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Mittwoch, 1. Oktober 2014

Eine kleine Betriebsausweiche: Strechau; sowie Rottenmann, 1987

Von Wörschach-Schwefelbad bin ich nach Selzthal zurückgefahren und von dort mit dem Bahnbus nach Strechau, der nächsten Betriebsstelle von Selzthal Richtung Rottenmann. Der Buschauffeur hat mich direkt am Bahnübergang der Bundesstraße im Nieselregen aussteigen lassen, von wo es nur ein paar Schritte zum Befehlsstellwerk 2 waren. Strechau war keine Personenzugsstation, sondern eine reine Betriebsausweiche. Dafür reichte neben dem Hauptgleis ein einzelnes Ausweichgleis, allerdings gab es am Selzthaler Ende noch eine Schutzweiche in einen kurzen Stutzen, wie man auf der Signalanzeige erkennen kann:

Signal- und Blockanzeige, Bef.Stw.2, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Auf dieser Tafel sind die Weichen beim Stellwerk 2 übrigens nach deutscher Norm mit 2 und 3 bezeichnet, während die Hebel auf der Hebelbank die Nummern 51 und 52 tragen, wie man gleich sehen wird:

Detail Signalanzeige, Bef.Stw.2, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Am Blockapparat der Deutschen Einheit konnte man noch den abgesetzten Teil für den ehemaligen Felderstreckenblock erkennen. Allerdings waren in die meisten Blockfenster nun Tasten eingesetzt worden, was ihn viel voller aussehen lässt, als er wirklich war. Tatsächlich gab es hier nur mehr vier Blockfelder:
  • Zwei Ze-Felder vom Stellwerk 1 her für Einfahrten,
  • das Fahrstraßenfestlegefeld – noch ein Einheits-typisches Gleichstromfeld –
  • und schließlich ganz rechts das Ba-Feld für alle Fahrten am Stellwerk 1:
Die restlichen Blockfelder waren gefüllt mit der Rückblocktaste (RBT) und der Richtungswechseltaste (RWT) für den eingleisigen ZG-Block Richtung Selzthal, Fahrt- und Halttaste für das Einfahrsignal Z, der Richtungswechseltaste für den Streckenblock Richtung Rottenmann und – etwas unlogisch angeordnet – dann Fahrt- und Halttaste für die Ausfahrsignale Richtung Selzthal:

Blockapparat, Bef.Stw.2, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Auf der Hebelbank standen zwei Weichenhebel – die hier nach unten, also gegen die Grundstellung stehen – und ein einzelner Riegelhebel. Unter dem Blockapparat sieht man, dass die Fahrstraße r2 eingelegt ist, und auf der anderen Seite, am Stellwerk 1, die Fahrt h1. Es hat also gerade eine Kreuzung stattgefunden:

Blockapparat und Hebelbank, Bef.Stw.2, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Die Aufschrift des Riegelhebels verstehe ich nicht: Am folgenden Ausschnitt sieht man, dass er in der Grundstellung mit R52– beschriftet ist. Wenn überhaupt, muss diese Spitzenweiche aber in der Grundstellung verriegelt werden – das könnte natürlich durch Umlegen dieses Hebels nach unten erreicht worden sein (während in der Minusstellung, also für die Einfahrt über die ablenkende Weiche, ein Zungenprüfer – bei Einheitsantrieben – oder der Spitzenverschluss allein – bei österreichischen Antrieben – gereicht haben könnte). Aber wieso diese komische Beschriftung (wobei noch dazu, wie oben erwähnt, die Weichennummern von jenen auf der Signaltafel abweichen):

Detail der Hebelbank, Bef.Stw.2, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Jedenfalls durften Schnellzüge grade durch die Betriebsausweiche fahren (bevor jemand das noch anzweifelt ...):

1042.512, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Am Stellwerk 1 war gerade ein Umbau der Sicherungsanlage im Gang – dabei ist übrigens der Unfall passiert, den ich in diesem Posting beschrieben habe. Davor habe ich aber noch die Anlage fotografiert. Hier sieht man die Hebelbank für die eine Weiche – ganz regelgerecht mit zwei gekuppelten Hebeln für die Verriegelung sowie dem eigentlichen Weichenhebel bestückt:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Interessant ist das nicht ganz moderne Messgerät, das hier auf der Hebelbank steht:

Messgerät, Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Am Blockapparat befand sich ganz links das Zustimmungsfeld für Einfahrten von Selzthal, nach Fahrt- und Halttaste für die Ausfahrsignale kamen dann die beiden Be-Felder für Ausfahrten:

Blockapparat, Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Die andere Hälfte des Blockwerks war mit dem Gleichstromfeld für die Fahrstraßenfestlegung, den Tasten für das Einfahrsignal sowie den dazugehörigen Be-Feldern bestückt:

Blockapparat, Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Für die Dauer des Umbaus hatte man offenbar die Signale am durchgehenden Gleis mit Ersatzsignalen bestückt, deren Bedienungspulte hier auf der Liegebank des Stellwerkswärters zu sehen sind. Die Signale durfte er natürlich nur über Befehl des Fahrdienstleiters auf der anderen Seite des Bahnhofs bedienen – eine Verkabelung bis dorthin hat man sich erspart:

Bedienpulte für Ersatzsignale, Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Die alte Signalanzeige samt den Relaissätzen darunter war schon abgebaut und in den Gang transportiert worden:

Stw.1, Betriebsausweiche Strechau, 4.8.1987

Beim Bereitstellen des Güterwagens, der sie aufnehmen sollte, ist dann der Unfall passiert, und ich habe schlagartig mit dem Fotografieren aufgehört.

Der Lokführer des Bauzugs hat uns – den verletzten Arbeiter, einen seiner Kollegen und mich – mit der 2060.027 nach Rottenmann gefahren. Dort habe ich dann wieder einige wenige Bilder aufgenommen. Zuerst ist mir die andere 1067 (ich glaube, damals gab es nur mehr zwei – die 003 und die 004) vor den Fotoapparat gefahren:

1067.004 und 2060.027, Rottenmann, 4.8.1987

In der Fahrdienstleitung habe ich zwei Bilder des dortigen VGS80 geschossen, von dem aus auch die Ausweiche in Bärndorf gesteuert wurde. Richtung Strechau war an diesem Tag natürlich Rückmelden eingeführt, weil der Streckenblock dorthin ja wegen des Umbaus nicht bedienbar war:

Stellwerk, Fdl, Rottenmann, 4.8.1987

Stellwerk, Fdl, Rottenmann, 4.8.1987

Zuletzt noch eine helligkeitsmäßig verunglückte Aufnahme des Bahnhofs, davor noch einmal die kleine 2060:

Bahnhof und 2060.027, Rottenmann, 4.8.1987

Update 1.10.2014: Ph.Ringseisen hat mir eine neuere Aufnahme aus Rottenmann zukommen lassen, die noch immer ein VGS80, aber natürlich bei stark verändertem Gleisplan zeigt, insbesondere durchgehende zweigleisige Strecke, damit auch Entfall von Bärndorf. Ein neuer Halter für graphische Fahrpläne hat tatsächlich auch noch überlebt, ist aber nun nur mehr eine größere blendfreie Lampe, auf der man ein einzelnes Blatt mit ...was? Läutezeichen? oder, um 90° gekippt, ein Höhenprofil??... sehen kann:

VGS80, Fdl, Rottenmann, 2011 (Foto: Ph.Ringseisen)

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