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Mittwoch, 10. Juni 2015

Kleinwagen ganz groß: Vöcklamarkt, 1988

Ende Februar 1988 habe ich die Sicherungsanlagen von ein paar Bahnhöfen der Westbahn aufgenommen. Begonnen habe ich in Vöcklamarkt, wo schon ein VGS 80 die vorherigen Anlagen abgelöst hatte:

VGS80-Stellpult, Fdl, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Nach diesem zweiten Foto habe ich Schluss gemacht mit "Stellwerke fotografieren". Hier sieht man aber immerhin einmal Verschubsignale auf einem VGS 80 in Stellung "Verschubverbot aufgehoben":

VGS80-Stellpult, Fdl, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Die maximale Anhängelast an die "Draisine" der Serie X626 ist, wenn man einigen wenigen Angaben am Internet vertrauen kann, 115 t – einhundertfünfzehn Tonnen! Bei einem Eigengewicht von 5,5 t und einer Motorleistung von 100 PS, also 73,5 kW, ist das eine ganze Menge. Da muss man das Fahrverhalten eigentlich einmal ausrechnen:

Bei einem Reibungskoeffizient von 0,15 kriegt die Draisine eine Zugkraft von 5500 kg ⋅ 9,81 m/s2 ⋅ 0,15 ≈ 8000 N auf die Schienen. Bei einem Rollwiderstand nach der extrem vereinfachten Sauthoff'schen Formel Fw ≈ 6 N/kN ⋅ G [kN] = 6 N/kN ⋅ 1120 kN = 6720 N (die 1120 kN sind die Gewichtskraft von Anhängelast und Draisine, also ≈ 120,5 t ⋅ 9,81 m/s2) bleibt eine Netto-Zugkraft für Beschleunigen und Überwinden von Steigungen von etwa 1300 N, was in der Ebene eine Beschleunigung von höchstens 1300 N / 120000 kg ≈ 0,011 m/s2 ermöglicht: Das ist, mit Verlaub, superzäh. Um damit etwa auf eine Geschwindigkeit von nur 18 km/h zu kommen, also 5 m/s, braucht man 5 / 0,011 ≈ 460 Sekunden ≈ 8 Minuten! Die theoretische Beharrungsgeschwindigkeit in der Ebene von nur vmax = P/F = 73500 W / 6720 N = 10,9 m/s = 39 km/h erreicht man dann nach 16 Minuten und einer Fahrstrecke von 39 km/h / 2 ⋅ 16/60 h = 5,2 km – das ergibt Blockbelegungszeiten wie gegen Ende des 19. Jahrhunderts ... (wenn ich mich nicht wo verrechnet habe).

Noch härter: Schon auf einer Steigung von 1300 N / 1120 kN = 1,16 ‰ wird die gesamte Zugkraft von Rollwiderstand und Steigung aufgefressen, die Beschleunigung ist dort also schon 0. De facto kann man die 115 Tonnen wohl nur abwärts fahrend mitnehmen ...

Ergänzung 12.6.2015: Harald Süß hat die offiziellen Daten in einem Kommentar mitgeteilt, insbesondere die maximale Zugkraft. Ich habe in einem folgenden Kommentar die Rechnung daraufhin noch einmal daran angepasst, und dann sieht das nicht mehr so schrecklich aus ...

Auf dem folgenden Bild hängen an der Draisine vielleicht 50 Tonnen, also fast die Hälfte der maximalen Last – Fahrvergnügen war das noch immer keines ... allerdings, nein, wenn man genau schaut, scheint der Bremsschlauch des gedeckten Wagens nicht angeschlossen zu sein, und die Kupplung hängt auch herunter – die zwei sind da nicht zusammengekuppelt:

Kleinwagen X 626.140(?) mit drei Güterwagen, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Bei der Mittelweiche 33 gab's wieder einmal das Problem des Bahnsteigs. Die Lösung in Vöcklamarkt war relativ aufwendig – und trotzdem nur durch die danebenstehende H-Tafel irgendwie vor unaufmerksamen Fahrgäasten geschützt:

Weiche 33, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Weiche 33, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Auch der Bahnhof war nagelneu errichtet worden:

Bahnhof, Vöcklamarkt, 22.2.1988

Der Zug hinter dieser 1018 hat mich dann weiter nach Redl-Zipf befördert, wo ich ihn auch aufgenommen habe, wie David im Kommentar angemerkt hat:

1018.004, Redl-Zipf, 22.2.1988

1018.004, Redl-Zipf, 22.2.1988

4 Kommentare:

  1. Hallo!
    Sehr schön, Bilder aus der Heimat zu sehen!

    @ X626: Die Draisine ist nicht mit den Wagen gekuppelt, man sieht auch die Spindel des Güterwagen runterhängen. Die HLL zwischen dem Gs und den Talbotwagen ist auch nicht gekuppelt.
    @ Letztes Bild: Dieses Bild ist wohl in Redl-Zipf entstanden. Gegen Vöcklamarkt sprechen die Bahnsteige auf der falschen Seite und die Bebauung. Nachdem der Zug auf einem Ausweichgleis steht, ist wohl eine Überholung angestanden. Da dürfte Zeit zum Fotografieren gewesen sein.

    schöne Grüße
    David Seemayer

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    1. @X626: ... trotzdem ist es interessant, einmal die 115 Tonnen nachzurechnen :-) - wenn die überhaupt stimmen ~:-|

      @Letzte 2 Bilder: Also Vöcklamarkt ist das - im Gegensatz zu dem, was ich da vor 27 Jahren notiert habe - sicher nicht. Und da gleich Fotos von Redl-Zipf kommen, wird das so stimmen! - ich habe so vorerst hier korrekt bezeichnet, evtl sortiere ich sie noch um ... aber an dem Tag muss ich total im Zickzack hin- und hergefahren sein, die Fotos sind ein ziemliches Durcheinand'

      Danke! H.M.

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  2. Nachstehend ein Auszug aus dem Typenblatt für Motorbahnwagen BM 100 (X 626)
    Leergewicht = 6550 kg
    Dienstgewicht = 7000 kg
    max. Zugkraft = 1450 kg
    max. Anhängelast = 115 t
    Höchstgeschwindigkeit = 50 km/h
    Motorbauart = 6-Zylinder Viertakt Diesel
    Motortype = Steyr WD 610 oder WD 612 = 100 PS
    Getriebe = Viergang Wechsel- und Wendegetriebe (Jenbacher Werke)
    Antrieb = Kardanwelle auf Vogelege, Doppelrollenkette
    Bremsen = Druckluft-, Motor- und mechanische Handbremse

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    1. Danke ...

      ... also ist mir beim Gewicht eine Tonne abhanden gekommen (6,5...7 t statt meiner 5,5 t). Wesentlicher ist aber, dass hier die Zugkraft ist nun explizit angegeben ist: Sie ist 1450 kg x 9,81 m/s² =ca. 14200N statt meiner zu vorsichtigen 8000N. Damit bleiben immerhin 14200 N - 6720 N =ca. 7500 N für Beschleunigung und Steigung. In der Ebene ergibt das nun a = F/m = 7500 N / 122000 kg = 0,06 m/s² - mehr als fünfmal so viel wie meine obige Rechnung, und man kann nun auch 5...6 Promille überwinden. Also doch überlebbar :-)

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