Von Pfaffstätten bin ich nach Bad Vöslau weitergefahren, wo ich meinen Besuch mit diesem Bild des Ausfahrsignals R7 begonnen habe:
Ausfahrsignal R7, Bad Vöslau, 8.12.1987
In der Fahrdienstleitung stand als Befehlswerk ein Knebelapparat, der auf beiden Seiten für Gleiswechselbetrieb (oder eher zeitweise eingleisigen Betrieb – siehe den Kommentar von Leo Kahoun!) eingerichtet war:
Befehlswerk, Fdl, Bad Vöslau, 8.12.1987
Auf der Merktafel im Hintergrund kann man typische Angaben lesen:
- In Richtung 1, also von Wien nach Süden, fährt jeden Werktag ein 42601 und dahinter ein 95467 (als Nz, also Nachzug 42601, hat er denselben Fahrplan) sowie etwa eine Stunde später ein 47093.
- In der Gegenrichtung fährt von Di bis Sa ein 61954 und ungefähr eine halbe Stunde später ein 95466.
- Außerdem ist für Wien Mitte ein A-Befehl auszustellen,
- und am Gleis 4b stehen 4 Wagen, während das Gleis 6 mit 22 Wagen zugestellt ist:
Merktafel, Fdl, Bad Vöslau, 8.12.1987
Hier sieht man am unteren Schieberkasten des Befehlswerks die Fahrstraßenknebel für Fahrten vom und zum Streckengleis 2 Richtung Wr.Neustadt. Die Hilfssperren auf den Fahrstraßenknebeln verhindern eine versehentliche Befehlsabgabe für das Gegengleis. Interessant sind die zwei Knebel darüber: Offenbar konnte hier eingleisiger Betrieb auf jedem der Streckengleise "eingeschaltet" werden – vermutlich konnten dann keine Befehle mehr für das jeweils andere Streckengleis abgegeben werden. An diesem ganz normalen Dienstag wurde die Südbahn hier aber zweigleisig betrieben:
Fahrstraßenknebel, Fdl, Bad Vöslau, 8.12.1987
Kurz darauf ist der Befehl für eine Einfahrt von Wiener Neustadt abgegeben, und die Fahrstraße ist vom Stellwerk 2 festgelegt worden:
Befehlswerk, Fdl, Bad Vöslau, 8.12.1987
Am Signalpult sieht man, dass auch das Einfahrsignal A auf frei steht. Außerdem sieht man auch, dass zwar der Blockapparat Gleiswechselbetrieb (oder eben eher zeitweise eingleisigen Betrieb) beherrscht, dass aber offenbar die dafür nötigen Einfahrsignale noch nicht aufgestellt waren:
Signalpult, Fdl, Bad Vöslau, 8.12.1987
Die durchfahrende 1042.688 habe ich zu dieser Uhrzeit nur mehr dunkel und unscharf erwischt:
1042.688, Bad Vöslau, 8.12.1987
Am Stellwerk 2, das ich als nächstes besucht habe, stand diese 5007er-Anlage:
Hebelbank und Blockapparat, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Am Gleisanzeiger sind hier die Klappen sowohl für Gleis 9 wie auch Gleis 1 nach Wiener Neustadt heruntergefallen – da scheint was nicht mehr korrekt zu funktionieren, weil eigentlich mit dem Rückstellen des Knebels die Klappe nach oben gestellt wird:
Gleisanzeiger, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Der Gleisplan zeigt noch einen typischen Bahnhof der damaligen Zeit, mit zwei Ladegleisen (6a neben dem Ankunftsgebäude und 11 gegenüber) sowie einem größeren Anschließer, in diesem Fall der Vöslauer Kammgarnfabrik, die damals allerdings schon in Konkurs gegangen war und nicht mehr produzierte. Das Gleis 5 hatte einem Inselbahnsteig weichen müssen, das alte Ausfahrsignal R5-9 war allerdings nur mit Kugelschreiber notdürftig durchgekritzelt worden:
Gleisplan, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Für eine Fahrt aus dem Gleis 3 sind hier die Weichen 53 und 54 umgestellt – wieso auch die Weiche 51 "umgedreht" ist, ist nicht klar:
Weichenhebel, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Am Blockapparat steht der Befehl für die Ausfahrt, und die Fahrstraße ist festgelegt:
Blockapparat, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Und am Signalpult leuchtet das Symbol des Ausfahrsignals R3. Bemerkenswert ist die händische Beschriftung:
Signalpult, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Kurz darauf ist der Zug ausgefahren, das Signal ist zurückgefallen und im Pfeil des ZG ("Zeichengabe-Streckenblock") leuchtet die rote Belegtanzeige:
Signalpult, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Ein elektrischer Schrankenantrieb war auch noch vorhanden, noch mit der alten Überwachung der drei Phasen über Glimmlampen:
Schrankenantrieb, Stw.2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Das Stellwerksgebäude habe ich dreimal aufgenommen. Rechts daneben hat sich schon ein unansehnlicher Schaltkasten breit gemacht:
Stellwerk 2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Stellwerk 2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Stellwerk 2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Drei Fotos habe ich auch auf Drahtzüge verwendet:
Drahtrollenständer, Bad Vöslau, 8.12.1987
Drahtrollenständer, Bad Vöslau, 8.12.1987
Drahtzüge beim Stellwerk 2, Bad Vöslau, 8.12.1987
Nicht nur die Stellwerke, auch das Gütermagazin war noch ein hölzerner Bau:
Hölzernes Gütermagazin, Bad Vöslau, 8.12.1987
Das Stellwerk 1 habe ich beim letzten Licht abgebildet. Am ersten Bild sieht man weit hinten das Ausfahrsignal H2 auf Frei stehen:
Stellwerk 1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Stellwerk 1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Innen drin stand dieser Apparat, mit drei großen Madnerhebeln am rechten Ende:
Hebelbank mit Blockapparat, Stw.1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Der Zug, für den das Ausfahrsignal gestellt war, ist mittlerweile durchgefahren, und der Stellwerker hat den Befehl schon zurückgegeben, aber die Fahrstraße ist noch nicht aufgelöst:
Blockapparat, Stw.1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Kurz darauf sind schon wieder zwei Befehle eingegangen – der Stellwerker wird gleich die Weichen passend stellen und dann die Fahrstraßenfestlegefelder blocken:
Blockapparat, Stw.1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Am Gleisanzeiger sieht man, dass es sich um zwei Durchfahrten über die durchgehenden Hauptgleise 1 und 2 handelt, sodass gar keine Weichen aus der Grundstellung umgestellt werden mussten. Die entsprechenden Fahrstraßenknebel sind schon umgelegt:
Gleisanzeiger, Stw.1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Kurz darauf ist das Einfahrsignal A auf Frei gestellt (und für die Durchfahrt zeigt auch das Ausfahrvorsignal r grünes Licht). In der Gegenrichtung ist der Zug offenbar schon durchgefahren, weil der Blockpfeil Richtung Wien schon rot leuchtet:
Signalpult, Stw.1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Die Sonne war mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden, trotzdem habe ich noch dreimal die Stiege aufgenommen – inklusive Schuhabstreifer auf dem letzten Bild:
Stiege am Stellwerk 1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Stiege am Stellwerk 1, Bad Vöslau, 8.12.1987
Stiege am Stellwerk 1, Bad Vöslau, 8.12.1987