Sonntag, 24. Mai 2015

Trutzburg am Fuße des Semmerings: Gloggnitz, 1987

Am Befehlswerk in Gloggnitz steht hier eine Einfahrt aus Wien, während auf der Merktafel Zugmeldungen angeschrieben werden. Etwas unklar sind mir drei Schlösser samt Knebeln unter dem Rankapparat, die mit "Gl.3", "Gl.5" und "Gl.7" beschriftet sind. Der Gleisplan bei sporenplan.nl zeigt, dass sich diese Gleise hinter der Fahrdienstleitung verzweigt haben, dass also Mittelweichen vorhanden waren. Und wenn man die Weichenhebel am Stellwerk 1 (Fotos kommen weiter unten) durchzählt und mit den Weichen im Gleisplan vergleicht, dann stellt man fest, dass diese Weichen nicht vom Stellwerk 1 aus gestellt worden sind. Offenbar waren sie daher ortsbediente Weichen, und eigentlich müsste es daher in der Fahrdienstleitung ein kleines Zentralschloss gegeben haben, das aus den Weichenschlüsseln die drei Fahrmöglichkeiten in Gleis 3, 5 und 7 ableitet. Nur habe ich dieses Zentralschloss nicht fotografiert ...
Auch selten sieht man Knebel für Signale am Rankapparat – hier für die zwei Schutzsignale Sch3 und Sch5 sowie das Verschubsignal V7:

Merktafel und Befehlswerk, Fdl, Gloggnitz, 23.1.1988

Korrektur 25.5.2015: Alexander Binder hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Stellwerk 2 das Verschubstellwerk war, während das Endstellwerk die Nummer 3 hatte.

Am Blockaufsatz sieht man die Lampen der Signalanzeige. Für die Stellung "Verschub verboten" wird hier noch eine blaue Lampe verwendet. Der Gleisplan darüber ist leider nicht zu entziffern – interessant ist nur, dass es hier ein weiteres Stellwerk gab, das aber nur für Verschubaufgaben vorgesehen war. Daher trugen die Endstellwerke auch die Nummern 1 und 3:

Signalanzeige am Blockaufsatz, Fdl, Gloggnitz, 23.1.1988

Auf dem Gleisbild des Rankapparats sieht man hier schön das Firmensymbol von Siemens & Halske:

Rankapparat, Fdl, Gloggnitz, 23.1.1988

Für die zwei Ersatzsignale auf Z und R1 war ein kleines Bedienpult an der Wand montiert (wobei ich vermute, dass es weitere Ersatzsignale gegeben haben muss):

Ersatzsignalbedienung, Fdl, Gloggnitz, 23.1.1988

Zuletzt habe ich mir noch einen "Querschuss" auf die Blockfelder geleistet:

Blockapparat, Fdl, Gloggnitz, 23.1.1988

Am Stellwerk 1 stand eine ziemlich normale und ziemlich voll besetzte Hebelbank:

Hebelbank und Blockapparat, Stw.1, Gloggnitz, 23.1.1988

Auf der Hebelbank befinden sich Hebel für folgende Weichen:
  • Weiche 1 mit einem Doppelhebel für die Verriegelung
  • Weiche 2 mit einem kleinen Madnerhebel für den Riegel
  • Weiche 1N auch mit einem kleinen Madnerhebel für den Riegel
  • Weiche 2N ohne Riegel
  • Weiche 3 mit einem Doppelhebel für die Verriegelung
  • Weiche 4 mit einem kleinen Madnerhebel für den Riegel
  • Weiche 6 auch mit einem kleinen Madnerhebel für den Riegel
  • Weiche 8 ohne Riegel
  • Weiche 9 ohne Riegel
  • Weiche 10 ohne Riegel

Hebelbank, Stw.1, Gloggnitz, 23.1.1988

Früher einmal muss es hier ein Zustimmungsfeld gegeben haben, das irgendwann abgebaut worden ist. Im Hintergrund sieht man die Signalanzeige für die Ausfahrsignale H1 (schwarz beschriftet), H4, H2 und H3-5 sowie Ausfahrvorsignal r (dunkel) und Einfahrsignal A mit Vorsignal a:

Blockapparat und Signalanzeige, Stw.1, Gloggnitz, 23.1.1988

Untypisch für Österreich ist das große Walmdach dieses Stellwerks:

Stellwerk 1, Gloggnitz, 23.1.1988

Stellwerk 1, Gloggnitz, 23.1.1988

Freundlicherweise ist dann auch noch ein Zug vorbeigekommen:

4010.009 vor dem Stellwerk 1, Gloggnitz, 23.1.1988

Auch die Sicherungsanlage am (End-)Stellwerk 3 war wie üblich aufgebaut:

Stellwerksapparat, Stw.3, Gloggnitz, 23.1.1988

Am Blockaufsatz waren nur die ZG-Anzeige sowie ein Warnsummer für den Schranken direkt neben dem Stellwerk angebracht:

Blockaufsatz, Stw.3, Gloggnitz, 23.1.1988

Die Signalanzeige zeigt, dass eine Durchfahrt Richtung Wien stattfindet:

Signalanzeige, Stw.3, Gloggnitz, 23.1.1988

Am Gleisanzeiger ist die entsprechende Klappe für Gleis 2 gefallen:

Gleisanzeiger, Stw.3, Gloggnitz, 23.1.1988

Das Stellwerksgebäude schaut fast aus wie das Schloss von Graf Dracula:

Stellwerk 3, Gloggnitz, 23.1.1988

Stellwerk 3, Gloggnitz, 23.1.1988

Wenn man genau hinsieht, sieht man auf dem vorherigen Bild auch die Aufschrift "Stellwerk 3" – wobei auch diese Aufschrift, mit dem verwortakelten Dreier und vereint mit dem heruntergefallenen Z von Gloggnitz, irgendwie gespenstisch ausseiht:

Stellwerk 3, Gloggnitz, 23.1.1988

Ein paar Drahtzüge:

Drahtzüge beim Stellwerk 3, Gloggnitz, 23.1.1988

Drahtzüge beim Stellwerk 3, Gloggnitz, 23.1.1988

Von der Brücke aus hatte man einen schönen Blick auf die Gleisanlagen:

Ausfahrsignale R3 und R1 Richtung Semmering, Gloggnitz, 23.1.1988

Ausfahrsignal R5, Gloggnitz, 23.1.1988

Erstaunlich voll sind rechts im Hintergrund die Ortsgütergleise. Auf dem Bild sieht man auch (danke an Alexander Binder für den Hinweis) das Stellwerk 2: Es verbirgt sich, etwas rechts oberhalb der Bildmitte, hinter dem Abspannmast mit dem breiten weißen Anstrich:

Gleisanlagen, Gloggnitz, 23.1.1988

Nur in untergeordneten Gleisen findet man Federtöpfe (statt Gewichten) zum Spannen der Oberleitung:

Federtöpfe, Gloggnitz, 23.1.1988

Zuletzt noch ein Bild des Bahnhofsgebäudes. Die Fahrdienstleitung befand sich im Vorbau mit der gekrümmten Glasfront:

Bahnhof, Gloggnitz, 23.1.1988

2 Kommentare:

  1. Normalerweise sollten die 3 oben genannten Schlüssel im Rank eingesperrt und mit den Knebeln festgehalten sein

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  2. Ja, für diese Gleisschlüssel gibt es drei Schlösser am Rankapparat - man sieht sie, wenn man das erste Foto vergrößert, hier und hier.
    Aber die Frage ist, wie aus den Weichenschlüsseln diese Gleisschlüssel "werden" - und dazu bräuchte es eben ein Zentralschloss.

    H.M.

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