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Dienstag, 14. August 2012

Amstetten, 1985

Amstetten hatte, obwohl durchgehend mit DrS-Stellwerken versehen, trotzdem die klassische Aufteilung in ein Befehlswerk und Endstellwerke. Eine Trennung von Befehls- und Stellwerk wurde in den Anfängen der Drucktastentechnik öfter gebaut, z.B. auch in Innsbruck Hbf (dort war allerdings das Befehlswerk im selben Raum wie das Stellwerk).

Hier sieht man das Befehlswerk in der Fahrdienstleitung – die Rotausleuchtung der Hauptgleise zeigt eine Gleisbelegung an. Die Funktionen der kleinen Transparente mit den Gleisnummern habe ich mir leider nirgends notiert. Ich denke aber, dass sie die gerade möglichen Fahrstraßen anzeigen. Am Ostende sind das momentan alle Einfahrten, d.h., es ist keine feindliche Verschub- oder Zugstraße eingestellt. Ebenso erlauben die weißen leuchtenden "W" (für Wien) alle Ausfahrten:

Befehlspult, Fdl., Amstetten, 16.1.1985

Hier sieht man eine befohlene und gestellte Einfahrt von Linz auf Gleis 13. Diese Fahrstraße belegt die Weichenstraße vom Linzer Gleis her so, dass nur mehr diese eine Fahrt als möglich angezeigt wird. In der Gegenrichtung leuchten nur bei Gleis 2 und 4 die Buchstaben "Li" auf, d.h., nur von diesen beiden Gleisen ist momentan eine Ausfahrt Richtung Linz möglich. Auf dem vorherigen Foto sieht man hingegen, dass neben allen Gleisen auch auf Westseite "Li" sowie (denke ich) "Se" für Selzthal leuchtet:

Befehlspult, Fdl., Amstetten, 16.1.1985

Ein weiteres Bild des Befehlspults sieht man übrigens in diesem Posting von 1983.

Nach der Fahrdienstleitung bin ich aufs Stellwerk 2 marschiert, ein äußerst eleganter Bau:

Stellwerk 2, Amstetten, 16.1.1985

Von dort hatte man einen großartigen Blick über den ganzen Bahnhof:

1046.18 mit Schnee, Amstetten, 16.1.1985

Das DrS-Stellpult wirkte enorm aufgeräumt. Der Gleisplan zeigt einige interessante Verbindungen vom westlichen Ausziehgleis her – es wurde offenbar darauf geachtet, dass auch während Zugein- und -ausfahrten der Verschub in möglichst viele Güterzugsgleise möglich war. Einen Gleisplan findet man übrigens hier bei sporenplan.nl:

Stelltisch, Stw.2, Amstetten, 16.1.1985

Beim Marsch zum Stellwerk 1 bin ich an dieser Vorheizanlage vorbeigekommen, der ich 8 Monate vorher in Sigmundsherberg begegnet bin:

Vorheizanlage 011.24 ex 1670, Amstetten, 16.1.1985

Vor dem Stellwerk 1 knatterte eine 2143 vorbei:

2143.03 mit 65116, Belastungsprobefahrt, Stellwerk 1, Amstetten, 16.1.1985

Zwei Fotos genügten mir damals für dieses Stellwerk. Das erste zeigt, dass wir es hier mit einem Doppel-Stellwerk zu tun haben. Die einzigen zwei anderen solchen Stellwerke, an die ich mich erinnern kann, waren das Stellwerk 1 in Meidling, wo zwei EM55-Anlagen Rücken an Rücken standen, und ein Stellwerk in Villach mit zwei aneinandergestellten SBW500-Anlagen (Fotos davon habe ich, aber noch nicht eingescannt):

Amstetten, 16.1.1985

Das folgende Bild zeigt das Stellpult für den östlichen Bahnhofskopf, mit Ausnahme des Ausziehgleises und der Verschub-Weichenstraßen, für die das andere Stellpult zuständig war. Am rechten Rand sieht man die zwei Gleise der Westbahn, wo gerade eine Einfahrt frei steht. Der zugehörige, rot leuchtende ZG-Pfeil befindet sich "ein Gleis zu weit südlich", nämlich neben dem Anschlussgleis statt direkt neben dem Streckengleis.
Weiter oben sieht man die Fortsetzung dieser drei Gleise, wo man ebenfalls die festgelegte Einfahrstraße sieht. In weiterer Verlängerung führt diese Fahrstraße dann schnurgerade über eine EKW, eine Weiche und dann die berühmte Flachkreuzung, die jahrzehntelang wegen des Wechsels von Links- auf Rechtsbetrieb in Amstetten nötig war.

Auch hier fällt das "leere" Stellpult auf – irgendwo in der großen grauen Fläche ist die blaue WGT angeordnet, ein Stück daneben eine HaGT, und sonst ist viel Platz:

Stelltisch für Zugfahrten, Stw.1, Amstetten, 16.1.1985

Zu guter Letzt habe ich noch eine 1046 aufgenommen, zuerst ruhig am Hausbahnsteig stehend ...

1046.20 mit Personenzug, Amstetten, 16.1.1985

... und dann erzitternd unter der Vorbeifahrt einer 1044 auf Gleis 2:

1046.20 mit Personenzug, 1044.47 mit Schnellzug, Amstetten, 16.1.1985

Übriggebliebenes von 1984

Zwei Einser-Triebfahrzeuge:

5144.01 als 7206, Würnitz-Hetzmannsdorf, 26.7.1984

4030.201 als 2038, Eichgraben-Altlengbach, 28.8.1984

Am folgenden Bild ist die Sonne leider ziemlich von der falschen Seite gekommen. Signaltechnisch interessant ist die "halbe Grenzmarke" im Vordergrund: In Österreich wird die Grenzmarke bei Weichen in Hauptgleisen mit Isolierung nicht an den Punkt gelegt, wo sich aufgrund der Gleisgeometrie die Lichträume der Zweiggleise treffen, sondern ans Ende des isolierten Bereiches. In der linken Schiene des vorderen Gleises sieht man den Isolierstoß. Da nun die Isolierabschnitte nebeneinanderliegender Gleise nicht auf derselben Höhe enden müssen (und das in Gleisharfen auch in der Regel nicht tun), müssen in diesem Fall für die zwei Gleise zwei halbe Grenzmarken an verschiedenen Stellen angebracht werden – hier sieht man eine solche:

Lienz, 2043.62+2043+2043 mit 78010, Herbst 1984