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Montag, 29. Juni 2015

Das Stellwerk der Zugförderung Floridsdorf, 1988

Die Abstellanlagen in der Zugförderung Floridsdorf waren so groß, dass sich dafür ein eigenes Stellwerk auszahlte. Hier sieht man das ÖBB-Stellpult, mit dem eine Reihe von Weichen und Verschubsignalen gestellt wurden. Der dunkelgraue Bereich markiert offensichtlich die Gleise und Weichen mit Isolierung, während die Weichen in den hellgrauen Bereichen mit Augenschein auf Freisein zu prüfen sind:

Stellpult, Stellwerk der Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Auf diesem Ausschnitt sieht man, dass die Weichen und Verschubsignale wie in Heizhausbereichen vorgesehen mit 800er-Nummern versehen waren:

Stellpult, Stellwerk der Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Hier ist ein Bild, das die linke Seite des Stellpults etwas näher zeigt. Am Gleis 104 ist eine Garnitur von Floridsdorf her unterwegs, wie man an der roten Gleisausleuchtung sieht, und für sie ist auch schon das Verschubsignal V800S freigestellt:

Stellpult, Stellwerk der Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Die Nähe des Floridsdorfer "Personenbahnhofs" und dieses Stellwerks hatte zur Folge, dass sich Verschubfahrstraßen teilweise überlappt haben: Es gab Verschubsignale, die teils Fahrten am Zentralstellwerk, teils im Bereich der Zugförderung sicherten. Das folgende Bild versucht, diese "Verstrickungen" ein wenig aufzuhellen: Oben ist hier ein Ausschnitt aus dem Stellpult des Zentralstellwerks zu sehen (herauskopiert aus dem fünften Bild im vorherigen Posting), darunter sieht man den entsprechenden Ausschnitt aus dem Stellpult des Zugförderungsstellwerks (herauskopiert aus dem vorherigen Bild) – allerdings auf den Kopf gestellt, damit die Lage der Ausschnitte (ungefähr) übereinstimmt. Die weißen Striche deuten an, welche Weichen- und Signalsymbole einander entsprechen. Interessant sind folgende drei Bereiche:
  • Am Gleis 104 ist die Sicherung für Fahrten vom Personenbahnhof auf zwei Signale aufgeteilt: Das Signal V800 wird vom Zentralstellwerk bedient, das dahinterstehende Signal V800S von der Zugförderung. Das letztere Signal wird am Stelltisch des Zentralstellwerk zwar auch angezeigt, hat dort aber keine Bedienelemente. Umgekehrt gibt es aber am Stellwerk der Zugförderung beim Signalsymbol V800 eine Taste – ich vermute, dass sie nur zum Zurückwerfen im Notfall diente.
  • Am Gleis darüber ist die Sache komplizierter: Das Signal V50S wird für Fahrten in ein Stumpfgleis vom Zentralstellwerk bedient, aber es sichert auch den ganzen Fahrweg in die Zugförderung. Ich denke, dass die Bedienbarkeit von der Stellung der Weiche 50 abhängt (siehe aber in den Kommentaren eine andere Ansicht von Florian): Eine Fahrt in das Stumpfgleis konnte vom Zentralstellwerk gestellt werden – und dann leuchteten wohl am Stellwerk der Zugförderung die zwei Lampen daneben auf, die mit "Zstw" beschriftet waren: Ein Stellen des Signals von dort war nicht möglich. Wenn aber die Weiche 50 Richtung Zugförderung stand, konnte das Signal nur von deren Stellwerk aus freigestellt werden, weil nur von dort die Lage der folgenden Weichen und das Freisein der Gleise geprüft werden konnte.
  • Ähnlich verhält es sich mit dem Signal V801 der Gegenrichtung: Eine Fahrt über die Weiche 50 konnte nur vom Zentralstellwerk gestellt werden. Wieder zeigten die "Zstw"-Lampen an, dass das Stellwerk der Zugförderung seine Herrschaft über das Signal verloren hatte, während das Signal bei einer Fahrt zur Weiche 800 vom Stellwerk der Zugförderung freigestellt werden konnte:

Hier sieht man das platzsparend in den Bahndamm der Nordbahn gebaute Stellwerksgebäude:

Stellwerk der Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Danach bin ich noch durch die Zugförderung geschlendert:

2066.001 mit Trafowagen 976 006, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

2066.001 mit Trafowagen 976 006, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

X170.01 auf der Schiebebühne, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

X170.01 auf der Schiebebühne, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Auf der Schiebebühne gab es noch eine Spillanlage – ich denke aber, dass sie damals schon nicht mehr verwendet wurde:

Schiebebühne, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Zuletzt habe ich noch die Denkmal-93er aufgenommen:

93.1421 als Denkmallok mit Museums-Formsignalen, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

Museums-Formsignale, Zugförderung Floridsdorf, 9.5.1988

8 Kommentare:

  1. Signalbedienung abhängig einer Weiche. Da bin ich etwas ungläubig. Normalerweise schaut man in der Sicherungstechnik doch drauf dass nicht zwei Leute eine widersprüchliche Handlung ausführen können. Sprich was passiert wenn der eine eine Verschubfahrt drückt und der andere die Weiche umlaufen lässt?

    Mich machen die ZuSe bzw. ZE-Melder an den beiden Verschubsignalen aufm Turm etwas stutzig. Könnte das für "Zustimmungsempfang" stehen und am stellen der Verschubsignale beide Stellwerke beteiligt sein? Das würde zwar ggf. eine Fahrt ins Abstellgleis verkomplizieren.

    Oder ich sehe das ZE falsch und es steht für ZF - und deutet an dass die beiden Signale entweder unter Kontrolle der Zugförderung oder eben des Zentralstellwerks stehen

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    1. ... vor allem ist mir heute in der S-Bahn aufgefallen, dass die Stellung der Weiche 801, wo dieses Signal davor steht, am DrS gar nicht angezeigt wird - was ja für den Bediener am ZStw. schon wichtig wäre. Also ja, bei diesem Signal muss das anders gehen.
      Wo siehst Du "ZuSe"? Ich sehe "ZUGF."=Zugfahrt??? ...
      ... was auch nicht wirklich logisch ist ...

      Mhm.

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    2. Einigen wir uns auf Zugförderung - ja kann schon sein dass da nicht ZUSE sondern ZUGF steht. Du hast da die deutlich besseren (sprich hochaufgelösteren Karten) - ach das steht ja sogar an beiden Gleisen, insofern ist das Beschriftungsfeld wohl wirklich der Zieltext.

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    3. ZUGF. heißt natürlich "Zugförderung" - aber die beiden Schildchen auf dem ZStw.-Stelltisch sind nur Hinweise, dass diese Gleise in die Zf führen.

      Und zur Bedienung gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:

      (a) Die Möglichkeit, diese Verschubsignale zu stellen, wurde "dynamisch" hin- und hergegeben, d.h., "wer zuerst drückt, gewinnt". Es gibt aber auf beiden Seiten Anzeigen (am ZStw. Transparente an den SIgnalen, am Zf-Stw. die Doppel-Lampen), die anzeigen, ob der jeweils "andere" das Signal gerade für eine Fahrt verschlossen hat - entweder weil er es auf "Verschubverbot aufgehoben" gestellt hat, oder weil eine Weichenstellug nicht passt.

      (b) Die Alternative ist, dass hier explizit Zustimmungen gegeben werden: Das ZStw. hat immer die Hoheit über die Signale; über ZGT (Zustimmungsgruppentaste) + Signaltaste kann es Zustimmung abgeben; über ZRT (Zustimmungsrücknahme-Taste) und Signaltaste kann es - bei haltzeigendem Signal - die Zustimmung zurückholen. Eine Rückgabemöglichkeit auf Seiten Zf-Stw. finde ich nicht, denn dort gibt es nur am unteren Rand zwei Tasten mit abgewetzter Beschriftung, die wohl SGT und HaGT für die Verschubsignale sind ...

      Du meinst eher (b), ich eher (a), oder? Vielleicht weiß irgendwer sonst Bescheid ...

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  2. Ich habs gestern einmal aufs Stellwerk geschafft in meiner Heizhausschicht. Scheinbar wurde das Stellwerk in der zwischenzeit einmal komplett umgebaut. Das Gebäude an sich sieht komplett anders aus. (Ist höher geworden) Auserdem ist das Heizhaus an sich ja ziemlich gewachsen, nachdem die HW geschlossen hat. Jede Menge Gelise sind hinzugekommen und der Stellwerker hat nun auch einen nördlichen Weichenkopf den er mitstellt.
    Zum Stellwerk an sich, auf mich wirkt es wie ein normales Spurplanstellwerk, nur eben ohne Zugfahrstraßen. Die verzwickte Zustimmungslage, die am südlichen Ausfahrbereich geherscht hat ist nun auch wessentlich einfacher aufgebaut. Das recht Gleis 800 (also damals zwischen V 800 und V800S) Wird bis zum ersten Vs komplett vom Stellwerk überwacht. Die kurze Verlängerung stellt der FDL dann. Das linken Gleis, heute 850, damals beim V505 wird komplett vom FDL in der BFZ überwacht. Sprich Fahrten in den Stuzen über Weiche 50 managed der FDL, obwohl das Gleis von der Gleisbezeichnung ein Heizhausgleis ist. (Ich glaub 867 heißt es heute.)
    Vor der Weiche 80 oder 801, kann ich nicht ganz erkennen wurde ein weitees Verschubsignal installiert, welches der Stellwerker überwacht und so seine Einfahrten regeln kann. Zum Verschub nach 850 benötigt er die Zustimmung vom FDL um das V801 frei zu bekommen oder er fährt über die Weiche nach 800, wie es im Verschub im Heizhaus meist vorkommt.
    Leider bin ich zu keinen Fotos gekommen.

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  3. Hallo zur Information Form Hauptsignal und Form Vorsignal leben im Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg weiter, wo auch die Dampflok 93.1421 beheimatet ist.

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