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Dienstag, 20. September 2016

Schweiz 1988: Vier Fotos im Vorbeifahren

Auf der Fahrt nach Kreuzlingen habe ich einige Fotos aus dem Zug geschossen. Hier sind die vier, die vielleicht von Interesse sind.

Schrankenantriebe, Eschenz?, 22.8.1988

Sind diese zwei Schalter schon ein (Mini-)Stellwerk? Auf der Tafel darüber steht, mit Kreide geschrieben, "74344 F 21.40" und darunter "Streckensperrung", aber die zwei Kürzel danach – die jeweils mit E beginnen – kann ich nicht erkennen:

Schalter wofür?, Eschenz, 22.8.1988

In Tägerwilen stand noch eine Hebelbank, allerdings waren schon Lichtsignale vorhanden und die Weichen elektrisch angetrieben. Vor dem Stellwerksanbau sieht man ein dunkleres Asphaltrechteck, wo sich wohl früher der Schacht für die ausgehendenden Drahtzugleitungen befunden hatte.

Stellwerk, Tägerwilen SBB, 22.8.1988

Hier ist ein Detailausschnitt aus dem vorherigen Bild, auf dem man einige Details des Stellwerks etwas besser erkennen kann:

Stellwerk, Tägerwilen SBB, 22.8.1988

Und zuletzt noch ein Bild einer Entgleisungsweiche, vermutlich auch in Tägerwilen:

Entgleisungsweiche, Tägerwilen SBB?, 22.8.1988

Montag, 19. September 2016

Schweiz 1988: (Nicht ganz) einmaliger Fahrstraßenverschluss in Cham

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Zwischen Rotkreuz und Zug liegt Cham, und dort habe ich eine – finde ich – erstaunliche Anlage aufgenommen. Der Gleisplan des Bahnhofs, den man auf dem folgenden Gleisbild sieht, ist nicht sehr aufregend: 3 Hauptgleise (Gleis 2, 3 und 4), direkt vor dem Ankunftsgebäude das Ladegleis 1 mit Güterschuppen, links ein Abstell- und ein Ausziehgleis, und auf der rechten Seite mündet noch ein Industrieanschluss mit einem eigenen Rangiersignal. Alle Signale sind Lichtsignale, die Ausfahrsignale sind, wie damals in der Schweiz bei kleineren Stationen weitgehend üblich, Gruppenausfahrsignale:

Gleistafel, Cham, 21.8.1988

Das folgende Bild zeigt die ganze Sicherungsanlage. In der Mitte sieht man die vier Hebel für die Hauptsignale – die natürlich nur mehr elektrisch ihre Lichtsignale steuern. Davor ist die Seilscheibe eines fünften Hebels zu sehen, der mit "Von Anschlussgleis E" beschriftet ist – er stellt also offensichtlich das Rangiersignal. Interessanter ist die Weichenbedienung: Die elektrischen Weichen werden wie in Grenchen Süd über umgebaute Fahrstraßenhebel gestellt, die links und rechts der Signalhebel angeordnet sind. Erstaunlich ist aber der Fahrstraßenverschluss: Sie befindet sich oberhalb der Hebelbank, in dem braunen Kasten:

Sicherungsanlage, Cham, 21.8.1988

Hier sieht man diese Fahrstraßenhebel – eher eine Art kleine Kurbeln – aus der Nähe. Mir scheint, dass dies eigentlich ein Freigabewerk einer Fahrdienstleitung war, das mit einem getrennten Stellwerk kommunizierte, mit eigenen Fahrstraßenschubstangen im Inneren für den gegenseitigen Ausschluss, aber ohne mechanische Verbindung zum Verschlussregister des Stellwerks. Wenn ich raten müsste, würde ich zuerst einmal denken, dass
  • früher das Stellwerk außerhalb der Weichenhebel noch wie üblich Fahrstraßenhebel hatte;
  • dass diese aber beim Umbau zu elektrischen Weichen entfielen (weil aus den Fahrstraßenhebeln Weichenhebel wurden?) und dafür aus irgendeinem anderen Bahnhof das Freigabewerk herangeschleppt und hier für den nun rein elektrischen Verschluss der Fahrstraßen umgebaut wurde.

Fahrstraßenverschluss, Cham, 21.8.1988

Obwohl ... das folgende Foto von der Rückseite der Anlage zeigt ziemlich sicher, dass es hier eine mechanische Verbindung der kleinen Kurbeln nach unten zu einem Verschlussregister gab – was bedeutet, dass die Anlage original schon so aufgebaut gewesen war: Was dann jedenfalls eine sehr außergewöhnliche Konstruktion ist – von obenliegenden Fahrstraßenhebeln bei einem mechanischen Stellwerk habe ich sonst noch nie etwas gehört oder gesehen oder gelesen!

Rückseite der Sicherungsanlage, Cham, 21.8.1988

Die Fragen lassen sich aber heute noch klären: Offenbar ist das Stellwerk als Museumsanlage erhalten geblieben! Ich habe zwar keine Webseite gefunden, die sie beschreibt, aber zumindest hier und hier sind Bilder zu sehen, die Folgendes zeigen:
  • das Verschlussregister ist nun hinter einer Plexiglasabdeckung sichtbar; 
  • auf der linken Seite sind wieder mechanische Weichenhebel (statt der umgebauten Fahrstraßenhebel) aufgebaut; 
  • und vor allem sieht man Verbindungsstangen vom Fahrstraßenkasten oben nach unten, die offenbar nicht elektrische Leitungen führen (womit ich auch spekuliert hatte), sondern eben mechanisch eine Bewegung übertragen – man hätte sicher nicht acht einzelne und genau senkrechte dünne Rohre für Drahtleitungen verwendet.
Und so einmalig ist die Anlage in Cham nicht: Auf der ersten der beiden Webseiten oben findet man Bilder von Hinwil, die einen gleichartigen Fahrstraßenverschluss zeigen – aber zurück nach Cham!

Hier sieht man die drei Weichenhebel auf der linken Seite (die heute wieder durch mechanische Hebel ersetzt sind), mit den aufgesetzten Hebelsperren. Nach unten verschwinden Stangen zu einem senkrecht angeordneten Verschlussregister – was auch für eine mechanische Verbindung mit den Kurbeln spricht, weil ja die Fahrstraßenschubstangen des Registers bewegt werden müssen:

Weichenhebel, Cham, 21.8.1988

Rotkreuz ist auf diesen Hebeln noch mit "th" geschrieben – im Gegensatz dazu steht es neben den Fahrstraßenkurbeln mit "t", sodass dort wohl später neue Schildchen angebracht wurden, aus welchem Grund auch immer:

Signalhebel, Cham, 21.8.1988

Signalhebel, Cham, 21.8.1988

Neben der Hebelbank stand ein Integraschalterwerk mit einem einzigen Schalter für eine Barriere. Der hauptsächliche Zweck war die Blockbedienung:

Schalerwerk, Cham, 21.8.1988

Irgendwo gab es diese kleine Steuerung für Fahrleitungsschalter. Der Verputz lässt mich vermuten, dass dieses Kästchen am Bahnsteig angebracht war – ein Umstellen durch Bahnfremde war durch die querliegende Blechschiene verhindert, die man mit einem Vierkant aufsperren und wohl ein Stück verschieben musste:

Fahrleitungsschalter, Cham, 21.8.1988

Leider ist das Bahnhofsfoto von der Gleisseite her am Abend unscharf geworden – ich zeige es dennoch, weil man sieht, dass damals noch in solchen kleinen Unterwegsbahnhöfen ein "Rangiertraktor" stationiert war, der zumindest den Postwaggon an einen durchgehenden Zug schieben konnte. Hier in Cham hat er wohl auch den oben erwähnte Industrieanschluss bedient (war der durchgehend elektrifiziert?):

Bahnhof, Cham, 21.8.1988

Das Foto von der Straßenseite ist dafür verwendbar:

Bahnhof, Cham, 21.8.1988