Das erste Bild zeigt den Zugang zum Museum und im Freien aufgestellte Museumsstücke – den Kasten eines preußischem Abteilwagens; wichtige Signale: Ein Gleissperrsignal, ein Formhaupt- und -vorsignal samt Baken und Vorsignaltafel und dann noch je ein Hl-, Ks- und EZMG-Hauptsignal; und noch einiges mehr:
Hier sieht man noch einmal die Lichtsignale und daneben einen alten und einen nicht ganz so alten Zugzielanzeiger:
Im Rest dieses Postings sollen allerdings mechanische Sicherungsanlagen im Mittelpunkt stehen, und zwar (vor den Hebelbänken für das Fernstellen von Weichen) einfachere Einrichtungen zur Herstellung der Signalabhängigkeit, nämlich Schlüsselwerke.
Als erstes sehen wir hier ein Wandschlüsselwerk der alten Bauart, wie es in den "Einheitszeichnungen" beschrieben ist. Die waagrechten Schieber werden von den Schlüsseln der "eingehenden Informationen" bewegt, also häufig Weichenschlüsseln, aber evtl. auch Zustimmungsschlüsseln. Die senkrechten Schieber geben die abhängigen Schlüssel in den oberen Schlössern frei, die die "ausgehenden Informationen" repräsentieren. Das Schlüsselwerk stammt vom Stellwerk R2 in Lübbenau:
Hier ist eine Zeichnung eines solchen Schlüsselwerks aus dem Buch "Erläuterungen zu den Einheitszeichnungen für Stellwerksteile", das die Reichsbahn 1927 herausgegeben hat:
Diese Schlüsselwerke mit kreuzenden Schiebern wurden übrigens vom Franzosen Paul Bouré erfunden, der sie als "serrure centrale" bezeichnete und in vielen Ländern patentieren ließ. In anderen Ländern wurde der Name beibehalten, so heißen ähnliche Konstruktionen noch heute in Österreich "Zentralschloss", in Schweden war ihr Name "centrallås" (lås = Schloss). Hier ist ein Diagramm aus dem US-Patent von Bouré, das auf der Webseite des US Patent Office heute noch zugänglich ist:
Das Schlüsselwerk im Museum ist eigentlich ein "Wandschlüsselwerk", was man an den Aufhängelaschen links und rechts oben sehen kann. Vermutlich aus Platzgründen wurde es aber unterhalb des Blockapparats montiert – und prinzipiell konnten die vertikalen Schieber auch direkt von den Riegelstangen von Blockfeldern festgehalten werden, sodass der Verschluss der Weichenschlüssel dann blockelektrisch erfolgte. Aber das ist hier trotz einer sehr ähnlichen Anordnung nicht der Fall: Die Blockfelder wirken nur mit den direkt darunter angeordneten Schlössern zusammen, die sich oberhalb des Schlüsselwerks befinden. Bei der Bedienung musste also ein Schlüssel aus dem oberen Schloss freigesperrt werden, um ihn dann direkt darunter im Schlüsselwerk einzusperren:
Die doch sehr "rustikale" Bauart dieser alten Schlüsselwerke nach den Einheitszeichnungen wurde später – wann? – durch eine elegantere ersetzt, bei der die Schubstangen in einem Gehäuse liegen und alle Schlösser am unteren Rand montiert sind. Nur diese neueren Schlüsselwerke werden allgemein als "Einheitsschlüsselwerke" bezeichnet. Durch "Schaulöcher" kann man erkennen, ob alle nötigen Schlüssel für eine Fahrstraße umgesperrt sind – eine Annehmlichkeit, die z.B. die österreichische Variante nicht hatte.
In Letschin stehen drei dieser Einheitsschlüsselwerke, die man auf den folgenden Bildern sieht:
Und zuletzt noch ein extrem einfaches Schlüsselwerk, wie es ähnlich auch heute noch an vielen Bahnhöfen mit Zugleitbetrieb verwendet wird, um Weichen von einem einzigen Zugführer-Schlüssel abhängig zu machen. Auch in Letschin gibt es so ein Schloss, das zeige ich aber erst später zum Abschluss der Museumspostings – hier ist eines der Sorte "Aus 2 mach 1": Wenn man die beiden Weichenschlüssel für die Grundstellung der Weichen 19 und 20 oben einsperrt (wie man es im Bild sieht) und den Schieber nach links zieht (auch wie im Bild), dann kann man unten den Schlüssel "19+ (20+)" freisperren – was man damit macht, ist mir allerdings nicht klar. Ich hätte erwartet, dass man ihn unter dem Fahrstraßenfestlegefeld einsperren kann, dort ist aber eigentlich kein Platz für ein weiteres Schloss ...
Die beiden oberen Schlüssel dürften übrigens die gleiche Form haben, da sich ihre Bezeichnung nicht unterscheidet. Der Bediener weiß also, wenn er beide Schlüssel in der Hand hat, nicht, wo er welchen einsperren soll – und es ist ja auch egal: Er muss eben nur beide Schlüssel haben, um den Schieber freizusperren – das reicht dann:
Damit beende ich das erste Posting mit den Bildern von Robert. Im nächsten Posting sehen wir dann richtige Hebelbänke mechanischer Stellwerke!