In Grafing steht ein Spurplanstellwerk von Siemens der Bauart SpDrS60, das mit der Einführung des S-Bahnbetriebs in München 1971 in Betrieb genommen wurde. Mit 43 Jahren nähert sich diese Anlage wohl schön langsam dem Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer, und man muss schon sagen, dass man dem Stelltisch sein langes Leben sehr ansieht – im vorderen Bereich sind die Felder schon sehr abgewetzt, Beklebungen und einige händische Beschriftungen haben sich verbreitet, und vor allem ist seit der Ergänzung des zweites Gleispaares von Zorneding nach Grafing Bahnhof seit 1999 praktisch kein Platz mehr für Ergänzungen oder Änderungen:
Stelltisch, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Auf der rechten Seite des Stelltisches sind die Strecken Richtung München dargestellt: Oben die Fernstreckengleise nach Kirchseeon, wobei eine Gleisverbindung und die Einfahrsignale nach oben versetzt sind. Die Darstellung der Hauptgleise ist übrigens ein wenig irreführend, weil das durchgehende Hauptgleis Richtung München tatsächlich das Gleis 3 ist und nicht, wie am Gleisplan dargestellt, das Gleis 4. Unter den Fernbahngleisen sieht man, durch eine Leerreihe von Feldern getrennt, die Gleise der S-Bahn Richtung Zorneding, ebenfalls – zur Darstellung zweier Blockabschnitte – aufgetrennt. Schließlich sind darunter die Gleise der Abstellanlage zu erkennen, in die übrigens gerade vom Gleis 2 her eine S-Bahn-Garnitur fährt. Ganz unten sieht man einen Teil der eingleisigen Strecke nach Ebersberg, die samt dem Bahnhof Ebersberg vollständig zum Bahnhofsbereich von Grafing Bahnhof gehört:
Stelltisch rechts, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Auf der linken Seite sieht man von unten nach oben
- den Bahnhof Ebersberg (gerade fährt dort eine S-Bahn Richtung aus Gleis 1 aus),
- darüber den Bahnhofskopf auf der Rosenheimer Seite (die Einfahrt für die S-Bahn ist schon freigestellt; bei den Fernbahngleisen ist auch hier ein durchgehendes Hauptgleis "geknickt", diesmal jenes in Richtung Rosenheim)
- und oben drüber die Blockstrecken bis nach Aßling:
Stelltisch links, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Hier sieht man noch einmal den Stelltisch in ganzer Länge:
Stelltisch, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Den aktuellen Betriebszustand zeigt der LeiDis-Bildschirm an:
LeiDis, Grafing Bahnhof, 2013
Auch an der folgenden Detailaufnahme (eine weitere S-Bahn fährt in die Abstellgruppe) sieht man, das der Tisch schon viele Jahre "auf dem Buckel" hat. Trotzdem funktioniert die Anlage im Großen und Ganzen klaglos, wenn auch manchmal schon ein Kontakt an einer Taste klemmt – wie vor einiger Zeit, als der diensthabende Fdl daraufhin kein einziges Signal mehr stellen konnte und unter enormem Zeitdruck der Reihe nach die Feldabdeckungen abnahm, um die schuldige Taste durch Rütteln wieder zur Vernunft zu bringen: Er hat es dann auch in etwa 10 Minuten geschafft, dass alles wieder in Ordnung war:
S-Bahn wird abgestellt, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Das folgende Detailfoto zeigt eine eingestellte Einfahrt von Zorneding:
Einfahrt für S-Bahn von Zorneding, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Hier sieht man den ganzen Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters – tatsächlich muss das Stellwerk stehend bedient werden, und bei dem heftigen Verkehr sowohl auf der Fernbahn wie auch auf der S-Bahn kommt man kaum dazu, sich in den (hier weggerollten) Bürostuhl zu setzen:
Fdl-Arbeitsplatz, Grafing Bahnhof, 2013
Noch ein Detailbild, diesmal von einer Ausfahrstraße Richtung Zorneding – der Zug steht schon am Hausbahnsteig:
Ausfahrt für S-Bahn Richtung Zorneding, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Der Stelltisch ist mittlerweile mit einer Menge von zusätzlichen Beschriftungen versehen. Die meisten der Hinweise beziehen sich auf die Fahrleitungsanlage, aber auch die Aufnahmelänge der Gleise und die Standorte der Signale sind zwischen den Tasten und Lampen notiert. Und schon wieder sind zwei Züge unterwegs, einer Richtung Rosenheim und einer nach Ebersberg:
Beschriftungen, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Zuletzt noch ein Bild des Vorbaus am Bahnhof, in dem der Stelltisch untergebracht ist. Durch die etwas gekippten Jalousien sieht man zwei Bildschirme leuchten:
Hausbahnsteig mit Stellwerksvorbau, SpDrS, Grafing Bahnhof, 2013
Mit diesen Bildern wünsch' ich allen meinen Lesern frohe Weihnachten im Jahr 2014!
Dankeschön!
AntwortenLöschenBittesehr :-) ... das Alter dieses SpDrS60 ist nun ist nun, 2020, schon nahezu 50 Jahre. Ablösung ist offenbar geplant ...
LöschenIst eine neue SpDr60-Anlage geplant? Oder ein ESTW?
LöschenESTW - wir streiten uns da ja grad über die Brenner-Nordzulauf-Anbindung ...
LöschenH.M.
Stimmt, das liest man oft in der Zeitung. Heißt das, dass sowohl das Stellwerk in Grafing Bahnhof als auch das in Kirchseeon stillgelegt und beide Bahnhöfe aus München oder Mühldorf ferngesteuert werden?
LöschenIch bin nicht so groß in den Plänen drin, was da kommen wird und soll - aktuelle Stellwerke und Umbauten sind nicht so mein Interesse. Aber "mit Hausverstand" werden natürlich diese alten Apparate rausgeworfen werden, und mit der zugehörigen Blockverdichtung und evtl. auch ETCS-Einführung bis München rein auch Trudering. Wird wohl dann alles aus der BZ München gesteuert werden (wo ja Großkaro und Rosenheim schon mitläuft). Wann das alles kommt ... schaun wir einmal ...
LöschenH.M.
Danke für die Antwort. Schade, dass das alles zentralisiert wird. Ich komme auch aus Grafing und versuche, den Bahnhof in seinen verschiedenen Zuständen festzuhalten. Zur Zeit werden ja alle Bahnsteige neu gemacht.
LöschenViele Bilder machen! - irgendwer freut sich irgendwann drüber.
Löschen"Schade, dass das alles zentralisiert wird." - naja, die Eisenbahn ist eigentlich ein System, das immer schon zur Zentralisierung tendiert: Das beginnt mit der "Centralisation der Weichen" im 19. Jahrhundert (Stellwerke), geht weiter zum Dispatching und CTC ("centralized traffic control") in vielen Teilen der Welt - USA, UdSSR, China - in den 1930ern und unseren Fernsteuerungen und eben seit 50 Jahren zu "Control Centers" und Betriebszentralen. Es gibt wirklich keinen guten Grund, das nicht zu tun - Eisenbahn muss schon (seit 1830 - Liverpool-Manchester, Rainhill usw.) so modern wie möglich sein.
Grafing Bahnhof, Kirchseeon und Trudering kommen 2027-203x wie Traunstein und Freilassing durch den Scan Med E/D-STW Umbau nach Rosenheim in die örtliche BSO
AntwortenLöschenBesten Dank für Info über die Zukunft dieser Anlagen!
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