Seiten

Mittwoch, 26. September 2012

Laa an der Thaya, 1986

Hier sind Aufnahmen aus Laa an der Thaya vom Mai 1986.

Die zwei Aufnahmen vom Befehlswerk in der Fahrdienstleitung sind leider unscharf. Auf dem Befehlswerk sind links die Blockfelder für drei Strecken, die den Bahnhof nach Süden verlassen: Der nördliche Ast der Ostbahn nach Mistelbach und Wien, die Pulkautalbahn nach Zellerndorf und die Stichstrecke nach Wildendürnbach. Rechts sind noch immer Blockfelder nach Grußbach-Schönau in der damaligen Tschechoslowakei eingebaut, obwohl diese Strecke seit 1945 nicht mehr in Betrieb ist:

Befehlswerk, Fdl, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Befehlswerk, Fdl, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Beim Stellwerk 1 gab es zwei Ausfahrsignale: H1 für das durchgehende Gleis 1 sowie das Gruppenausfahrsignal H2-6 für die restlichen drei Hauptgleise. Hinter dem Schranken kann man bei genauem Hinschauen die Verzweigungen nach Wildendürnbach (links) und Zellerndorf (rechts) erkennen:

Ausfahrsignale H1 und H2-6, Stellwerk 1, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Wegen der drei ankommenden Strecken war die Anzahl der Einfahrsignale hier größer als die der Ausfahrsignale! Außerdem waren alle drei Strecken mit verschiedenen Einfahrsignal-Kombinationen versehen:
  • Ganz links sieht man im folgenden Bild die Signalhebel für die Strecke von Wien: Einfahrvorsignal a, dann ein Doppelhebel für das zweiflügelige ungekuppelte Einfahrsignal A.
  • Die nächsten beiden Hebel sind für die Strecke von Zellerndorf: Einfahrvorsignal b, dann ein einfacher Hebel für das zweiflügelige gekuppelte Einfahrsignal B.
  • Zuletzt ein einzelner Hebel für das zweiflügelige, ebenfalls gekuppelte Einfahrsignal C von Wildendürnbach – ein Einfahrvorisgnal fehlte hier.
Als nächstes folgt ein Doppelhebel für das zweiflügelige ungekuppelte Ausfahrsignal H1: Es musste ja Richtung Wien einflügelig, für die beiden anderen Strecken aber zweiflügelig auf frei gestellt werden können. Wir werden gleich sehen, dass das eine Spezialkonstruktion im Drahtzug nach sich zog. Der rechtsäußerste Signalhebel ist schließlich jener für das Gruppenausfahrsignal H2-6, ein gekuppeltes zweiflügeliges Signal. Dieser Hebel hat 250mm Stellweg, was man an dem Anschlag auf der Kettenrolle sieht – beim Umlegen des Hebels wird dessen Bewegung zur Kettenrolle im Verhältnis 2:1 untersetzt.
Nach den Signalhebeln folgen die Weichen- und Riegelhebel, zuerst die geriegelten Weichen 1 bis 5 (W1 und W2 sind die Verzweigungsweichen nach Wildendürnbach und Zellerndorf, W3, W4 und W5 jene auf die Hauptgleise 1, 2, 4 und 6), dann die Weichen 6 sowie 31(?):

Blockapparat und Hebelbank, Stw.1, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Auf dem nächsten Bild ist der Blockapparat des Stellwerks abgebildet.

Die Tastensperrfelder für die Ausfahrten sind, wie bei Platzmangel üblich, oberhalb der entsprechenden Befehlsempfangsfelder angeordnet.

Man sieht, dass es nur ein "Relais" für die isolierte Schiene gibt (das grüne Kästchen ganz links oben), über das alle Tastensperren entblockt wurden. Die eine Isolierschiene muss daher in diesem Bahnhof zwischen der Weiche 2 und 3, also in der Nähe des Schrankens liegen! Die Konsequenz dieser Anordnung ist, dass sowohl bei einer Einfahrt wie auch einer Ausfahrt die Tastensperre nach der letzten Achse des Zuges schon ausgelöst wird, wenn der Zug noch Weichen befährt. Prinzipiell konnte daher der Befehl nun schon zurückgeblockt werden, der Fahrdienstleiter konnte die Fahrstraße auflösen, und eine Weiche konnte noch unter dem Zug umgestellt werden. Die hauptsächliche Versicherung dagegen war, dass bei einer Einfahrt der Stellwerker den Befehl erst zurückgegeben durfte, nachdem er den Zugschluss beobachtet hatte. Bei einer Ausfahrt musste man sich wohl ebenfalls auf die Zugbeobachtung verlassen ...

Unterhalb des Blockwerks sind rechts zwei Knaggen angebracht, die das Ausfahrsignal H2-6 je nach Strecke freigeben: "W H2-6" nach Wien, "Z H2-6" nach Zellerndorf sowie, auf der dritten Knagge (sichtbar am vorherigen Foto) "WD H2-6" nach Wildendürnbach. Die drei Knaggen bewegen (denke ich) einen gemeinsamen "Neutralschieber", der dann den Signalhebel für H2-6 freigibt. Für das Ausfahrsignal H1 ist nur eine solche Knagge nötig, und zwar für die Ausfahrten nach Zellerndorf und nach Wildendürnbach, die ja beide ein zweiflügeliges Freistellen mit dem rechten (nach oben stehenden) Hebel des Doppelhebels erfordern. Der linke (nach unten stehende) Hebel des Doppelhebels wurde nur für eine Ausfahrt nach Wien freigestellt und konnte daher, ohne Zwischenschaltung eines Neutralschiebers, direkt vom Fahrstraßenschieber für die Ausfahrt aus Gleis 1 freigegeben werden:

Blockapparat, Stw.1, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Das Einfahrsignal A war wie üblich über einen Drahtnachzughebel angeschlossen (wie man ihn auch beim Einfahrsignal für Greifenburg sieht). Allerdings war dieser Nachzughebel hier ziemlich untypisch halb versenkt angeordnet: Welche "örtliche Besonderheit" es hier verhinderte, dass der Doppeldrahtzug schon vorher an die Oberfläche geführt werden konnte, habe ich leider nicht festgestellt und aufgeschrieben:

Einfahrsignal A, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Auch für das Ausfahrsignal H1 gab es eine Spezialkonstruktion: Es war ja ein zweiflügeliges ungekuppeltes Signal, also von derselben Bauart wie ein Einfahrsignal und daher mit 250mm Stellwerg. Der zugehörige Doppelhebel war aber von derselben Bauart wie für ein Einfahrsignal, hatte also 500mm Stellweg. Dazwischen war also eine Untersetzung von 2:1 notwendig, die bei Einfahrsignalen eben durch den Drahtnachzughebel vorgenommen wird. Bei Ausfahrsignalen war aber wegen der kurzen Drahtlänge ein solcher Hebel nicht nötig. In Laa wurde daher diese Untersetzung mit den hier sichtbaren "fliegenden Flaschenzügen" vorgenommen. Allerdings muss dieses Problem in jedem Abzweigbahnhof aufgetaucht sein, z.B. auch in Ried in Innkreis oder in Marchegg – dort habe ich aber solche Konstruktionen nicht gesehen. Wie wurde es dort gelöst? – ich weiß es nicht:

Untersetzung für H1, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Die Anzahl der Doppeldrahtzüge, die das Stellwerk Richtung Einfahrweiche verließen, war nicht klein – versuchen wir einmal, sie zuzuordnen:
  • Einfahrsignal und -vorsignal von Wien = 2
  • Dasselbe von Zellerndorf = 2
  • Einfahrsignal von Wildendürnbach (kein Vorsignal!) = 1
  • Schranken = 1
  • Schranken in Laa a.d.Thaya Stadt = 1
  • Weiche 1 mit Riegel = 2
  • Weiche 2 mit Riegel = 2
  • Weiche 3 mit Riegel = 2
– insgesamt 13 Leitungen. Die Drahtzüge für die Weichen ab 4 sowie für die Ausfahrsignale sind, wie man aus dem Bild oben mit dem Stellwerk folgern kann, direkter geführt und tauchen daher hier nicht auf:

Drahtzugrollen, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Und hier noch einmal, als "Studie zur Tiefenschärfe":

Drahtzugrollen, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Ein seltener gegenschlägiger Schranken (wie auch in Klein Meiseldorf-Maria Dreieichen) lag zwischen den Weichen 2 und 3:

Gegenschlägiger Schranken, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

Und zuletzt noch einige Züge sowie das Bahnhofsgebäude (versteckt hinter Bäumen) ...

2045.17 mit Personenzug, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

5145.02 als 2453, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

5145.02 als 2453, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

5145.02 als 2453, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

5145.02 als 2453, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

... sowie, ganz zum Schluss, die Ausfahrt nach Wien:

5145.02 als 2453, Ausfahrsignal H1, Laa a.d.Thaya, 10.5.1986

2 Kommentare:

  1. Hätte in Laa auf der Südseite nicht ein einziges Ff-Feld ausgereicht? Es führen ja ausnahmslos alle Fahrstraßen über die eingleisige EK und es können nicht zwei Fahrstraßen gleichzeitig auf der Südseite festgelegt werden.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vermutlich, mit Tricksen und Nachdenken. Aber macht man so nicht, man hält sich an Standardprojektierungsregeln - und die Freigabe der Einfahrsignale wäre da vermutlich auch schwieriger geworden (ohne dass ich mir das jetzt genauer überlegt habe). Das Einsparen von Blockfeldern ist nicht so großartig wichtig - Hebel und Außenanlagen kosten ein Hauseck mehr.

      Löschen