Samstag, 23. April 2011

Sicherungsanlagen gegen Ende ihres Lebens ...

Zwei Geschichten von betagten 5007ern. Das 5007er ist das Standardstellwerk der k.k.St.B – also in weiten Teilen des österreichischen Teils der alten Monarchie. Nicht verwendet hat es die Südbahn – die hatte ihre eigene Bauart, das SBW500 ("Südbahnwerke 500"). Zu "meinen Zeiten" – 1980er, 90er – war Österreich noch fast flächendeckend mit 5007ern versehen – jetzt ist es offenbar nur mehr die Salzkammergutbahn, und nicht einmal geschult werden die Fdls noch auf einem 5007er. Naja.

Die Blockanlagen des 5007ers verwenden wunderschöne Siemens'sche (Frischen'sche) Blockfelder – das Rattern geht einem durch Mark und Bein. Und natürlich sind die Blockfelder sicherheitskritisch: Sie sind ja das sichere Kommunikationsmittel zwischen verteilten Anlagen (Fahrdienstleitung und Stellwerken, Blockposten). Daher sind die Blockkästen plombiert und mit Vorhängeschlössern versehen; und wenn was schiefgeht, muss man eine Plombe reißen und mündliches Rückmelden einführen und den Signalmeister holen und so weiter und so fort.

In der Leopoldau stand eines der letzten 5007er auf der Schnellbahn. Der eine Nachbarbahnhof war Floridsdorf (Stw. 3 – bei der Siemensstraße, auch ein 5007er), der andere Süßenbrunn – ich denke, zu diesem Zeitpunkt schon das Zentralstellwerk (ja, dieses Süßenbrunn – das der Blitz zusammen mit Kupferdieben zerlegt hat. Dazu werd ich auch noch eine Geschichte erzählen – eine mit Blitz und Süßenbrunn, die außer mir fast niemand kennt).

Irgendwann im Studium fahr ich vergnügten Sinnes auf die Leopoldau. Am Bahnsteig und ganzen Bahnhof wird schon gebaut (aber nicht am heutigen Sonntag) – neue Signale mit weißen Kreuzen stehen schon da, aber in Betrieb ist noch der ganze alte Apparat. Meine A-Karte gewährt mir Einlass, aber Fahrdienstleiter und Stellwerker sind – wie fast alle – nette Kerls und hätten mich so auch raufgelassen ... Ich tratsch halt mit ihnen, und es fahren ein paar S-Bahnen, und alles ist wie immer ganz interessant. Z.B. stehen Richtung Süßenbrunn noch mechanische Signale, alt-österreichische mit dem komplizierten Antrieb, der im Hager so schön erklärt ist (aber dort versteht man ihn auch nicht wirklich); aber sie haben eine Reichsbahn-Flügelkupplung.

(Ich erzähl das alles aus der Erinnerung. Also kann alles im Detail falsch sein. Auf vielen Bahnhöfen war ich auch öfter – und das mischt sich in meinem Gedächtnis dann manchmal zusammen. Z.B. war ich in Süßenbrunn, als dort noch ein 3414 stand ... zumindest hab ich irgendwann ganz erstaunt ein Foto von mir  gefunden. Korrektur März 2012: Und weil ich diese Fotos nun in den zwei verlinkten Postings auch darstelle, konnte ich den Fehler im folgenden Text korrigieren, dass sich die Sache Richtung Floridsdorf abgespielt hat: Es war Richtung Süßenbrunn).

Wie auch immer: Nächste S-Bahn Richtung Süßenbrunn. Vorblocken. S-Bahn fährt. Rückblock: Blockfeld rattert ein wenig, aber nicht lang genug. Also anrufen in Süßenbrunn – ja, Zug ist mit Schluss durch, und rückgeblockt ist auch.
Ich, in meiner studentischen Weisheit, weiß nun: "Aha, mündliches Rückmelden einführen ...". Der Fdl schaut mich an, sagt, "Wir machen das jetzt anders." Er holt eine Schere; dann zieht er das rechte Vorhängeschloss samt dem Stift, der ins Gehäuse geht raus – "Der ist schon länger locker" – und kann die vordere grüne Tafel vom Blockwerk etwas wegziehen, fünf Zentimeter oder so. Mit der langen Schere erreicht man nun grade so die Sperrzähne des Anfangsfeldes: Mit etwas Fingerspitzengefühl wird nun entblockt. "So machen wir das. Der Block kommt eh bald weg."

Die zweite Geschichte dann heute Abend – jetzt muss ich grillen!

2 Kommentare:

  1. Das Stellwerk in der Siemensstraße hieß offiziell Bef. Stw 2 und wurde, meines Wissens nach, entweder am Ende der 70er, oder Anfang der 80er auf elektrische Weichenantriebe umgebaut.

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    1. Da trau' ich mich jetzt nicht zu widersprechen - obwohl ich in den 80ern irgendwann dort war und mich zu erinnern glaube, dass es da noch Weichenhebel gab ... aber wenn ich auf die Fotos stoße, weiß ich's genauer!

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