Das Uhrwerk wurde für diese Aufnahmen statt mit dem Zifferblatt mit zwei kleinen Laschen am Gehäuse befestigt, die es mit abgeschnittenen Fischer-Dübeln festhalten – dadurch haben wir auch vermieden, die Messing-Platinen womöglich anzukratzen.
Die erste Aufnahme zeigt den Ablauf bei einer manuellen Auslösung des Schlagwerks mit der Kordel auf der rechten Seite. Nicht ganz "die feine englische Art" ist, dass wir das Pendel während dieser Aufnahme ausgehängt haben. Wegen der rückfallenden Hemmung läuft das Werk deshalb die ganze Zeit mit erhöhter Geschwindigkeit – diese paar Minuten werden ihm aber nicht geschadet haben:
Die folgende Detailaufnahme zeigt den Lauf des Viertelschlagwerks:
Von der Rückseite der Uhr her sieht man hier, wie die Tonfedern angeschlagen werden. Wie beim Kleeblatt-Vorläutewerk für österreichische Schranken müssen auch hier die Hämmer beim Schlag durchfedern, damit sie dann zurückfedern und die Tonfeder frei schwingen lassen. Das Pendel ist ordentlicherweise wieder eingehängt:
Wieder an der Vorderseite drehe ich hier die Staffel für das Stundenschlagwerk weiter. Normalerweise erfolgt das durch einen Stift auf einem Rad auf der Minutenzeigerwelle, das die Viertelstunden-Staffel antreibt (am Ende des Verdrehens der Staffel sieht man drei Zähne dieses Rades hinter der Staffel hervorlugen). Nach dem Stellen der Staffel auf zwei Schläge wird das Schlagwerk hier wieder manuell ausgelöst. Am oberen Rand des Werks sieht man dabei die Drehung der beiden Windfänge (dieses Video ist ohne Ton):
Das folgende Video zeigt einen vollen Ablauf des Wiener Schlags über zwei Stunden. Beim Wiener Schlag wird ja folgendermaßen geschlagen:
- Zur vollen Stunde vier Viertelschläge, dann die Stundenzahl (also z.B. um drei Uhr: vier hohe Schläge, dann drei tiefe).
- Zur Viertelstunde folgt ein Viertelschlag und dann die letzte Stundenzahl (also z.B. um Viertel nach drei: ein hoher Schlag, dann wieder drei tiefe).
- Zur halben Stunde erfolgen zwei Viertelschläge und wieder die letzte Stundenzahl (also z.B. um halb vier: zwei hohe Schläge, dann wieder drei tiefe).
- Zur Dreiviertelstunde werden drei Viertel geschlagen und dann noch einmal die letzte Stundenzahl (also z.B. um Dreiviertelvier = Viertel vor vier: drei hohe Schläge und wieder drei tiefe).
Statt ein Video von zwei Stunden zusammenzuschneiden, wird hier das Zahnrad der Stundenzeigerwelle um "eine Viertelstunde weitergeschoben". Dadurch passiert mehreres:
- Zum einen wird die Viertelstundenstaffel weitergedreht;
- dann löst ein Stift auf dieser Staffel über den Springhebel das Schlagwerk aus;
- und kurz vor der vollen Stunde wird auch noch die Stundenstaffel um ein Zwölftel weitergedreht.
Und zum Schluss noch ein ganz anderer Teil des Werks: Die rückfallende Hemmung. Mit einem Zahnstocher bewege ich hier die Pendelgabel hin und her – man sieht deutlich, wie das Steigrad nach jedem Fall vom weiter ausschwingenden Pendel ein wenig zurückgedreht wird:
Hallo,
AntwortenLöschenEin sehr interessantes und altes Werk. Leider sind keine Bildmarken zu sehen.
Zur Mechanik noch eine Bemerkung: Diese "Wiener-Schlag-Werke" sind eigentlich 2 Schlagwerke: Das sog. "Rechenwerk" für den normalen Stunden- und 1/2 Stunden-Schlag und zusätzlich noch ein Schloss- oder Schlussscheiben-Werk für den "Wiener 4/4 Schlag". Recht aufwändig, aber der Klang lohnt sich!
Schöne Aufnahmen.
Grüßle aus Oberbayern :).