Dienstag, 22. Dezember 2015

Wijlre-Gulpen, Niederlande, 2015

English version of this posting

Wie versprochen, folgt nach dem einleitenden Posting zu alten niederländischen Sicherungsanlagen hier eine Reihe von Fotos (und nur wenig Text) der Sicherungsanlagen in Wijlre-Gulpen. Das Posting danach wird sich wieder mehr mit der "Theorie" auseinandersetzen.

Die Bahnhofsanlage


Die drei ersten Bilder zeigen die Bahnhofsanlage von Wijlre-Gulpen.

Auf diesem Bild, Richtung Osten aufgenommen, ist links das Durchfahrgleis und rechts das Ausweichgleis zu sehen, daneben das kleine Bahnhofsgebäude mit dem post T:

Bahnhofsgebäude, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Wenn man sich umdreht, sieht man den westlichen Bahnhofskopf. Am Ausweichgleis ist kein Hauptsignal vorhanden, sondern nur ein "S-Bord" (Stopp-Tafel) aufgestellt, während am Durchfahrgleis das Ausfahrsignal C2 steht. Nach der Weiche 32 folgt ein Bahnübergang:

Bahnhofskopf Richtung Schin op Geul, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Wenn man auf diesem Bahnübergang steht, dann sieht man, dass dahinter noch eine Weiche in ein Abstellgleis folgt – früher war hier die Strecke zweigleisig. Links neben dem Streckengleis nach Schin op Geul kann man gerade noch von hinten das Einfahrsignal D1 und in weiter Ferne das zugehörige Einfahrvorsignal Dv erkennen:

Verzweigung, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Im post T hängt dazu dieser Gleisplan – der allerdings mit der Gleisanlage nicht (mehr) zusammenpasst!
  • Die ehemalige Schutzweiche 302 ist ganz entfallen.
  • Die Verzweigungsweiche 32 der ehemaligen Streckengleise ist, wie wir gesehen haben, hinter den Bahnübergang verlegt worden und hat nun eine ganz andere Nummer (welche, weiß ich leider nicht).
  • Die Abzweigweiche 33 ins Ausweichgleis liegt nun diesseits des Bahnübergangs und trägt nun die Nummer 32.
Der Grund dafür, dass diese Abweichungen zulässig ist, ist vermutlich, dass Wijlre-Gulpen gar nicht als Bahnhof in Betrieb ist. So werden die Signale bei Zugfahrten auch überhaupt nicht beachtet:

Gleisplan, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Hier sieht man den post T aus der Nähe. Hinter den großen Scheiben ist der Stellwerksapparat mit seinen Blockfeldern und den Kettenrollen der Hebel zu erkennen:

Post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Das Zelt auf der linken Seite war nur vorübergehend für ein Fest aufgestellt:

Post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Von der anderen Seite ist der ganze Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters zu überblicken:

Stellwerk und Arbeitsplatz, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Ein interessantes Detail der Stellwerksapparate in den Niederlanden ist auf dem nächsten Bild deutlich zu erkennen: Die Blockapparate sind nicht auf der Hebelbank aufgesetzt, sondern hängen an Schienen an der Decke. Dies erlaubt es, bei Arbeiten am Schieberkasten den Blockapparat einfach nach hinten zu fahren und die Arbeiten zu beginnen. Diese Aufhängungen sind auch auf klassiekebeveiliging.com auf vielen Bildern im Ordner "Seinhuizen" – "Stellwerke" – zu sehen:

Stellwerksapparat, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Die Hebelbank


Hier ist die Hebelbank zu sehen – nicht alle Hebel sind momentan belegt:
  • Links außen ist der Hebel für das Einfahrsignal A1-2 samt Vorsignal Av von Simpelveld angebracht.
  • Der Ausfahrsignalhebel B1 ist nicht belegt (obwohl das Ausfahrsignal B1 vermutlich als Gruppenausfahrsignal für beide Bahnhofsgleise vorhanden ist).
  • Am Ausfahrsignalhebel B2 liegt zwar eine Kette, aber auch dieser Hebel ist derzeit nicht in Verwendung.
  • Danach folgt der Stellhebel für die Weiche 31 auf der Seite Simpelveld.
  • Der nächste Hebel trägt die Abkürzung "Gr." für "Grendel" = "Riegel", ist also der Riegelhebel für die Weiche 31.
  • Dann folgen Weichenhebel und Riegelhebel für die Weiche 32 auf der Seite Schin op Geul.
  • Die zwei Hebel für die Ausfahrsignale sind ebenfalls außer Betrieb und tragen nicht einmal Bezeichnungen.
  • Der letzte Hebel dient zum Stellen des Einfahrsignals D1-2 (am Gleisplan ist es als D1 bezeichnet) mit dem zugehörigen Vorsignal Dv.

Hebelbank, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Unter http://www.klassiekebeveiliging.com/seinhuizenWij.htm sind die verschiedenen Sicherungsanlagen in Wijlre-Gulpen dargestellt. Man sieht daran, dass 2009 gleich viele Signalhebel wie Signale vorhanden waren. Offenbar hat die ZLSM vor, den Bahnhof wieder zu einem vollständigen Kreuzungsbahnhof wie bis 1986 mit Ausfahrsignalen an beiden Gleisen umzubauen – allerdings nun vom einen Mittelstellwerk aus bedient. Auf der Seite Simpelveld sind dafür schon die Ausfahrsignalhebel B1 und B2 vorbereitet, die man hier neben dem Weichenhebel 31 zu sehen sind. Nur am letzten Hebel geht eine gespannte Kette durch die Bodenabdeckung hindurch, während die anderen Hebel ausgebunden sind:

Hebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Auf der anderen Seite sind neben dem Signalhebel D1-2/Dv die noch unbeschrifteten Ausfahrsignalhebel C1 und C2 zu erkennen:

Signalhebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Auf diesem Detailbild sind am unteren Rand die Ausschnitte im jeweils linken Rand der Kettenrollen zu sehen, in die die linke Hebel-Sperrstange (siehe Diagramm im letzten Posting) einfallen kann. Leider habe ich die Mechanik am Hebel, die den kleinen "Stößer" (siehe PDF aus dem letzten Posting) in diesem Ausschnitt bewegt, nicht erkennbar fotografiert:

Kettenrollen der Hebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Hier ist noch einmal ein Überblick über alle Hebel, über denen man die Knebel mit den Sperrstangen sieht:

Hebelbank und Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Fahrstraßen- und Signalknebel


Im Detail sieht man die Knebel samt der Sperrstangen auf dem folgenden Bild. Die zwei Anschriften darüber beziehen sich auf die Fahrstraßenfestlegefelder am darüber "schwebenden" Blockapparat, sie lauten übersetzt und ausgeschrieben "Weichenstraße nach Simpelveld" und "Weichenstraße nach Schin op Geul":

Knebel und Verschlussstücke, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Noch mehr im Detail sieht man hier den Knebel über einem Signalhebel. Ich denke, dass dieser Knebel je nach Einfahrgleis entweder nach links oder nach rechts umgelegt werden kann. In beiden Fällen wird das untere Verschlusstück nach oben gehoben und entsperrt dadurch über die Sperrstange den Signalhebel: Hier haben wir also eines der "mechanischen Oder" vor uns, die bei Signalen für Gleisgruppen nötig sind:

Signalknebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Die folgenden Bilder zeigen alle Knebel im Detail:

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Hier sieht man noch einmal die Knebel für zwei Ausfahrsignale – ohne "mechanisches Oder" – und, ganz rechts, jenen für das Einfahrsignal mit dem "Oder-Element":

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Zuletzt noch einmal die ganze Reihe der Knebel:

Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Die Schubstangen


Auf der Rückseite befinden sich die Schubstangen sowie an einzelnen Knebelwellen Kontaktsätze und darüber zwei Magnetschalter:

Fahrstraßen- und Signalschubstangen, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Kontakte, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Signalschieber und Magnetschalter, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Der Blockapparat


Hier ist der ganze Blockapparat zu sehen. Man erkennt, dass die Fahrstraßenfestlegefelder ("Wisselstr." mit den Hilfsauflösungen darunter) keine eigenen Tasten haben, also von anderen Tasten geblockt werden. Die genaue Funktionsweise muss ich mir bis zum nächsten Posting genauer überlegen:

Blockapparat und Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Die einzelnen Blockfelder versuche ich dann genauer zu beschreiben:

Blockapparat und Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Blockapparat und Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Blockapparat und Knebel, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Als Wecker wurden in den Niederlanden die auch in Österreich üblichen Fallklappenwecker verwendet. Wenn sie, wie hier, hoch angebracht waren, half eine Schnur, die Klappe nach ihrem Fall wieder nach oben zu befördern. Genau unter diesem Vorläutewecker von Simpelveld befindet sich hier eine Taste, die offenbar dem Vorläuten in der Gegenrichtung dient:

Blockapparat und Wecker, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Links daneben befindet sich über dem Blockfeld mit der Aufschrift "Voorbijg." eine Tastensperre, ziemlich sicher zur Mitwirkung des Zuges beim Rückblocken:

Wecker und Tastensperre, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Die Schrankenbedienung


Im post T befindet sich auch noch die Schrankenbedienung für den Bahnübergang im Bahnhofsbereich. Wenn ich es richtig verstehe, gibt es hier eigene Bedienungstasten für jeden Schrankenbaum – dasselbe werden wir auch bei der mechanischen Schrankenbedienung in Simpelveld sehen:

Schrankenbedienung, post T, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Die Drahtzüge


Wir begeben uns wieder nach draußen. Die Doppeldrahtzüge von den Hebeln laufen unter den Gleisen durch, danach werden sie mit Ketten ("österreichisch"!) um 90° in Richtung der beiden Bahnhofsköpfe umgelenkt.

Umlenkung der Doppeldrahtzüge, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

In der Umlenkung sind die Ketten für die fehlenden Ausfahrsignale noch nicht aufgelegt:

Umlenkung der Doppeldrahtzüge, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Die Drahtzüge laufen dann entlang den Gleisen zu den Weichen und Signalen.

Doppeldrahtzüge, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Ebenfalls nach "österreichischer Manier" sind in Krümmungen keine Druckrollen vorhanden:

Doppeldrahtzüge, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015


Ein Ausfahrsignal


Zuletzt folgen hier noch einige Bilder des Ausfahrsignals C2. Hier sieht man es, etwas ungünstig gegen einen Baum aufgenommen:

Ausfahrsignal C2, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Am Signalfuß wird der Drahtzug nach oben umgelenkt:

Drahtzugumlenkung am Ausfahrsignal C2, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Etwas unter dem Signalarm befindet sich der einfache Antrieb:

Ausfahrsignal C2, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Ausfahrsignal C2, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Das folgende Bild zeigt den Stellrinnenantrieb. Die Rückstellung bei Drahtbruch wird offenbar so erreicht: Die Stellrinne ist einerseits sehr schwer ausgeführt. Außerdem läuft sie nicht um die ganze Antriebsscheibe, sondern nur um ein wenig mehr als die Hälfte. Wenn ein Draht reißt, fällt die Antriebsrolle in eine Stellung, wo der Antriebsstift nicht mehr in der Stellrinne läuft. Der Flügel ist also vom Antrieb abgekoppelt und fällt durch sein Eigengewicht in die Haltlage:

Signalantrieb am Ausfahrsignal C2, Wijlre-Gulpen, 16.8.2015

Soviel zu dieser Fotostrecke aus Wijlre-Gulpen. Im nächsten Posting werde ich wieder etwas mehr auf die Grundlagen der niederländischen Stellwerkstechnik eingehen.

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