Donnerstag, 6. März 2014

Das letzte 3414-Stellwerk (mit Signal- und Weichenhebeln): Frättingsdorf, 1987

Nach langer Zeit setze ich nun meine Beschreibungen von österreichischen Stellwerken aus den achtziger Jahren fort. Wie schon ein paar Mal angekündigt, folgt nun als erstes eine Beschreibung des letzten Weichen- und Signalstellwerks der Bauart 3414 in Frättingsdorf.
  • Ein reines Signal-Perronstellwerk dieser Bauart stand und steht noch immer (2014!) in Mistelbach Lokalbahn, allerdings ist es mittlerweile nur mehr "ein Schatten seiner selbst".
  • Ein letztes Signalstellwerk dieser Bauart habe ich in Süßenbrunn im Jahr 1981 aufgenommen. 
  • Und außerdem stand ein Stellwerk dieser Bauart auf der Berliner S-Bahn, und zwar im Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh! Heute ist diese Anlage in das Berliner U-Bahn-Museum übersiedelt und kann dort bewundert werden. 
  • Ergänzung 20.12.2015: In den Niederlanden war die Bauart 3414 de facto die Standardbauart mechanischer Stellwerke.
  • Ergänzung 20.12.2015: Ein letztes 3414-Stellwerk steht auch, allerdings nur mehr als Museumsstellwerk, in Tschechien, wie in zwei Kommentaren von Vavrinec Klener unten erwähnt.
Aber nun nach Frättingsdorf. Das Befehlsstellwerk in der Fahrdienstleitung habe ich schon in diesem Posting vorgestellt: Einerseits wurden von dort die Weichen und Signale der Nordseite gestellt und festgelegt, andererseits waren drei Blockfelder für das Befehlswerk zum hier vorgestellten Stellwerk 1 vorgesehen.

Hier folgen nun die Fotos von dieser uralten Anlage.

Das Stellwerksgebäude war extrem klein, wie man an der folgenden Aufnahme sieht. Die letzten Strahlen der Sonne fallen auf den Fichtenwald im Hintergrund:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Die Hebeltypen der Bauart 3414 waren schon etwas kompliziert: Hier sieht man von rechts nach links
  • den nach unten stehenden Steigbügelhebel für das Einfahrvorsignal a (später kommt noch ein Bild, wo er nach oben gestellt ist);
  • der Doppelstellerhebel für das Einfahrsignal A – wegen der senkrechten Montage der Hebel mussten die zwei Hebeleisen ein diesem Fall leicht schräg nach vorne stehen;
  • der Steigbügelhebel für das Gruppenausfahrsignal H1-4, der einen verringerten Drahtweg von 250mm hatte und daher von der Mitte nach oben umgestellt wurde;
  • der Riegelhebel mit Steigbügelgriff für die Weiche 1; er konnte von der Mitte aus nach dem Herausziehen des Hebeleisens nach unten (Plusstellung) oder oben (Minusstellung) umgestellt werden (im Prinzip gleich wie bei der Bauart 12SA), hier verriegelt er die Weiche 1 in der Pluslage;
  • der Weichenhebel für die Weiche 1, der hier in der Pluslage steht (solche Hebel wurden in der Anlage in Berlin-Wilhelmsruh auch als Signalhebel verwendet. Der Weichen- und die Signalhebel waren dort, wie in Deutschland üblich, mit einem Drahtseil statt mit einer Kette umschlungen!);
  • der Weichenhebel der Weiche 2, der mit einer Hilfssperre für die Minuslage versperrt ist.

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Auf den folgenden Bildern sieht man die typischen Signalknaggen der Bauart 3414, die keine Handfallen hatten:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Die Fahrstraßenknaggen hingegen hatten Handfallen. Der Gleisanzeiger scheint nicht mehr gut in Schuss gewesen zu sein – die Gleisnummern hätten hier nicht sichtbar sein dürfen. Offenbar sind irgendwelche Sperrhaken, die sie nach oben halten sollten, schon zu verschlissen:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Hier sieht man die Umlenkrollen der Ketten und das ausgeschriebene Firmensignet von Siemens und Halske:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Auf den Hebelböcken ist stattdessen das üblichen S mit dem kreuzenden H angegossen:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Hier ist der Griff des Ausfahrsignalhebels zu sehen:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Eine Einfahrt ins Gleis 2 findet statt:
  • Die Weiche 1 steht in die Ablenkung, daher ist ihr Hebel nach oben umgelegt.
  • Ihr Riegelhebel steht ebenfalls nach oben – man sieht das "zweischienige" Hebeleisen, an dem der Griff herausgezogen wird.
  • Der Hebel A2 des Einfahrsignals ist nach unten umgelegt.
  • Und ganz vorne steht der Hebel des Einfahrvorsignals nach oben, sodass das Vorsignal "Frei erwarten" zeigt.
Ich zeige hier zwei Bilder von dieser Stellung, obwohl sie sich kaum unterscheiden:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Hier sieht man einen Teil der relativ aufwendigen Hebelmechanik eines 3414-Signalhebels, die auch im Hager beschrieben ist:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Der Blockapparat hatte Tastensperren, die oberhalb der Befehlsempfangsfelder angebracht waren:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Sehr dunkel noch eine Aufnahme von hinten:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

Und zuletzt noch einmal eine Aufnahme des Stellwerksgebäudes – die Sonne ist mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden:

Frättingsdorf, Stw.1, März 1987

6 Kommentare:

  1. Grüß Gott
    I really like this fantatstic website, which I find very interesting. Especially this page with a description of rare Siemens-Halske 3414 Stellwerk is in my oppinion notable.
    In the Czech Republic, there is nowadays only one, last 3414 Stellwerk in operation. This last 3414-Stellwerk works in station Bečov nad Teplou (Petschau) in the West Bohemia, near Karlsbad. In this station, there is a Rankapparatus in the traffic bureau and two signalboxes. These 3414-Stellwerks produced by S&H date probably from years 1898 to 1902. At Stw. 1, there was a large 3414 with 13 point and FLP levers and two signal double-levers, beacause Bečov is a junction station. Unfortunately, this Stellwerk was closed last year, in 2013, due to the modernisation of the station (the 3414-Stellwerk was transported to the museum.) Thankfully, 3414-Stellwerk remains at Stw.2, where is a smaller one, quite resembling this from Frättingsdorf, but there are not any Tastensperres on the Bečov one.. However, this Stellwerk will be closed this or next year, which will mean the end of one chapter of railway intelocking in the Czech Republic, moreover if this is probably one of last few remaing 3414-Stellwerks in the former Austro-Hungarian Empire.
    Thank you for this website!
    Vavřinec Klener

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    1. Thank you for your comment - interesting that the lever frames at Bečov survived for more than 115 years! (about the same age as the Krauss frames at Hörlkofen and neighboring stations in Bavaria!).
      I hope you find more interesting information in my blog - even though it is in German ...

      Regards
      Harald M.

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  2. Just for the record, here are some pictures of the S&H 3414 at Bečov nad Teplou Stw. 1: http://www.vsphz.cz/akce/akcevice/vyhybkarsky_pristroj.php

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    1. Thank you very much! (with Google translator Czech-->English, the text is quite comprehensible, if anyone is interested)
      H.M.

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  3. Hi. Thanks for this interesting page. I don't understand German, so I have to use Google Translate.
    My question: is there a page that explain how basically a Siemens-Halske 3414 Stellwerk works?

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    1. The only reference I can give you is to my English blog, especially the postings about Dutch interlocking frames. The Dutch used 3414 frames extensively - if you start reading with this posting, you might get an idea how they work. Maybe after reading more postings on my English blog, you will understand more about European interlocking frames. Especially the links page there might point to you to helpful resources.

      I hope this helps.

      H.M.

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