Donnerstag, 11. Juli 2013

Marchtrenk, 1987

Das ist das letzte Posting meiner Serie über die Bahnhöfe von Wels und Marchtrenk mit den Aufnahmen aus Marchtrenk.

In Marchtrenk stand 1987 eine Deutsche Einheit in deren typischer Anordnung: Ein Fahrdienstleiterstellwerk am einen Bahnhofsende (in diesem Fall auf der Welser Seite), ein Wärterstellwerk am gegenüberliegenden Bahnhofskopf Richtung Linz.

Die Hebelbank am Stellwerk 2 war gut bestückt mit Weichen- und Riegelhebeln. Da der Bahnhof schon lange Lichtsignale hatte, waren die Signalhebel abgebaut worden, wie man an der Lücke zwischen den Weichenhebeln und dem Blockwerk sieht:

Hebelbank, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Ganz rechts stand noch ein Zelisko-Antrieb für einen Schranken:

Hebelbank, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Auf den letzten paar Hebeln vor der Lücke kann man einige interessante Aufschriften feststellen:
  • Die Weichen wurden auf vielen österreichischen Bahnhöfen (aber nicht allen!) auch zu Reichsbahnzeiten nach österreichischen Regeln nummeriert, also hier von 51 aufwärts.
  • Die Riegel erhielten keine römischen Ziffern, sondern die Bezeichnung der geriegelten Weiche (im Gegensatz dazu waren trugen aber z.B. die zwei Riegel am Stellwerk 3 im Verschiebebahnhof die Bezeichnungen I und II!).
  • Die Weiche 51 war mit einem Zungenprüfer versehen, was man an der Angabe "Pr." unter der Weichennummer sieht.
  • Ein Hebelersatzschloss bindet den Sperrschuh 4 (Sp4) in die Sicherungsanlage ein.
Weichenhebel, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Hier sieht man die Signalsteller: Die vorher vorhandenen Signalhebel waren durch drei Fahrstraßenhebel ersetzt worden, die die Signalwellen antrieben und dort über Kontakte die Lichtsignale steuerten:

Signalhebel, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Am Blockwerk gab es von links nach rechts folgende Felder:
  • A und H dienten zur Befehlsabgabe an das Wärterstellwerk 1.
  • Ein Gleichstromfeld dient zur Fahrstraßenfestlegung von Ausfahrstraßen.
  • Wozu das "Hilfsblockfeld für Wiederholungssperre" dient, weiß ich nicht (übrigens scheinen hier österreichische Blockfelder eingebaut zu sein, weil dem schwarzen Balken der Einheits-typische Ring fehlt).
  • Daneben befindet sich der Platz für die Wiederholungssperre für Ausfahrten.
  • Zuletzt sieht man noch das Zustimmungsempfangsfeld für Ausfahrten vom Gleis 4 – hier hatte das Stellwerk 1 eine Ladegleisweiche unter Verschluss zu halten.

Blockwerk links, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Der rechte Teil des Blockwerks hat folgende Felder:
  • Zwei Zustimmungsfelder (vom Stellwerk 1 her) für Einfahrten auf die Gleise 1 und 4.
  • Der Platz der Wiederholungssperre für Einfahrten auf Z.
  • Zwei Fahrstraßenfestlegefelder für die beiden Einfahrmöglichkeiten.
  • Und zuletzt ein Anfangsfeld Richtung Wels – obwohl hier schon ein ZG-Block im Einsatz ist!
Blockwerk rechts, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Hier sieht man drei Blocksperren – die zwei äußeren sind aber tot, weil es dazu keine Blockfelder mehr gibt:

Streckenblocksperren, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Auf dem folgenden Bild sind links die Fahrstraßenhebel für die Befehlsabgabe an das Stellwerk 1 – daher fehlt dort die Angabe von nötigen Weichenstellungen (sie ist am Stellwerk 1 notiert). Rechts sieht man den ersten Fahrstraßenhebel für eine Fahrt an diesem Stellwerk, nämlich für eine Ausfahrt aus Gleis 5 Richtung Wels Hauptbahnhof:

Fahrstraßenhebel und Blocksperren, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Hier sieht man das Signalpult bei einer Durchfahrt aus Richtung Salzburg. Die ZG-Blockpfeile sind etwas irreführend angeordnet – die Strecke von Wels Vbf. ist ja die untere, mit dem Einfahrsignal Y, während die obere zweigleisige Strecke jene vom Hauptbahnhof ist:

Signalpult, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Signalpult, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Für die Ersatzsignalbedienung war oberhalb des Blockapparats dieses Bedienpult angebracht worden:

Ersatzsignalbedienung, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Für das Verschubsignal V76 vom "Industriestammgleis" her gab es einen eigenen Bedienungsschalter – "Verb." = "Verschub verboten", "Erl." = "Verschub erlaubt":

Bedienung für Verschubsignal V76, Stw.2, Marchtrenk, 21.2.1987

Und hier sieht man zweimal das typische hohe Gebäude dieses Einheitsstellwerks:

Stellwerk 2, Marchtrenk, 21.2.1987

Stellwerk 2, Marchtrenk, 21.2.1987

Am gegenüberliegenden Stellwerk 1, dem Wärterstellwerk, stand diese Anlage. Rechts sind zwei Fahrstraßenhebel für die Zustimmungen "y5 z5" und "z1" nach oben gestellt. Das Zustimmungsfeld "y1,3,5,7 z3,5" ist noch geblockt (das Feld ist weiß), die Zustimmung für "z1" ist schon vom anderen Stellwerk zurückgeblockt worden:

Blockapparat Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Die Reihe der Weichenhebel ist noch vollständig erhalten:

Weichenhebel, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Die Signalhebel sind allerdings schon lange abgebaut, weil die Formsignale durch Lichtsignale ersetzt wurden. Hier steht sowohl eine Einfahrt als auch eine Ausfahrt auf Frei:

Signalhebel, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Auf der Signalanzeige sieht man, dass das Einfahrsignal A schon auf Halt zurückgefallen ist, aber der Block ist noch besetzt. Für die Ausfahrt steht das Signal H1 noch auf Frei, und der Block ist auch noch nicht besetzt worden:

Signalanzeige, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Auch hier gab es ein Anfangsfeld, das den ZG-Block mit dem mechanischen Teil in Abhängigkeit brachte. Dieses Anfangsfeld war ziemlich sicher (wie jenes am Stellwerk 2) ein Wechselstrom-Gleichstromfeld, d.h. es wurde mit dem Induktor geblockt, konnte aber von der ZG-Relaisschaltung mit einem Impuls entblockt werden. Daneben sieht man das Fahrstraßenfestlegefeld für die Einfahrten sowie die Reihe der dazugehörigen Befehlsempfangsfelder – wegen der "Einzelblockung" der Deutschen Einheit eines je Einfahrgleis:

Blockfelder links, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Die rechte Hälfte des Blockwerks war für die Ausfahrten und die Zustimmungen an das Stellwerk 2 zuständig. Rechts an der Wand sieht man übrigens die Merktafel, auf der eine Reihe von eingeleiteten Zügen zu sehen ist: Oben (unter "Strecke") steht "baw.", also "bis auf weiteres"; und darunter die Erforderniszüge, die eben "bis auf weiteres" eingeleitet sind, also nach ihrem jeweiligen Fahrplan verkehren. Unter anderem verkehrt ein 42301 täglich außer Montag, ein Lz 87207 (Lokzug) jeden Samstag usw.

Blockfelder rechts, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Hier wurde der direkt neben dem Stellwerk liegende Schranken bedient:

Fahrstraßenhebel und Schrankenkurbel, Stw.1, Marchtrenk, 22.2.1987

Und als letztes Foto meiner Serie über die Bahnhöfe in Wels und Marchtrenk von 1987 sehen wir hier bei Schneetreiben das hohe Gebäude des Stellwerks 1:

Stellwerk 1, Marchtrenk, 22.2.1987

1 Kommentar:

  1. Während es bei Einheitstellwerken sonst üblich war, daß das Blockwerk Richtung Strecke und die Weichenhebel Richtung Bahnhof angeordnet waren, standen sie in Marchtrenk auf beiden Stellwerken genau umgekehrt. Ein älterer Signalmeister meinte 1981 auf meine Frage dazu, daß die Stellwerke möglicherweise auf der gegenüberliegenden Seite geplant und so bestellt worden sind. Ob das stimmt, konnte ich nicht ermitteln.

    Da die Weichenverbindungen 3/4 (Stw. 1) und 61/62 (Stellwerk 2) erst nach 1959 eingebaut wurden, konnte man bis dahin von Linz Richtung Wels nur die Gleise 2 und 4 signalmäßig befahren. Mit der weichenmäßigen Erweiterung waren dann auch Einfahrten von Linz auf die Gleise 3 und 5 und von dort Ausfahrten nach Wels möglich, jedoch keine Durchfahrten.

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