English version of this posting
Ergänzung 22.12.2017: In zwei weiteren Posting gibt es nun Bilder von Andrew Waugh von einer
kleinen Stellwerksausstellung in Simpelveld und vom
post II.
In diesem Posting zu den Stellwerken der ZLSM und zu
niederländischen mechanischen Sicherungsanlagen überhaupt zeige ich Bilder vom post I, denke etwas über die Zusammenschaltung der Blockfelder zwischen post I und post T nach und präsentiere zuletzt ein paar Bilder einer Zugfahrt.
Hier sieht man noch einmal das Stellwerk, diesmal etwa von der Seite:
Post I, Simpelveld, 16.8.2015
Drinnen steht diese Siemens&Halske-3414-Anlage:
Hebelbank und Blockapparat, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Hebelbank, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Von links nach rechts sieht man am linken Teil der Hebelbank folgende Hebel:
- Weichenhebel 15
- Riegelhebel 15R (auf dem Bezeichnungsschild steht GR15R – GR steht für "Grendel", also "Riegel")
- Riegelhebel 14L
- Weichenhebel 14
- Riegelhebel 14R
- Rangiersignalhebel R1o,2o
- Ausfahrsignalhebel CR3
- Riegelhebel 16R
Hebelbank links, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Hebelbank und Blockapparat, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Auf der rechten Seite der Hebelbank sind folgende Hebel angebracht:
- Weichenhebel 13A/B
- Riegelhebel 13A/BL
- Riegelhebel 13A/BR
- Ausfahrsignalhebel CK1(CvK1)
- Ausfahrsignalhebel CK2
- Ausfahrsignalhebel CK3
- Einfahrsignalhebel B1-3,Bv,Dv1
- Weichenhebel 11
- Riegelhebel 11R
- Riegelhebel 12L
- Rangiersignalhebel Q3o,4o,5,11-18
- Einfahrsignalhebel A3
Hebelbank rechts, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Hebelbank, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Den Gleisplan habe ich etwas schräg aufgenommen, damit er nicht spiegelt – lesbar ist er nur am Foto mit voller Auflösung.
Gleisplan, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Am folgenden Ausschnitt sieht man, dass drei Details nicht mit der Realität übereinstimmen:
- Für das Ausfahrsignal vom Gleis 3 sind noch zwei Flügel eingezeichnet.
- Das Rangiersignal Q steht neben dem Gleis 1 und ist für alle Gleise zuständig – daher hat es als vollständige Bezeichnung Q 1-4 Oost, 5, 11-18.
- Das niedrige Rangiersignal R1-2 fehlt vollkommen.
Gleisplanausschnitt, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Der Schieberkasten ist mit Glasplatten abgedeckt:
Schieberkasten, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Darunter kann man einige Details der 3414-Schieber erkennen. Vorne liegen hier vermutlich die Fahrstraßenschieber, die von den Blockfeldern gesperrt werden müssen, hinten wohl eher Signalschieber:
Schieberkasten, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Hier erkennt man die 3414-typischen Verschlussstücke (siehe das
erste Posting mit den Zeichnungen aus dem Buch von Christian Hager): Auf den Schiebern befinden sich einfache Stifte, die beim Verschluss die vogelschwanzförmigen Verschlussstücke auf den Weichen- und Signalachsen am Verdrehen hindern:
Schieberkasten, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Schieberkasten, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Auf dieser Detailaufnahme des Blockapparats sieht man links Befehlsempfangsfelder für Einfahrten von Kerkrade, rechts das Endfeld des Streckenblocks aus Richtung Richterich mit der obenliegenden Tastensperre:
Blockapparat, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Die Detailaufnahme der Befehlsempfangsfelder für die drei möglichen Einfahrten von Kerkrade zeigt das für die deutsche Blockfeldbauart typische "Auge" im sichtbaren Teil des Ankers:
Blockfelder, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Neben den Feldern ist mit einem kleinen weißen Pfeil immer angezeigt, ob sie in Grundstellung geblockt oder entblockt sind. Der Pfeil unterhalb der waagrechte Linie bedeutet "in Grundstellung geblockt":
Endfeld, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Bevor wir einer Einfahrt zusehen, hier noch ein Versuch, die Bahnhofsblockung von Simpelveld aufzuzeichnen. Die Blockfelder bereiten mir einiges Kopfzerbrechen, vor allem, weil einige Felder des Befehlswerks am post T anscheinend gar nicht angeschlossen sind; und weil entsprechend am post I ein paar Felder zu fehlen scheinen. Grundlegend funktioniert die Bahnhofsblockung in den Niederlanden so (am Beispiel einer Einfahrt erklärt):
- Zuerst stellt und verschließt das Stellwerk die Fahrstraße.
- Über ein Blockfeld "Van ..." wird die Fahrstraße anschließend festgelegt; ein verbundenes Blockfeld "Van ..." in der Fahrdienstleitung wird dabei entblockt (entspricht i.w. Ff und Fa in Österreich).
- Danach gibt die Fahrdienstleitung das Signal über ein anderes Blockfeld "Aank..." frei; ein verbundenes "Aank."-Blockfeld am Stellwerk wird dabei entblockt.
- Nun erst kann das Stellwerk das Signal auf Frei stellen.
Nach der Zugfahrt wird die Grundstellung so wieder erreicht:
- Das Stellwerk stellt das Signal zurück und blockt das "Aank."-Feld zurück. Das Signal ist nun wieder versperrt (wie in Österreich scheint es keine Wiederholungssperre nicht gegeben zu haben).
- Die Fahrdienstleitung löst die Fahrstraße über das "Van ..."-Feld auf.
Während also der Ablauf nach der Zugfahrt gleich ist wie in Österreich, ist jener vor der Zugfahrt umgekehrt:
Zuerst wird vom Stellwerk die Fahrstraße festgelegt,
dann von der Fahrdienstleitung das Signal freigegeben (ich bilde mir ein, dass das auch vor langer Zeit in Österreich so war und erst nach 1900 geändert wurde – ich weiß aber nicht mehr, wo ich das gelesen habe).
Das folgende Diagramm zeigt die Verschaltung der Felder, so wie ich sie mir denke. Dabei ist der Blockapparat der Fahrdienstleitung (post T) gespiegelt gezeichnet, um nicht zu viele überkreuzende Linien zu erhalten. Für die Hälfte der Felder dort habe ich kein entsprechendes Feld am Stellwerk gefunden – es scheint, dass der zweite Teil des oben beschriebenen Ablaufs, wo der Fahrdienstleiter das Signal freigibt, fehlt; oder anders gesagt, der Stellwerker kann direkt nach dem Festlegen der Fahrstraße das Signal freistellen (
Klick öffnet ein lesbares pdf):
Hier sind die Felder und ihre Verbindungen noch einmal tabellarisch angegeben:
Nun sehen wir uns aber weiter Fotografien der Stellwerksanlage an.
Aufmerksam beobachtet hier der Stellwerkswärter den Verschub:
Stellwerkswärter, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Vor dem Umstellen einer Weiche nimmt er "nach englischer Manier" das Tuch in die Hand ...
Stellwerkswärter, post I, Simpelveld, 16.8.2015
... und ergreift damit den Weichenhebel:
Umstellen einer Weiche, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Am Einfahrsignal wartet der Schienenbus von Bocholtz her:
Schienenbus wartet auf Einfahrt, Simpelveld, 16.8.2015
Unterhalb der Uhr erkennt man die Rückseite des Einfahrsignals A3, das noch auf Halt steht:
Schienenbus wartet auf Einfahrt, Simpelveld, 16.8.2015
Grund dafür ist, dass eine Rangierfahrt sich nicht genügend beeilt hat:
Rangierlok zieht Wagen vor, Simpelveld, 16.8.2015
Nachdem die Rangiergarnitur über die Verbindung 13B-13A auf Gleis 1 gewechselt hat, könnte man die Fahrstraße für den Schienenbus stellen – nur leider haben die Herren draußen vergessen, die Weiche 12B in die Grundstellung zurückzustellen. Es hilft nichts – der Stellwerker muss raus:
Weiche 12B steht falsch, Simpelveld, 16.8.2015
Weiche 12B steht falsch, Simpelveld, 16.8.2015
Umstellen der Weiche 12B, Simpelveld, 16.8.2015
Umstellen der Weiche 12B, Simpelveld, 16.8.2015
Jetzt aber! Die Weichen stehen alle richtig, der Fahrstraßenknebel ist umgelegt, daher kann die Fahrstraße nun verschlossen werden.
Blocken der Fahrstraße für die Einfahrt, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Als nächstes ist der Schranken zu schließen. Wie bei manchen englischen Anlagen (dort allerdings für "Gates") gibt es hier einen getrennten Antrieb für jeden Schrankenbaum:
Schließen des Schrankens, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Schließen des Schrankens, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Noch wartet der Zug vor dem Einfahrsignal, ...
Schienenbus wartet noch immer, Simpelveld, 16.8.2015
... aber jetzt wird es freigestellt:
Freistellen des Einfahrsignals, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Und nun kann der Zug einfahren. Links, unterhalb der Uhr, erkennt man die Rückseite des schräg nach oben stehenden Flügels des Einfahrsignals A3:
Schienenbus kommt (links Einfahrsignal A3), Simpelveld, 16.8.2015
Kurz hält er am Hilfsbahnsteig an der Zugförderung:
Schienenbus hält an der Zugförderung, Simpelveld, 16.8.2015
Nachdem das Einfahrsignal zurückgestellt wurde, wird der Rückblock abgesetzt. Wie beim Stellen der Hebel verhindert auch beim Blocken das Tuch das direkte Berühren des blanken Metalls:
Blocken des Voorbijgang-Feldes, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Voorbijgang geblockt, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Und zum Schluss dieses Postings noch zwei Bilder der Hebelbank, mit allen Hebeln in Grundstellung:
Hebelbank in Grundstellung, post I, Simpelveld, 16.8.2015
Hebelbank in Grundstellung, post I, Simpelveld, 16.8.2015