1063.028, 2143.073, Hohenau, 9.4.1988
Nun sind wir schon in Dobermannsdorf: Gerade fährt der Triebwagen Richtung Poysdorf aus – nur mehr für wenige Wochen würde auf dieser Strecke Personenverkehr angeboten werden:
5145.003 am Ausfahrsignal R2-5, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Hier sehen wir noch einmal das einflügelige Gruppenausfahrsignal:
Ausfahrsignal R2-5, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Und ich habe mich aufgemacht zu den Stellwerken – in der Fahrdienstleitung gab es nämlich keine Sicherungsanlagen, da in diesem Bahnhof kein Bahnhofsblock vorhanden war.
Das Stellwerk 2 befand sich auf der Hohenauer Seite, weil die Kilometrierung der Strecke in Korneuburg beginnt. Die Signale wurden hier vom folgenden Einheitssignalstellwerk gestellt. Den Vorsignalhebeln fehlten schon die Drahtseile, weil die Vorsignale abgebaut waren. Unter den Hebeln der beiden Einfahrsignale kann man aber noch die zwei Schlüssel für die Folgeabhängigkeit zu den Vorsignalen erkennen:
Signalstellwerk, Stw.2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Die Abhängigkeit der Signale von der Weichenstellung wurde über dieses Trommelschlüsselwerk hergestellt. Es stand ziemlich verloren in einem großen Raum, der offenbar für ein "richtiges Stellwerk" mit Hebelbank vorgesehen gewesen war:
Trommelschlüsselwerk, Stw.2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Hier sieht man diesen Apparat aus der Nähe – es war eines der wenigen Trommelschlüsselwerke ohne aufgesetzten Blockapparat. Als "Neuerung" ist eine Eisenbahnkreuzungserinnerungseinrichtung aufgesetzt:
Trommelschlüsselwerk, Stw.2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Die Trommel steht noch in der Stellung für die Fahrstraße des 5145 Richtung Poysdorf:
Trommelschlüsselwerk, Stw.2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Vor dem Schrankengebäude stand diese Kurbel für einen benachbarten Schranken. Ein Schloss verhinderte, dass "dumme Buben" in der Nacht den Schranken herunterkurbelten:
Verschließbare Schrankenkurbel, Stw.2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Das Gebäude des Stellwerks war irgendwie viel zu groß. Im oberen Stockwerk war offensichtlich eine Wohnung untergebracht, aber das Stockwerk des eigentlichen Stellwerks hätte der Anlage eines viel größeren Bahnhofs Platz geboten:
Stellwerk 2, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Auch das Bahnhofsgebäude zeigte mit seinen zwei zweistöckigen Flügeln von vergangener Pracht. Das Ausfahrsignal steht übrigens nach der Reform von 1980 falsch (und brauchte daher eine Ausnahmegenehmigung), weil Gruppenausfahrsignale seither eigentlich an der letzten zusammenführenden Weiche aller Fahrstraßen zu stehen hatten, die das Signal sicherte – in Lienz waren die Formsignale ja deshalb 1978 versetzt worden:
Bahnhof, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Am Weg zum Stellwerk 1 habe ich noch am Ausfahrsignal H1 die Bedienung des Ungültigkeitskreuzes aufgenommen (eine gleichartige Mechanik sieht man auch auf den zwei Bildern des alten Ausfahrsignals H1 im letzten Posting aus Abfaltersbach):
Ausfahrsignal H1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Auch auf diesem Stellwerk stand ein Trommelschlüsselwerk, diesmal für die Fahrmöglichkeiten nach Zistersdorf und Richtung Mistelbach.
Trommelschlüsselwerk, Stw.1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Hier steht die Trommel in der Grundstellung für eine Fahrt von der Mistelbacher Strecke ins Gleis 1 oder umgekehrt:
Trommelschlüsselwerk, Stw.1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Die Ausfahrsignale waren hier schon durch Lichtsignale ersetzt worden, die von diesem Signalschlüsselwerk bedient wurden. Für das Signal B war schon ein Schlüssel vorgesehen, nicht aber für das Signal A – obwohl gerade die Strecke nach Zistersdorf kurz darauf eingestellt wurde:
Signalschlüsselwerk, Stw.1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Die zwei Einfahrsignale wurden hier von einer 12SA-Hebelbank gestellt, wo ebenfalls schon die Vorsignale abgebaut waren – wenn sie jemals vorhanden waren: Denn es fehlen die sonst an 12SA-Signalstellwerken üblichen Hebel für die Folgeabhängigkeit (die einen besonderen Namen haben, den ich aber leider vergessen habe – irgendwer hat ihn mir schon einmal verraten ...). Es könnte aber sein, dass hier die Reichsbahn eine Abhängigkeit über Schlüssel eingebaut hat – das könnte man zumindest aufgrund des Schlosses am Vorsignalhebel neben dem Signalhebel A vermuten:
Signalstellwerk beim Stw.1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Das Signalschieberschloss für das Signal A ist hier links über den Schieber zu erkennen, während jenes für den Schieber von Signal B rechts außen montiert ist:
Signalstellwerk beim Stw.1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Weiter draußen habe ich dann zuerst das Spannwerk und das Einfahrsignal A selber aufgenommen:
Reichsbahn-Spannwerk, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Einfahrsignal A, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Einfahrsignal A, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Im Signalantrieb sieht man die große Seilrolle und links die Winkelhebel, die die Signalarme (in diesem Fall nur einen) bewegen:
Einfahrsignal A, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Das Stellwerksgebäude auf der Mistelbacher und Zistersdorfer Seite sah im Gegensatz zum Stellwerk 2 wie ein "richtiges" Stellwerk aus. Dass man auch hier den Stellwerker bei Wind und Wetter zur Bedienung der Einfahrsignale aus seinem Häuschen jagte, ist nicht wirklich freundlich – Platz genug für Signalhebel wäre drinnen schon gewesen:
Stellwerk 1, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Hier ist der Bahnhof von der anderen Seite zu sehen – weit hinten erkennt man wieder das Gruppenausfahrsignal R2-5:
Bahnhof, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Weil ich dort sicher viel Zeit hatte, habe ich noch ein paar Aufnahmen von – ich nenn's einmal – Paraphernalia gemacht: Die Verspätungstafel zur Beschriftung mit Kreide gab es früher in jedem Bahnhof:
Verspätungstafel, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Die Marketing-Abteilung leistete ganze Arbeit – doch wer würde sich hier, mitten im Marchfeld, vom "Fließband der europäischen Wirtschaft" überzeugen oder sich zu einer Ausstellung über das Biedermeier und den Vormärz verführen lassen?
Plakate, Dobermannsdorf, 9.4.1988
Und an der "Kassa für alles" war, wie sich das für einen bürokratisch ordentlich geplanten Bahnhof gehörte, ganz klar geregelt, von welcher Seite sich die p.t. Kunden zu nähern und wohin sie sich zu entfernen hatten:
Kassa, Dobermannsdorf, 9.4.1988