Eisenbahnsicherungsanlagen, Stellwerke und Signale aus Österreich und anderen Ländern, Geschichten von der Eisenbahn, Fotos von Lokomotiven, Triebwagen und Stellwerken ...
Sonntag, 31. März 2013
Oberbau in Langenlois, 2012
Bevor ich aber darauf eingehe, hier noch ein Foto aus dem Bereich "Archäologie von Sicherungsanlagen": In Langenlois standen ja lange zwei Form-Einfahrsignale, von denen 1986 immerhin noch eines in Betrieb war, während das andere durch ein Lichtsignal ersetzt worden war. Mit dem Zugleitbetrieb wurden die Einfahrsignale abgebaut – aber ... hier kann man sehen, was sich 2012 noch, rostig und von Spinnweben behangen, unter einem Bodenblech am Bahnsteig verbirgt:
Aber nun zum angekündigten Thema, nämlich den Oberbauarten!
Die zwei Hauptgleise liegen im Bahnhof auf Betonschwellen mit einem K-Oberbau, von dem ich keine direkten Aufnahmen gemacht habe. Hier erkennt man diesen Oberbau auf einem Bild des Bahnhofsgebäudes:
Auf der anderen Seite des beschrankten Bahnübergangs liegen Holzschwellen mit derselben Oberbauart:
Das Gleis 4 wird mit einem federnden Oberbau verspannt (laut Bild 18 auf der Website Gleisbauwelt hat er die Bezeichnung "Doppelspannnagel" oder "Omega"):
Zum Teil sind die Schienen verschweißt worden – hier sieht man an der Schwellenteilung, dass hier einmal ein verschraubter Stoß gelegen ist:
Zum Teil sind noch verschraubte ruhende Stöße mit einfachen Laschen vorhanden:
Die Stoßlücke ist bei der kalten Witterung schon besonders groß:
Vor der Weiche 4 liegt das Gleis schon auf Stahlschwellen. Der schwebende Stoß ist hier mit Laschen mit einem kleinen Steg ausgeführt:
Ein Stück weiter ist ein anderer schwebender Stoß behelfsmäßig mit Schienenzwingen festgelegt:
Direkt vor der Weiche 3 liegt im Gleis 4 ein weiterer Stoß mit Laschen, die zur Erhöhung des Widerstandsmoments mit einem ziemlich hohen Steg versehen sind:
Im Gleis 4a hinter der Schutzweiche 3 liegt schließlich ein ganz alter Oberbau, der einseitig noch Schienennägel verwendet:
Ein Stück weiter sind die Schwellen allerdings schon so vermorscht, dass die Schienenbefestigungen langsam darin verschwinden:
Hier sieht man noch, dass die Schienen der Weiche 3 mit einer eigenen, einfachen Befestigung auf den Stahlschwellen montiert sind:
Das Ladegleis 6a verwendet einen vereinfachten Oberbau, bei dem je Schwelle für eine Schiene zwei Schrauben genügen. Die Unterlagsplatten sind innen angeschraubt, außen aufgenagelt:
Auf den Streckengleisen schließlich liegen Holzschwellen mit einem K-Oberbau:
Und zuletzt noch ein Bild vom Übergang vom Streckengleis zur Schienenbefestigung der Weiche 1, das drei verschiedene Befestigungsarten zeigt:
Das waren 23 Fotos von diesem Spezialgebiet der Eisenbahntechnik.
Sonntag, 24. März 2013
Weichen in Langenlois, 2012
In meinem Vollständigkeitswahn habe ich von jeder Weiche und jeder Oberbauart eine ganze Menge von Bildern aufgenommen. Nicht alle zeige ich hier, aber die zwei Postings sind noch immer ziemlich lang – zu lang zumindest für jene, die diese Technik für ein noch esoterisches Gebiet als Signalanlagen halten. Nach diesen beiden schreibe ich wieder kürzere Texte ...
Hier ist für den Überblick ein schematischer Gleisplan des Bahnhofs:
Fangen wir einmal mit den Weichen an. Alle Weichen liegen auf Stahlschwellen – aber das ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Hier ist eine Liste der verschiedenen Bauarten:
Hier kommen nun der Reihe nach Fotos von den Weichen, bei zweien sogar Videos.
Das folgende Bild zeigt den nördlichen Bahnhofskopf mit den Weichen 1, 2 und 3.
Die Weiche 1 ist die Einfahrweiche aus Richtung Sigmundsherberg. Als Rückfallweiche steht sie in der Grundstellung nach rechts, sodass Züge dort auf das Gleis 2 gelenkt werden. Hier ist ein Video, das zeigt, wie die Weiche von einem Zug aus Hadersdorf aufgefahren wird und anschließend (nach etwa 30 Sekunden) wieder in die Grundstellung zurückfällt:
(Darf ich sagen, dass die Weiche "aufgeschnitten" wird – oder muss ich sagen "aufgefahren"? Darüber gab es schon erhitzte Debatten ... Bei der ÖBB heißt es Auffahren und daher auch z.B. "Auffahrzählwerk" usw. Aufschneiden wird in Österreich amtlicherseits – wie in Deutschland – verwendet, wenn von der Spitze her ein Abdrängen der Zunge erfolgt; ein Beispiel dafür findet sich auf S.8 dieses Unfalluntersuchungsberichtes ganz unten. In der Schweiz wird hingegen der Begriff Aufschneiden auch für das Abdrängen von der Herzstückseite her verwendet – siehe z.B. Fenner, Naumann, Trinckauf, "Bahnsicherungstechnik", 2011, S.86 – mhm, laut dem Kommentar von Hanspeter Thöni aber nur für das unbeabsichtige Abdrängen: Also habe ich nun meinen Text endgültig auf "Auffahren" umgeändert! Als weitere Quelle verweise ich auf den Röll, der 1912 den entsprechenden Eintrag mit den Worten begann: "Aufschneiden (Auffahren) einer Weiche ist ...".Hier sieht man die Einrichtungen der Weiche:Da nun mein Blog kein amtliches Dokument ist, erlaube ich mir, fachliche Begriffe allgemeiner auszuwählen.Aber genug davon.).
- Rechts der Stellbock; unter der Abdeckung befindet sich der Hydraulikzylinder der Rückfallvorrichtung.
- In der Mitte die Weiche.
- Links der Zungenprüfer (ein Weichenantrieb, bei dem der Motor und das Stirnradgetriebe entfernt wurden – eine Innenaufnahme davon sieht man in dieser technischen Dokumentation der Mariazellerbahn beim Bahnhof Klangen).
Auf dem folgenden Bild sieht man die Rollenlagerung der linken Weichenzunge:
Das Herzstück der Weiche 1 ist ein Gußherzstück, das mit den folgenden Schienen verschweißt ist:
Hier ist das Fabriksschild der Weiche von 1985, das am Herzstück angebracht ist:
Der Vollständigkeit halber zeige ich hier noch zwei Bilder des Weichenüberwachungssignals:
Die Weiche 2 ist in der Grundstellung mit einem Riegelschloss nach links gesperrt. Sie ist eine Außenbogenweiche (das sieht man daran, dass am Weichenkörper keine "Stellung in die Gerade" signalisiert wird) mit einem Hakenverschluss:
Das Herzstück dieser Weiche ist aus Schienenprofilen zusammengesetzt:
Die Weiche 3 ist von derselben Bauart wie die Weiche 2, hat aber Gelenkzungen:
Die Gelenkstühle liegen auf einer breiteren Stahlschwellen, die zusätzlich mit gekröpften Winkeleisen mit den Nachbarschwellen verbunden ist, um ein Wandern der Gelenke zu verhindern:
Die Weiche hat zwei Schlösser, weil sie als Flankenschutzweiche in einer Folgeabhängigkeit (A/C-Abhängigkeit) zur Weiche 2 steht:
Auch diese Weiche ist mit Hakenverschlüssen versehen:
Das Herzstück ist ein Gußherzstück, das mit den folgenden Schienen verschraubt ist:
Ergänzung 13.5.2021: Ytracks schreibt im Historischen Forum auf Drehscheibe-Online zu diesem Herzstück und allgemein:
Das Blockherzstück der Weiche 3 in Langenlois ist ein Blockherzstück der
ursprünglichen Reichsbahneinheitsweichen. Damit wurden im besonderen
die steilen Weichen 190 1:7,5 / 1:6.6 ausgerüstet. Dieses Herzstück ist
zwar gerade, aber kurz genug um auch im durchlaufenden Bogen nicht
'aufzufallen'. Die Doppelschwelle war unmittelbar unter dem Ende des
Blockherzstückes. Die Ausführung mit Schienenherzstück war länger. Man
hätte also bei der Ausführung mit Schienenherzstück keine weitere Weiche
unmittelbar an das Herzstück folgen lassen können, oder eben auch
keinen durchlaufenden Bogen anschliessen können. Diese 'Denke' wurde
aber später aufgeweicht/aufgegeben. Das Schienenherzstück wurde (sollte)
immer im stärker befahrenen Strang eingebaut (sein). Zur Hochzeit der
Reichsbahn 1935 bis 1938 war das auch immer der Fall.
Die Weiche 4, die in das Ladegleis 6a führt, ist eine Weiche der alten Bauart Xa mit Schwenkgewicht.
Das Gewicht ist in der etwas sonderbaren Art mit einer waagrechten Trennlinie bemalt, sodass in beiden Stellungen die schwarze Hälfte zum Boden weist:
Auch diese Weiche hat einen Hakenverschluss an den Zungenspitzen:
An dieser Weiche lassen sich schön die drei Phasen bei der Umstellung von Weichen mit Spitzenverschluss demonstrieren:
- Zuerst klinkt bei der anliegenden Zunge der Weichenverschluss aus; die gegenüberliegende abliegende Zunge bewegt sich schon ein Stück Richtung Backenschiene.
- Dann bewegen sich beide Zungen parallel bis zum Anliegen der bisher abliegenden Zunge an der Backenschiene.
- Zum Schluss klinkt dort der Weichenverschluss wieder ein, während sich die nun abliegende Zunge weiter von ihrer Backenschiene entfernt.
Die Gelenkstühle dieser Weiche sind etwas fragiler als die der Weichenbauart B:
Das Herzstück dieser Xa-Weiche ist ein Blockherzstück, das mit den folgenden Schienen verschweißt(!) ist:
Interessant ist, dass die Backenschienen auf durchgehenden, längs-liegenden Unterlagsplatten montiert sind. Im Röll steht dazu unter dem Stichwort Weichen folgendes:
Leitsätze des Vereins Deutscher EisenbahnverwaltungenHier sieht man eine dieser Platten, die vom Spitzenverschluss fast bis zum Zungengelenk verläuft:
für den Bau von W. und Kreuzungen in Hauptgleisen, die mit großer Geschwindigkeit befahren werden. 1910.
I. Es wird empfohlen, die Zungen- und Backenschienen der Zungenvorrichtung auf Weichenplatten zu verlegen, gleichgültig, ob Holz- oder Eisenquerschwellen angewendet werden.
In der Grundstellung steht das Weichensignal am Stellbock nicht ganz gerade:
Die Grenzmarke ist schon etwas eingewachsen:
Am südlichen Bahnhofskopf liegen die Weichen 51 und 52:
Die Weiche 51 führt ins Ladegleis 4:
Diese Weiche hat Federschienenzungen und ein Schienenherzstück:
Als Verschluss ist hier ein Klammerspitzenverschluss vorhanden (den man nicht so gut sieht wie einen Hakenverschluss):
Im Ladegleis liegt der Sperrschuh Sp1:
Die Spitzenweiche 52 von Hadersdorf her schließlich ist wieder eine Rückfallweiche, die ins Gleis 1 führt:
Unterhalb des Stellbocks sieht man hier den Hydraulikzylinder:
Auch hier sind die Zungen rollengelagert:
Und damit dieses Posting nicht ganz ohne Züge (außer dem im ersten Video) zu Ende geht, hier zuletzt noch zwei Bilder einer 5047er-Doppeltraktion: