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Mittwoch, 8. Oktober 2014

Ein "überladener" Blockapparat: Liezen, 1987

Liezen hatte 1987 – und hat 2014 noch immer! – ein Befehlsstellwerk in der Fahrdienstleitung sowie ein Endstellwerk am westlichen Ende des Bahnhofs (2014 sind zwar die aus der Fahrdienstleitung gestellten Weichen mit elektrischen Antrieben versehen, aber sonst hat sich offenbar praktisch nichts geändert).

Der Gleisplan von 1987 ist bei sporenplan.nl leider (wegen eines fehlenden Eintrags) nicht direkt erreichbar – hier ist der Link dorthin.

In der Fahrdienstleitung stand dieser Apparat, der mit seinen Anbauten am Blockaufsatz und auf der Hebelbank schon sehr "barock" aussieht:

Stellwerk, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Wie man erkennt, handelt es sich wieder einmal um ein Befehlsstellwerk, also sozusagen einen Zwitter aus Befehlswerk und Stellwerk:
  • Auf der linken Seite befinden sich die drei üblichen Blockfelder Ba-Fa-Ba für das Stellwerk 1.
  • Dann folgt ein Ze-Feld mit der netten Aufschrift "Ze AB Einsperren", also eine Ausweichanschlussstelle (wo auch immer die lag).
  • Das nächste Zustimmungsfeld kommt vom Stellwerk 1, wo es die Weichen 4 und 5 zwischen Gleis 4 und 6 sicherte – diese Weichen gab es damals allerdings nicht mehr, daher war das Feld immer entblockt!
  • Dann kamen 5 Felder für die Richtung nach Wörschach, die aussehen wie auf einem Wärterstellwerk: Ts+Be, Ff, Be+Ts – aber wir befinden uns hier am Befehlsstellwerk! Offensichtlich hat hier dieselbe Verwirrung zugeschlagen wie (ebenfalls bis heute) in Feistritz im Rosental: Das Blocken des Ff-Feldes entblockt die "Be"-Felder (die eigentlich Fa-Felder sind), und nach dem Springen der Tastensperre wird durch Blocken der passenden Ts+Be das Ff-Feld wieder entblockt. Die Bezeichnungen sind übrigens heute (2014) noch immer so ...

Stellwerk, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Im Gleis 4 befanden sich damals drei Anschlüsse:
  • Die Weiche 32 führte in die Ladegleise 6 und 8.
  • Die Weiche 1A mit Sperrschuh Sp 1A direkt daneben führte in eine Anschlussbahn "Fa. Adeg (Kastner u. Öhler)".
  • Die Weiche 1L mit Sperrschuh Sp 1L schließlich band die AB der "Landgenossenschaft Ennstal" an.
Die ersten beiden Schlüssel wurden über ein kleines Zentralschloss auf der Hebelbank zu einem Schlüssel "32|1A" "vereinigt". Für diesen Schlüssel wie auch für jenen für den Sp 1L war dann jeweils ein Hebelbankschloss vorhanden:

Zentralschloss auf der Hebelbank, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Auf der anderen Seite der Weichenhebel befand sind ein komplexerer Apparat für die "Awanst" (Ausweichanschlussstelle) der Firma Knauf in Weißenbach bei Liezen: Rechts unten befand sich der "Zugführerschlüssel", der einer Sperrfahrt zur Anschlussbahn mitgegeben wurde. Wenn sich die Sperrfahrt dort eingesperrt hatte, konnte sie über einen Schlüsselschalter den "ZG-Schlüssel" unten in der Mitte freigeben, der durch Drücken der "Freigabetaste" links unten entnommen und darüber im Schloss "Freigabe" umgesperrt werden konnte – nun waren wieder Zugfahrten Richtung Wörschach möglich:

Freigabe für AB Knauf, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Rechts oben war am Blockapparat die Anzeige und auch die gesamte(!) Bedienung für die Lichtsignale und den ZG-Streckenblock Richtung Wörschach ergänzt worden:

Signal- und Blockanzeige und -Bedienung, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Links oben war, ebenfalls aus Platznot "überhängend", die Bedienung für den ZG Richtung Selzthal angebracht, mit RWT (Richtungswechseltaste) und BGT (Blockgruppentaste) als einzigen Tasten. Wieso am linken Widerrufschlosskontakt händisch A/H angeschrieben wurde, obwohl direkt drüber am Schildchen "WSK A/H" steht, ist nicht klar:

Blockaufsatz links, Fdl, Liezen, 4.8.1987

Hier sieht man noch einmal die Signal- und Blockbedienung, diesmal mit den Blockfeldern darunter:

Fdl, Liezen, 4.8.1987

Auf der Hebelbank am Stellwerk 1 befanden sich nur mehr drei Hebel, vermutlich zwei Weichenhebel für die Weichen 1 und 2 sowie ein Riegelhebel für die Spitzenweiche 1 (die nur in die Gerade geriegelt werden konnte?). Zwei Hebelbankschlösser daneben nahmen die Schlüssel für die Weiche 3 mit Sperrschuh 2 sowie die Weiche 1H mit Sperrschuh 1H für die Anschlussbahn der "Hütte Liezen" auf:

Hebelbank, Stw.1, Liezen, 4.8.1987

Am Stellpult erfolgte die Bedienung der Signale, die Überwachung von zwei zuggeschalteten EKs sowie natürlich das Rückblocken Richtung Selzthal. Was die vielen Fahrkartenvordrucke hier am Stellwerk zu suchen haben, ist nicht klar – vermutlich musste der arme Stellwerker während der Zugspausen sie mit irgendwas bestempeln:

Bedienpult, Stw.1, Liezen, 4.8.1987

Am Blockapparat ist hier gerade ein Befehl für eine Ausfahrt eingegangen, die Fahrstraße ist aber noch nicht festgelegt. Ganz rechts sieht man das immer geblockte Za-Feld für die nicht mehr vorhandenen Weichen 4 und 5:

Blockapparat, Stw.1, Liezen, 4.8.1987

Hier noch ein Bild des Blockaufsatzes:

Blockaufsatz, Stw.1, Liezen, 4.8.1987

Vom Stellwerksgebäude habe ich das folgende Bild aufgenommen. Rechts durch das Rohr führt ein Doppeldrahtzug zum Schranken im Bahnhofsbereich heraus, der manuell mit einer Kurbel angetrieben wurde:

Stellwerk 1, Liezen, 4.8.1987

Irgendwo am Bahnhof habe ich diesen Bruch des Schienenkopfes aufgenommen. Mir ist nicht klar, wie es zu einem solchen Bruch kommen kann – da muss vorher schon ein Riss im Schienenkopf vorhanden sein, sodass dann durch ein blockiertes Rad ein Teil des Kopfes zusammengeschoben werden kann ... oder so ähnlich:

Bruch am Schienenkopf, Liezen, 4.8.1987

Im Bahnhofsgelände habe ich noch diesen klassischen "Sammler" aufgenommen:

1080.002 mit dem Sammler 72633, Liezen, 4.8.1987

Und zuletzt noch ein Bild des Bahnhofsgebäudes, auf dem man die Weichen 1A und 32 erkennen kann:

Bahnhof, Liezen, 4.8.1987

2 Kommentare:

  1. Einen Umbau an der Sicherungsanlage am Befehlsstellwerk hat es später auch gegeben. Auf der Stellwerkseite von Pechstein sieht man dass es für die Weiche 54 einen dreistelligen Riegel gibt. Warum hat man den eingebaut?

    Weichen die nur in der geraden verriegelt werden können, obwohl auch in der Ablenkung Zugfahrten stattfinden können sind in Tschechien keine Seltenheit.

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    1. Danke für den Hinweis, dass dieses Stellwerk auch auf der Pechstein-Seite abgebildet ist!

      Da ich die Geschichte der Bahnhöfe, die ich fotografiert habe, nicht (eigentlich nie) weiter verfolgt habe, weiß ich's nicht.
      Möglichkeiten: Die Weiche 51 wurde gegen eine ABW getauscht, damit man ein wenig schneller einfahren (und damit kreuzen) kann, und dadurch wurde der Riegel erforderlich. Oder es ist wegen eines anderen Umbaus irgendein Bestandsschutz für diese gegen die Spitze befahrene Weiche abgelaufen ...

      H.M.

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