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Mittwoch, 13. Juni 2012

Elektromechanisches Stellwerk "212" in Fels, 2012

Ich fröne der Stellwerksbesuch- und -fotografiererei mittlerweile kaum noch. Vor kurzem war ich allerdings in der Kremser Gegend und habe dann doch die Zeit für drei Bahnhofsbesuche gefunden. Der erste davon passt wunderbar zum letzten Posting aus Groß Weikersdorf: In Fels am Wagram steht heute, 2012, noch immer ein Stellwerk der ÖBB-eigenen Bauart, die üblicherweise "212" genannt wird:

Fahrdienstleitung, Fels, Juni 2012

Am Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters steht das Stellpult für Signale und EKs. Fels hat allerdings keine Gleisisolierung, sodass bedeutend weniger Lampen und Tasten vorhanden sind – ich komme aber noch immer auf ca. 55 Lampen, 20 Tasten und 7 Zählwerke, also geschätzt nicht ganz 100 Leitungsadern zum Stellpult:

Fahrdienstleiter-Arbeitsplatz, Fdl Fels, Juni 2012

Hier sieht man die gestellte Durchfahrt noch einmal im Detail – auf der Einfahrseite von Krems ...

Stellpult, Fdl Fels, Juni 2012

... und auf der Ausfahrseite Richtung Absdorf-Hippersdorf:

Stellpult, Fdl Fels, Juni 2012

Der entsprechende Zug ist ein Solo-5047, der zwischen Absdorf-Hippersdorf und Krems pendelt:

5047.009, Fels, Juni 2012

Der Blockapparat des 212er hat die für ein Mittelstellwerk typischen Fahrstraßenfestlegefelder, aber daneben auch noch Nahbedienungsfreigaben und eine Zustimmungsabgabe für den Gleisanschluss in Wagram-Grafenegg:

Blockapparat, Fdl Fels, Juni 2012

Am Schieberkasten findet man wie üblich oben die Fahrstraßenknaggen (wozu auch die Knaggen für die Nahbedienungsfreigaben zählen, die ja wie eine "feindliche Fahrstraße" alle betroffenen anderen Fahrstraßen ausschließen müssen) und darunter Knaggen für die Stellelemente, in diesem Fall auf jeder Seite eine Weiche sowie Richtung Absdorf eine Knagge, die ganz klassisch den Schlüssel für den Sperrschuh zum Anschlussgleis freigibt. Die Knagge für die "Bahnhofssperre" (was früher Nachtsperre hieß) liegt auch um unteren Teil des Schieberkastens, vermutlich weil sie wie ein Signalverschluss bestimmte Fahrstraßen verlangt:

Stellwerk, Fdl Fels, Juni 2012

Stellwerk, Fdl Fels, Juni 2012

Fahrstraßen- und Freigabeknaggen, Fdl Fels, Juni 2012

Leider ist der heurige Juni ja ziemlich verregnet – aber immerhin kann man dadurch schöne "Fahnen" sehen, die vom Bügel gezogen werden:

1142.553 mit REX nach Krems, Fels, Juni 2012

1142.553 mit REX nach Krems, Fels, Juni 2012

Der Fahrdienstleiter sieht allerdings – aus der Entfernung beurteilt – nicht sehr glücklich über dieses "sommerliche" Wetter aus:

Bahnhof Fels, Juni 2012

Die nächsten Bilder zeigen die Einrichtung bei einer Weiche: Natürlich den Weichenantrieb, dann einen Fernsprecher, und dahinter die Nahbedienung der Weiche:

Weiche 51, Fels, Juni 2012

Für die Nahbedienung sind zwei Tasten und eine Anzeigelampe in einem aufgeständerten Kästchen untergebracht. Über den "formalen" Tastenbezeichnungen WNST und WNRT sind zur Verständlichkeit noch die Aufschriften "Stellen" und "Rückgabe" angebracht:

Nahbedienung der Weiche 51, Fels, Juni 2012

Nahbedienung der Weiche 51, Fels, Juni 2012

Interessant sind die zwei noch vorhandenen mechanischen Schrankenanlagen, für die auf dieser häufig befahrenen Strecke schon lange motorische Antriebe vorhanden sind:

Schrankenantriebe, Fels, Juni 2012

Einer der beiden Schranken liegt westlich des Bahnhofs, zwischen dem Einfahrsignal Z und der Einfahrweiche 51, und ist hier zu sehen:

EK, Fels, Juni 2012

EK, Fels, Juni 2012

EK, Fels, Juni 2012

Der Antrieb des Vorläutewerks und des Schrankenbaums erfolgt über einen "Kleeblatt-Antrieb", der vor langen Zeiten von den Südbahnwerken entwickelt wurde. Hier ist ein Bild davon – das namensgebene Kleeblatt kann man leider nicht sehen, es ist zwischen den zwei Kettenrollen verborgen – ...

Kleeblatt-Antrieb, Fels, Juni 2012

... und hier der Antrieb in voller Aktion (leider war's ziemlich windig, und ich hab nur mit dem eingebauten Mikro meiner Bridge-Kamera aufgenommen, daher gibt's ziemliche Windgeräusche, und das Bild wackelt. Irgendwann mach ich die Aufnahme bei Sonne und mit Stativ):



Noch weiter draußen steht das Einfahrsignal – ...

Einfahrsignal Z, Fels, Juni 2012

... es wurde hier für diese beiden "Papageis" freigestellt:

5047.007+009, Fels, Juni 2012

Einfahrsignal Z und 5047.007+009, Fels, Juni 2012

Das war's von diesem Bahnhof, der einerseits schon modern ausgebaut ist (z.B. mit einer Monitoranzeige für die nächsten Zugsfahrten), wo aber andererseits noch genügend alte Technik steht. Erst unlängst hat eine Begehung stattgefunden, bei der der Abbau des Stellwerks wohl schon nächstes Jahr besprochen wurde. Dann wird auch diese Anlage Vergangenheit sein.

Ziersdorf und Groß Weikersdorf kurz vor der Elektrifizierung, 1983

English version of text about Ziersdorf

Im Dezember 1983 war ich auf der Franz-Josefsbahn unterwegs.

In Ziersdorf sieht man schon die Zeichen der kommenden Elektrifizierung und anderer Umbauten. Vor dem Gebäude stehen aber noch in uralter Tradition ein gelber Handwagen (Post?) und eine Gepäck-Schubkarre:

Bahnhof Ziersdorf, 10.12.1983

Die Stellwerke waren gute alte 5007er, allerdings schon mit einem ZG-Block auf der ganzen Strecke.

Hier sieht man endlich einmal auch etwas "Action". Es schaut eher stressig aus, wie der Herr Fahrdienstleiter da zugleich telefoniert und schwungvoll – die rechte Hand dreht sich wie ein Wirbelwind – den Befehl abgibt, während der ZG oben schon den Zug von Gmünd anzeigt:

Blockapparat, Fdl Ziersdorf, 10.12.1983

Am nächsten Bild ist die Durchfahrt gestellt – knapp sieht man noch das nun weiße Be-Feld. Oberhalb des Befehlswerks ist der Gleisplan aufgehängt, dem man noch ansieht, dass die Strecke einmal zweigleisig war: Das Einfahrsignal Z steht neben dem auslackierten zweiten Streckengleis, beide Einfahrsignale sind links gezeichent (stehen aber draußen natürlich rechts vom Gleis), für Gleis 1 und 2 hat man vergessen, die jeweiligen Ausfahrsignale hinzuzeichnen (die schon aufgestellt waren – eine gerade Durchfahrt auf Gleis 1 war natürlich möglich), das Gleis 3 gab's schon gar nicht mehr (siehe die Beschriftung bei den Knaggen im vorherigen Bild!), von fehlenden Rechtecken für Isolierschienen usw. gar nicht zu reden:

Blockaufsatz und Gleisplan, Fdl Ziersdorf, 10.12.1983

Stellwerk 2 war ein niedriges, einstöckiges Gebäude:

Stellwerk 2, Ziersdorf, 10.12.1983

Drinnen stand ein eher kleiner 5007er, als einzige "Zutaten" oben der ZG und daneben ein relativ neuer Summer für den Bahnschranken. Die eine im Bild sichtbare Knagge ist für die Nachtsperre des Bahnhofs:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.2 Ziersdorf, 10.12.1983

Damals schon selten war eine Pendeluhr am Stellwerk – man fragt sich, wohin diese doch sehr zuverlässigen Regulatoren heute alle verschwunden sind:

Pendeluhr, Stw.2, Ziersdorf, 10.12.1983

Bei einem "Hektometerstein" in der Nähe habe ich diesen typischen Drahtrollenträger fotografiert:

Rollenträger beim Stw.2, Ziersdorf, 10.12.1983

Eine Viertelstunde später (wie man am Regulator im Hintergrund sieht) war ich noch am Stellwerk 1:

Blockapparat, Stw.1 Ziersdorf, 10.12.1983

Hier sieht man den ganzen Stellwerksapparat, glänzend lackiert:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.1 Ziersdorf, 10.12.1983

Und hier noch einige Signale beim Stellwerk 2 (siehe dazu auch den Kommentar zu diesem Posting):

Ausfahrsignale R, Ziersdorf, 10.12.1983

Weitere Fotos vom selben Tag aus Ziersdorf habe ich nun in diesem Posting veröffentlicht, neben Bildern aus Limberg-Maissau und Eggenburg. Die neuen Bilder sind bei den jüngsten Scans aufgetaucht.

Am selben Tag war ich auch noch in Groß Weikersdorf, wo die Endstellwerke schon außer Betrieb waren. Auch hier war der Umbau für die Elektrifizierung voll im Gange:

Alte und neue Signale, Groß Weikersdorf, 10.12.1983

In der Fahrdienstleitung stand ein Mittelstellwerk vom Typ "212" – allerdings hätte hier ein VGS 80 stehen sollen. Nur hatte anscheinend AEG Lieferschwierigkeiten, sodass dieses Stellwerk von der ÖBB errichtet wurde (und dem Vernehmen nach im Frühling 1984 dann durch das VGS 80 ersetzt werden sollte – ich habe allerdings nie nachgeschaut, ob das tatsächlich passiert ist). Das Foto der Anlage habe ich anscheinend durch eine Glasscheibe geschossen:

Stellwerk, Fdl Groß Weikersdorf, 10.12.1983

Das folgende Detail zeigt oben die Fahrstraßenknaggen, darunter Knaggen für Weichen (rechts) und Verschubsignale (links). Die Weichenknaggen werden beim 212er um 90 Grad umgelegt, dazu sind die Rastscheiben um 45 Grad verdreht montiert:

Knaggen, Fdl Groß Weikersdorf, 10.12.1983

Am Schreibtisch des Fahrdienstleiters stand ein für 212er typisches ÖBB-Stellpult. Bei dieser Bauart wird einem erst bewusst, wie viele Anzeigelampen selbst für einen so kleinen Bahnhof (drei Gleise, zwei Ladegleise, zwei EKs) nötig sind und verkabelt werden müssen: Grob gezählt komme ich hier auf 170 Lampen, 40 Tasten und 10 Zählwerke, also vermutlich um die 250 Adern, die man verlegen und verlöten musste. Wie billig ist dagegen das Anzeigen so vieler Symbole auf einem Bildschirm in heutigen Zeiten ...:

Stellpult, Fdl Groß Weikersdorf, 10.12.1983

Die folgende Aufnahme habe ich damals in Absdorf-Hippersdorf gemacht – leider habe ich es letztes Jahr (2011) trotz Vorwarnung nicht mehr geschafft, die 5007er-Anlage dort noch zu fotografieren:

Riegelhebel vor der Fahrdienstleitung für eine Mittelweiche, Absdorf-Hippersdorf, 10.12.1983

(ropix hat im eisenbahnforum stark bezweifelt, dass es die Weiche 30 sei. Ich beuge mich dem Zweifel, weiß nun aber nicht, welche Weiche hier verriegelt wurde.
Ergänzung: Ein späteres Foto – das ich aber noch nicht gescannt habe – zeigt links die Beschriftung R32/34).

Dienstag, 12. Juni 2012

Zerpflücktes vom Herbst 1983

Ein paar Fotos aus dem Herbst 1983, die sonst nirgends dazugepasst haben:

Das elegant an das Bahnsteigdach angepasste Signal T9 in Graz Hbf:

Signal T9, Graz Hbf, 15.8.1983

Eine grüne 1042 ruht sich in St.Michael aus:

1042.25, St.Michael, 16.8.1983

In derselben Gegend bin ich über dieses zusammengebaute Herzstück, vermutlich für ein Kleinwagengleis, gestolpert:

Auflaufherzstück, St.Michael, 16.8.1983

Nicht besonders gut aufgenommen, aber immerhin ist die rote 1042.5 ja meine ganz große Favoritin:

1042.551+537, Leoben, 16.8.1983

In Innichen, also auf einem FS-Bahnhof, standen noch lange die österreichischen Ein- und Ausfahrsignale für die Strecke nach Sillian:

Einfahrvorsignal, Innichen, August 1983

Ausfahrsignal Richtung Sillian, Innichen, August 1983

Eine interessante Kombination: Die 1042 der 500er-Bauserie ist grün, die 1042 der Nuller-Serie ist rot lackiert:

1042.517 + 1042.13 vor 68311, Knittelfeld, 29.9.1983

Am selben Tag wurden dem 4010.03 zwei 1044 über den Semmering bis Wien Süd beigegeben:

1044.61 + 1044.48 + 4010.03 als Ex130, Wien Süd, 29.9.1983

1044.61 + 1044.48 + 4010.03 als Ex130, Wien Süd, 29.9.1983

Und zuletzt eine jener spannenden Maschinen, die es lange gab, um die ich mich aber nicht sehr gekümmert habe – waren ja keine Sicherungsanlagen! Wie viele davon gibt es noch, wie viele sind noch in Betrieb?

Dampfkran 966 401, Knittelfeld, 11.11.1983

Bierbaum

Die folgenden Aufnahmen sind am Bahnhof in Bierbaum in der Oststeiermark entstanden.

Bierbaum, 15.8.1983

Der Bahnhof war damals im besten Sinne ein verschlafenes Überbleibsel der alten Monarchie: Ein einsamer Fahrdienstleiter tat auf seinem 5007er Mittelstellwerk Dienst, von dem aus Formsignale mit durchbrochenen Flügeln gestellt wurden; niedrige Schüttbahnsteige boten maximale Unbequemlichkeit beim Erklettern der wenigen Personenzüge; und die Handvoll Züge nach Neudau war nicht der Rede wert:

Bierbaum, 15.8.1983

Das Mittelstellwerk hatte eine beeindruckende Hebelanzahl. Am Friedberg/Neudauer Ende waren das (wenn ich den Gleisplan richtig rekonstruiert habe) alleine für die Signale
  • Vorsignalhebel a + Doppelsteller-Hebel A1/2 aus Richtung Friedberg
  • Vorsignalhebel b + Signalhebel B (zweiflügelig) aus Richtung Neudau
  • Signalhebel für das Ausfahrsignal H1-3
  • Doppelsteller für das Ausfahrsignal H2 (einflügelig nach Friedberg, zweiflügelig nach Neudau)
  • Signalhebel für das Ausfahrsignal H4
also insgesamt 9 Signalhebelgriffe auf der rechten Seite! Selten gesehen: Die gelbe Umwickelung der Hebelgriffe für die Vorsignale:

Mittelstellwerk, Fdl Bierbaum, 15.8.1983

Blockapparat, Fdl Bierbaum, 15.8.1983

Ganz sicher bin ich nicht, dass die folgenden Aufnahmen aus Bierbaum stammen – aber der alte Hakenverschluss spricht für eine Anlage, die nicht zu den moderneren gehört:

Weichenantrieb, Bierbaum, 15.8.1983

Ferngestellter Weichenriegel, Bierbaum, 15.8.1983

Weit vor dem Bahnhof stand ein Einfahrvorsignal:

Bierbaum, 15.8.1983

Zuletzt noch ein wenig Stillleben vom Schreibtisch des Fahrdienstleiters:

Bierbaum, 15.8.1983

Bierbaum, 15.8.1983

Die folgenden zwei Aufnahmen habe ich am selben Tag in Fehring gemacht:

5145.16, Fehring, 15.8.1983

Rankapparat und Befehlsblockwerk, Fdl Fehring, 15.8.1983