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Sonntag, 17. Mai 2015

Wasserturm von 1837 in zuckerlrosa: Deutsch Wagram, 1987

Deutsch Wagram war einer der zwei ersten Bahnhöfe der ersten lokomotivbetriebenen Eisenbahn in Österreich: Am 23. November 1837 wurden am kurz zuvor fertiggestellten ersten Teilstück der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von Floridsdorf bis nach Deutsch Wagram die ersten Fahrten mit geladenen Gästen durchgeführt. Und tatsächlich hatten einige Gebäude aus dieser Anfangszeit der Eisenbahn in Österreich bis 1987 überlebt und waren anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums restauriert worden – ein paar Fotos finden sich am Ende dieses Postings.

Für die Sicherungsanlagen war allerdings 1987 der übliche Typ 5007 samt einem Rankapparat als Befehlswerk eingesetzt – vollständig für Gleiswechselbetrieb eingerichtet:

Befehlswerk, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Die alten gegossenen Schildchen "Ausfahrt" und "Einfahrt" waren daher auch für die andere Umlegerichtung um ein "E" und ein "A" ergänzt worden:

Befehlswerk, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Hier sieht man den Blockaufsatz des Befehlswerkes:

Gleisplan und Blockaufsatz, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Im folgenden Detail sieht man die "NAT"=Notauflösetasten und die äußerst ausführlich beschrifteten "Fahrstrassenanzeigetasten":

Tasten am Blockaufsatz, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Das Anzeigepult für Signale habe ich leider sehr dunkel aufgenommen:

Signalpult, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Bevor wir zu den Stellwerken hinausschauen, sehen wir uns den Gleisplan über dem Befehlswerk noch ein wenig genauer an:
  • Ganz links und rechts sieht man die Einfahrsignale – vier an der Zahl wegen des Gleiswechselbetriebs.
  • Die Verschubhalttafeln sind auch eingezeichnet, aber eindeutig falsch herum angeordnet.
  • Die beiden nachträglich gebauten Bahnsteige waren relativ kurz: Der "Randbahnsteig" mit 150m hatte das frühere Gleis 6 unterbrochen. Der Mittenbahnsteig hatte 180m Länge und war über einen Übergang über die Gleise 4 uns 2 zu erreichen:

Gleisplan, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

  • Auch hier gibt es noch eine ganze Menge Anschlussbahnen – vom Gleis 105 am oberen Rand führen drei Gleise zum "Waggon-Reparaturwerk Deutsch-Wagram" (ja, tatsächlich "Waggon": Es gibt zwar eine ganze Menge Leute, die behaupten, dass bei der Eisenbahn dieses Wort nicht verwendet würde, sondern ausschließlich die Bezeichnung "Wagen" gebräuchlich sei – aber das stimmt natürlich nicht; siehe dazu auch diese Diskussion in der Wikipedia).
  • Weitere Anschlussbahnen führen in die "Grube" (Abzweigweiche 57) sowie zum Raiffeisen-Lagerhaus (Verlängerung des Gleises 6b hinter dem Sperrschuh Sp1L).
  • Gegenüber dem Ankunftsgebäude sind noch der alte Wasserturm sowie daneben die Bahnmeisterei vorhanden – Fotos vom Wasserturm folgen weiter unten.

Gleisplandetail, Fdl, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Bei Regenwetter habe ich mich auf den Weg zum Stellwerk 1 gemacht. Zufällig kam grade eine S-Bahn daher:

4020.066, Stellwerk 1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Im Stellwerk war ebenfalls ein Gleisplan aufgehängt, der allerdings noch den Zustand vor den letzten Umbauten zeigte:
  • Die Hauptgleise verlaufen gerade durch den Bahnhof.
  • Einfahrsignale auf den Gegengleisen fehlen.
  • Das Gleis 6 läuft noch durch
  • (und außerdem sind die zwei Verschubhalttafeln richtig herum draufgemalt ...).

Gleisplan, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Die Hebelbank war ziemlich durchgehend besetzt, vermutlich weil die Weichenhebel für die doppelten Gleisverbindungen den Platz der ehemaligen Signalhebel eingenommen hatten:

Stellwerksapparat, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Der Blockapparat zeigt eine typische Bahnhofsblockung für Gleiswechselbetrieb, außerdem ein Zustimmungsfeld für das unübersichtliche Gleis 3:

Blockapparat, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Alle vier Ausfahrsignale waren mit Verschubsignalen versehen, die mit diesen Knebeln gestellt wurden:

Verschubsignalknebel, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Auch hier ist das Foto vom Signalpult zu dunkel geworden – man sieht gerade eine Durchfahrt auf Gleis 2:

Signalpult, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Der Schranken direkt neben dem Stellwerk wurde mit einer Kurbel bedient, während für den anderen Schranken ein motorischer Antrieb aufgestellt worden war, dessen Bedienung und Überwachung am vorherigen Foto zu sehen ist:

Schrankenantriebe, Stw.1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

... aber wofür die weitere, hier rechts sichtbare Schrankenkurbel nötig war, verstehe ich nicht:

Schrankenantriebe und Weiche beim Stellwerk 1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Hier sieht man das Stellwerkchen bei geschlossenem Schranken:

Stellwerk 1, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Am Stellwerk 2 waren die mechanischen Weichen schon alle durch elektrische ersetzt worden, sodass hier ein Stellwerk der Bauart 212 zum Einsatz kam:

Stellwerksapparat, Stw.2, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Auf diesem dunklen Bild sieht man unten die Weichenknebel samt ihren Anzeigen, darüber die Fahrstraßenknebel unter dem Gleisanzeiger:

Fahrstraßen- und Weichenknebel, Stw.2, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Als Anzeigepult war hier ein Eigenbau der ÖBB aufgestellt worden, auf dem auch Stellungs- und Besetztanzeigen für die Weichen vorhanden waren:

Signal- und Weichenpult, Stw.2, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Signal- und Weichenpult, Stw.2, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Das Stellwerksgebäude habe ich nur sehr nahe aufgenommen:

Stellwerk 2, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Aber dann gibt es noch drei Bilder vom mustergültig renovierten Wasserturm. Die dahinterliegenden Gebäude und die Bahnmeisterei habe ich leider ignoriert:

Altes Gebäude, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Offenbar war man damals, vor 150 (oder nun 178) Jahren, der Meinung, dass ein solches Gebäude als Wohnhaus kaschiert werden musste, und hatte daher zwei Reihen von Fenstern angebracht:

Altes Gebäude, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Auf diesem letzten Bild sieht man den Übergang zum Mittelbahnsteig:

Altes Gebäude, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Das Bahnhofsgebäude war ebenfalls in "Zuckerlrosa" renoviert worden. Das hölzerne Gütermagazin dahinter habe ich leider auch ignoriert:

Bahnhof, Deutsch Wagram, 19.12.1987

Und dann hat mich der 4020.067 nach Gänserndorf gebracht, von wo ich nach Angern weitergefahren bin:

4020.067, Deutsch Wagram, 19.12.1987

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