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Dienstag, 17. März 2015

Doppelhebel für ein gekuppeltes Formsignal: Stellwerk 21, Linz Vbf, 1987

Ein kurzes Stück westlich des Stellwerk 20 befindet sich die Abzweigung der Gleise 1a/2a und 1b/2b. Am unteren Rand des folgenden Bildes sieht man gerade noch die Abzweigweichen, darüber die Fahrdrähte an der Gleiskreuzung. Im Hintergrund ist unter der Autobahnbrücke das Abzweigstellwerk 21 zu erkennen:

Fahrdrahtausleger, Stellwerk 21, Linz Vbf, 28.8.1987

Die Lage des Stellwerks war interessant, weil es sich hier sozusagen um eine "Doppelabzweigung" handelte: Einerseits trennten sich hier die Strecken zum Verschiebebahnhof Ost und und zum Verschiebebahnhof West, andererseits zweigten in der Gegenrichtung zwei eingleisige Strecken zum Frachtenbahnhof ab. Darüberhinaus war nicht nur das Stellwerk 21 selbst, sondern auch die Stellwerke 6 und 20 für einzelne Weichen verantwortlich. Hier ist ein Gleisplan, der die vom Stellwerk 21 bedienten Signale zeigt – der (allerdings fast 30 Jahre ältere) Gleisplan des gesamten Verschubbahnhofs bei sporenplan zeigt die Lage dieser Abzweigung im Gesamtzusammenhang:


In zwei früheren Postings waren ja schon einige der Formsignale dieses Stellwerks zu sehen – hier ist nun das Einheitsstellwerk zu ihrer Bedienung:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Gegenüber 1983 sind, wegen der Umbauten am Hauptbahnhof und am Stellwerk 19, einige Blockfelder verschwunden, aber ein ganzer Schwung war noch vorhanden:

Blockapparat links, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Die Schilder an den Blockfeldern waren tatsächlich bei den Anpassungen alle neu produziert worden, wie man beim Vergleich mit 1983 erkennen kann:

Blockapparat links, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Am Blockwerk für die Streckenblockung hatten nur zwei Felder der früheren fünf überlebt – überdies fehlte ihnen die Glasscheibe vor dem Blockfenster, was eigentlich die ganze Blockabhängigkeit ad absurdum führte. Vielleicht waren diese Felder damals doch schon außer Betrieb ...

Das Be-Feld vom Stellwerk 4 her war hierher "übersiedelt" worden, früher befand sich hier ein Anfangsfeld (oder hatte nur dieses Feld seine Bedeutung gewechselt?):

Blockapparat rechts, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Auf dem Blockaufsatz waren noch immer die Nachahmer für drei Hauptsignale mit Flügelkupplungen angebracht:

Signalnachahmer, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Hier sieht man die Hebelbank aus etwas größerer Nähe. Die Signalhebel stehen alle in der Grundstellung, während alle sechs Weichenhebel umgelegt sind (Riegelhebel gab es auf diesem Stellwerk keine). Interessanterweise standen die Hebel 1983 genau in der gleichen Lage – war hier die "Grundstellung" der Weichenhebel anders als üblich definiert?

Hebelbank, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Hier sieht man die Signalhebel von vorne, und man sieht die Besonderheit der Bedienung des Signals R2b: An den Kuppelrollen unter der Hebelbank erkennt man, dass die Hebel von links nach rechts folgende Signale bedienen:
  • R2A und R2A Lz das Signal R2a,
  • R2B und R2B Lz das Signal R2b,
  • Y das Signal Y,
  • X das Signal X,
  • die zwei letzten Hebel das Signal Z (als deutliche Beschriftung ist hier auf beiden Hebeln nur "Z" zu erkennen; darüber ist aber handschriftlich "Lz-Lr" und "Lz-Lo" ergänzt – Lz=Linz Hauptbahnhof, Lr=Linz Vbf West, Lo=Linz Vbf Ost – siehe den Kommentar von Harald Süß).
Hebelbank, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Nun ist das Signal R2b aber ein gekuppeltes zweiflügeliges Signal, weil ja alle Fahrten auf R2b über die ablenkende Abzweigweiche führten. Man kann das auch am folgenden Bild dieses Signals sehen, wo von unten, also vom Signalantrieb, nur eine Stellstange heraufkam, deren Bewegung dann über den typischen zweiarmigen Hebel auf die beiden Flügel geleitet wurde: Links die gerade Stellstange zum oberen Flügel, rechts die gekröpfte (zweimal geknickte) Stange zum unteren Flügel:

Signal R2b, daneben neues Signal C, Linz Vbf, 28.8.1987

Wir haben hier also ein Signal vor uns, wo ein und dieselbe Stellung über zwei verschiedene Hebel gestellt werden konnte! Über den Grund für diese Besonderheit kann ich nur spekulieren – vermutlich war so die Mechanik im Schieberkasten samt den Blocksperren einfacher zu entwerfen, weil die Fahrten auf R2b vollkommen analog zu jenen auf R2a ausgeführt werden konnten. Die Ersparnis an Kuppelmechanismen im Schieberkasten kann den einen zusätzlichen Signalhebel dabei leicht aufgewogen haben. Mit dem Signalantrieb selbst gab es übrigens kein Problem: Die Antriebsrolle bewegte sich nun zwar für dieselbe Stellung einmal in die eine, einmal in die andere Richtung. Aber da die eine Stellstange von der Stellrinne für den oberen Flügel bewegt wurde, wurden hier nun beide Flügel jedesmal gleich bewegt – so wie der obere Flügel eines ungekuppelten Signals für beide Frei-Stellungen dieselbe Bewegung ausführt.

Zurück zum Stellwerk: Hier sieht man Bilder der Fahrstraßenhebel und Blocksperren. Interessant ist auf dem ersten Bild die untere Stellung des zweiten Fahrstraßenhebels von links, die offenbar nicht eine Fahrstraße verschließt, sondern das Verschubsignal V1b freistellt:

Fahrstraßenhebel und Blocksperren, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Fahrstraßenhebel, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Blocksperren links, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Blocksperren rechts, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Wie üblich, waren in dem Stellwerk weitere Anzeigen und Tasten "hinzugewachsen". Hier sieht man ein kleines Kästchen mit mehreren Aufgaben, die ich nicht alle kenne:
  • Links oben wird die Stellung des Verschubsignals V1b angezeigt.
  • Rechts befinden sich Blockpfeile mit entsprechenden Rückblocktasten samt einer Blockgruppentaste.
  • Wofür aber die SLÜSF-Lampe und die FTSF-Taste sind, weiß ich nicht:
Blockanzeige und -bedienung, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Außerdem gab es noch das folgende Bedienkästchen für Ersatzsignale. Das hier angeführte Signal B kann ich allerdings nicht lokalisieren, umgekehrt fehlt das Signal Y, auf dem aber tatsächlich kein Ersatzsignal montiert war:

Ersatzsignalpult, Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Hier sieht man das Stellwerksgebäude, dicht neben dem Pfeiler (oder eigentlich einer Pendelstütze) der darüberführenden Ostbrücke (Posseltbrücke) der A7. Durch ein geöffnetes Fenster sieht man den Blockapparat, neben dem Gebäude sieht man einen "österreichischen" Weichenantrieb und ein "deutsches" Spannwerk:

Stellwerk 21, Linz Vbf, 28.8.1987

Dieser Druckrollenständer "steht vor Fett":

Druckrollen beim Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Und zum Schluss noch einmal ein paar Signalbilder, zuerst vom gekuppelten Signal R2b, von dem schon oben ein Bild zu sehen ist:

Signal R2b, daneben neues Signal C, Linz Vbf, 28.8.1987

Signal R2b, daneben neues Signal C, Linz Vbf, 28.8.1987

Und hier sieht man die Signale Z, Y und X auf der anderen Seite des Stellwerks. Während Z ein Einheitssignal mit Schmalmast ist, sind Y und X österreichische Signale. Mir scheint, dass bei beiden die Flügel ausgetauscht montiert wurden, weil der senkrechte Flügel schon sehr weit über den waagrechten hinausragt. Beim linken Signal kann der Grund sein, dass der waagrechte Flügel damit nicht so nahe an den Fahrdraht rechts davon heranreicht, beim rechten fällt mir kein guter Grund dafür ein.

Vor dem Signal Y steht das Verschubsignal vy, das vom Stellwerk 6 aus gestellt wird. Das entsprechende Verschubsignal vx vor dem Signal X ist nicht in Betrieb. Die neuen Signale werden die Bezeichnungen Z, N102 und N104 tragen, ihre Schirme sind aber noch weggeklappt:

Signale Z, Y und X zum Stw.21, Linz Vbf, 28.8.1987

Ergänzung vom 31.3.2015: Zwei Wochen später, an einem Tag der offenen Tür in Linz, habe ich diese Signale noch einmal aufgenommen:

Signal X zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987

Signal Y zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987

Signale X und Y zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987

Signale Y (zum Stw.21), H102 (noch nicht in Betrieb) und vy (zum Stw.6), Linz Vbf, 15.9.1987

Signale Y, H102, vy, X, vx (ausgeschaltet) und H104, Linz Vbf, 15.9.1987

Signal Z zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987

Signale Z (neu) und Z zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987

Signale Z, Y und Z (neu) zum Stw.21, Linz Vbf, 15.9.1987