Samstag, 7. Februar 2015

RIP seit 2014: DrS (und VGS80) in Hütteldorf, 2012 (Fotos von M.Aigner)

Und wieder kann ich ein Posting mit Fotos eines meiner Leser bestreiten: Martin Aigner hat mir ziemlich neue Fotos – vom Oktober 2012 – vom Hütteldorfer DrS zukommen lassen, das 2014 das Zeitliche gesegnet hat, weil dort seither ein ESTW seinen Dienst tut (RIP? ... "requiescat in pace").

Die Fotos sind auch deswegen interessant, weil sie zum Großteil "Innereien" zeigen: Den Relaisraum und, noch seltener aufgenommen, die Stromversorgungsanlagen eines solchen Stellwerks. Der Großteil der folgenden Informationen (insbesondere Korrekturen an dem, was ich nicht wusste) stammt ebenfalls von Martin Aigner – vielen Dank dafür! Ich habe seine Erklärungen unten kursiv gekennzeichnet, damit klar ist, was hier vom Fachmann stammt (an etwaigen Formulierungsfehlern bin aber ich schuld!).

Bevor wir in die Tiefen der Schalträume hinuntersteigen, sind hier zuerst noch drei Bilder des Stelltisches. Im Großen und Ganzen war er 2012 noch so wie 25 Jahre früher, doch an seinen Rändern hatte sich doch einen ganze Menge verändert:
  • Auf den beiden Strecken Richtung Wienerwald war nun Gleiswechselbetrieb eingerichtet, daher wurde ein kurzer Teil der Streckendarstellung "abgezwackt" und nach oben verlegt.
  • Am hinteren Rand standen nun neben Bildschirmen auch zwei Zählwerksdrucker (einer für das DrS, der andere für das kleine VGS80 – kommt gleich!), die eine Menge von Zählwerken und vor allem das handschriftliche Erfassen im Zählwerksvormerk überflüssig machen. Wieso unter beiden Druckern Tücher lagen, weiß ich nicht – vielleicht ratterte das Stellpult, wenn sie druckten, und diese Stofftücher dämpften das etwas ...
  • Auch eine ganze Tastatur hatte hier noch Platz gefunden – die großen freien Flächen der DrS-Stelltische, die früher wie verlorene Fläche aussahen (und die es bei Spurplanstellwerken kaum mehr gab), waren im Nachhinein nun ein Segen!
  • Links sieht man etwas Einmaliges, nämlich ein "Huckepack-Stellwerk": Für den Bereich der Abzweigung Zehetnergasse (Überleitstelle Penzing) war ein eigenes VGS80-Stellwerk errichtet worden, dessen Bedienpult nun hier aufgesattelt war, wo früher die Bedienung dieses Weichenbereichs über das DrS lag. Dazu dieses von Martin Aigner: Da im DrS-Relaisraum kein Platz mehr war, wurde die Stromversorgung und die Relaisanlage des VGS am Bahnsteig in zwei Containern untergebracht.!
  • Und über dem Stellwerk erstreckt sich nun ein Lageplan der ganzen Anlage, zur besseren Übersicht und Orientierung für das Bedienpersonal (vor allem bei Störungen und Bauarbeiten).

Stelltisch DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Auch in dieser Fotoserie gibt es eine Aufnahme von der rechten Seite her, wo man schön die ausgelagerten Teile der vier Streckengleise zum Wienerwald sieht:

Stelltisch DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Hier sieht man den Stelltisch von der linken Seite her:

Stelltisch DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Und hier ist ein Bild des aufgesattelten Stellpultes des VGS80-Stellwerks, das schon sehr abgegriffen und fleckig ist. Allerdings ist das Pult nicht mit den üblichen AEG-Bedienelementen der VGS80-Stellwerke aufgebaut, sondern mit den kleineren, deutschen Siemens-Feldern:

Stellpult des VGS80 am DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Die folgenden Bilder zeigen nun aber die Schalträume des Stellwerks. Zuerst kommen drei Bilder der Schaltgerüste und -schränke der Stromversorgung:

DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Hier sieht man eine Menge von "freien Relais". Diese Einzelrelais sind sogenannte „freie Relais“. Diese Relais sind aber wie Relaisgruppen steckbar ausgeführt. Bei DrS-Stellwerken sind noch nicht alle Schaltungsteile in Gruppen „verpackt“, sondern noch großteils in freier Verschaltung. Diese freie Verschaltung wurde erst mit den Spurplanstellwerken abgelöst. Diese Lötflügel, die man auf den Fotos erkennt, sind sogenannte „Lötigel“.

Freie Relais, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Freie Relais, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Freie Relais, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Freie Relais, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Der Großteil eines Drucktastenstellwerks besteht aber aus fertig zusammengeschalteten Relaisgruppen:

Relaisgruppen, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Das folgende Bild zeigt zwei Weichengruppen, darüber die Weichenlaufkette für den Weichenselbstlauf bei einer Fahrstraßeneinstellung. Hierbei werden über die Laufkette die einzelnen Weichen zeitverzögert hintereinander angeschaltet, um mit den Anlaufstromspitzen die Stromversorgung nicht zu überlasten (wichtig bei langen Fahrstraßen, wo viele Weichen auf einmal umlaufen).

Weichengruppen und Weichenlaufkette, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Hier sieht man einige Verschubsignal- und Ersatzsignalgruppen:

Verschubsignal- und Ersatzsignalgruppen, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Am folgenden Bild erkennt man einen Teil des Zwischenverteilers. Das ist die Logik des Stellwerkes. Hier werden alle Abhängigkeiten „programmiert“:

Zwischenverteiler, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Zwischenverteiler, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Zu denen folgenden Relais gibt's nur eine fachmännische Vermutung: ... auch eine steckbare Relaisgruppe. Diese dürften aber nachträglich eingebaut worden sein. Laut den Relaisbeschriftungen hatten die irgendwas mit Signalen zu tun. Möglicherweise sind das Wiederholerrelais für die Zugnummernmeldeanlage. Ist aber nur eine Vermutung:

, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Hier ist ein Teil der Verkabelung zu sehen:

Verkabelung , DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Signalgestelle mit Signalgruppen ...

Signalgestell, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

... und auch ein Signalgestell mit hauptsächlich Verschubsignalgruppen:

Signalgestell, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Das folgende Bild zeigt Hauptsicherungen für einen Gestellteil:

Gestelle, links und rechts Hauptsicherungen, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Diese Gestelle sind für Streckenblock (ZG62) und Vorsignalübertragung. Die Zettel sind Informationen für Kollegen, wenn z.B. eine Gruppe zur Störungseingrenzung getauscht wurde:

Gestelle für Streckenblock und Vorsignalübertragung, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Das folgende ist schlussendlich ein Mess- und Prüfgestell, mit Erdschlussprüfeinrichtung und Blinkspannungsüberwachung:

Mess- und Prüfgestell, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Am folgenden Gestell ist in der Mitte der Quecksilberthermoblinker zu erkennen. Der erzeugt eine 24-Volt-Blinkspannung (für die Meldelampen). Der Blinkerzusatz wird mit dieser 24-Volt-Blinkspannung angesteuert und erzeugt eine 220V~-Blinkspannung für die Ersatzsignale:

Thermoblinker und Blinkerzusatz, DrS, Hütteldorf, 9.10.2012 (Foto von M.Aigner)

Soviel aus einem großen und leider schon verschwundenen DrS-Stellwerk – man erkennt, wieviel Aufwand für eine solche Anlage getrieben werden musste und versteht nun auch, wieso die Industrie und die Eisenbahnen vor einigen Jahrzehnten vehement und schlussendlich mit Erfolg auf elektronische Stellwerke gesetzt haben, wo wenigstens der Logikanteil einer solchen Anlage nicht mehr "in Hardware gegossen und verlötet" werden muss.

Freitag, 6. Februar 2015

Spurplanstellwerk, aber auch Blockfelder: Wien West, 1987

Den Westbahnhof habe ich ein einziges Mal, am 27.8.1987, ziemlich schnell "abgefrühstückt", mit nur elf Fotos für die Sicherungsanlagen aller drei Stellwerke. Die drei Weichenposten, die es laut dem Gleisplan bei sporenplan.nl auch noch gegeben hat, habe ich alle elegant umgangen.

Weil ich zu Fuß von Penzing her gekommen bin, sind die ersten Aufnahmen vom Stellwerk 2, das für die Abstellgruppe südlich der Westbahngleise zuständig war. Wer immer hier stand, hat etwas Wichtiges am zweiten Verschubfunk-Kanal zu besprechen, sodass er quer übers Stellpult zum Kanalwahlschalter gegriffen hat. Rauchen am Arbeitsplatz war damals auch kein Thema:

Stellpult, Stw.2, Wien Westbf, 27.8.1987

Ganz am Ende des Stellpultes sieht man die zwei Westbahngleise angedeutet. Darunter befindet sich die Darstellung des Einmündungsgleises sowie des Ausfahrsignals O201, das aber vom Stellwerk 1 aus gestellt wurde:

Stellpult, Stw.2, Wien Westbf, 27.8.1987

Dieses Detail zeigt die noch einmal die Tasten zur Auswahl des Funkkanals und daneben eine Anzeige für den Sprachspeicher – alles Bedienelement, die mit der Sicherungsanlage direkt nichts zu tun haben, aber der Bequemlichkeit halber hier angebracht sind:

Stellpult, Stw.2, Wien Westbf, 27.8.1987

Hier sieht man den in alle Richtungen auskragenden Bau. Weit im Hintergrund steht das Verschubsignal am Ausfahrsignal O201 in der Freistellung, und zwischen einem Fahrleitungsmasten und dem Stellwerk lugt das freistehende Ausfahrsignal O102 hervor – offenbar fährt hier ein Zug auf dem rechten, also dem Gegengleis aus!

Stellwerk 2, Wien Westbf, 27.8.1987

Als nächstes habe ich das Stellwerk 3 besucht. Die Anlage war offenbar etwas kompliziert: Wenn ich meine Fotos richtig verstehe, gab es hier dreierlei Einrichtungen:
  • Ein kleines DrS-Stellpult
  • Ein Blockwerk mit zwei Zustimmungsfeldern "Ze Gl.610" und "Ze Gl.612", jeweils "von o.nach Penzing".
  • Ein kleines Zentralschloss.
Wir sehen uns diese Einzelteile einmal an: Am ersten Bild von diesem Stellwerk sieht man das Stellpult. Die unteren beiden Gleise mit dem "Hosenträger" sind die Hauptgleise der Westbahn, nach rechts gehen die vier Gleise, die vom Stellwerk gesichert werden. Von oben nach unten sind das:
  • Gl.714, ein Nebengleis für Verschubfahrten.
  • Gl.710/612, Gl.710/610 und Gl.708 sind die Hauptgleise, auf denen Aus- und Einfahrten möglich sind.
Das zugehörige Ausfahrsignal ist erst das Signal O102, das hinter der Einmündungsweiche liegt. Daher ist für das Haltgebot von Zugfahrten vor der Einmündung das Schutzsignal Sch151 aufgestellt (die handschriftliche Bezeichnung zeigt, dass hier früher einmal Sp151 angeschrieben war, als diese Signale noch Sperrsignale hießen):

Stellpult, Stw.3, Wien Westbf, 27.8.1987

Das Blockwerk ist auf dem nächsten Bild rechts zu sehen. Die Blockfelder legen Zustimmungsschlüssel fest, die im Zentralschluss links unten umgesperrt werden können.

Das Zentralschloss schließlich ist ein sehr spezielles Stück: Es hat zwar – neben drei weiteren Schlössern für Weichenschlüsseln – rechts drei Zustimmungsschlüssel als "Fahrstraßenschlüssel", diese werden aber offenbar nie entnommen, sondern das Umsperren dieser Schlüssel schließt Kontakte, die die Zustimmung an das Spurplanstellwerk 1 weitergeben. Diese Kontakte befinden sich hinter dem getrennt aufgesetzten Deckel links von den Zustimmungsschlüsseln, den man auch daran erkennt, dass sich hier zusätzliche plombierte Befestigungsschrauben und orange Aufkleber des Sicherungsdienstes befinden. Die Innereien dieses Zentralschlosses sind übrigens im Hager zu sehen.

Zentralschloss und Blockapparat, Stw.3, Wien Westbf, 27.8.1987

Das Zusammenwirken dieser Anlagen kann ich mir nur so erklären (das ist aber "theoretisch" überlegt – vielleicht war's doch anders):
  • Der Weichenposten 2, in der Mitte der Gleise 708, 610 und 612 wirkte an Ein- und Ausfahrten mit, indem er eine Zustimmung über eines von zwei Blockfeldern hier am Blockapparat gemeldet hat.
  • Über das Zentralschloss wurde die ganze Fahrstraße festgelegt, inklusive der Weichen hier beim Stellwerk 3. Durch das Umsperren des passenden Zustimmungsschlüssels wurde die Zustimmung an das Stellwerk 1 gegeben (wenn man den Schlüssel während einer Fahrt wieder zurückgedreht hat, dann ...? ... ist nur das Signal zurückgefallen? Das kann ich mir nicht ganz vorstellen – andererseits gab es im Zentralschloss keine Möglichkeit, einen Schlüssel festzulegen, wenn ich das richtig verstanden habe. Mhm – ein Loch in meiner Erklärung).
  • Wenn nun auch die bedienbaren Einrichtungen am Stellpult (Weiche 153, Verschubsignal V153w und Schutzsignal 151) richtig standen, konnte das Stellwerk 1 die Freigabe dafür zurückziehen (dann gingen wohl die leuchtenden Transparente auf dem hiesigen Stellpult aus) und die entsprechende Fahrstraße stellen.
Hier sind noch ein Bilder dieser Einzelteile, die aber nichts wesentlich Neues mehr zeigen:

Stellpult, Stw.3, Wien Westbf, 27.8.1987

Blockapparat, Stw.3, Wien Westbf, 27.8.1987

Blockapparat, Stw.3, Wien Westbf, 27.8.1987

Von außen war dieses Stellwerk wahrscheinlich eins der hässlichsten, die ich je gesehen habe:

Stellwerk 3, Wien Westbf, 27.8.1987

Die folgende DKW ist wahrscheinlich jene in den alten Gütergleisen fast beim Weichenposten 3, fotografiert Richtung Westen. Erstaunlich ist die rote Farbe des aufgemalten A – aber vielleicht ist hier nur ein Teil der Farbe verblichen:

Stellbock einer DKW, Wien Westbf, 27.8.1987

Zuletzt kommen hier nun noch drei Bilder des SpDrS-Stellpultes am Stellwerk 1, das mit den kleinen deutschen Feldern aufgebaut war. Am ersten Bild sieht man rechts im Hintergrund die Schweglerbrücke, die sich über die dreifachen Weichenstraßen spannt:

SpDrS-Stellpult, Stw.1, Wien Westbf, 27.8.1987

Ganz links sieht man hier, dass die Bahnsteiggleise nicht von Ausfahrsignalen (oder Zwischen-Hauptsignalen) begrenzt wurden, sondern von Schutzsignalen. Erst ein Stück weiter kamen auf den beiden Streckengleisen zwei Zwischensignale (eines sieht man gerade noch am rechten Rand) und dann weiter draußen beim Stellwerk 3 die eigentlichen Ausfahrsignale:

SpDrS-Stellpult, Stw.1, Wien Westbf, 27.8.1987

Und das letzte Bild des Stellpultes zeigt, dass die Belegung der DKWs in den Weichenstraßen zugleich auch die Kreuzungen rot ausleuchtete. Das ist insofern interessant, als die Kreuzungen von der Fahrstraße nicht belegt wurden, weil ja sonst eine parallele Fahrstraße auf dem Nebengleis nicht mehr möglich gewesen wäre. Die Isolierung der Kreuzungen muss auch getrennt von jener der DKWs und Weichen gewesen sein, sonst hätte die Belegung, die man hier sieht, ja dazu geführt, dass auch Weichen im Nebengleis belegt wären und Fahrstraßen dort ebenfalls unmöglich wären:

SpDrS-Stellpult, Stw.1, Wien Westbf, 27.8.1987

Mehr Bilder von den Stellwerksanlagen habe ich nicht gemacht – aber noch ein eher ungünstiges, weil zwischen Bahnsteig und Bahnsteigdach "eingeklemmtes" Bild der Reserve, der hochbetagten 1062.001:

1062.001, Wien Westbf, 27.8.1987

Donnerstag, 5. Februar 2015

Das neue SpDrS-Pult in Penzing Pbf, 1987

Auch von Penzing Pbf. habe ich schon früher einmal Fotos vom Juni 1984 gezeigt, aber an diesem Augusttag 1987 habe ich ein zweites Mal kurz in der Fahrdienstleitung vorbeigeschaut. Am Anfang steht noch ein Foto des Zwischensignals L4 Richtung Vorortelinie, mit den damals üblichen kleinen Optiken für solche kleiner gebauten Signale:

4020, Ausfahrsignal L4, Penzing Pbf, 27.8.1987

Wegen der Wiedereröffnung der Vorortelinie war auf dem Penzinger Stellpult der Platz zu eng geworden, und daher hatte das SpDrS-Stellwerk ein ganz neues Pult erhalten, mit nunmehr 11 Feldreihen und 32 Feldern Breite. Über den beiden Westbahngleisen ist hier die Vorortelinie zu erkennen, die Richtung Hütteldorf aus Platzgründen nur eingleisig war und erst hier am Penzing zweigleisig in einem steilen Bogen an den Wienerwaldhang hinaufsteigt:

SpDrS, Fdl, Penzing Pbf, 27.8.1987

Zum Vergleich hier noch einmal eine Aufnahme des vorherigen Pultes aus dem oben erwähnten Posting, das 10 Reihen hatte und nur 24 Felder breit war. Auffällig ist, dass das alte Pult eine viel höhere untere Kante hatte – das neue war sicher bequemer zu bedienen:

Altes SpDrS-Pult, Fdl, Penzing Pbf, 1.6.1984

Eine Verschubfahrt belegt hier eine ganze Menge von Abschnitten. Offenbar waren die DKW 12/13 und die Weiche 20 links daneben nicht getrennt isoliert, wie es eigentlich auf Drucktastenstellwerken sonst üblich ist, und daher wurden durch die diagonale Fahrt über die DKW auch die Abschnitte bis zum Verschubsignal V20 ausgeleuchtet. Interessant sind auch die vielen leuchtenden Transparente der Selbststeller auf allen durchgehenden Hauptgleisen:

Fdl, Penzing Pbf, 27.8.1987

Kurz darauf ist die Verschubfahrt weg, aber dafür steht jetzt V1 auf "Verschub erlaubt", ohne dass eine Verschubfahrstraße eingestellt wäre! Soviel ich mich erinnern kann, konnte dieses Signal ohne eine Verschubfahrstraße freigestellt werden, weil dieses Gleis als Ausziehgleis für den Penzinger Verschubbahnhof diente und dort immer wieder Fahrten stattfanden. Rote Anzeigen zeigen offenbar, dass dieses Signal und die beiden Weichen 14 und 5 dahinter in dieser Lage gesperrt sind (leider ist das Foto dieses Ausschnitts verwackelt):

Fdl, Penzing Pbf, 27.8.1987

Ein wenig später steht aber auf dem Gleis offenbar doch eine Verschubstraße, während zwei S-Bahn-Züge der Vorortelinie ihren Bahnsteig verlassen:

Fdl, Penzing Pbf, 27.8.1987

Mittwoch, 4. Februar 2015

DrS in Hütteldorf, 1987

Richtung Osten verlassen den Bahnhof Hütteldorf fünf Streckengleise:
  • Ganz links das eine Gleis der Vorortelinie,
  • dann die zwei Westbahngleise,
  • dann die eingleisige Strecke zum Penzinger Verschiebebahnhof
  • und schließlich die eingleisige Strecke nach St.Veit zur Verbindungsbahn.
Hier kommt mir auf der zuletzt genannten Strecke eine "Plasser" entgegen:

Stopfgarnitur, Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Vom DrS in Hütteldorf habe ich damals leider nur eine Handvoll Aufnahmen gemacht.

Ergänzung 7.2.2015: Ein weiteres Posting mit Fotos eines meiner Leser zeigt nun den Stelltisch, aber vor allem die Relaisanlage dieses Stellwerks im Jahr 2012, also kurz vor ihrem Lebensende 2014.

Hier ist der gesamte Stelltisch zu sehen, wo rechts die vier Gleise vom Wienerwald herunterkommen, während links die erwähnten fünf Streckengleise anschließen:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Im folgenden Bild habe ich den Teil ganz links oben herauskopiert, der die Signale und Weichen stellt, die eigentlich noch zum Penzinger Verschiebebahnhof gehören, wie im letzten Posting überlegt:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Hier sieht man den verwirrenden westlichen Bahnhofskopf. Wegen des Richtungsbetriebs auf den beiden Strecken war es möglich, die ZG-Pfeile jeweils oberhalb und unterhalb der Strecken zu platzieren – die Verwechslung mit einem Gleiswechselbetrieb war hier noch nicht möglich. Auf der Fernstrecke ist hier eine Ausfahrt Richtung Westen gestellt:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Das folgende Detail zeigt schön einige Weichen, die als Flankenschutz für diese Fahrt verschlossen werden mussten. Der Verschluss ist durch den leuchtenden Punkt in der Weichenmitte zu erkennen. Bei den Weichen 124 und 126 sieht man Exemplare der Tasten, die einerseits als Weichentaste fungieren konnten (zusammen mit der Weichengruppentaste WGT), andererseits auch als Start- oder Zieltasten für Verschubfahrten:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Auf dem mittleren Teil des Stelltisches mit den Bahnhofsgleisen ist auch eine gestellte Ausfahrt Richtung Westbahnhof zu sehen:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Das letzte Bild des Stelltisches ist leider überbelichtet:

Zstw., Wien Hütteldorf, 27.8.1987

Dienstag, 3. Februar 2015

Fremdbedienung der eigenen Ausfahrsignale: Penzing Verschiebebahnhof, 1987

Meine Runde über den Penzinger Verschiebebahnhof im August 1987 habe ich mit dem Weichenposten 4 fortgesetzt. Er enthielt ein minimales Zentralschloss für zwei Weichen und einen Blockapparat mit drei Zustimmungsabgabefeldern:

Zentralschloss, Wp 4, Penzing Vbf, 27.8.1987

Blockapparat, Wp 4, Penzing Vbf, 27.8.1987

Blockapparat, Wp 4, Penzing Vbf, 27.8.1987

Zentralschloss, Wp 4, Penzing Vbf, 27.8.1987

Auch in diesem Gebäude befanden sich Verschieberunterkünfte:

Weichenposten 4, Penzing Vbf, 27.8.1987

Hier sieht man das Formausfahrsignal S6-13, das ja vom Stellwerk 2 aus gestellt wurde Rechts daneben ist weiter hinten das ebenfalls vom Stellwerk 2 gestellte zweite Form-Verschubsignal V1-6 von hinten zu sehen, davor ein paar neuere Signale, nämlich ein Hauptsignalhinweis sowie das rote E eines Fahrweg-Endesignals. Das schwarze E links hingegen ist das Ende einer (schon lange Zeit vorhandenen) Langsamfahrstelle:

Ausfahrsignal S6-13, Penzing Vbf, 27.8.1987

Das Formsignal war ein Schmalmastsignal der Reichsbahn. Wieso es das österreichische Signal ersetzt hatte, das hier sicher früher gestanden hatte, weiß ich nicht – ein Hinweis könnte aber die Flügelkupplung sein: Vielleicht sollte durch das Zurückfallen des Signals auf Halt die Sicherheit an diesem wichtigen Punkt im Wiener Schienennetz erhöht werden. Nach der Signalreform von 1980, seit der Hauptsignale auch für Verschubfahrten gelten, musste hier ein Verschubsignal ergänzt werden – man kann die kleine Tafel mit den beiden rückstrahlenden Punkten hier über der Tafel mit der Signalbezeichnung erkennen:

Ausfahrsignal S6-13, im Hintergrund Weichenposten 5 vor einem 4020, Penzing Vbf, 27.8.1987

Auf diesem Bild erkennt man die Kabel der elektrischen Signallampen. Rechts kommt das Kabel aus einem (aus Regenschutzgründen nach unten gebogenen) Rohr und hängt dann frei zu den Signallampen:

Ausfahrsignal S6-13, Penzing Vbf, 27.8.1987

Eine ganze Reihe von Signalen ist auf dem folgenden Bild zu sehen:
  • Links und rechts der Reserve 1062.010 sieht man wieder zwei Fahrweg-Endesignale,
  • dann knapp daneben das Licht-Verschubsignal V1-34r in Stellung "Verschub erlaubt", zu dem weiter unten noch ein paar Erläuterungen folgen.
  • Dann kommt das freizeigende Deckungssignal für die Abzweigung Zehetnergasse, samt dem Einfahrvorsignal von Hütteldorf, wobei das Vorsignal auf "Frei mit 40 km/h erwarten" steht.
  • Rechts sind schließlich noch die Weichensignale zweier Außenbogenweichen zu erkennen. Das höhere bezieht sich auf die Weiche, die in der Bildmitte liegt – es steht also nicht direkt neben der Weiche, sondern "ein Gleis weiter". Der hohe Weichenkörper soll einen Hinweis auf diese Anordnung geben:

1062.010 und ein 4030, Penzing Vbf, 27.8.1987

Den Weichenposten 5 habe ich nur von außen aufgenommen. Rechts steht der Signalwiederholer 1T1-34 für das Ausfahrsignal T1-34:

Weichenposten 5, Penzing Vbf, 27.8.1987

Holzschwellen halten, wenn sie gut getränkt sind, 30 bis 40 Jahre – aber wie lange die folgenden Schwellen schon hier lagen?

Alte Doppelschwelle an einer Weiche, Penzing Vbf, 27.8.1987

Das von Hütteldorf gestellte Deckungssignal A1 der Einmündung aus dem Penzinger Verschiebebahnhof, also der "Abzweigung Zehetnergasse", steht auch hier auf Frei, und auch die Einfahrt nach Hütteldorf ist schon gestellt:

1042.655, Penzing Vbf, 27.8.1987

Schön lackiert ruht sich hier die 1062.010 als Reserve aus:

1062.010, Penzing Vbf, 27.8.1987

Seit der Zentralverschiebebahnhof Kledering Zug um Zug in Betrieb ging, war der Penzinger Verschiebebahnhof ja "todgeweiht". Nicht lebenswichtige Reparaturen wurden deshalb auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben – wie sich offenbar an diesem Weichensignal zeigte:

Weiche 11 muss schon zusammengebunden werden, Penzing Vbf, 27.8.1987

Hier schiebe ich, etwas außer der Reihenfolge, die beiden Ausfahrsignale Richtung Hütteldorf ein. Selten für österreichische Verhältnisse ist die Signalbrücke, und interessant sind die Blenden an den Hauptsignalen wie auch den Ersatzsignalen, damit diese nicht von den Gleisen der Westbahn her gesehen werden können. Dabei scheint mir das Problem weniger gewesen zu sein, dass ein freistehendes Hauptsignal von einem stehenden Zug als Fahrtaufforderung interpretiert wird (der Zug würde vor dem Deckungssignal A1 der Abzweigung gestanden haben), als dass umgekehrt ein haltzeigendes Signal den Lokführer eines Westbahnzuges zu einer abrupten Bremsung verführt haben könnte:

Ausfahrsignale T1 und T1-34 Richtung Hütteldorf, Penzing Vbf, 27.8.1987

Vom Weichenposten 6 aus wurde die elektrische Weiche 219 gestellt und außerdem drei Verschubsignale. Zum Stellen der Weiche gab es die zwei Tasten WT (Weichentaste) und WGT (Weichengruppentaste). Für die Verschubsignale allerdings gab es nur Signalhalttasten SHT samt einer RT (ich nehme an, das bedeutet Rückstelltaste) – und für die rechten beiden Signale nur eine gemeinsame solche Taste. Zusammen mit der Tatsache, dass wir nun alle Weichenposten und Stellwerke abmarschiert sind, aber nirgends Bedieneinrichtungen für die Ausfahrsignale T1 und T1-34 entdeckt haben, führt das – zumindest bei mir – zu einigem Sich-am-Kopf-Kratzen, welches Stellwerk und welcher Weichenposten hier eigentlich für was verantwortlich war:

Stellpult, Wp 6, Penzing Vbf, 27.8.1987

Hier ist meine Rekonstruktion der Zusammenhänge – für's Verständnis muss man dazu das Bild des Blockapparats in der Fahrdienstleitung von 1984 betrachten:
  • Richtung St.Veit ist alles ziemlich einfach: Die Weichenposten 3 und 4 legen – nach einem fernmündlichen Auftrag – über Za-Felder ihre Weichen fest, wenn das für eine Fahrt nötig ist. Daraufhin kann die Fahrdienstleitung (nach Umlegen des passendes Fahrstraßenknebels) das Ba-Feld für das Stellwerk 2 blocken, wo wie üblich Ff geblockt und das Einfahrsignal X oder das Ausfahrsignal S6-13 gestellt wird.
  • Richtung Hütteldorf ist das ganz anders: Hier erhalten Weichenposten und Stellwerk 2 einen fernmündlichen Auftrag zur Zustimmungsabgabe bzw. – am Stellwerk – zur Fahrstraßenfestlegung. Diese Festlegung erlaubt nun in der Fahrdienstleitung – wieder nach Umlegen eines Knebels – das Blocken eines passenden Zustimmungsfeldes nach Hütteldorf, und vom dortigen DrS aus wird nun das passende Ausfahrsignal T1 oder T1-34 oder auch das Einfahrsignal Y Frei gestellt! – ziemlich "ums Eck", aber wegen der engen Lage von Penzing und der Abzweigung Zehetnergasse sinnvoll.
  • Und auch die Verschubsignale beim Weichenposten 6 wurden von Hütteldorf aus gestellt – allerdings konnten sie ohne Abhängigkeiten (außer zu den Zugfahrstraßen) beliebig gestellt werden, wie man auf dem Stellpult oben sehen kann. Dabei war das nach Westen zeigende Verschubsignal V1-34 "verdoppelt", indem dafür zwei Signale V1-34l (l = links) und V1-34r (r = rechts) aufgestellt waren, die aber immer gemeinsam auf "Verschub erlaubt" oder "Verschub verboten" standen. Auf dem Stellpult am Weichenposten gab es nur, wie erwähnt, die Möglichkeit zum Zurückstellen dieser Signale für Notfälle – im normalen Verschubbetrieb standen sie immer alle auf "Verschub erlaubt".
  • Zuletzt konnte auch die Spitzenweiche 219 vom Weichenposten gestellt werden, weil das für das Abstoßen nötig war. Die Weiche musste aber natürlich bei Zugfahrten auch unter der "Stellgewalt" von Hütteldorf liegen – sowohl bei Fahrten auf der linken, eingleisigen Strecke (dabei wurde die Weiche ja direkt befahren) wie auch bei einer Fahrt auf die oder von den Westbahngleisen, wo sie als Schutzweiche zu dienen hatte. Man sieht links oben auf dem Pult eine Lampe mit der Bezeichnunf "Fr" – das könnte die Freigabe dieser Weiche von Hütteldorf aus sein. Während der Freigabe musste die Weiche 218 natürlich in der Stellung nach links verschlossen sein. Die Fernstellung der Weichen 218 und 219 von Hütteldorf aus wird auch auf dem Gleisplan bei sporenplan.nl erwähnt, der allerdings eine Reihe von Ungenauigkeiten enthält (so ist etwa das Signal S6-13 als Lichtsignal eingezeichnet, und das Einfahrsignal Z steht auf der falschen Seite ... außerdem werden "deutschländische" Symbole für die Signale verwendet).
Die Vorderseite des Stellpults konnte man zum Lampentausch öffnen, und das hat jemand für mich auch hier gemacht (zur sicherheitskritischen Verdrahtung – etwa bei den Zählwerken – kam man natürlich nicht auf so einfache Weise):

Geöffnetes Stellpult, Wp 6, Penzing Vbf, 27.8.1987

Geöffnetes Stellpult, Wp 6, Penzing Vbf, 27.8.1987

Hier sieht man schließlich den Weichenposten von außen, südlich eines Ausziehgleises und des Gleises 115 Richtung Hütteldorf:

Weichenposten 6, Penzing Vbf, 27.8.1987

Zuletzt noch zwei Schnappschüsse von fahrendem Material: Zuerst zieht eine 1042 ihren Güterzug von der Verbindungsbahn zum Penzinger Verschubbahnhof:

1042, Penzing Vbf, 27.8.1987

Und hier sieht man links eine Schnellbahn auf dem neu errichteten Gleis der Vorortelinie, während mir offenbar am Gegengleis der Westbahn die 1062.011 auf einer Stippvisite Richtung Hütteldorf entgegenkommt:

4020, 1062.011, Penzing Vbf, 27.8.1987