Mittwoch, 22. Juli 2020

Eine große Anschlussbahn in Salez-Sennwald, Frühling 1991

English version of this posting

Hier kommen meine letzten Bilder aus der Schweiz.

Salez-Sennwald hatte zwar Lichtsignale und elektrische Weichen, aber der Stellwerksapparat war noch immer auf dem Jüdelschen Rahmen aus dem Jahr 1906 aufgebaut:

Fabriksschild Max Jüdel von 1906, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Der Bahnhof war und ist insofern interessant, als dort eine Anschlussbahn mit mehreren Kunden abzweigt, darunter ein großes Tanklager. Das Gleis dorthin war ursprünglich zum Anschluss der Firma Rheinkies gebaut worden und hieß daher auf der Sicherungsanlage "Rheinkies-Gleis". Zwischen der Autobahn und der Eisenbahnstrecke verlief hier aber eine Erdölpipeline von Genua nach Ingolstadt, und in den 1970ern wurde dort eine Erdölraffinerie geplant. Als erste Bauten entstanden ein Tanklager und eine Heizöl-Destillieranlage mit einem sechsgleisigen Anschlussbahnhof. Am Internet gibt es u.a. dieses Bild der Destillieranlage, eine Luftaufnahme der ganze Anlage, und dann gibt es noch diese Zukunftsvision der ganzen Reffinerie.

Der Stellwerksapparat von Salez-Sennwald war in einem kleinen Häuschen mit Walmdach neben dem Bahnhof untergebracht:

Stellwerk, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Wegen der Enge des Raumes habe ich kein Bild zusammengebracht, auf dem die ganze Anlage zu sehen ist. Man muss sich daher die Anlage aus den einzelnen Bildern "zusammenpuzzeln".

Durch die Tür sieht man in der Mitte die Fahrstraßenhebel und die Gleisbelegungsanzeige, darüber die Gleis- und Signaltafel:

Fahrstraßenhebel, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Hier sind diese Anlagenteile ein wenig näher zu sehen:

Fahrstraßenhebel und Gleistafel, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Ich habe hier einmal ein paar Details herausvergrößert. Sechs Fahrstraßenhebel erlauben folgende Fahrten:
  • Gl.2 | Einfahrt von Haag-Gams | Gl. 3
  • Gl.1 nach Haag-Gams | von Rheinkies-Gleis Gl. 3/5
  • Gl.2 | Ausfahrt nach Haag-Gams | Gl. 3
  • Gl.2 | Ausfahrt nach Rüthi | Gl. 3
  • Gl.1 | Ausfahrt nach Rüthi
  • Gl.2 | Einfahrt von Rüthi | Gl. 3
Drei Punkte sind interessant:
  • Wie in die Schweiz üblich, sind auch vom Ladegleis (hier Gleis 1) aus signalmäßige Ausfahrten möglich. 
  • Außerdem sind die Fahrten vom Rheinkies-Gleis in den Bahnhof als Fahrstraßen angelegt. Man sieht (bei genauem Hinschauen), dass hier am Schild des zweiten fahrstraßenhebels ein Signal E erwähnt wird – es sieht also ganz danach aus, als ob dieses Gleis früher mit einem Einfahrsignal versehen war.
  • Über den Fahrstraßenhebeln ist die mechanische Gleisbelegungsanzeige angeordnet, die in der Schweiz Standard war:

Fahrstraßenhebel, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Hier ist die Gleis- und Signaltafel zu sehen. Wie üblich finden wir Gruppenausfahrsignale und Einfahrsignale mit Durchfahrsignalen (den Vorsignalen für die Ausfahrsignale). Am Rheinkies-Gleis, das von rechts unten in den Bahnhof führt, ist ein Verschubsignal mit Bezeichnung VE zu sehen ...

Gleis- und Signaltafel, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

... aber wenn man genauer schaut, sieht man, dass hier in früheren Zeiten noch zwei weitere Leuchten angebracht waren: Es scheint sich tatsächlich um ein ehemaliges Hauptsignal zu handeln, das hier die Einfahrten vom Rheinkies-Gleis in den Bahnhof schützte:

Gleis- und Signaltafelausschnitt, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Über den Fahrstraßenhebeln ist der Blockkasten samt der Barrierensteuerung aufgesetzt. Auf einer Halterung dahinter befindet sich der Fahrplan samt Gleisbelegungen, noch weiter hinten sind die Bildfahrpläne der Strecke zu sehen:

Blockkasten und Fahrpläne, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Auf der linken Seite der Hebelbank standen die Weichenhebel für die Spitzenweiche 1 und für die Weiche 2 ins Ladegleis samt dem zugehörigen Sperrschuh. Wie in Heerbrugg waren auch hier die Seilzüge oder Gestänge durch Bremsbänder ersetzt worden, weil schon elektrische Antriebe eingebaut waren. Neben den Weichenhebeln befand sich der umschaltbare Doppelhebel für das Einfahrsignal A und dann der Hebel für das Ausfahrsignal B (das früher wohl ein einflügeliges Signal gewesen sein musste, weil es keinen Umschalthebel hatte). Ziemlich weit hinter den Hebeln sind die elektrischen Hebelsperren zu sehen, die über längere waagrechte Stangen mit den entsprechenden Winkelhebeln der Stellhebel verbunden sind:

Hebelbank links, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Am nächsten Bild ist die rechte Seite der Hebelbank zu sehen. An der Wand sind hinten der Gleisplan der Anschlussbahn ab dem Bahnhof und darüber der Plan für die umfangreicheren Gleisanlagen am Tanklager zu sehen. Darunter sieht man rechts außen die Weichenhebel und daneben drei Signalhebel:
  • Ganz links für das Ausfahrsignal C, 
  • daneben wieder einen umschaltbaren Hebel für das Einfahrsignal D 
  • und zuletzt einen Hebel für das Signal aus dem Rheinkies-Gleis, mit einem Schild "Einfahrt von Rheinkies-Gleis auf Glleis 3/5 - E".
Auch hier sind hinter der Hebelbank die Hebelsperren zu erkennen, mit denen alle Hebel ausgerüstet sind:
Hebelbank rechts, Stw, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Bahnhofsgebäude und Stellwerk – beide mustergültig gepflegt – habe ich bei strahlend blauem Himmel aufgenommen:

Bahnhof, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Und zuletzt sind hier noch zwei Bilder des Zweikraft-Traktors Tem" 342 zu sehen, der den Verkehr auf der Anschlussbahn zu bewältigen hatte:

Traktor Tem" 342, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Traktor Tem" 342, Salez-Sennwald, Frühling 1991

Damit enden meine Bilder von Schweizer Stellwerken – zu selten war ich dort, im Nachhinein gesehen. Viele weitere und grundlegenderen Informationen über die Schweizer Anlagen findet man aber in Hans G. Wäglis Buch Hebel, Riegel und Signale, das ich in einem eigenen Posting kurz vorgestellt habe.