Am Gleisplan sieht man, dass jedes Bahnhofsgleis eigene Isolierschienen hat. Die Weichen auf der Wiener Seite waren etwas durcheinander nummeriert, vielleicht wegen mehrfacher Umbauten. Und auf der Zeichnung fehlt das Signal R5-11 für Ausfahrten Richtung Gmünd.
Gleisplan und Signalanzeige am Befehlswerk, Fdl, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Am Befehlswerk steht hier gerade eine Ausfahrt nach Wien – die Knagge am Rankapparat ist umgelegt, Ba-Feld ist geblockt und zeigt weiß, Fa-Feld zeigt grün, Grünanzeige "Hw" zeigt grünes Licht. Auf dem Blockapparat sitzen vier zusätzliche Bedienungskästchen für die Ersatzsignale auf den Einfahrsignalen:
Befehlswerk, Fdl, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Nach der Ausfahrt des Zuges ist nun der Block belegt, wie man an der roten Ausleuchtung sieht. "Az" scheint darauf hinzuweisen, dass hier ein Achszähler im Einsatz war – genaueres weiß ich allerdings nicht:
Block- und Signalanzeigen, Fdl, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Auf dem Schreibtisch des Fahrdienstleiter standen noch diese Schrankenüberwachungen:
Schrankenüberwachungen, Fdl, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Draußen fuhren ab und zu auch Züge. Die gleichartige Bespannung des 2107 habe ich ein Jahr früher schon in Heiligenstadt fotografiert:
1042.008+1042 kalt mit 2107, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Richtung Kamptal waren noch 2045er unterwegs (Ergänzung Mai 2013: Eine großartige Reportage zu den letzten 2045ern im Wald- und Weinviertel befindet sich hier im EBFÖ; und noch eine Ergänzung vom 10.5.2022: Johann hat zu den Nummern und Eigenheiten der 2045er einen detaillierten Kommentar geschrieben – bitte selbst nachlesen!):
2045.20 und 2045, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Und Richtung Gmünd war die Elektrifizierung noch nicht fertiggestellt, sodass alle weiterfahrenden Züge einen Lokwechsel brauchten – was übrigens die Stellwerker sehr missliebig stimmte: Sie mussten, im Gegensatz zum durchgehenden Dieselbetrieb, nun bei gleichem Gehalt tatsächlich bei jedem Zug mindestens vier Weichenumstellungen vornehmen!
2143.53 mit Personenzug nach Gmünd, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Am Stellwerk 2 stand eine ziemlich voll besetzte Hebelbank. Insbesondere fehlten die Leerplätze entfallener Formsignale am äußeren Ende (unter dem Blockapparat), sodass diese Anlage wohl beim Umbau auf Lichtsignale neu errichtet worden war:
Hebelbank und Blockapparat, Stw.2, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Der Blockapparat hatte die üblichen fünf Felder für eine eingleisige Strecke mit ZG-Block:
Blockapparat, Stw.2, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Oberhalb des Blockapparats befand sich die Signalanzeige und -bedienung, von links nach rechts mit den Tasten
- RBT = Rückblocktaste
- SGT = Signalgruppentaste
- HAGT = Haltgruppentaste
- WT = Weckertaste (nehme ich an)
- STZ und STR = Signaltasten für Z und R
Stw.2, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Über eine Holzabtrennung konnte man von der Wendeltreppe aus die Drahtzüge im Untergeschoss des Stellwerks sehen:
Drahtzüge, Stw.2, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Und hier ein Blick auf das elegante Stellwerksgebäude:
Stellwerk 2, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Die Drehscheibe in der Zugförderung war gerade ausgebaut (wurde sie durch eine andere ersetzt?). Durch die Drehscheibengrube führte stattdessen für ein Gleis eine Hilfsbrücke:
Ausgebaute Drehscheibe, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Ausgebaute Drehscheibe, 1040.009, 2143.52, zweimal 2045, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Die Hebelbank am Stellwerk 1 war etwas länger, und der Blockapparat wegen der drei abgehenden Strecken dreimal so groß:
Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Die Signalanzeige war auf diesem Stellwerk in einem detaillierten Gleisplan untergebracht, an dem man einiges entdecken kann:
- Am Gleis 2 waren zwei Isolierschienen vorhanden, eine für das Einfahrten von Zellerndorf auf das Einfahrsignal C, eine weitere für Einfahrten auf A und B.
- Die Weichen waren mit Symbolen versehen: Schwarz ausgefüllter Kreis = ferngestellt; Kreis mit Punkt = geriegelt; Querstrich = ortsbedient, mit Markierung der Schlösser.
- Aber was bedeutet das Viereck und die eine Lampe bei der Einfahrweiche 20 von Zellerndorf?
- Das Wartezeichen V800 mit Vorrücksignal war wie ein Verschubsignal geschaltet und hatte auch dieselbe Bedeutung.
- Die Signale wurden, im Gegensatz zur Tastenbedienung am Stellwerk 2, durchgängig mit Knaggen gestellt.
Signalanzeige, Stw.1, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Hier sieht man die Anlage, etwas schwer erkennbar, bei einer Einfahrt von Wien: Das entsprechende Be-Feld ist weiß, das Ff-Feld grün, die Knagge für A ist umgelegt. Hier gibt es übrigens eine ganze Reihe Leerplätze auf der Hebelbank, sodass diese Anlage wohl noch die originale ist, von der die Formsignalhebel abgebaut wurden:
Blockapparat, Stw.1, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Das Stellwerksgebäude ist auf dieser Seite noch ein typisches niedriges österreichisches Stellwerk:
Stellwerk 1, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Und hier noch ein Blick auf das Bahnhofsgebäude:
Bahnhof, Sigmundsherberg, 20.9.1986
Obwohl eine Ausfahrt Richtung Wien gestellt ist ist die weiße Karte am Wecker am Befehlswerk nicht zu sehen. Hat der Wecker bei den Lichtsignalen keine Funktion mehr?
AntwortenLöschenDie Wecker mit ihren Fallklappen sind keine sicherheitsrelevanten Einrichtungen, sondern dienen nur der gegenseitigen Information. Sie wurden (und werden) bei fahrplanmäßigem Betrieb, also wenn nur Regelzüge verkehren und diese ohne Verspätung oder Vorsprung, häufig nicht bedient, "weil eh alles klar ist".
LöschenWie ist überhaupt beim 5007 sichergestellt, dass der Stellwerker auch genau die Fahrstraße festlegt, die der Fahrdienstleiter befiehlt?
LöschenDurch eine Hintereinanderschaltung von Kontakten im Befehlswerk und im Stellwerk: Im Befehlswerk (egal ob Rank- oder Knebelapparat) ist für jede Fahrstraße ein Kontakt vorhanden, der beim Verschluss der Fahrstraße geschlossen wird; für jede Fahrstraße läuft von dem Kontakt eine eigene Ader zum Stellwerk; dort ist an jedem Fahrstraßenknebel die passende Ader angeschlossen. Der Stromkreis zum Blocken des Ff-Feldes (und zugleich zum Entblocken des Fa-Feldes in der Fdltg) läuft über diese Kontakte - wenn also nicht die Kontakte für die gleiche Fahrstraße geschlossen sind, dann entsteht kein geschlossener Stromkreis, und das Blocken ist nicht möglich.
Löschen1986 war die 2045 in Sigmundsherberg noch stark vertreten. Der Planverkehr auf der Pulkau- und Kamptalbahn war damals noch die Domäne dieser Lok, bevor 1988 die Ablöse durch den 5047 im Kamptal und das "AUS" für den Personenverkehr nach Zellerndorf erfolgte. Neben der 2045.20 sind noch 3 weitere 2045er zu sehen. Die vor der 2045.20 vorbeifahrende 2045 ist die 2045.05, die damals als einzige blutorange Maschine noch einen Jalousienvorbau hatte. Hinter der ausgebauten Drehscheibe ist die 2045.10 abgestellt, gut erkennbar durch den deutlich frischeren Lack am Vorbau 2. Keine 5 Monate später schied diese Maschine aus dem Bestand aus. Die beiden 2045er auf dem Bild mit der 1040.009 und der 2143.52 sind die 2045.05 (Jalousienvorbau) und die 2045.18. Diese Maschine fiel durch ihren leicht durchgebogenen Rahmen auf, der eine Folge eines Zusammenstoßes mit der 2045.13 auf der Mühlkreisbahn im Jahre 1975 entstanden ist. 1986 gab es praktisch keine 2 gleichen 2045er (bei 15 Stück), somit war jede Maschine ein Unikat und bereits aus einiger Entfernung identifizierbar.
AntwortenLöschenBesten Dank für detaillierte Beschreibung der 2045er - ich habe nun im Text oben einen Link auf Deinen Kommentar eingefügt.
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