Die Sicherungsanlagen des Welser Hauptbahnhofs bestanden klassisch aus einem Befehlswerk in der Fahrdienstleitung und zwei Endstellwerken.
In der Fahrdienstleitung stand ein elektromechanisches Befehlswerk der OES mit getrennten Fahrstraßen- und Befehlsschaltern:
Befehlswerk, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
Befehlswerk, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
Für Zugfahrten vom Stellwerk 6 in den Hauptbahnhof war eine Zustimmungsabhängigkeit nötig: Die Ausfahrsignale des Verschubbahnhofs beim Stellwerk 6 an den vier Gleisen 104, 108, 110 sowie 126 deckten zugleich auch die Einfahrstraßen des Hauptbahnhofs (Gleis 106 wurde nur in der Richtung vom Hauptbahnhof weg befahren, 112 bis 124 waren nur Einfahrgleise der Einfahrgruppe). Daher musste das Stellwerk 1 des Hauptbahnhofs für eine Einfahrt vom Verschiebebahnhof nach seiner Fahrstraßenfestlegung eine Zustimmung an das Stellwerk 6 geben. Zur Rücknahme einer solchen Zustimmung war nun auf dem Befehlswerk später ein eigener Aufsatz mit zählwerksüberwachten Tasten ergänzt worden. Der Befehlsschalter für diese Einfahrten trug übrigens die Bezeichnung B – ein Einfahrsignal mit dieser Bezeichnung war aber am Hauptbahnhof nicht vorhanden:
Befehlswerk, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
In die Gleistafel sind die Besetztanzeigen integriert. Nach genauerem Ansehen der Bilder von den Stellwerken 1 und 2 denke ich, dass die Hauptgleise in Wels damals schon vollständig isoliert waren – wirklich sicher bin ich mir hier aber nicht:
Gleistafel, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
Je eine Blockstelle auf der Salzburger und der Passauer Strecke wurden ebenfalls von hier überwacht:
Blocküberwachungen, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
Und ein letztes Mal habe ich dort die hohen, auf Messstreifen mitschreibenden Heißläuferortungsgeräte gesehen. Daneben stehen drei Bedienpulte für Ersatzsignale:
Heißläuferortungsgeräte, Fdl, Wels Hbf, 20.2.1987
Die folgenden Bilder vom Stellwerk 2 habe ich erst am Abend dieses Tages aufgenommen. Hier sehen wir die quer zu den Gleisen stehende elektromechanische Anlage:
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Die Fahrstraßen waren offenbar in zwei Teile geteilt, die getrennt festgelegt und aufgelöst werden konnten (auch hier bin ich mir nicht sicher – aber die folgenden Bilder deuten schon sehr daraufhin). Dadurch wurde die Leistungsfähigkeit des westlichen Bahnhofskopfes gesteigert, weil Verschubfahrten oder andere Zugfahrten schon möglich waren, wenn ein Zug erst einen Teil seiner Ein- oder Ausfahrt absolviert hatte. Schaltungstechnisch waren solche Teilfahrstraßen ein großer Aufwand, den man nur auf wichtigen Bahnhöfen getrieben hat. Hier sehen wir zwei Beispiele für Teilfahrstraßen:
- Für eine Einfahrt von Salzburg sind beide Fahrstraßenteile festgelegt (die lange, gelb leuchtende Linie). Der Zug ist offenbar schon eingefahren, denn das Einfahrsignal zeigt Halt, und der ZG-Blockpfeil von Salzburg ist gelb.
- Richtung Salzburg ist noch der äußere Teil einer Ausfahrstraße festgelegt. Der Zug hat die Strecke schon belegt, was man am roten ZG-Pfeil erkennt.
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Ein Bild später ist nur mehr der innere Teil der Einfahrt von Salzburg noch festgelegt (gelb ausgeleuchtet – oder sehen wir hier nur die verfälschte Rotausleuchtung der Gleisbelegung?), der äußere Teil ist schon aufgelöst (keine durchgehende Ausleuchtung mehr):
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Das folgende Bild zeigt eine Einfahrt von Passau. Darüber ist der innere Teil einer Ausfahrt nach Salzburg schon festgelegt:
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Die folgenden Fotos von Details diese Stellwerksapparats sind wegen der Dunkelheit nicht sehr deutlich, aber dafür kann man sie sicher als "stimmungsvoll" bezeichnen:
Einfahrsignale X und Z, Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Schieberkastendetail, Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Schieberkastendetail, Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Einige Weichen waren mit Isolierungen ausgestattet, was man an diesen Weichen-Lampenüberwachungen sieht:
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
In diesen zwei Bildern, die vom Stellwerk auf das Bahnhofsfeld geschossen sind, spiegelt sich die Gleistafel in den Fenstern – auch stimmungsvoll, aber technisch nicht mehr ergiebig. Immerhin erkennt man, dass nun eine ganze Menge von Gleisen belegt ist:
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Stw.2, Wels Hbf, 21.2.1987
Beim Verlassen des Stellwerks habe ich noch das imposante Gebäude (das heute noch steht) aufgenommen:
Stellwerk 2, Wels Hbf, 21.2.1987
Früher an diesem Tag habe ich das Stellwerk 1 am anderen Kopf des Hauptbahnhofs besucht. Am Weg dorthin habe ich zwischen Gleis 3 und 5 diese interessante Signalkombination angetroffen (die übrigens auch auf der Gleistafel in der Fahrdienstleitung so gezeichnet ist):
- Das Verschubsignal V3b gehört zum Ausfahrsignal H3b und hat deshalb seit 1980 keine Verschubhalt gebietenden Lampen mehr.
- Das Signal V5b, das auf der falschen (linken) Seite des Gleises 5b steht, ist ein alleinstehendes Verschubsignal und zeigt deshalb Verschubhalt.
Ausfahrsignal H3b mit Verschubsignal V3b, "daneben" Verschubsignal V5b, Wels Hbf, 21.2.1987
Am Stellwerk 2 stand eine typische österreichische 42733-Anlage:
Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Hier sieht man eine Reihe grüner Fahrstraßenschalter – links für Fahrten nach Wien, rechts für die Einfahrten vom Verschiebebahnhof. Der linke rot markierte Schalter Hw stellt das jeweils passende Ausfahrsignal frei, der rechte ist der am Anfang erwähnte Zustimmungsschalter an das Stellwerk 6, also sozusagen ein "Pseudoeinfahrsignalschalter". Die zwei Umlegerichtungen – nach vorne für Einfahrt auf Gleis 1 oder 2, nach hinten für alle anderen Gleise – erleichtern die Anordnung der mechanischen Verschlüsse im Schieberkasten:
Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Hier sieht man dieselben Schalter, doch nun ist eine Ausfahrt nach Wien aus Gleis 1 gestellt. Erstaunlicherweise ist der links umgelegte Fahrstraßenschalter ein Gruppenschalter, denn er ist mit "Gleis 3-10" bezeichnet (gab es auch hier geteilte Fahrstraßen, oder war dieser Schalter nur zur Vereinfachung der mechanischen Abhängigkeiten im Schieberkasten vorhanden?). Es muss weiter links noch ein weiterer Fahrstraßenschalter spezifisch für das Gleis 1 umgelegt sein – davon gibt es aber leider kein Bild:
Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Auf der Gleistafel sieht man ganz oben die gestellte Ausfahrt, mit dem freizeigenden Ausfahrsignal H1 ganz rechts. Ungefähr in der Mitte ist übrigens die Darstellung der zwei Verschubsignale erkennbar, die sich auf einem gemeinsamen Mast befinden:
Gleistafel, Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Gleistafel, Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Die Weichenschalter auf dieser Aufnahme stehen alle in der Grundstellung. An den Beschriftungen sieht man, dass – wie in elektromechanischen Stellwerken üblich – viele Schalter Weichenpaare steuern. Die dazu nötige Schaltung ist ziemlich trickreich, weil sowohl sichergestellt werden muss, dass beide Weichen vollständig überwacht werden (durch alle geschlossenen Prüf- und Umschaltkontakte der zwei Antriebe fließt Prüfstrom), als auch ein Reversieren des Umstellvorganges möglich ist:
Weichenschalter, Stw.1, Wels Hbf, 21.2.1987
Auch das Stellwerk 1 habe ich von außen fotografiert. Es war ein reiner Zweckbau, der farblich ein wenig aufgemöbelt war:
Stellwerk 1, Wels Hbf, 21.2.1987
Zum Schluss noch zwei Nachtfotos des Bahnhofs, die ich aus der Gegend des Stellwerk 2 am Abend dieses Tages geschossen habe:
Bahnhof, Wels Hbf, 21.2.1987
Bahnhof, Wels Hbf, 21.2.1987
Im nächsten Posting beginnt dann meine Wanderung über den Verschiebebahnhof, ausgehend vom Stellwerk 6.
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