Montag, 23. Oktober 2017

Schweden 1989: Signalisierung an einer Klappbrücke - Lidköping

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In Lidköping (ausgesprochen [Lidchöping]) habe ich als erstes den Fiat-Triebwagen der Reihe Y1 aufgenommen. Diese Triebwagen waren damals in Schweden sehr verbreitet:

SJ Y1 1271, Lidköping, 17.7.1989

Das Bahnhofsgebäude ist im typischen schwedischen Holzbau-Stil errichtet:

Bahnhof, Lidköping, 17.7.1989

Auf diesem Blick auf die Gleisanlagen erkennt man, direkt voraus, am Gleis 2 unseren Triebwagen, rechts am Gleis 1 einen weiteren Y1. Das Bahnhofsgebäude ist auf der rechten Seite gerade nicht mehr am Bild. Interessant sind die beiden Dreifachweichen – in Österreich hätte man das niemals so gebaut, während englisch beeinflusste Bahnen weniger Hemmungen mit vielen Herzstücken hatten. Eigene Weichensignale scheint man in Schweden nicht für nötig zu halten – das Gewicht der ortsbedienten Weichen zeigt die Stellung deutlich an. Ganz rechts sieht man hier übrigens die Schlösser, mit denen die Stellung der schlüsselgesperrten Weichen elektrisch an das Mittelstellwerk übermittelt wird:

Bahnhofsgleise, Lidköping, 17.7.1989

Die Strecke von Lidköping Richtung Herrljunga führt über eine Klappbrücke. Über dem Gleis sieht man hier das schwere Beton-Gegengewicht, und rundherum befinden sich mehrere Signale:
  • Das Hauptsignal Lkp E für die Ausfahrt aus Lidköping. Man sieht an der Bezeichnung, dass ein Bahnhofskürzel Teil der Signalbezeichnung ist: Lkp für Lidköping (oder auch A in "A 2/13" im Posting zu Alingsås);
  • ein Signal V zur Anzeige, ob der Schranken direkt dahinter ordnungsgemäß geschlossen ist;
  • ein Brückendeckungssignal auf der rechten(!) Seite – laut Gleistafel am Stellwerk hat es die Bezeichnung BsI, die aber hier nicht angeschrieben ist.

Klappbrücke und Signale, Lidköping, 17.7.1989

Am Bahnsteig stand ein typisches schwedisches Perron-Stellwerk. Die schwedische Bezeichnung dieser Stellwerke ist centrallås, was wörtlich "Zentralsperre" oder "Zentralschloss" bedeutet, was aber natürlich mit dem österreichischen Zentralschloss (eine Bauart von Schlüsselwerken) nichts zu tun hat. Die Weichen waren, wie man zwei Bilder vorher gesehen hat, ja ortsbedient ("klot växels", d.h. "Kugel-Weichen", ich vermute einmal wegen des runden Gewichts am Stellhebel) und mit Schlüsseln gesperrt:

Stellwerk, Lidköping, 17.7.1989

Die Anzeigetafel habe ich hier herausgeschnitten (ein Klick öffnet sie als lesbares Bild). Ganz links, aus Richtung Forshem, ist das Einfahrsignal A zu erkennen, darunter das Ausfahrsignal C, das eher ein "Streckenblockausfahrsignal" ist, weil es keine Fahrstraße schützt. Richtung Håkandorp gibt es im Bahnhof ein Signal E, aber dann noch einmal ein Ausfahrsignal D nach allen Weichen. Direkt neben dem Signal E ist die Klappbrücke ("Bro") zu erkennen, deren Deckungssignale BsI und BsII interessanterweise rechts vom Gleis stehen. Und dann gibt es noch eine Menge Bahnübergänge, jeweils mit Lampen U ("Upp" = oben, die Schranken sind geöffnet) und N ("Ned" = nieder, die Schranken sind geschlossen):

Stellwerk, Lidköping, 17.7.1989

Hier ist die rechte Seite der Anzeigetafel.

Stellwerk, Lidköping, 17.7.1989

Auf diesem Bild sieht man, dass für den Bahnhof nur zwei Gleise eingezeichnet sind, nämlich I und II. Tatsächlich sieht man weiter oben aber, dass Lidköping fünf Gleise hatte – offenbar werden auf diesen Bedienungstafeln nur die Hauptgleise aufgezeichnet, Nebengleise aber nur "ein Stück" – in der Regel bis zum nächsten Flankenschutz, also Sperrschuh oder Flankenschutzweiche:

Stellwerk, Lidköping, 17.7.1989

Hier ist noch einmal ein Bild der ganzen Bedientafel (ein Klick auf das Bild öffnet es hier in voller Dia-Auflösung, damit man alle Aufschriften lesen kann):

Stellwerk, Lidköping, 17.7.1989

Diese T43 war mit einem Güterzug angekommen, bewegte sich aber nicht, während wir in Lidköping waren:

SJ T43 258, Lidköping, 17.7.1989

Am Bahnhofsvorplatz stand dieser SJ-Bus:

SJ-Bus, Lidköping, 17.7.1989

Und dann gibt's noch von unserer Weiterfahrt Richtung Mariestad diesen Schnappschuss des Einfahrsignals Fhm 4/2 von Forshem:

Einfahrsignal Fhm 4/2, Forshem, 17.7.1989

Sonntag, 22. Oktober 2017

Schweden 1989: Von Herrljunga Richtung Lidköping

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Elegant auf die Seite gelehnt präsentiert sich hier die Rc6 1412 mit ihrem Zug bei einem Aufenthalt in Herrljunga:

SJ Rc6 1412, Herrljunga, 17.7.1989

Die Ausfahrt Richtung Lidköping* kreuzt die Hauptstrecke der västra stamban** ziemlich steil:

Herrljunga, 17.7.1989

* Noch eine kurze Anmerkung zur Aussprache: Das "k" in -köping spricht man fast als "sch", hier also "Lidschöping". Köping bedeutet übrigens "Markt(stadt)", daher gibt es viele Ortsnamen mit dieser Endung: Lidköping = "Leidmarkt", Norrköping = Nordmarkt, Nyköping = Neumarkt usw.
** Und eine kurze Erklärung zu schwedischen Hauptworten: Ein angehängtes "-an" wie in västra stambanan oder inlandsbanan ist im Schwedischen der (weibliche) Artikel. Wenn ich daher schreiben würde "die Inlandsbanan", würde ich eigentlich schreiben "die die Inlands-Bahn", mit verdoppeltem Artikel – weil das aber unsinnig ist, lasse ich in meinen deutschen Texten den schwedischen Artikel weg und schreibe "die Inlandsban". Der männliche Artikel ist "en", wie in "hamnen" = "der Hafen"; und der sächliche ist "et", wie in "banverket" = "das Bahnwerk", also das staatliche Unternehmen für die Bahnunterhaltung (seit 2010 aufgegangen in Trafikverket).
Von der Fahrt nach Lidköping gibt's ein paar Aufnahmen aus dem fahrenden Triebwagen. Die ersten beiden sind von Fahrzeugen des Banverk:

Klein(st)wagen des Banverk, um Herrljunga, 17.7.1989

Kleinwagen 3052, 3936 des Banverk, um Herrljunga, 17.7.1989

Hier ist ein Blick in den Führerstand unseres Y1. Das Bild zeigt praktisch die identische Perspektive eines Y1-Führerstands wie das vierte auf dieser Seite, wo (auf schwedisch) das ATC-System (Automatic Train Control) erklärt wird. Im Unterschied zum dortigen Bild sieht man hier keine angezeigten Geschwindigkeiten am ATC-Gerät – die Strecke von Herrljunga nach Mariestad war damals noch nicht mit ATC ausgerüstet:

Führerstand Y1 1271, um Herrljunga, 17.7.1989

Die Gleise scheinen hier nicht in grobem Schotter, sondern eher in Kies verlegt zu sein:

Streckengleis, um Herrljunga, 17.7.1989

Hier ist ein Bild des freizeigenden Einfahrsignals Jps 3/2 von Järpås:

Strecke bei Järpås, 17.7.1989

Der folgende, stark vergrößerte Ausschnitt zeigt weitere Signale im Hintergrund. Von vorne nach hinten sind zu sehen:
  • Das Hauptsignal in Stellung "Frei";
  • dahinter steht eine Geschwindigkeitstafel für 100 km/h;
  • dahinter ein Achtungssignal, dass ein Vorsignal für einen Bahnübergang folgt (V = "väg" = "Weg");
  • und dann sieht man noch ziemlich unscharf die drei Lichter dieses Vorsignals.
(Klick auf das Bild zeigt es in voller Dia-Auflösung):

Signale vor Järpås, 17.7.1989