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Montag, 16. September 2019

Ein wenig über italienische Formsignale in Albano Laziale, 1990

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Hier kommt nun ein Posting, das ein wenig von der alten italienischen Formsignaltechnik zu enträtseln versucht. In etwas späteren Postings wird das auf weiteren Fotos dann noch etwas klarer, aber wir sehen uns einmal die Bilder an, die wir hier haben.

Direkt nach unserer Ankunft in Rom sind wir "einfach so" nach Albano gefahren – ein netter Abendausflug. Irgendwo auf der Strecke habe ich dieses Signal aufgenommen:

Signal auf der Strecke nach Albano Laziale, Mai 1990

Und hier sind wir schon im Endbahnhof der Strecke. Aus Gründen, die ich nicht weiß, stand hier am Gleisende ein haltzeigendes Formsignal – natürlich war es mit keinem Signalhebel verbunden, sondern stand immer auf Halt. Es sieht zwar in Albano so aus, als ob die Strecke irgendwann einmal weitergegangen wäre – zwischen den Häusern ist eine bogenförmige Trasse frei, und man sieht auf dem folgenden Bild auch, dass die Oberleitung über das Ende des Gleises hinaus weitergeht. Tatsächlich kann es hier aber höchstens vor langen Zeiten ein Umsetzgleis für Loks gegeben haben; aber vielleicht war damals dieses Signal vorgeschrieben, um die Straßenquerung dahinter zu schützen.

Ergänzung 5.10.2019: Rossano hat in einem Kommentar erklärt, dass die Strecke doch einmal weiterging, nämlich bis Campoleone an der (alten) Hauptstrecke von Rom nach Neapel – dieser Teil war aber schon 1927 (oder 1935?) eingestellt worden.

1990 war das Signal jedenfalls nur mehr als Gleisabschluss in Verwendung:

Gleisabschlussignal, Albano Laziale, Mai 1990

Albano hatte aber auf der anderen Seite einen "segnale semaforico" als Einfahrsignal. Leider habe ich dieses Signal bei der Einfahrt nicht aufgenommen, sondern nur den Signalhebel, den man hier sieht. Rechts neben der Rolle ist der Handfallenhebel zu sehen, der durch einen Schlüssel aufgesperrt werden kann. Danach kann der große Hebel an seinem abgewinkelten Griff nach unten gezogen und so das Signal freigestellt werden:

Signalhebel, Albano Laziale, Mai 1990

Für das folgende Bild bin ich ganz nach vorne gegangen, um den Triebwagen aufzunehmen, der uns hierher gebracht hat – aber viel interessanter ist, dass man darauf eine Besonderheit der italienischen Drahtführung erkennen kann (von der später noch ein paar Fotos kommen). Links neben dem Lampenmast sieht man nämlich einen "unerwarteten" Betonpfeiler aus dem Boden wachsen – wozu ist er da?

Triebwagen, Albano Laziale, Mai 1990

Hier ist der Pfosten ein wenig herausvergrößert, und man kann erkennen, dass hier ein Drahtseil aus dem Boden kommt und am oberen Ende über eine Umlenkrolle führt:

Führung des Signaldrahtes, Albano Laziale, Mai 1990

Hier ist diese Umlenkrolle noch einmal herausvergrößert und die Drahtführung farblich markiert:
  • Vorne läuft der Draht über diese Umlenkrolle (orange),
  • führt dann frei hängend waagrecht in etwa vier Meter Höhe zu einem weiteren Umlenkmasten (gelb),
  • wo er schlussendlich wieder nach unten umgeleitet wird (rot).
Nicht aufgenommen habe ich die weitere Umlenkrolle, die den Draht dann von dort nahe am Boden zum Signalhebel führt.
Man sieht an dieser Konstruktion, dass es in Italien üblich war, die Signalstelldrähte im Bereich der Bahnsteige weit oberhalb des Bodens zu führen; und sie erst weiter draußen in oder nahe dem Erdboden anzubringen. Wieso das so war, weiß ich nicht – und wir werden auf einigen folgenden Aufnahmen sehen, dass die meisten der Drähte später nach unten in Kanäle verlegt worden waren. Hier in Albano war aber 1990 die alte Konstruktion noch vorhanden:

Führung des Signaldrahtes, Albano Laziale, Mai 1990

Als letztes Bild, ohne besonderen Wert, gibt es hier noch eine Aufnahme von einem Umstellgewicht an einer EKW:

EKW, Albano Laziale, Mai 1990

2 Kommentare:

  1. Hallo, vielen Dank für deine immer interessanten Beiträge.

    Die Strecke in Albano fuhr weiter bis Campoleone und war in 1927 ausser Betrieb genommen. https://www.ferrovieabbandonate.it/linea_dismessa.php?id=3 .

    Der Formsignal könnte vielleicht als schnellere Lösung geblieben um die Einfahrten zu erleichtern ohne Prellbock und Prellbock-Signalisierung einzubauen.

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    1. Ah - das wusste ich nicht. Auf openrailwaymaps ist zwar ungefähr dort eine aufgelassene Strecke skizziert, aber sie ist nicht mit Albano verbunden. Grazie!

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