Freitag, 4. August 2017

Schweiz 1988: Ein besonderer Ablauf beim Stellwerk 2, Biel RB

English version of this posting

Die große Hebelbank am Stellwerk 2:

Hebelbank, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Die berühmte Signalbrücke ist hier einmal aus der Perspektive des Fahrdienstleiters zu sehen. Das alleinstehende Ausfahrsignal H8-14 habe ich exakt von der Seite erwischt, sodass sein Signalflügel nur als dünner Strich zu sehen ist:

Signalbrücke, Biel RB, 23.8.1988

Einige der Weichen auf diesem Stellwerk waren noch mit Gestängeantrieb versehen. Hier sieht man drei Zahnstangen hinter den Hebeln 24a, 25b und 31, die gegen die Grundstellung stehen:

Weichenhebel, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Am und rund um den Blockapparat gibt's eine ganze Reihe von Bedien- und Anzeigeeinrichtungen – nicht von allen weiß ich, was sie tun. Im nächsten Posting zeige ich die Einrichtungen in einzelnen Ausschnitten aus diesem Bild und versuche ihren Zweck zu erklären (soweit ich ihn weiß oder erraten kann). Hier zeige ich nur die "ganzen Bilder" – wer will, kann ja selbst einmal überlegen, was da alles zu sehen ist und wie's funktionieren könnte.

Blockapparat, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Interessant sind auch die Fahrstraßenhebel: Sie sind in Richtungshebel und Gleishebel sozusagen aufgeteilt. Wenn man das nicht gemacht hätte, wären insgesamt für die 15 Gleise und die 3 abgehenden Strecken mit jeweils 2 Richtungen 15 mal 3 mal 2 = 90 Fahrstraßen und entsprechend 45 Fahrstraßenhebel nötig gewesen – und auch das ist noch zu wenig: Die Gleise 5 bis 7 konnten nämlich entweder "über W 35" oder "über W 42" erreicht werden, sodass es 3 mal 3 mal 2 weitere Fahrstraßen gab, die noch eimal 9 Hebel gebraucht hätten. Durch die Aufteilung waren statt der 45 + 9 = 54 Hebel nur 22, also weniger als die Hälfte, nötig – wobei ich mir die Mechanik dahinter nicht überlegt habe.

Im folgenden "schrägen" Ausschnitt habe ich einmal die Schilder an den Richtungshebel aus dem vorherigen Bild herauskopiert – man erkennt für eine ganze Reihe von Gleisen, dass tatsächlich für jedes Gleis und bei den Gleisen 5 bis 7 dort auch jeweils für Fahrten über W 35 und W 42 jeweils eigene Fahrstraßen vorgesehen waren; ich bin also sehr sicher, dass hier keine Gruppenfahrstraßen vorhanden waren (Klick öffnet ein Bild in voller Dia-Auflösung):

"Gleishebel", Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Hier ist ein Blick auf die "Richtungshebel". Die drei Buchstaben D, B, P stehen für "Depot", "Brügg" und "Personenbahnhof":

Fahrstraßenhebel, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Neben dem Blockapparat stehen die Signalhebel. Die drei Einfahrsignale sind schon Lichtsignale, die mit umgebauten Fahrstraßenhebeln bedient werden. Daneben sind die sechs Hebel für die Semaphore montiert:

Signalhebel und Blockapparat, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Auf dem Blockapparat sitzen unter anderem eine Reihe von Tasten zur Zustimmungsanforderung sowie einige Wecker – mehr dazu wie gesagt im nächsten Posting:

Weckertasten und Wecker, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Über den Signalhebeln ist ein Gleistafel mit Signalanzeigen angebracht:

Signal- und Gleistafel, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Und hier ist (fast) die ganze Hebelbank von der anderen Seite zu sehen, beginnend mit vier Rangiersignalhebeln und dann der Reihe der Weichenhebel. Riegel gab es übrigens auf diesen Bahnhof nicht, weil nur Güterzüge verkehrten, und diese mit geringen Geschwindigkeiten:

Hebelbank, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Hier nun das besondere Bild vom Ablaufberg – wieso aber diese beiden Erste-Klasse-Wagen über den Berg mussten, weiß ich nicht:

Abrollen von Reisezugwagen, Biel RB, 23.8.1988

Hin und wieder habe ich die Stiegen in den hohen Stellwerken aufgenommen, wie hier:

Stiege, Stw.2, Biel RB, 23.8.1988

Und hier sieht man das Stellwerksgebäude von außen. Vorne verlaufen die Gestängeleitungen für sechs Weichen nahe am Stellwerk, dahinter sieht man Doppeldrahtzugleitungen:

Stellwerk 2, Biel RB, 23.8.1988

Durch die Rungen eines Vierachsers sieht man hier die Signalbrücke und, rechts daneben, den einzeln stehenden Semaphor H8-14:

Signalbrücke und H8-14, Biel RB, 23.8.1988

Und zum Schluss dieses Postings noch drei Läutewerke vor dem Stellwerk 2:

Läutewerke beim Stellwerk 2, Biel RB, 23.8.1988

4 Kommentare:

  1. Beim Stellwerk zwei wollt ich ja schon loslegen, aber das ganze interessante Blockzeugs ist heute ein simples Dominopult :( Übrig blieben lediglich die zwei Felder Freigabe nach Mett und von Mett.

    Aber erst bei deinem Beitrag hab ich bemerkt - ja Tatsache, sie haben bei der Weichenelektrisierung die Gestängeweichenhebel stehen lassen. Ist ja auch egal, elektrischer Abgriff vom Verschlussbalken ist elektrischer Abgriff vom Verschlussbalken, egal ob früher mal Seile oder Gestänge mit dem Hebel angetrieben wurden.

    Auch die Lichtausfahrsignale heute steuert man per alten Signalhebeln.

    Und irgendwo sind noch Weichen gewachsen, die werden natürlich auch vom Dominopult bedient.

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  2. Kann es sein, dass man Gruppenausfahrten projektiert hat? Das könnte die Ersparnis von Fahrstraßenhebeln erklären.

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    1. Gute Frage - ich habe oben einen Ausschnitt ergänzt, an dem man sieht, dass es (ziemlich sicher ...) für jedes Gleis eine eigene Fahrstraße gab. Es sieht also sehr danach aus, dass man die Fahrstraßen in jeweils zwei "Teilfahrstraßen" zerlegt hat ...

      H.M.

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    2. Nein, da ist für jede Fahrstraße eine Teilfahrstraße bis zu den Weichen 35 / 42 eingerichtet und dann von den beiden Weichen noch zu den Zielen von oder nach Biel, Depot und Brugg. Die Fahrtrichtung wird dabei gar nicht berücksichtigt. Die ergibt sich erst aus den gezogenen Signalen (was die Nachrüstung des "Gleiswechselbetriebes" nach Biel wohl enorm erleichtert hat)

      Grad Jüdel (und seine Ableger, wie Noell) scheinen das in größeren Bahnhöfen aber häufiger so projektiert zu haben. Wenn ich mich recht erinnere muss man zuerst den Gleishebel umlegen und kann dann erst den Fahrstraßenhebel umlegen.

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