und Fahrstraßenschieber der deutschen Einheitsstellwerke faszinieren wahrscheinlich jeden, der sie zum ersten Mal sieht – ich habe auch hier wieder je ein Foto davon geschossen. Wenn ich Zeit finde, erkläre ich diese – eigentlich relativ simplen – Sperren einmal generell:

Blocksperren, Stw.1, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Schieberkasten, Stw.1, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Am Weg zum Stellwerk 2 habe ich diese Aufnahme der Ausfahrsignale Richtung Lindau gemacht. Wie bei Richtungsbetrieb üblich, fehlt das Ausfahrsignal für jenes Bahnhofsgleis, das als Fortsetzung das falsche (hier linke) Streckengleis hat, obwohl die Fahrt aus dem Gleis 3 über die Weichenverbindung weit imHintergrund prinzipiell möglich wäre:

R5 und R1, Stellwerk 2, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Hier ist der Blockapparat auf dem Stellwerk 2. Ganz rechts befinden sich Anfangs- und Endfeld des Felderstreckenblocks. Von den drei Feldern links davon sind zwei Befehlsempfangsfelder für die Einfahrten auf Gleis 5 und 3, rechts daneben ist das dazupassende Fahrstraßenfestlegefeld für Einfahrten. Wieder links davon sind zwei weitere Befehlsempfangsfelder für die Ausfahrten r5 und r1 samt Fahrstraßenfestlegefeld. Ganz links außen schließlich ist das Zustimmungsabgabefeld, über das dem Befehlsstellwerk Einfahrten auf Gleis 1 oder 5 erlaubt werden – die zwei korrespondierenden Zustimmungsempfangsfelder sind ein paar Bilder weiter oben zu sehen:

Blockapparat, Stw.2, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Wieder habe ich mir ein Bild einiger Blocksperren geleistet, in diesem Fall die Sperren für den Streckenblock:

Blocksperren, Stw.2, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Hier sieht man die ganze Hebelbank. Wie man am Gleisplan am ersten Bild sieht, muss die Weiche 52 nur in der Minusstellung verriegelt werden (bei einer Ausfahrt aus Gleis 5) und die Weiche 53 gar nicht, weil sie bei keiner Zugfahrt gegen die Spitze befahren wird. Daher kam man mit sechs Weichen- und Riegelhebeln aus. Die Riegelhebel hier hatten übrigens kein "R", sondern waren nur mit der Weichennummer und einem Plus oder Minus beschriftet:

Hebelbank, Stw.2, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Für die Lichtsignale waren nur mehr zwei Hebel vorhanden, einer für die zwei Ausfahrsignale, der andere für das Einfahrsignal. Ein getrennter Hebel für das Einfahrvorsignal (wie im Stellwerk 1) fehlt hier:

Signalhebel, Stw.2, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Bei der Weiche 52 habe ich danach noch den Antrieb aufgenommen. Der Stellwerker hat mir offenbar erlaubt, die Abdeckungen abzuheben. Wie man sieht, waren hier im Gegensatz zum Stellwerk 1 noch die originalen Einheitsantriebe vorhanden:

Weiche 52, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Das folgende Bild zeigt einen Einheitsantrieb, wie man ihn "aus dem Lehrbuch" kennt:

Einheitsantrieb der Weiche 52, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Der zusätzliche Winkelhebel in der Ecke des Antriebs diente zum Drehen der Weichenlaterne, wie man auf diesem Foto sieht – wo sich auch mein Schatten in der Vordergrund drängt:

Einheitsantrieb der Weiche 52, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

Das letzte Bild zeigt schließlich den Riegelantrieb, der dem Weichenantrieb gegenüber lag:

Riegelantrieb der Weiche 52, Lochau-Hörbranz, 13.8.1985

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