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Donnerstag, 21. Mai 2015

Abzweigbahnhof mit vielen Mittelweichen: Leobersdorf, 1988

Am 23. und 24.Jänner 1988 habe ich eine größere Fotofahrt auf der Südbahn unternommen, auf der ich die Sicherungsanlagen von immerhin zehn Bahnhöfen aufgenommen habe:

Leobersdorf war noch vollständig mit mechanischen Stellwerken der Bauart 5007 ausgerüstet. Als Befehlswerk stand in der Fahrdienstleitung ein Knebelapparat mit den Blockwerken für die Fahrten Richtung Wien, Wiener Neustadt und St.Pölten:

Befehlswerk, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Blockapparat und Fahrstraßenknebel, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Das folgende Bild zeigt den Gleisplan, den ich aus einem der folgenden Bilder herauskopiert habe. Eine Gleisplan-Skizze findet sich hier bei sporenplan.nl.

Gleisplan am Befehlswerk, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Interessant am Gleisplan sind die Mittelweichen sowohl in den Gleisen 1 und 3 wie auch in den Gleisen 4 bis 8. Sie wurden über große Madnerhebel vom Stellwerk 2 aus gestellt. Weil sie aber in den Fahrstraßenprüfbezirk der Fahrdienstleitung fielen, musste diese die Weichen bei Fahrten auf der Wiener Seite festhalten können. Dafür waren zwei Zustimmungsfelder vom Stellwerk 2 in die Fahrdienstleitung vorgesehen, die ich hier aus dem ersten Foto herauskopiert habe. Einfahrten auf das Gleis 4 waren von der Wiener Seite her aus irgendwelchen Gründen nicht möglich (siehe auch die Fahrstraßenknebel am zweiten Bild), daher fehlen sie auf den Ze-Feld-Aufschriften. Wieso allerdings für die Fahrten 2K und 2L eine Zustimmung vom Stellwerk 2 nötig war, obwohl im Gleis 2 keine Mittelweiche lag und sich die Fahrten auch nicht in den Fahrstraßenprüfbezirk des Stellwerk 2 erstreckten, ist nicht klar:

Zustimmungs-Empfangsfelder, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Wieso sich beim ZG Richtung Wien eine RWT, also eine Richtungswechseltaste befunden hat, kann ich mir nicht erklären:

Blockaufsatz mit Ersatzsignalbedienung A, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

An der Wand waren Bedienpulte für Ersatzsignale aufgestellt:
  • An der Wand montiert eine für das Signal R1-3.
  • Davor eine für das Signal H2
  • und eine weitere für die Signale R2 und H6:

Ersatzsignalbedienungen, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Hier sieht man noch einmal den Gleisplan mit der Signalanzeige sowie das ZG-Pult Richtung Felixdorf (Wr.Neustadt), schon mit Blockpfeilen und zwei RWTs für Gleiswechselbetrieb versehen, obwohl die nötigen Blockfelder und das zugehörige Einfahrsignal noch fehlten:

Signal- und Blockanzeige, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Etwas erstaunlich sind auf diesem Bild die Tasten für Schutzsignale (früher Sperrsignale, daher die Bezeichnung mit Sp). Die Schutzsignale wurden vom Stellwerk 2 aus gestellt, vielleicht konnten sie hier aber im Notfall auf Halt geworfen werden:

Rückstell(?)tasten für Schutzsignale, Fdl, Leobersdorf, 23.1.1988

Nun begeben wir uns aber auf das Stellwerk 1 auf der Wiener Seite. Auf der Hebelbank stand dort noch eine Reihe von alten Weichenhebeln:

Hebelbank, Stw.1, Leobersdorf, 23.1.1988

Am Blockapparat gab es ganz links ein Ze-Feld, leider kann ich aber seine Aufschrift auf dem vorherigen Bild nicht entziffern:

Blockfelder und Blockaufsatz, Stw.1, Leobersdorf, 23.1.1988

Für die neue Gleisverbindung mit den Weichen 101 und 102 gab es diese vier Blockfelder samt einem kleinen Zentralschloss. Die entsprechenden Za-Felder müssen sich draußen bei den Weichen befunden haben, die also offenbar noch ortsbedient waren und nur bei Baumaßnahmen verwendet wurden:

Blockapparat und Zentralschloss für Weichen 101 und 102, Stw.1, Leobersdorf, 23.1.1988

Die Signalanzeige war wie in früheren Zeiten in die Stromversorgungstafel integriert:

Stromversorgung und Signalanzeige, Stw.1, Leobersdorf, 23.1.1988

Und hier sieht man das schon sehr alte Stellwerksgebäude, an dem offensichtlich schon einige Male herumgebaut worden war:

Stellwerk 1, Leobersdorf, 23.1.1988

Ein so verwittertes und vor allem hölzernes Stellwerksschild habe ich sonst nie gesehen:

Stellwerk 1, Leobersdorf, 23.1.1988

Gegenüber vom Stellwerk habe ich die grüne(!) Einser(!)lok 1046.001 aufgenommen:

1046.001, Leobersdorf, 23.1.1988

Die Anschlussbahn zum Motorenwerk hatte schon lange keinen Verkehr mehr gesehen, aber einige alte Weichen waren lagen noch überwuchert hinter dem Stellwerk 1:

Herzstück XK, Leobersdorf, 23.1.1988

Weichensignal Weiche 3M, Leobersdorf, 23.1.1988

Zungengelenk der Xa-Weiche 3M, Leobersdorf, 23.1.1988

Die 2143.006 wartet mit einer Garnitur nach St.Pölten am Gleis 16:

2143.006, Leobersdorf, 23.1.1988

Eine ganze Reihe von Weichen sollten Federwippen bekommen, die die Lage der Zungen stabilisieren:

Neue Federwippen, Leobersdorf, 23.1.1988

Neue Federwippen, Leobersdorf, 23.1.1988

Am Stellwerk 2 stand diese Anlage. Auf der Hebelbank sieht man vorne die großen Madnerhebel für die Mittelweichen, dahinter folgen die Weichenhebel für den südlichen Bahnhofskopf:

Stellwerksapparat, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Hier sieht man noch einmal drei dieser Madnerhebel, dahinter einige Knebel:
  • Ganz links noch drei der vielen Fahrstraßenknebel,
  • dann einen Knebel, der wohl die Aufschrift "Gl.5,3" trägt und darunter einige Nummern von Mittelweichen (32 und 31, vielleicht weitere); dadurch wurden offenbar diese Mittelweichen verschlossen, und die eigentlichen Fahrstraßenschieber prüften nur mehr diesen Knebel, was einige Verschlusstücke erspart (oder gibt es einen besseren Grund für diesen Knebel?).
  • Danach folgen die Hebel der sechs Schutzsignale.
  • Nach einem größeren Abstand sieht man einen Knebel, der für lange Ausfahrten über Gleis 6 Richtung Wien die Weiche 26 in der Plusstellung versperrt – und sonst nichts, zumindest laut Aufschrift: Auch etwas rätselhaft ...
  • Zuletzt folgen dahinter die Knebel für die Hauptsignale:

Hebelbank, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Hebelbank und Blockapparat, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Am Blockapparat sind rechts die üblichen Felder zu sehen (das Ts-Feld für Einfahrten von Wiener Neustadt ist am Blockaufsatz montiert).

Blockapparat, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Links davon befinden sich zwei Ze-Felder, die mit jenen in der Fahrdienstleitung korrespondieren – aber erstaunlicherweise leicht abweichende Aufschriften tragen! Und außerdem gibt es hier noch ein eigenes Ff-Feld für die Mittelweichen 25 bis 27 für Einfahrten von Süden. Da es kein korrespondierendes Feld dafür in der Fahrdienstleitung gibt, nehme ich an, dass dieses Ff-Feld vom Zug entblockt wird – entsprechende Isolierschienen "y,z 6" und "y,z 8" sind am Gleisplan eingezeichnet:

Detail des Blockapparats, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Auch hier war die Signalanzeige auf der Stromversorgungstafel angebracht, darüberhinaus auch die ZG-Pfeile:


Stromversorgung und Signalanzeige, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Erstaunlicherweise stand die Bedienung der Ersatzsignale auf Z und R1 hier am Stellwerk statt in der Fahrdienstleitung – vielleicht wollte man sich die Verlegung eines zusätzlichen Kabels ersparen. Jedenfalls durfte der Stellwerker diese Signale nur auf Befehl des Fahrdienstleiters stellen:

Ersatzsignalbedienung am Stellwerk, Stw.2, Leobersdorf, 23.1.1988

Selten wurden Stellwerke in Österreich mit römischen Zahlen bezeichnet – einen solchen Fall gab es hier:

Stellwerk 2, Leobersdorf, 23.1.1988

Stellwerk 2, Leobersdorf, 23.1.1988

Was aus dem wunderschönen Gütermagazin geworden ist (das vermutlich noch aus den Anfangstagen der Südbahn stammt), weiß ich leider nicht – jedenfalls waren das klassisch schöne Verkehrsbauten:

Gütermagazin, Leobersdorf, 23.1.1988

Gütermagazin, Leobersdorf, 23.1.1988

Gütermagazin, Leobersdorf, 23.1.1988

5 Kommentare:

  1. Ich seh das mit dem "Engländer", sprich W30/31 so: Gl1-3 Gruppenausfahrsignal mit Schutzsignalen und das Gleis nach dem Engländer, also der Doppelkreuzungsweiche dürfte das Maga-Gleis sein. Die ZA-Felder als Flankenschutz auf dieser Seite des Gleises und auf der andren Seite der Sperrschuh "Sp3" dem 2er Stw. Meiner Meinung nach also keine Mittelweiche.

    Liebe Grüße
    Peter
    aus Hadersdorf

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    1. ... war vielleicht zu schwungvoll hingeschrieben: Ich schau mir das noch einmal an!
      H.M.

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    2. Zumindest die W32, wo Gl.1 und Gl.3 hinter Sch1 und Sch3 zusammenlaufen, ist doch auf jeden Fall eine Mittelweiche. Sonst ist die Frage, wie wir den Begriff "Mittelweiche" verstehen: Ich meine damit "umgangssprachlich" jede Weiche in einem Bahnhofshauptgleis, die zwischen den Ausfahrsignalen liegt, und die daher verschlossen sein muss, wenn auf dem Gleis eine Ein- oder Ausfahrt stattfindet. Wenigstens eine Ausfahrt aus Gl.3 (auf Sch3 und R1-3) und auch die entgegengesetzte Einfahrt brauchen den Verschluss von W30/31 ... daher hab ich das so geschrieben ... klingt das vernünftig?

      H.M.

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  2. Wenn ich das richtig sehe war doch nur für 2K und nicht für 2L die Zustimmung zur Fahrdienstleitung vorhanden? Die wird, wenn abgegeben vermutlich verhindert haben dass der Stellwerker das Schutzsignal auf "Fahrt" gestellt hat. Das war nötig wenn man sicher zum Bahnsteig 3 gelangen wollte?

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    1. Am rechten Za-Feld am Stw.2 steht "n.Wien-Süd Gl.6 Pbf. v.Wien-S.Gl.2L,6L," (mit Komma zum Schluss); und in der Fdl steht am rechten Ze-Feld "von Wien Gl.1,2L,6L" ... was erstaunlicherweise nicht übereinstimmt (die Aufschriften der jeweils linken Zustimmungsfelder sind dagegen gleich).

      Die Theorie mit dem Schutz des Bahnsteigs 2 könnte natürlich trotzdem stimmen ... aber wegen 2L bin ich nicht wirklich überzeugt.

      H.M.

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