Mittwoch, 24. Dezember 2014

Grenzbahnhof zur JŽ mit Fußgängerschranken: Spielfeld-Straß, 1987

Ergänzung 19.7.2017: Helmut Uttenthaler wusste, dass das erste Bild aus Puntigam stammt; vielen Dank!

Der Grenzbahnhof an der Südbahn Richtung (damals noch) Jugoslawien ist Spielfeld-Straß. Auf der Fahrt dorthin ist mir im Murtal die 56.3115 begegnet, auch mit einem Sonderzug zur 130-Jahre-Südbahn-Feier:

56.3115, Puntigam, 8.8.1987

Spielfeld-Straß hatte damals noch eine klassische 5007er-Anlage (obwohl hier sicher noch früher SBW500-Stellwerke standen). Das Befehlswerk in der Fahrdienstleitung war ein Rankapparat, über dem die Blockfelder für die Fahrten von und nach Marburg (ja, so bezeichnet!), Radkersburg und Graz angeordnet waren:

Fdl, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Zwischen den Blockapparaten befand sich eine der schon damals eher seltenen Zwischenkurbeln, links daneben ist der Befehl für eine Fahrt über die Grenze gegeben:

Fdl, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Auf der Signalanzeige über dem Blockapparat ist die Grünanzeige Richtung Marburg zu sehen, und auch, dass hier noch vor den Ausfahrsignalen vier Schutzsignale mehrere Weichen deckten:

Fdl, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Die Anlage am südlichen Stellwerk 2 war mit großen Madnerhebeln ausgestattet, Riegelhebel fehlten vollkommen:

Stw.2, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Am Signalpult sieht man die Gleisanlage auf der Südseite, die etwas ungewöhnlich ist:
  • Die Hauptgleise 2 bis 5 (aber nicht Gleis 4) sind schon vor dem südlichen Bahnhofskopf durch Weichen verbunden, die durch Schutzsignale gedeckt sind.
  • Zwei Stutzen gehen vom Gleis 1 aus. Die Weiche 36 in den Stutzen 5b war ortsbedient, also war das ein Lade- oder vielleicht Abstellgleis. Die Weiche 52 in den Stutzen 3b allerdings konnte von Stellwerk aus fernbedient werden – dieses Gleis ist daher ziemlich sicher ein Lokwartegleis für den Lokwechsel von ÖBB auf JŽ.
(Der Gleisplan bei sporenplan, der die Gleisanlage ca. 1959 zeigt, weicht übrigens extrem von jenem von 1987 ab: Die Strecke war zweigleisig, und nach Süden war der Bahnhof offensichtlich nicht verlängert worden).

Auf der rechten Seite sind die Tasten für Zustimmungen zu sehen. Allerdings gibt es für die Zustimmungabgabe an das Stellwerk 1 auch Blockfelder, wie man gleich sehen wird. Ich kann nur vermuten, dass die Zustimmungsabgabe hier (noch) außer Betrieb war, während der Zustimmungsempfang für die Gleise 3 und 5 aus Richtung Marburg funktionsfähig war. Ein Streckenblock war auf dieser Seite nicht vorhanden – mit der JŽ musste angeboten und angenommen werden:

Stw.2, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Am Blockapparat sind rechts die üblichen fünf Felder für eine eingleisige Strecke vorhanden, links die erwähnten Zustimmungsabgabefelder an das Stellwerk 1. Sie sind m.E. nötig, weil die Schutzsignale noch über Knebel gestellt werden, die bei kurzen Einfahrten (waren das alle Einfahrten? – am Rankapparat gab es ziemlich sicher keine Möglichkeit, kurze oder lange Einfahrten auszuwählen!) von Norden mechanisch festgelegt werden müssen.

Stw.2, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Hier sieht man das Stellwerksgebäude, im Vordergrund ist die Weiche 36 in den Stutzen 5b:

Stellwerk 2, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Am Weg zur anderen Seite des Bahnhofs habe ich die südlichen Schutzsignale aufgenommen. Sie waren alle Zwergsignale und ergänzt um einen Signalnachahmer für das jeweils folgende Ausfahrsignal. Was auffällt, ist, dass bei diesem Signalen extrem an Platz gespart wurde: Beim Schutzsignal am Gleis 5 ist die Geschwindigkeitstafel direkt auf dem Signal montiert, und am Signalnachahmer fehlen nicht nur die Lichtpunkte für "Frei" (ohne Geschwindigkeitsbeschränkung), sondern das Gehäuse hat dafür gar keinen Platz, ist also spezial-gefertigt:

Schutzsignal 5S und Signalnachahmer 2R5, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Die Kombination am Gleis 3 sieht so ähnlich aus, es fehlt nur die Geschwindigkeitstafel. Bei der Kombination am Gleis 1 im Hintergrund hingegen ist eine solche Tafel (für 60 km/h) vorhanden, und der Signalnachahmer kann, schräg nach oben weisend, "Frei" anzeigen, während die Lampen für Langsamfahrt fehlen:

Schutzsignal/Signalnachahmer-Kombinationen SCH3S/2R3 und SCH2S/2R2, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Auch die Weichenverbindungen auf der Nordseite waren interessant, wie man am Signalpult am Stellwerk 1 sehen kann: Die Ausfahrt Richtung Radkersburg erfolgt "mitten im Bahnhof", das entsprechende einzelne Ausfahrsignal HR3,5 (R für Radkersburg) steht hinter den Weichen 23, 24 und 25, die mit Schutzsignalen gesichert sind. Auch hier sieht man übrigens wieder die "volle Batterie" an Zustimmungstasten und -anzeigen, obwohl zumindest für die eine Richtung ja auch Blockfelder vorhanden waren:

Stw.1, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Hier ist die Hebelbank mit dem Blockapparat zu sehen. Auch hier dominieren große Madnerhebel, die eine Ortsfreigabe der Weichen ermöglichten:

Stw.1, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Am Blockapparat sieht man zwei mal fünf Felder für die beiden eingleisigen Strecken sowie, ganz links, das Zustimmungsabgabefeld an das Stellwerk 2. Darunter befinden sich Knebel für Verschubsignale sowie die beiden Schutzsignale in den Gleisen 3 und 5:

Stw.1, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Hier ist noch eine Detailaufnahme von der linken Seite des Signalpults, die aber eigentlich nicht mehr Informationen bietet als das Bild oben:

Stw.1, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Zum etwas kleineren Stellwerk führte hier eine steinerne Stiege hinauf:

Stellwerk 1, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Beim Rückweg habe ich dieses Ausfahrsignal mit einem getrennt stehenden Bremsprobesignal aufgenommen. In Spielfeld-Straß wurden (und werden) ja Züge aus Slowenien übernommen, die hier eine vollständige Wagenuntersuchung und, nach dem Lokwechsel, auch eine volle Bremsprobe erfordern. Bremsprobesignale, die sich vom anderen Ende des Zuges bedienen lassen, reduzieren die Zeit dafür erheblich:

Ausfahrsignal H4 und getrenntes Bremsprobe- und Abfahrsignal, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Im Hintergrund des obigen Bildes sieht man schon einen kleinen Fußgängerschranken, dessen einer Schlagbaum am oberen Ende einer Stiege steht – hier ist er aus der Nähe zu sehen:

Fußgängerschranken, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Die Verbindung zum anderen Schlagbaum erforderte eine interessante Führung der Kette:

Fußgängerschranken, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Auch der Drahtzug musste über die schräge Stützmauer hochgeführt werden, wie man an dem getrennten Drahtzughalter hier sieht:

Drahtzüge, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

Zuletzt hier noch ein Bild des ganzen Bahnhofs:

Bahnhof, 1042.536, Spielfeld-Straß, 8.8.1987

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