1042.501, Bruck a.d.Mur, 8.8.1987
Die Sicherungsanlagen des Frachtenbahnhof waren alle von der Type EM55, die ja von den Südbahnwerken Anfang der fünfziger Jahre aus der Siemensbauart 1912 entwickelt wurde. Am Brucker Frachtenbahnhof stand noch eine jener Anlagen mit einem eigenen Befehlswerk und getrennten Endstellwerken. Bei meinem Marsch habe ich zwar zuerst das Stellwerk 2 besucht, hier stelle ich die Anlagen aber lieber in der logischen Reihenfolge vor, beginne also mit der Fahrdienstleitung.
Hier sieht man das Befehlswerk mit den vielen Befehlsschaltern und der Gleistafel. Ganz unten auf der Gleistafel sind die zwei Streckengleise dargestellt, die auch mit Isolierung versehen sind. Den Bahnhofsgleisen fehlt aber eine technische Gleisbesetzungsprüfung, daher befinden sich neben der Gleistafel die üblichen Merkklappen für besetzte Gleise:
Fdl, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Die Gleise sind übrigens etwas überraschend nummeriert: Von unten nach oben, also beginnend mit den Südbahngleisen,
- sind die ersten beiden Gleisnummern S1 und S2,
- danach kommen der Reihe nach 59, 57, 55, 53 und 51,
- dann geht es aber weiter mit 52, 54 usw. bis 64,
- dann folgen drei Nebengleise 72, 74 und 76
- und schließlich noch einmal die Hauptgleise 78, 80 usw. bis 90.
Fdl, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Links unten auf der Gleistafel sind die drei Gleise zum Personenbahnhof dargestellt, samt den Anzeigen für die Zustimmungen sowie die Signale zwischen Personen- und Frachtenbahnhof:
Fdl, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Rechts sind entsprechend die Streckengleise zum Semmering dargestellt. Es steht gerade eine Ausfahrt Richtung Mürzzuschlag, daher leuchtet die Signalanzeige des Signals HS1 (Ausfahrsignal für Streckengleis 1) grün, und rechts daneben leuchten die Anzeigelampen "Ff Bef" (Fahrstraße am Befehlswerk festgelegt) und "Ff Stw" (Fahrstraße am Stellwerk festgelegt):
Fdl, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Die Fahrdienstleitung befand sich im Erdgeschoss eines großen Dienstgebäudes, dessen obere zwei Stockwerke Wohnungen enthielten:
Betriebsgebäude mit Fahrdienstleitung, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Der Eingang war unscheinbar hinter einer Trauerweide versteckt, aber immerhin klar und deutlich beschriftet:
Betriebsgebäude mit Fahrdienstleitung, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Hier sieht man die Anlage am Stellwerk 2, am Bahnhofskopf zum Personenbahnhof: 24 Weichenschalter, 6 Zustimmungsschalter und 20 Fahrstraßensignalschalter waren hier unter einigen Gummibäumen vereinigt:
Stw.2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Wie üblich ist der Schieberkasten eine ideale Ablage für alle möglichen Ordner:
Stw.2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Auf der Gleistafel hängt hier eine Mitteilung, die vielleicht den einen oder anderen interessiert (AVM = Aufsichtsverschubmeister, GZV = Güterzugbildungsvorschrift):
Bahnhof
Bruck a.d.Mur Fbf Bruck a.d.Mur, 31.5.1987
An die Stellen
lt. Verteiler
Betrifft: Erläuterungen bzw. Ergänzungen zum Fahrplan 1987/88
1.) Verschubarbeitsplan (GZV)
a.) Frachtübergang(Vorübergang) der Gruppe 1(Wien Zvbf) von
Z 63852(an 5.35) auf Z 61652(ab 6.00).Überstellung dieser
Gruppe mit dem Z-Tfz 63852( 15 Min.Verschub genehmigt)sofort
nach Ankunft des Zuges.Fdl u.AVM achten auf rasche Fertig-
-stellung v.Z 61652,um eine Verspätung möglichst gering zu
halten( ev. schon vorher Bremsprobe,dann einfache Bp).Restwg
von Gr 1 63852 .
b) Fracht Gratwein-Gr. von Z 67131 hat planmäßig Übergang auf
Z 79143(ab 7.02).Lt.Verschubarbeitsplan wird Z 67131 von
Tagdienst(1.Res.-Nord)behandelt.Es ist daher notwendig, diesen
Zug nach Dienstbeginn(6.oo Uhr)zu zerlegen.Durch diesen Fracht-
-übergang darf keine Verspätung von Z 79143 entstehen.
c) Das Zerlegen der bei den Z 50015,50013,50025 abgestellten
Gruppen erfolgt durch die 1.Reserve-Nord -Vorübergang auf
Z 84622,Norden-Wg. Kupplungsarbeiten durch Kuppler der 2.Res.-
Süd mit Unterstützung durch Kuppler der 1.Res.-Nord .
2.) GIS-Arbeiten
Abweichend von der Fahrplantafel erfolgt bei Z 63452 u.43056
an Samstagen die Weitermeldung nach Wien Zvbf und die Vorbereitung
bis Stadlau .
3.) Abroll-u.Bergverbotswagen
Ab Fahrplan 1987/88 sind die Bestimmungen für diese Wg nicht nur
für Wien Zvbf sondern auch f.Graz Vbf und Linz Vbf (Gr Linz Vbf
bei d.Z 79635 u.795379 zu beachten - Reihung an d.Spitze der je-
-weiligen Gruppe.Siehe GZV Abschnitt II,Seite 2 und Anhang 1 zur
DV V3(wobei Linz Vbf=Graz Vbf).
4.) wichtig: Z 50035 ist vorrangig zu behandeln.Die Beigabe(Gr 1-Postwg
Graz)ist rechtzeitig mit der Be-Res. von Bm nach Bk zu überstellen.
Die Zugbildung bzw.Fertigstellung darf nicht durch Zugfahrten oder
andere Verschubfahrten behindert werden. 2 Wagenmeister sind vom Fdl
für die Bpr. zu bestimmen.Die POST drängt auf pünktliche Führung
dieses Zuges. Fdl und AVM überwachen die rasche Fertigstellung.
Der Bahnhofaufsichtsbeamte:
...
Stw.2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Rechts unten auf der Gleistafel befinden sich eine Reihe von Tasten, u.a.
- die Tag/Nachtumschaltung der Signale,
- Tasten zum Ein- und Ausschalten der Weichensignalbeleuchtung,
- Gruppentasten für die Verschubsignale
- eine Fahrtrücknahmetaste
- die Hell/Dunkelschaltung des Gleisbildes,
- zum Ein/Ausschalten der Weichenheizung,
- und oben drüber Zählwerke für Zustimmungshilfsrücknahmen, Fahrstraßenhilfsauflösungen, Weichenhilfstaste, das Auffahrzählwerk sowie ein Zählwerk für die Weichenheizung.
Stw.2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Wann die Stellwerksgebäude gebaut wurden, ist mir nicht ganz klar: Der untere Stock schaut sehr nach Original-Südbahn-Bau aus, die obere Hälfte samt dem Satteldach ist aber zumindest sehr modernisiert, wenn nicht ganz neu gebaut worden:
Stellwerk 2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Stellwerk 2, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Auch am Stellwerk 1, also auf der Seite Mürzzuschlag, stand ein großes EM55. Hier waren es ganze 37 Weichenschalter (einer davon ganz am rechten Ende), dahinter 7 Zustimmungsschalter und schließlich 16 Fahrstraßensignalschalter:
Stw.1, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Die Gleistafel zeigt die vielen Gleise, aber auch, dass in diesem Bahnhof nicht einmal die Weichen isoliert waren, geschweige denn die Gleise:
Stw.1, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Für Einfahrten auf die Gleise 51, 52, 54, 56, 58, 60 und 62 beim Stellwerk 2 mussten hier Zustimmungen abgegeben werden:
Stw.1, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Die Feinreihungsgruppe mit den Gleisen 78 bis 90 bestand aus sieben Stumpfgleisen. Früher war hier sicher höchstens ein Gruppenausfahrsignal vorhanden (wenn dort überhaupt auf Signal ausgefahren werden konnte), aber nun, zu Lichtsignalzeiten, hatte jedes Gleis sein eigenes Ausfahrsignal:
Stw.1, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Hier ist ein Blick aus dem Stellwerk über die Gleisanlagen. Die 1063.019 stellt Wagen in das Verschubgleis 72, links davon sind die Hauptreihungsgleise, ganz rechts kann man noch ein Gleis der Feinreihungsgruppe erkennen:
Bahnhofsgelände, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Das Stellwerk 1 war von der gleichen Bauart wie das andere Endstellwerk, ihm habe ich nur ein Foto spendiert:
Stellwerk 1, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Was mich an dieser Weiche begeistert hat, weiß ich nicht mehr – vielleicht war es das Reichsbahn-Weichensignal:
Weiche 37, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
Und auf einem Gleis stand dieser Steintransport (ich glaube, man sieht ihn drei Bilder weiter oben, wie er noch langsam – direkt hinter dem Verschieber – in sein Richtungsgleis rollt):
Steintranport, Bruck a.d.Mur Fbf, 8.8.1987
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