Mittwoch, 3. September 2014

Der letzte Pedalverschluss Österreichs: Ledenitzen, 1987

Update 23.9.2014: Nein, es gibt noch immer welche, nämlich auf der Steyrtal-Museumsbahn (siehe Kommentar von Harald Süß). Aber nach meinem Wissen war der in Ledenitzen der letzte an einer österreichischen Normalspurweiche.

Ergänzung 17.8.2015: Zur Geschichte der Spitzenverschlüsse ist diese Seite von Jürgen Riedl sehr interessant zu lesen!

Der Pedalverschluss (nach seinem Erfinder auch Paravicini-Verschluss genannt) war der erste Spitzenverschluss, der sicherstellt, dass beim Befahren einer Weiche die anliegende Zunge nicht durch die Erschütterungen von der Backenschiene klafft und damit eine Gabelfahrt mit nachfolgender Entgleisung passiert. Er erfüllt seinen Zweck nur unvollkommen, aus folgenden Gründen:
  • Zum ersten hat er bewegliche Teile, die direkt mit den darüberfahrenden Rädern zusammenstoßen und dadurch relativ schnell verschleißen.
  • Bei größeren Geschwindigkeiten (wohl schon ab 30...40km/h) ist er deshalb nur mit häufiger Wartung betriebsbereit zu halten, bei noch größeren Geschwindigkeiten gar nicht mehr.
Daher wurde er nach der Erfindung des Hakenverschlusses (oder "Hakenschlosses") auch bald aus allen wichtigen Weichen verdrängt. Wieso er in Ledenitzen dann doch 100 Jahre länger überlebt hat, als er technisch aktuell war, weiß ich nicht. Eigentlich will ich zur Demonstration der Funktionsweise hier eine Animation zeigen – es wird aber noch eine Zeitlang brauchen, bis ich die fertig habe. Daher folgen hier vorerst einmal nur die Fotos dieser urtümlichen Mechanik.
Eine Darstellung einiger alter Zeichnungen des Pedalverschlusses kann man auf dieser Seite über die Länderbahnzeit in Deutschland finden.

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Leider lag der Verschluss im Schatten des Weichensignals, sodass einige Bilder mehr "schwarze Teile" als wirklich erhellende Tatsachen zeigen:

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Ein wenig später stand die Sonne dann aber doch passend:

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Hier sieht man die ganze Weiche mit dem Verschluss:

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Weiche 51 mit Pedalverschluss, Ledenitzen, 1.8.1987

Hier sind noch einige Bilder von Einzelteilen der Weiche, die mit dem Pedalverschluss nicht so viel zu tun haben:

Herzstück, Weiche 51, Ledenitzen, 1.8.1987

Die Zungen sind ja beim Pedalverschluss wie bei einer Weiche ohne Spitzenverschluss direkt an die Stellstange angelenkt. Für die Zunge auf der Seite des Verschlusses sieht man das ein paar Fotos weiter oben, für die gegenüberliegende Zunge auf diesem Bild:

Anlenkung der gegenüberliegenden Zunge, Weiche 51, Ledenitzen, 1.8.1987

Diese 1043 kam mir ziemlich unerwartet entgegen, deshalb musste sie auch hinter dieser Weiche aufs Bild:

1043.002, Ledenitzen, 1.8.1987

Und zum Schluss sieht man hier noch ein Bild des nett hergerichteten Bahnhofsgebäudes. Die Weiche im Vordergrund hat interessanterweise die Nummer 3 und nicht 31, wie sich das eigentlich bei einer Mittelweiche gehören würde:

Bahnhof, Ledenitzen, 1.8.1987

1 Kommentar:

  1. Weichen mit Pedalverschlüssen gibt es auch auf der Steyrtal-Museumsbahn, und zwar im Bf. Steyr Lokalbahn (Weiche zum Lokschuppen) und in Neuzeug (Weiche am Ladegleis). Auf der Steyrtalbahn waren bei der Eröffnung 1889 nur Weichen mit Pedalverschlüssen in Verwendung, erst in den Dreißiger- und Vierzigerjahren kamen die bei den BBÖ und der DRB üblichen Bauarten dazu.

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