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Sonntag, 30. September 2012

Stellwerk Abzw. Nußdorfer Straße der Wiener Stadtbahn, 1986

Nach dem Stellwerk Michelbeuern haben wir – Hr. Marincig, der Fotograf der Stadtwerke und ich – auch noch die Abzweigung Nußdorferstraße besucht, wo sich die Linien nach Heiligenstadt und zur Friedensbrücke trennten.

Hier bestand, im Gegensatz zu Michelbeuern, noch die originale Anzeigetafel mit den orangen Gleisausleuchtungen. Im folgenden Bild sind zwei Fahrten gestellt, eine nach Heiligenstadt (Signal 704 A) und eine von Heiligenstadt (Signal 705). Nur auf diesem Bild sieht man im Hintergrund ein Stück des Schaltkastens für die Gleisrelais, die ich hier gar nicht fotografiert habe:

Anzeigetafel, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Auf dem folgenden Bild hat der Zug nach Heiligenstadt schon die Abzweigung passiert. Der Isolierabschnitt Richtung Heiligenstadt ist nun dunkel, d.h. das Gleis ist besetzt. Das Signal 704 ganz links ist nach der Vorbeifahrt selbstständig auf Halt zurückgefallen. Das Signal 705 (von Heiligenstadt) steht noch auf frei:

Anzeigetafel, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Hier sieht man die Hebelstellungen:
  • Beide Weichen stehen in der Plus-Lage, d.h. in die Gerade;
  • Ganz links ist der Signalhebel für die Fahrt 704 A gezogen;
  • Der rechte Signalhebel ist für die Fahrt 705 gezogen;
  • Und ganz rechts ist noch ein Hebel "Selbsttätiger Betrieb" – was in Michelbeuern (und in Berlin) "Umleithebel" hieß, hatte hier eine verständlichere Bezeichnung. Im Gegensatz zu den Umleithebeln bei meinem Besuch in Michelbeuern ist dieser hier ausgeschaltet, d.h. es war keine Automatik in Betrieb. Die machte ja auch nur Sinn, wenn nur die Strecke nach Heiligenstadt befahren wurde.

Schalterwerk, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Ein Bild später ist der Abschnitt Richtung Heiligenstadt wieder frei (und daher beleuchtet), dafür ist der Abschnitt vor dem Signal 705 belegt und daher dunkel. Man sieht übrigens, dass das Signal um eine gewisse Distanz vor dem Ende des Gleisabschnitts steht. Dadurch ist eine Schutzstrecke vorhanden, wenn das Signal durch Belegung des folgenden Abschnitts auf Halt steht. Ähnliche Schutzstrecken sind auch bei den anderen Signalen erkennbar:

Anzeigetafel, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Dieses Bild zeigt zwei Fahrten auf der Strecke zur Friedensbrücke:
  • Links oben zeigt das Signal 704 A/B zwei grüne Lampen, d.h. es steht in Freistellung für eine Fahrt zur Friedensbrücke (auch die Bezeichnungen A/B sind von der Berliner Hoch- und Untergrundbahn übernommen);
  • Rechts unten steht das Signal 703 für eine Fahrt von der Friedensbrücke herauf auf frei:

Anzeigetafel, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Das folgende Bild – das mit dem vorherigen nicht zusammenpasst! – zeigt links den Signalhebel für Fahrten vom Gürtel Richtung Heiligenstadt oder Richtung ... Brigittabrücke! Hier war der alte Name der Friedensbrücke im Gegensatz zur Gleistafel nie ausgebessert worden. Die Weichenhebel sind nun für eine Fahrt Nußdorferstr.-Heiligenstadt eingestellt (Weiche 2 in Plusstellung – man sieht das blau leuchtende Pluszeichen), sowie für eine Fahrt von der Friedensbrücke zum Gürtel (Weiche 1 in Minusstellung):

Schalterwerk, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Wieder gab es plombierte Hilfsauflösungen für die Fahrstraßen ...

Hilfsauflösungen, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

... sowie ... Hilfsüberbrückungen für (einzelne) Gleisstromkreise?:

Hilfsüberbrückungen?, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Die Schalter links tragen die Aufschriften "Zug nach", "Heiligenstadt" und "Donaukanal" – sie schalteten die entsprechende Anzeige an der Haltestelle Nussdorfer Straße, soviel ich mich erinnern kann. Der rechte Schaltkasten enthält Sicherungen sowie offenbar Prüfschalter:

Schaltkasten, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Rechts davon befand sich der Fernsprecher, mit Kurzschlusssteckern zur Herstellung von Verbindung und – wenn ich mich nicht irre – links und oben noch den "Klappen", aufgrund derer es im österreichischen Sprachgebrauch das Wort "Klappe" für "Nebenstelle" gibt:

Fernsprecher, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Bald darauf haben wir das Stellwerk verlassen:

Stellwerk, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

Ein Zug wurde beim Signal 703 "gestellt", und nachdem er dann langsam herankam, hat ihn Hr. Marincig aufgehalten, sodass wir ihn vorne besteigen konnten:

E6 4945, WStW-VB, Abzw. Nussdorferstr., 28.2.1986

2 Kommentare:

  1. Echt sehr interessant. Bin erst gestern dort vorbei gekommen. Das Stellwerkshäuschen steht ja nach wie vor, aber halt außer Betrieb. Hätte auch keinen Sinn, da die U6 sowieso nur nach Spittelau fährt. Das man auf der Strecke einen Zug anhält und zusteigen kann, ginge wohl heute auch nicht mehr.

    Vielen Dank für die super Bilder und Erklärungen und liebe Grüße, Stefan

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