Posts mit dem Label Unfälle werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Unfälle werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 1. November 2012

Systematischer oder zufälliger Mehrfachfehler? - Zuggefährdung in Burgdorf, 2003

Fehler in Systemen kann man einteilen in
  • systematische Fehler und
  • zufällige Fehler.
Systematische Fehler sind jene nicht erwünschten Verhalten, die immer auftreten, wenn das System in einem bestimmten Zustand ist. Zufällige Fehler sind andererseits jene, die in einem bestimmten Zustand nicht immer, sonder nur manchmal, und zwar nicht vorhersehbar, auftreten.
In anderen Kontexten werden dafür manchmal die nicht identischen, aber eng verwandten Begriffe "persistente Fehler" und "transiente Fehler" verwendet.
Die Zuordnung zu einer der beiden Kategorien hängt allerdings von der Systemdefinition ab – Beispiel: In einem elektromechanischen Stellwerk tritt ein Fehler immer dann auf, wenn ein Signalschalter um 85° bis 86° umgelegt wird; die Signalfreistellung erfolgt in dem Stellwerkstyp zwischen 85° und 90° Umlegung.
  • Wenn als System die Stellwerksanlage alleine gewählt wird, ist der Fehler systematisch: Der Zustand "Signalschalter ist um 85° bis 86° umgelegt" führt eben immer zum Fehler.
  • Wenn allerdings die Kombination aus Bediener und Anlage als System gewählt wird, wird der Fehler zufällig: Der Bediener legt den Hebel manchmal um 90°, manchmal um 88°, manchmal aber auch um 86° um. In allen Fällen zählt der Hebel als umgelegt, und das Signal geht wie gewünscht auf frei, sodass das System von außen betrachtet immer im selben Zustand ist. Der Fehler tritt aber nur manchmal auf (was sich niemand erklären kann ...).
Eine zweite Einteilung von Fehlern ist jene in
  • Einfachfehler (oder Einzelfehler) und
  • Mehrfachfehler.
Wenn sich nur ein Systemelement in einem System falsch verhält, handelt es sich um einen Einfachfehler. Wenn mehrere Systemelemente zugleich versagen, entsteht ein Mehrfachfehler. Auch hier ist die Klassifizierung eines Fehlers nicht vorgegeben, sie ist von der Systemdefinition abhängig, insbesondere von der Auswahl der Systemelemente. Die Auswahl wird i.d.R. möglichst so getroffen, dass man möglichst große Systemelemente wählt (weil dann die Komplexität des Gesamtsystems so klein wie möglich wird), andererseits aber für jedes Systemelement möglichst wenige Ausfallsverhalten vorliegen hat (idealerweise nur eines: "Ausgefallen"). Es ist eine Herausforderung an die technische Realisierung von Systemkomponenten, sie so zu entwerfen, dass sie möglichst wenige verschiedene Ausfallverhalten haben. Ein Beispiel dafür ist etwa die Konstruktion von "Signalrelais", die viel weniger Ausfallarten haben als "Fernmelderelais" (siehe z.B. diese Erklärung in der deutschen Wikipedia).

Üblicherweise werden Einfach- und Mehrfachfehler nur in eng gefassten technischen Systemen definiert und untersucht, etwa innerhalb einer einzelnen Stellwerksanlage. Man kann aber ein System auch weiter fassen, etwa wie oben eine Anlage samt ihrem Bediener.

Der Vorfall, der am 9.9.2003 in Burgdorf in der Schweiz geschah (Bericht der Schweizer Unfalluntersuchtungsstelle), lässt sich als ein Doppelfehler des noch umfassenderen Systems "gesamte Bahnhofssicherung" beschreiben, bestehend aus
  • einem systematischen Fehler der Stellwerksanlage am Wärterstellwerk; und
  • einem systematischen Fehler eines Entgleisungsschuhs.
Das Zusammentreffen der beiden Fehler war allerdings zufällig, sodass wir hier einen zufälligen Doppelfehler aufgrund zweier systematischer Einzelfehler vor uns haben, wenn ich das richtig verstehe. Wäre auch der Doppelfehler systematisch, dann hätte er immer in dieser Fahrplansituation auftreten müssen. Das hätte schon längst zu einem Vorfall führen müssen. Der Zufallsanteil des Doppelfehlers ist dabei die Entscheidung eines Wärters, während der Freistellung einer Fahrstraße eine andere Fahrstraße schon teilweise zu verschließen.

Aber alles schön der Reihe nach. Hier ist eine Überblicksskizze über einen Ausschnitt des Bahnhof – grün ist die eingestellte Fahrt eines Güterzuges markiert, rot die Fahrt der gefährdenden S-Bahn:


Das "Gruppensignal" ist ein Gruppenausfahrsignal für alle Gleise aus der "C-Anlage" und der "E-Anlage". Erstaunlicherweise lagen die Gleise der E-Anlage so, dass von dort wegen eines Schutzdaches (in der Skizze durch das blaue Rechteck angedeutet) und eines Laufkranes gar keine freie Sicht auf dieses zugehörige Ausfahrsignal bestand! Daher gab es in der E-Anlage zusätzliche Fahrtstellungsmelder; jenen am Ausfahrgleis der S-Bahn habe ich in der Skizze durch die Buchstaben "FSM" markiert. Bei einer Fahrt aus den Gleisen der "C-Anlage" sollte dieser Melder natürlich nicht aufleuchten. Bei einer Fahrt aus der "E-Anlage" hingegen leuchtete der Fahrtstellungsmelder des Ausfahrgleises auf.

Der erste Fehler trat nun auf, als der Wärter die Fahrt für den Güterzug freistellte: Obwohl diese Fahrt aus der C-Anlage auf die Strecke führte und dafür auch alle Weichen korrekt gestellt waren, leuchtete der Fahrtstellungsmelder in der E-Anlage auf! Das konnte offenbar passieren, wenn ein anderer Schalter des elektromechanischen Stellwerks um 10° umgelegt wurde, um eine Fahrt aus der E-Anlage schon teilweise mechanisch zu verschließen (der Untersuchungsbericht sagt auf S.5/6: "vor eingestellt", was immer das genau bedeuten mag). Der Lokführer der S-Bahn in der E-Anlage interpretierte diesen leuchtenden Fahrtstellungsmelder nun als Abfahrauftrag und fuhr los.

Wie auch in manchen anderen Ländern (aber nicht in Österreich und Deutschland), sind in der Schweiz Entgleisungseinrichtungen in Zugfahrstraßen zulässig. In diesem Fall war eine Entgleisungsvorrichtung mit Bezeichnung EV50 vorhanden, die auch auf der Schiene auflag und bei dieser Fahrt eigentlich ihrer Aufgabe nachkommen hätte müssen, nämlich die S-Bahn entgleisen zu lassen. Das tat sie aber nicht, und das war der zweite Fehler: Denn aufgrund eines Konstruktionsfehlers fehlte der Vorrichtung eine aufgeschweißte Leiste, die sie auch bei den großen Kräften, die bei einer Entgleisung wirken, sicher auf der Schiene halten sollte. Sie wurde daher von der S-Bahn einfach vom Gleis gedrängt, und diese fuhr auf dem Gleis weiter.

Zwei Umstände bewirkten, dass es dennoch zu keinem Unfall kam: Zum einen erkannte der Lokführer der S-Bahn schon vor der Entgleisungsvorrichtung, dass Weichen falsch standen, und leitete eine Notbremsung ein. Trotzdem überfuhr die S-Bahn noch die Entgleisungsvorrichtung und schnitt dann eine Weiche auf. Die Weiche, an der sich beide Fahrwege trafen, erreichte sie aber nicht mehr. Zum anderen musste der Lokführer des Güterzugs noch eine Störung beheben. Als er damit fertig war, war das Ausfahrsignal wegen der aufgeschnittenen Weiche auf halt zurückgefallen, sodass er nicht ausfuhr.

Alles in allem ging der Vorfall also glimpflich aus. Dem Sicherungsanlagen-Interessierten (z.B. mir) stellt sich aber schon die Frage, wie oft solche zufälligen Doppelfehler aufgrund zweier systematischer Einzelfehler sonst noch auftreten ...

Montag, 29. Oktober 2012

Beinahezusammenstoß in Steyregg, 2007

In meiner lockeren Folge von Berichten über Unfälle oder Beinahe-Unfälle, die durch Sicherungsanlagen verursacht wurden, berichte ich diesmal kurz von einem Beinahe-Zusammenstoß in Steyregg am 27. Februar 2007. Der zugehörige Bericht der österreichischen Bundesanstalt für Verkehr, Unfalluntersuchung Fachbereich Schiene ist offiziell elektronisch nicht mehr aufrufbar, kann aber hier noch als PDF geladen werden (oder per EMail bestellt werden).

Ich habe die Anlagen von Steyregg selbst mehr als 20 Jahre vorher aufgenommen, die wenigen Bilder davon sieht man hier. Gegenüber diesem Zustand sah das Stellwerk 2007 ziemlich anders aus, wie man an zwei Bildern im Untersuchungsbericht sieht:
  • Die mechanischen Weichenantriebe waren durch elektrische Antriebe ersetzt worden. Deshalb waren statt der entsprechenden Hebel (ein Madnerhebel und ein doppelstelliger Riegelhebel je Weiche) etwas kuriose Aufsätze auf der Hebelbank vorhanden, über die mit Knaggen die Weichen gestellt werden konnten.
  • Das ÖBB-Stellpult war durch ein VGS80-Pult ersetzt worden.
Die Abhängigkeiten im Schieberkasten waren aber gleich geblieben, und auch die spezielle Technik zum Festlegen der Fahrstraßen über eigene Magnete statt normaler Fahrstraßenblockfelder war noch immer in Verwendung. Und diese speziellen Magnete führten zu dem Beinaheunfall: Der Sperrstift des Magneten a/h war so weit abgenutzt, dass die Fahrstraßenknagge einer eigentlich festgelegten Fahrstraße vor der Zugeinwirkung zurückgelegt werden konnte. Dadurch konnte eine Weiche vor (oder sogar unter) dem fahrenden Zug umgestellt werden!

Im Stress einer Zugkreuzung bei voll belegtem Bahnhof hat das am 27.2.2007 der Fahrdienstleiter geschafft: Ein Personenzug, der eigentlich auf das freie Gleis 3 fahren sollte, fuhr dadurch in das durch einen Güterzug besetzte Gleis 1 ein. Der Lokführer erkannte glücklicherweise die falsch stehende Weiche und blieb nach einer Notbremsung etwa 70 Meter vor dem Güterzug stehen, sodass niemand zu Schaden kam. Die Sicherungsanlage hat aber "mit Pauken und Trompeten" versagt – genau die Aufgabe, die sie erfüllen sollte, hat sie nicht erfüllt.

Leider geht aus meinen alten Bildern und jenen im Untersuchungsbericht nicht hervor, wie diese Fahrstraßensperrmagnete genau mit den 5007er-Fahrstraßenschiebern zusammenwirken. Eventuell werden durch sie dieselben Pistone wie durch Blockfelder bewegt – es wäre dann allerdings erstaunlich, dass sie einem Verschleiß unterliegen, denn dann würden sie nur auf Druck beansprucht werden.

Die Schaltung ist offenbar (und sinnvollerweise) eine Ruhestromschaltung, denn in der angefügten Stellungnahme des BMVIT steht über die monatliche Prüfung (S.13):
Fahrstraße festlegen, Gleis und FF-Knacke – dann bei abgefallenem [!] Fahrstraßensperrmagnet das Rückstellen des FF-Knebels versuchen
Die Fahrstraßenfestlegung erfolgt also offenbar durch den abgefallenen Fahrstraßensperrmagnet – während bei aufgelöster Fahrstraße der jeweilige Magnet dauernd angezogen ist und daher unter Spannung steht.

Ergänzung  23.4.2015: Mir fällt ein, dass es hier noch eine Möglichkeit gibt, die auch die Abnutzung erklären würde: Der Magnet könnte nur bei umgelegtem Fahrstraßenknebel, also verschobenem Fahrstraßenschieber (oder Neutralschieber) in die Batterieleitung eingeschaltet sei, um in Grundstellung Strom zu sparen. Dann würde der Sperrstift in der Grundstellung nicht vom Magneten angehoben werden, daher auf dem Schieber aufliegen, und bei jeder Bewegung des Schiebers gäbe es dort einen minimalen Abrieb. Vielleicht ist das so zu erklären ...

Als Sicherheitsempfehlung steht im Bericht "Überprüfung aller baugleichen Fahrstraßensperrmagneten". Da diese Bauart aber in Österreich lt. ÖBB einmalig ist, war das eine "leere Forderung" (wobei allerdings die Anlagen in Bad Aussee zumindest ähnlich funktionieren müssen ...). Darüberhinaus wurde die ÖBB verpflichtet, dem Ministerium eine Planung für die Ablösung dieser Sicherungsanlage vorzulegen.

Darüberhinaus hat es dieser Vorfall bis in eine parlamentarische Anfrage geschafft, wo die Opposition wissen wollte, was da passiert war und wie gefährlich der Eisenbahnbetrieb in Österreich ist – was eben mit dem Hinweis beantwortet wurde, dass diese Bauart nur einmal in Österreich vorhanden ist.

Zuletzt werden die Fahrstraßenmagnete nun bei der monatlichen Inspektion geprüft, insbesondere natürlich, dass kein Zurückstellen der Fahrstraßenknagge bei abgefallenem Magnet möglich ist.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Ausfall eines Gleisstromkreises - Washington, D.C., 2009

Am 22.Juni 2009 fuhr ein Zug der Metrorail in Washington, D.C., in das hintere Ende eines stehenden Zuges. Bei dem Unfall kamen die Lokführerin des auffahrenden Zuges und acht Passagiere ums Leben.

Die Ursache des Unfalls ist ein Versagen eines Tonfrequenz-Gleisstromkreises, das in dieser Form vorher noch nie jemand beobachtet hatte. Der Unfall und viele weitere Informationen über Sicherungsanlagen und Prozesse der WMATA (Washington Metropolitan Area Transit Authority, der Betreiber von Metrorail) sind im offiziellen Bericht des NTSB (National Transportation Safety Board) vom Juli 2010, der über 150 Seiten lang ist, verfügbar. Neben dem eigentlichen Unfallbericht mit Ursachenerforschung enthält der Bericht eine Menge an weiteren Fakten, nicht alle davon beruhigend. Auf einige davon gehe ich am Ende dieses Textes noch kurz ein.

Die Technik von Tonfrequenz-Gleisstromkreisen


Ich beschreibe die technische Seite dieses Unfalls hier mit einigen Diagrammen. Dazu muss man zuerst einmal verstehen, wie ein Tonfrequenz-Gleisstromkreis funktioniert. Hier ist ein erstes Diagramm – eine detaillierte Beschreibung folgt gleich darunter:


Die oberen beiden dicken Striche symbolisieren die zwei Schienen eines Gleises (im nächsten Bild werden wir darüber einen Zug fahren lassen). Der Stromfluss ist durch die dicken orangen Pfeile angedeutet – aber gehen wir die einzelnen Bestandteile der Reihe nach durch:
  • Das Kästchen mit den zwei Wellenlinien ˜ ist ein Oszillator, der eine elektrische Sinusspannung erzeugt. Die Frequenz der Spannung liegt bei der Anlage in Washington zwischen ca. 2 und 4 kHz, würde also in einem Lautsprecher einen hörbaren Ton erzeugen (wir Menschen hören Töne zwischen etwa 20Hz und 10kHz), was die Bezeichnung Tonfrequenz-Gleisstromkreis erklärt. Ich habe die Ausgangsspannung durch eine Wellenlinie (Sinuslinie) unterhalb des Oszillators angedeutet.
  • Über ein zweipoliges Kabel (das deutet der Schrägstrich mit der "2" an) wird die erzeugte Sinusspannung an das nächste Bauteil geleitet.
  • Dieses nächste Bauteil ist ein Verstärker (das Kästchen mit dem >-Zeichen), der die Eingangsspannung verstärkt, um sie in die Schienen zu leiten. Die höhere Sinuslinie deutet diese verstärkte Spannung an.
  • Das "Einkoppeln" der Sinusspannung ins Gleis erfolgt über einen Gleistransformator, den wir rechts oben sehen. Der Transformator dient nur der "galvanischen Entkopplung", d.h. er verhindert, dass der Gleichstrom, der durch die Gleise fließt (der Triebrückstrom von den Motoren der Züge), sich in die Elektronik der Gleisstromkreise verirrt und sie stört oder zerstört.
Die bisher erklärten Teile bilden zusammen die Speiseseite des Gleisstromkreises.
  • Die Sinusspannung wird nun über die Schienen übertragen (sozusagen ein "offenes zweipoliges Kabel"). Das ist natürlich der eigentliche Zweck des Gleisstromkreises. Was passiert, wenn ein Zug auf den Schienen fährt, sehen wir uns gleich an.
Am anderen Ende folgt nun die Empfangsseite des Gleisstromkreises:
  • Die Sinusspannung fließt hier durch einen weiteren Gleistransformator und induziert damit eine Spannung, die zum folgenden Filter (das Kästchen mit dem F) geleitet wird. Diese empfangene Spannung ist durch eine Sinuslinie angedeutet, die ein wenig niedriger als die am speisenden Ende ist – der Längswiderstand der Schienen, aber damit zusammenwirkend auch der "verlorene" Stromfluss in Querrichtung durch die Bettung haben die Spannung etwas reduziert.
  • Diese Wechselspannung wird nun durch einen Filter gejagt – den Zweck dieses Filters erkläre ich weiter unten. In unserem Fall lässt der Filter die Sinuswelle praktisch unverändert durch.
  • Die Wechselspannung wird gleichgerichtet – das deutet das Dioden-Symbol an.
  • Der Gleichstrom schließlich lässt das Gleisrelais (das Kästchen mit dem schrägen Strich) anziehen, was schlussendlich der folgenden Sicherungsanlage meldet: Gleis ist frei!
Was passiert, wenn ein Zug das Gleis befährt? Hier sehen wir, wie eine Achse des Zuges die Schienen kurzschließt:


Durch den Kurzschluss kommt keine Sinuswelle beim linken Gleistransformator an, und daher bleiben auch Filter und damit das Gleisrelais stromlos. Die Kontakte des Relais fallen ab, und die Sicherungsanlage wertet das als "Gleis ist besetzt!" (und schaltet z.B. das Signal am Beginn des Gleises auf Halt).

Diese so genannte Ruhestromschaltung eines solchen Gleisstromkreises hat unter anderem folgende Vorteile:
  • Wenn die Speiseseite ausfällt (wegen Stromausfall, Kabelschaden, ausgefallenen Bauteilen der Elektronik oder was immer), kommt ebenfalls kein Strom am Empfangsende an, das Gleisrelais fällt daher auch ab. Die Anlage wertet alle dieser Fehler also wie ein besetztes Gleis, d.h. als gefährlichen Zustand, und stellt daraufhin entsprechende Signale auf Halt.
  • Auch ein (vollständiger) Schienenbruch oder Schäden an den Zuleitungskabeln (Unterbrechung einer Ader, aber auch Kurzschluss in den Kabeln) führt dazu, dass das Gleisrelais abfällt und damit "Gleis besetzt!" meldet.
Diese Eigenschaften fasst man unter dem Begriff "fail-safe" zusammen: Ein Ausfall ("fail") führt in einen sicheren ("safe") Zustand! – ein für technische Systeme eher untypisches Verhalten, denn meistens ist ein Ausfall ein problematisches Ereignis, das Unsicherheit erzeugt. Aber genau die fail-safe-Eigenschaft von Gleisstromkreisen erlaubt natürlich ihre Anwendung in Sicherungsanlagen.

Wir müssen für das Verständnis des Unfalles allerdings noch etwas tiefer in die Details von Tonfrequenz-Gleisstromkreisen eintauchen. In den zwei vorherigen Bildern haben wir uns nur einen Gleisstromkreis angesehen – tatsächlich ist eine Strecke aber "dicht an dicht" mit Gleisstromkreisen versehen. Die Gesamtschaltung solcher hintereinander liegenden Gleisstromkreise ist hier zu sehen:


B. ist der Gleisstromkreis von vorher, mit Speiseseite rechts und Empfangsseite links. Nun ist aber links ein weiterer Gleisstromkreis A. installiert, von dem wir nur die Speiseseite sehen. Der Einfachheit halber verwendet dieser Gleisstromkreis den Gleistransformator von B. mit: Der Transformator dient also einerseits dazu, die "orange" Wechselspannung vom Gleis abzunehmen; andererseits aber auch dazu, die "blaue" Wechselspannung in das Gleis einzuspeisen. Durch die dicker dargestellten Leitungen fließt daher der Strom sowohl von Kreis A. wie auch von Kreis B.
Auf die gleiche Art ist auch rechts ein weiterer Gleisstromkreis C. installiert. Auch hier wird der Gleistransformator doppelt verwendet: Einerseits zum Einkoppeln der "orangen" Wechselspannung von Kreis B. ins Gleis, aber dann auch zum Auskoppeln der "grünen" Wechselspannung von Kreis C aus dem Gleis. Wieder teilen sich beide Gleisstromkreise den Transformator und die dicker dargestellten Leitungen.

Aber führt diese gemeinsame Verwendung nicht dazu, dass das ganze Konzept nicht funktioniert? Denn nun erzeugt der Verstärker von Kreis A. einen Wechselstrom, die direkt über die dicker dargestellte Leitung zum Filter von Kreis B. fließen kann, dort durchfließt und nach der Gleichrichtung das Relais zum Anzug bringt: Egal, ob auf den Schienen ein Zug steht oder nicht! Das Gleisrelais würde also immer "Gleis frei" melden!

Das darf natürlich nicht sein. Hier kommen nun die Filter ins Spiel, deren Zweck nach dem folgenden Bild erklärt wird:


Die Oszillatoren zweier nebeneinanderliegender Gleisstromkreise erzeugen Wechselspannung verschiedener Frequenz (sie "singen in verschiedenen Tonhöhen"). In dem Bild ist das dadurch angedeutet, dass das orange Sinussignal des rechten Oszillators zwei breitere Wellen hat, während das blaue Sinussignal des linken Oszillators in derselben Zeit drei schmälere Wellen hat, also eine höhere Frequenz. Der Filter des Gleisstromkreises B. ist nun so eingestellt, dass er nur die orange Frequenz durchlässt. Die blaue Wechselspannung steht zwar – was der blau schraffierte Pfeil andeutet – am Eingang des Filters an, aber kann nicht durch ihn durch. Wenn – wie im Bild – sich nun ein Zug im Abschnitt B. befindet, schließt er, wie schon weiter oben erklärt, die orange Spannung kurz, sodass diese Spannung nicht beim Filter ankommt. Weil nun weder die blaue Spannung (wegen der Filterwirkung) noch die orange Spannung (wegen des Kurzschlusses durch die Achse) beim Gleisrelais ankommen, bleibt es abgefallen und meldet damit wie beabsichtigt "Gleis ist besetzt!".

Im Bild ist durch die schrägen "T" angedeutet, dass die Filter einstellbar sind: Sie müssen genau auf die Frequenz ihres Partner-Oszillators eingeregelt werden, damit sie diese am stärksten durchlassen und alle anderen Frequenzen möglichst gut ausfiltern. Darüberhinaus ist auch noch angedeutet, dass auch die Verstärker einstellbar sind – bei ihnen muss die Stärke der Ausgangsspannung geregelt werden können, um abhängig von
  • Länge des Gleisstromkreises
  • Schienenquerschnitt
  • aber auch z.B. je nach Bauart der Gleistransformatoren
eine ausreichende Spannung am Empfangsende zu erzeugen.

Noch einmal zurück zu den Filtern. Sie verhindern nicht nur, dass ein Verstärker das direkt daneben liegende Relais zum Anzug bringt, sondern müssen noch einen anderen Effekt ausschließen, den man hier an den blau schraffierten Pfeilen sieht:


Die Wechselspannung, die über den Gleistransformator eingespeist wird, erzeugt ja nicht nur einen Stromfluss im "passenden" – in meinen Diagrammen links gelegenen – Gleistransformator, sondern auch im auf der anderen Seite gelegenen. In der Zeichnung oben "will" der blaue Strom deshalb auch das Gleisrelais am Empfangsende des (ziemlich weit entfernten!) grünen Gleisstromkreises zum Anzug bringen – egal ob dieser wie im Diagramm besetzt ist, oder nicht! Der grüne Filter schützt in diesem Fall auch davor, dass diese Schwingungen des entfernt liegenden blauen Oszillators das Gleisrelais falscherweise zum Anzug bringen (und nicht nur, wie vorher erklärt, vor dem Anziehen durch den unmittelbar danebenliegenden orangen Oszillator).

Was man daraus lernt, ist, dass man für eine Strecke mit Tonfrequenz-Gleisstromkreisen nicht mit einer und auch nicht mit zwei Frequenzen auskommt: Man braucht so viele Frequenzen, dass zwei Gleisstromkreise mit gleicher Frequenz genügend weit voneinander entfernt sind. "Genügend weit" bedeutet, dass die Spannung des einen Oszillators durch die Widerstände des Schienenrostes (Querwiderstand der Bettung und Längswiderstand der Schienen) so weit reduziert wird, dass allein deshalb das Gleisrelais des anderen Gleisstromkreises mit gleicher Frequenz nicht mehr anzieht. Das in Washington installierte System verwendet deshalb acht verschiedene Frequenzen.

Die bisherigen Diagramme waren allerdings zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich ist die Wechselspannung, die aus dem Verstärker kommt, keine reine Sinusschwingung, sondern mit diversen Störungen behaftet. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Verstärker und Oszillatoren zu "parasitären Schwingungen" neigen. Das bedeutet, dass manche Teile dieser Schaltungen, die eigentlich gar nicht schwingen sollten, plötzlich selbst Schwingungen erzeugen. Diese Schwingungen treten nicht häufig, aber auch nicht gerade selten auf. Typischerweise liegen diese Schwingungen allerdings "kilometerweit" neben den beabsichtigten Schwingungen. Im Falle der Verstärker, die in Washington verwendet werden, waren diese parasitären Schwingungen – wenn sie denn auftraten – im Frequenzbereich von einigen MHz (Mega-Hertz), also tausendmal höher als die Nutzfrequenz. Das folgende Bild zeigt diesen Sachverhalt, indem die Schwingung beim Verstärker rechts etwas "verschmiert" ist, weil sie eben aus der Summe der Oszillatorfrequenz und einer kleinen, hochfrequenten Störfrequenz besteht:


Freundlicherweise lassen sich allerdings schnellere Schwingungen, also höhere Frequenzen schwerer übertragen als niedrigere Frequenzen – deshalb sind Hochfrequenzkabel für Rundfunk und Netzwerke auch viel aufwendiger konstruiert als Niederfrequenzkabel. In der Praxis nehmen daher diese Schwingungen entlang des Gleisstromkreises ziemlich drastisch ab, und am Empfangsende kommt von der Einspeise-Spannung fast nur mehr das Nutzsignal an.

Die Unfallursache


Alles, was ich bisher erklärt habe, ist Standardwissen über Tonfrequenz-Gleisstromkreise. Was nun kommt, ist allerdings neu – es war vor dem Unfall in dieser drastischen Form noch nicht dagewesen.

Im Zuge eines Wartungsprogramms wurden bei Metrorail alte Gleistransformatoren von GRS durch neue von US&S ersetzt. Da die neuen einen anderen Innenwiderstand als die alten hatten, mussten die Verstärker neu eingestellt werden. Der Bericht des NTSB sagt (auf S.33 – in der PDF-Datei ist das die Seite 51, weil nach amerikanischer Gepflogenheit die führenden Verzeichnisse mit römischen Zahlen nummeriert sind), dass die neuen Gleistransformatoren einen kleineren Widerstand hatten – dass aber die Verstärker auf eine höhere Spannung eingestellt werden mussten. Das klingt "falsch herum", aber bei solchen Anlagen in der freien Natur mag das tatsächlich so sein ... Jedenfalls führte diese kleine Änderung der Verstärkereinstellung manchmal dazu, dass dort plötzlich Störschwingungen auftraten.

In der "Safety Recommendation" des NTSB, die nach dieser Erkenntnis am 22. September 2009 (also genau 3 Monate nach dem Unfall – wegen der möglichen großen Gefahr schon lange vor dem Endbericht von 2010!) an alle amerikanischen Nahverkehrsbetriebe und Eisenbahnen mit dem Vermerk "Urgent" hinausging, ist die Quelle dieser Störschwingung auf der zweiten Seite so beschrieben:
Testing found that a spurious high-frequency modulated signal was being created by parasitic oscillation from the power output transistors in the track circuit module transmitter.
Ausgerechnet die Leistungstransistoren im Verstärker erzeugten also solche Störschwingungen! Der Bericht des NTSB, der etwa ein Jahr nach dem Unfall veröffentlicht wurde, beschreibt auf S.33, dass die Art und Größe der Störschwingungen in Abhängigkeit von der Verstärkereinstellung zufällig schwankte:
...when the transmitter power level was increased from 55 percent (the setting at the time of the accident) to 60 percent, the parasitic oscillation did not cause a loss of train detection. When the power level was reduced from 60 percent to 30 percent ..., the oscillation also did not cause a loss of train detection. ... Testing of other modules showed that the oscillation could appear at times after an increase in transmitter power level and at other times after a reduction in the power level.
Bei der Einstellung 55% kam es zu den Störschwingungen, bei 60% nicht, und auch nicht bei 30%. Andere Module zeigten Störschwingungen manchmal nur nach einer Erhöhung, manchmal nur nach einer Verringerung der Verstärkereinstellung. Darüberhinaus war auch im Fehlerfall die Störschwingung nicht andauernd vorhanden:
The oscillation was not continuous and only occurred when a power transistor signal amplitude reached a certain level. The oscillation occurred in pulses that were driven by the audio frequency signal.
Es waren also nur die "Höcker" der Schwingung mit den Störungen verseucht, dazwischen setzte die Störschwingung aus – es entstand eine "gepulste Störschwingung". Im Untersuchungsbericht sind auf Seite 36 Oszilloskop-Aufnahmen solcher gestörten Schwingungen dargestellt. Und diese Art der Störungen hatte nun auf unerwartete Weise folgenschwere Konsequenzen.

Tatsächlich stehen die Anlagen eines Stellwerks üblicherweise in gemeinsamen Stahlgestellen. Außerdem sind die einzelnen Schaltungsteile an eine gemeinsame Stromversorgung angeschlossen. Das folgende Bild symbolisiert durch den grauen Rahmen einen solchen Schaltschrank, und kleine Striche nach unten stehen für die Anschlüsse an die Stromversorgung:


Nun ist klar, dass über diese zusätzlichen Bauteile keine störenden Ströme fließen dürfen. Daher werden – was ich nicht eingezeichnet habe – an diesen Anschlüssen wieder kleine Filter eingebaut, die Störschwingungen in beide Richtungen relativ gut sperren. Damit können sich Gleisstromkreise, deren Schaltungen innerhalb eines Stellwerks aufgebaut sind, nicht über die Stromversorgung gegenseitig beeinflussen (und sich womöglich ihre Relais anziehen!), aber auch Störungen aus dem Stromnetz – die man nicht ausschließen kann – können nicht in die Gleisstromkreis-Schaltungen eindringen. Aber ... der Teufel schläft nicht, oder zumindest nicht immer:


Die oben beschrieben gepulste Störschwingung machte sich auf den Weg ins Gehäuse! In der  erwähnten "Safety Recommendation" ist das so beschrieben:
This spurious signal propagated through the power transistor heat sink, through the metal rack structure, and through a shared power source into the associated module receiver, thus establishing an unintended signal path.
Das Störsignal pflanzte sich von den Leistungstransistoren über deren Glimmer-Isolator (der leitenden Kontakt verhindert – allerdings kann ein so hochfrequentes Signal auch induktiv, also ohne leitende Verbindung übertragen werden) durch den Kühlkörper und durch die Metallgestelle bis hin zu einer gemeinsamen Stromversorgung fort. Von dort übernahm es der Verstärker des danebenliegenden Gleisstromkreises, sodass es dann genügend stark am Filter ankam (S.34 des Berichts):
Once the oscillation was coupled to the module containing the track circuit receiver, the power amplifier for the adjacent[!] track circuit module amplified the pulses.
Der Filter filterte nun das Störsignal im Mega-Hertz-Bereich heraus – aber es blieb eine genügend starke Grundschwingung übrig, und die war von genau passender Frequenz, weil sie ja aus dem Oszillator desselben Gleisstromkreises kam! Daher konnte diese Schwingung den Filter passieren und brachte das Gleisrelais zum Anzug. Und das heißt, dass der Gleisstromkreis "Gleis ist frei!" meldete, obwohl – wie man im folgenden Diagramm sieht – ein Zug den Wechselstrom im Gleis draußen kurzschloss:


Die "schwierigste" Schwingung hier ist jene, die aus dem Verstärker des linken Gleisstromkreises herauskommt. Sie ist eine Summe aus
  • (a) der verstärkten "blauen" Schwingung (mit der Frequenz "3 Wellen pro Zeiteinheit") – das ist die hauptsächliche Schwingung;
  • und der etwas verstärkten Störschwingung, die wiederum aus (b) der MHz-parasitären Schwingung und (c) einer kleinen "orangen" Grundschwingung (mit der Frequenz "2 Wellen pro Zeiteinheit") besteht.
Wenn man genau hinsieht, dann sieht man, dass die Störschwingungs-Bäuche nicht immer an derselben Stelle der blauen "3-Wellen-Schwingung" sind, sondern manchmal "oben", manchmal aber auch an den "Schrägen". Das ist das Zeichen dafür, dass sich hier "3-Wellen-" und "2-Wellen"-Schwingungen überlagern. Der Filter lässt nun zwar weder den 3-Wellen-Anteil (a) noch den MHz-Anteil (b) durch. Es bleibt aber die verstärkte 2-Wellen-Schwingung (c), und die schafft es durch den Filter und zum Relais!

Auf S.36 des Berichts ist diese gefährliche Schwingungsform als "Oscillation type 4" schön dargestellt.

Das problematische Verhalten hatte fünf Tage vor dem Unfall eingesetzt, als der entsprechende Gleistransformator getauscht und daraufhin der Verstärker neu eingestellt worden war. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis es zu einem Unfall führen musste.

Welche Lehren zieht man daraus?


Das NTSB schließt seinen Bericht auf den Seiten 125 bis 130 mit einer langen Liste von "Recommendations" ab. Ein großer Teil dieser Empfehlungen sind Vorschläge für Verantwortungs- und Prozessänderungen, von übergeordneten Einheiten wie dem U.S.Department of Transportation ("... seek the authority to provide safety oversight of rail fixed guideway transportation systems..."!) und der FTA, auch ganz unabhängig von den Ursachen dieses Unfalls ("Seek authority ... to require that transit agencies obtain toxicological specimens from [fatally injured employees]"), bis hin zu den Organisationen, die im Bereich von Washington für den Nahverkehr zuständig sind. Darüberhinaus finden sich eine ganze Reihe von technischen Empfehlungen, darunter so übergreifende wie "Remove all 1000-series railcars as soon as possible and replace them with cars that have crashworthiness collision protection at least comparable to the 6000-series railcars."

Zum eigentlichen Problembereich, den Gleisstromkreisen, steht allerdings sehr wenig im Bericht – und es ist auch schwierig: Was soll man schon tun? An Alstom (als die Firma, die GRS aufgekauft hatte und jetzt für deren Technik geradesteht) gehen zwei Empfehlungen (die eine ältere aus der Safety Recommendation vom September 2009 ersetzen):
  • "Develop and implement periodic inspection and maintenance guidelines for use by ... rail transit operators and railroads equipped with GRS audio frequency track circuit modules and assist them in identifying and removing from service all modules that exhibit pulse-type parasitic oscillation ... (R-10-23)": Prüfverfahren, die gepulste Störschwingungen aufdecken, sollen entwickelt und eingeführt werden.
  • "Conduct a comprehensive safety analysis of your audio frequency track circuit modules to evaluate all foreseeable failure modes that could cause a loss of train detection ..., including parasitic oscillation, .... (R-10-24)": Eine Sicherheitsanalyse soll alle "vorhersehbaren Fehlerfälle" beurteilen.
Zum zweiten Punkt steht im Bericht auf S.90 der folgende, interessante Satz (meine Hervorhebung):
A key requirement of the fail-safe design approach is that the designer foresee all catastrophic failure modes in the system and develop a plan for mitigating the negative effects that such failure modes can have on system function.
Beim Design von Sicherungsanlagen muss deren Entwickler also alle Fehlerverhalten mit katastrophalen Folgen vorhersehen. So gerne das alle Entwickler tun (denn niemand will eine Sicherungsanlage ausliefern, die Unfälle verursacht), so wolkig ist diese Forderung. Weder GRS noch Alstom noch all die anderen Firmen haben beim Design von Gleisstromkreisen an dieser Stelle bewusst gespart: Aber "Vorhersehen" lässt sich nun einmal nicht verordnen, sondern ergibt sich nur aus einer guten Mischung von Erfahrung der beteiligten Ingenieure und Prozessen, die mögliche Probleme aufdecken helfen ... oder eben, manchmal, auch nicht.

Interessanterweise wurde im Juni 1980, also 29 Jahre vor dem Unfall bei der WMATA eine (qualitative) "Fault Tree Analysis" durchgeführt, um mögliche Problemstellen aufzudecken, die zu Kollisionen führen könnten. Im Zuge dieser Analyse wurden aber technische Störungen des "Train Control System" und insbesondere der Sicherungsanlagen nicht betrachtet. Das NTSB wirft das mehr oder weniger implizit der WMATA oder der ausführenden Firma vor – kann aber auch nicht dazu beitragen, wie solche Störungen einbezogen werden hätten können: Denn die Frage an GRS "Unter welchen Bedingungen werden Ihre Gleisstromkreise besetzte Gleise übersehen?" könnte ja nur mit "Niemals!" beantwortet worden sein; denn hätte GRS von einem Fehlverhalten gewusst, so wären sie verpflichtet und wohl auch ziemlich motiviert gewesen, das vor einem möglichen Unfall auszubügeln.

Andererseits gibt es da eine Statistik in dem Bericht: Im Netz von Metrorail gibt es ungefähr 3000 Gleisstromkreise. Eine Software namens AIM (Advanced Information System) sammelt Daten aus dem Feld und stellt sie für die Betriebsführung auf Bildschirmen dar. Weil diese Software alle Belegungen von Gleisstromkreisen mitkriegt, kann sie darin nach auffälligen Mustern fahnden. Die drei wesentlichen solchen Muster sind die folgenden:
  • "ARB" = "always reporting block" – ein Gleisstromkreis, der immer "belegt" meldet, auch wenn kein Zug in das entsprechende Gleisstück eingefahren ist;
  • "NRB" = "never reporting block" – das Gegenteil, also ein Gleisstromkreis, der nie "belegt" meldet, obwohl offensichtlich ein Zug darüberfährt. Das ergibt sich daraus, dass der Kreis davor belegt war und nun frei wird, aber der folgende Kreis keine Belegung meldet.
  • "Bobbing circuit" = ein Kreis, der ohne Zugverkehr zwischen "unbelegt" und "belegt" pendelt; die dadurch "entstehenden und verschwindenden Züge" werden als "ghost trains" bezeichnet.
Und nun die Statistik: Von der ersten Sorte meldet das AIM ungefähr 5000 Fälle pro Woche, von der zweiten (gefährlicheren) noch immer 3000 je Woche. Und "ghost trains" gibt es mehr als 1000 pro Woche (die übrigens vom AIM automatisch gelöscht werden). Ich weiß nicht, ob das so beruhigend ist: Im Mittel hat jeder der 3000 Gleisstromkreise pro Woche drei Fehlfunktionen! Das ist jedenfalls die erste Statistik, die ich überhaupt über Fehlfunktionen von Tonfrequenz-Kreisen gesehen habe. Relaisanlagen, die typischerweise keine permanenten Aufzeichnungen von Gleisbelegungen vornehmen, liefern ja solche Informationen nicht; und von ESTWs sind mir keine entsprechenden Daten bekannt.

Der Bericht geht noch auf weitere Fehlfunktionen ein und fasst sie an einer Stelle zusammen (S.85):
The WMATA train control system has exhibited failure modes that were not considered in the original design. These failure modes include parasitic oscillation, corrugated rail, and cable faults.
Das NTSB zieht aus diesen Zahlen und Formulierungen keine Folgerungen – und ich kann das natürlich auch nicht. Gerade deswegen bleibt ein ungutes Gefühl, dass so wesentliche Sicherheitselemente wie Gleisstromkreise so weit weg von einer hundertprozentigen Zuverlässigkeit sind.

Samstag, 29. September 2012

Interessante Unfälle: Bremsanstand auf der Achenseebahn, 2011

Unfälle sind unbestritten der Grund dafür, dass es Sicherungsanlagen gibt: Ohne diese technischen Zusatzeinrichtungen müssen wir uns zum einen darauf verlassen, dass die im Eisenbahnbetrieb tätigen Menschen keine Fehler machen, die zu Unfällen führen können – kein Lokführer darf zu schnell fahren, kein Fahrdienstleiter eine Einfahrt auf ein besetztes Gleis zulassen, kein Schrankenwärter vergessen, seinen Schranken zu schließen. Darüberhinaus müssen Sicherungsanlagen aber auch Fähigkeiten überhaupt erst zur Verfügung stellen, die niemand haben kann: Um festzustellen, ob ein Gleis hinter einer Kurve im Hügelland besetzt ist oder nicht, müsste man zumindest um die Ecke sehen können. Und auch bei gerader Sicht auf das Gleis kann man die Besetzung nicht feststellen, wenn es nebelig oder dunkel ist oder wenn die Geschwindigkeit so groß ist, dass ein rechtzeitiges Anhalten auch dann nicht möglich wäre, wenn ein Lokführer mit freiem Auge die Gleisbesetzung erkennen würde. All das ist selbstverständlich, und deshalb sind auch Sicherungsanlagen selbstverständlich. Umso schrecklicher ist es, wenn ausgerechnet Sicherungsanlagen für einen Unfall verantwortlich sind – nicht ihr Fehlen, sondern ihre Fehlfunktion.

In ein paar folgenden Postings will ich einige solche Unfälle und auch Beinahe-Unfälle kurz zusammenfassen. Ich werde mich dabei auf Ereignisse aus den letzten Jahren beschränken – denn dadurch zeigt sich (leider), dass auch nach mehr als 150 Jahren Entwicklung überraschende Effekte in komplexen technischen Sicherungssystemen auftreten, die ausgerechnet den Existenzzweck dieser Systeme konterkarieren.

Der erste Vorfall, den ich kurz vorstellen möchte, ist allerdings nicht im eigentlichen Sinn durch eine Sicherungsanlage verursacht. Er zeigt jedoch, dass eine "theoretische Analyse" eines technischen Systems dazu führen kann, dass man mögliche Ausfälle übersieht. Bei diesem konkreten Unfall kam es am 17. 8.2011 auf der Achenseebahn zu einem "Bremsanstand", also einem Bremsversagen aller vorhandenen Bremssysteme. Der Unfallbericht der Bundesanstalt für Verkehr ist auf deren Webseite  hier zu finden.

Bei den Dampfloks der Achenseebahn wirkt die Treibstange auf eine Vorgelegewelle, die über ein Schrägzahngetriebe die Triebzahnradwelle antreibt. Von der Triebzahnradwelle aus werden über Kuppelstangen auch die Radsätze für den Adhäsionsantrieb angetrieben. Hier sieht man ein Präzisionsbild des Triebwerks der Lok 3 (Foto von Herbert Ortner):


Ein Zug der Achenseebahn hat im Zahnradbetrieb praktisch vier Bremssysteme:
  • Als Betriebsbremse auf der Zahnstangenstrecke dient eine Riggenbach'sche Gegendruckbremse, also das Verdichten von Luft in den Zylindern.
  • Eine Bandbremse mit Holz-Bremsklötzen umschlingt ein gerilltes Bremsrad auf der Vorgelegewelle. Durch Anziehen des Bandes mit einer Kurbel wird das Bremsrad gebremst, was indirekt über das Triebzahnrad den Zug bremst.
  • Auf ein unabhängiges Bremszahnrad an der Vorderachse der Lok wirkt eine Klotzbremse mit gußeisernen gerillten Bremsklötzen, die ebenfalls mit einer Kurbel angepresst wird.
  • Auch die Wagen haben Bremszahnräder mit kurbelbedienten Klotzbremsen. Diese Bremsen sind allerdings nicht dafür ausgelegt, den ganzen Zug abzubremsen.
Die Adhäsionsräder, obwohl mitgebremst, tragen im Zahnradbetrieb praktisch überhaupt nicht zur Bremswirkung bei, da sie zur Verringerung der Reibung sogar noch mit Wasser "geschmiert" werden (der Grund dafür ist, dass ihr Durchmesser sowohl in neuem wie auch in stärker abgefahrenem Zustand vom Rollkreis des Zahnrades abweicht und sie daher im Zahnradbetrieb ein wenig auf den Schienen gleiten können müssen).

Hier habe ich das oben gezeigte Bild um Hinweise auf die drei Lokbremsen ergänzt und auch drei weitere, für den Vorfall wesentliche Teile markiert (Klick zeigt eine größere Ansicht):


Bei dem Vorfall am 17.8.2011 brach kurz vor dem oberen Ende der Zahnstangenstrecke in Eben – also in einer Steigung von 160 Promille! – die Vorgelegewelle der Lok. Das führte zuerst einmal "nur" dazu, dass die ersten beiden Bremssysteme ausfielen: Weder die Gegendruckbremse noch die Rillenbandbremse konnten den Zug verzögern, weil das Getriebe zwischen Vorgelege- und Triebzahnradwelle nicht mehr eingriff. Der Zug begann bergab zu rollen. Der Heizer, laut Untersuchungsbericht "ein sehr kräftiger Mitarbeiter", zog auf der Lok die Kurbel der Klotzbremse für das Bremszahnrad mit aller Kraft an – "dies zeigte jedoch kaum Wirkung". Auch der Bremser und der Zugbegleiter begannen sofort, auf den beiden Waggons die Zahnradbremsen zu betätigen. Trotzdem rollte der Zug weiter bergab und wurde dabei immer schneller. Erst nach einigen Hundert Metern wurde er langsamer und kam schließlich nach etwa 350m Abwärtsfahrt zum Stillstand. Der Grund für das Versagen auch der dritten Lokomotivbremse waren wahrscheinlich Ölreste auf den Bremsrädern, die die Reibung entsprechend heruntersetzten. Erst als diese Verschmutzung abgerieben oder verdampft war, konnte die volle Bremswirkung einsetzen.

Die Achenseebahn hat vorbildlich reagiert: Nach der Erfahrung, dass die Klotzbremse durch Verschmutzung teilweise unwirksam ist, wurde vorgeschrieben, dass bei jeder Talfahrt diese Bremse auf 150m Fahrstrecke zu betätigen ist, sodass Fett- und Ölrückstände beseitigt werden. Weitere vorbeugende Maßnahmen für die Triebwerkswartung sind im Untersuchungsbericht erklärt.

Wieso ist dieser Vorfall "sicherungsanlagentheoretisch" interessant? Ein einfaches, "theoretisches" Modell der dreifachen Bremse könnte ja so aussehen:


Dieses Modell verleitet zu der Annahme, dass die Ausfallmöglichkeiten für die drei Bremsen unabhängig sind. Tatsächlich wird aber eben ein wesentlicher und hoch belasteter Teil des Triebwerks für die zwei ersten Bremsen benötigt, sodass ein besseres Modell so aussieht:


Die noch abstraktere Lehre, die man daraus ziehen kann, ist, dass das folgende Systemmodell zweier redundanter Systemteil A und B immer unrealistisch ist:


Stattdessen gibt es immer Systemteile (hier mit C bezeichnet), die von den redundant wirkenden Anteilen gemeinsam benötigt werden. Der Ausfall dieses Systemteils bewirkt eine Common Cause Failure (CCF). In diesem Fall tritt die CCF wegen der "intrinsischen Abhängigkeit" der Teilsysteme A und B sogar mit Wahrscheinlichkeit 1, also immer auf:


Das Modell für die Bremssysteme der Achenseebahn-Loks muss daher so aussehen:


Was enthält der allen drei Bremssystemen gemeinsame Anteil? Nun, zum Beispiel die Zahnstange! Ein Ausbruch eines längeren Zahnstangenstücks kann daher alle drei Bremsen lahmlegen. Die Konsequenz ist natürlich, dass dieser Systemteil so dimensioniert wird, dass sein Versagen praktisch unmöglich ist. Bei komplexeren Systemen sind solche "single points of failure" aber nicht immer leicht zu finden oder – sogar wenn sie bekannt sind – zu beseitigen.

Die Achenseebahn jedenfalls ist nach diesem Vorfall auf jeden Fall noch sicherer, weil die dritte Bremse und die Vorgelegewelle nun speziell beachtet werden.

Samstag, 22. September 2012

Eine Gabelfahrt in St.Pölten, 1986

Am 26.3.1986 kam es in St.Pölten zu einem Unfall, als ein Stellwerker am Stellwerk 3 direkt unter dem Zwischenwagen 7030.325 des Triebwagens 4030.305 die Weiche 65 umstellte. Das Ergebnis war eine klassische "Gabelfahrt", durch die beide durchgehenden Gleise 1 und 2 unbefahrbar wurden:

St.Pölten, Gabelfahrt, 26.3.1986

Auf der folgenden Skizze der betroffenen Gleise und Weichen sieht man, dass das Gleis 1 interessanterweise an zwei Stellen nach innen verschoben wurde. Es hat mich zehn Minuten Nachdenken gekostet, bis ich auf den Grund gekommen bin ... die Antwort steht ein Stück weiter unten.
Außerdem ist auch angedeutet, dass das Gleis 2 viel weniger verschoben wurde. Der Gleisrost, der aus den Weichen 64 und 63 besteht, hat wohl einen viel größeren Seitenverschiebewiderstand:


Hier sieht man die Gesamtsituation: Die 2062.35 steht mit dem Hilfszug auf dem Stumpfgleis 52a. Links steht der Steuerwagen des entgleisten Zuges, dahinter der Zwischenwagen, unter dem die Weiche umgestellt worden war. Daneben wird gerade die 111 084 der DB mit einem Schnellzug über das Güterzugsgleis 54 geleitet. Der Zug kann von dort gerade noch das letzte Bahnsteiggleis 12 erreichen – aber so kann wenigstens der Betrieb aufrecht erhalten werden, obwohl beide durchgehenden Streckengleise unbefahrbar sind:

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, links Stellwerk 3, 26.3.1986

DB 111 084 fährt über Gleis 54, St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Hier sieht man die erste Verschiebung des Gleis 1. Bis zu diesem Punkt war die Kupplung zwischen Trieb- und Zwischenwagen noch nicht gerissen, der Abknickwinkel zwischen den beiden war daher beschränkt. Mit dem führenden Drehgestell des Zwischenwagens wurde das Gleis 1 an das Gleis 2 herangezogen.
Hinter dem entgleisten Zwischenwagen steht hier der Triebwagen 4030.205, dahinter eine 2143, die ihn ein Stück weggezogen hat:

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Nachdem die Kupplung gerissen war, konnte der Zwischenwagen plötzlich in einem steileren Winkel zu den Gleisen stehen. Die Verschiebung des Gleis 1 hörte schlagartig auf. Sie begann aber wieder, als der Verdrehungswinkel des Zwischenwagens steiler wurde als die Drehgestelle sich verdrehen konnten. Die daraus folgende zweite Verschiebung des Gleis 1 unter dem Mittelwagen ist hier deutlich zu sehen. Zumindest mit einer Achse muss dann eines der Drehgestelle entgleist sein, was man aber auf meinen Fotos nicht gut erkennen kann.
Wodurch der Zug schlussendlich zum Stehen gekommen ist, weiß ich nicht. Durch den schiebenden Triebwagen ist ein Riss der Bremsleitung eher unwahrscheinlich – hat der Lokführer die Schwergängigkeit des Zuges bemerkt oder Geräusche durch die Gleisverschiebung oder die Entgleisung einer Achse gehört?

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, im Hintergrund eine 1099 mit Zug 6806, 26.3.1986

Hier noch einmal die 2143 und der zurückgezogene Triebwagen:

2143 und 4030.205, St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Über eine Kette wird der "gegabelte" Zwischenwagen nach dem Aufgleisen zurückgezogen werden:

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Vor dem entgleisten Wagen ist schon die Steuerung für die Hebehydraulik aufgebaut:

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Die hydraulischen Heber ("Manderl") sind bereitgestellt ...

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

... etwas später ist das letzte auch passend platziert:

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

St.Pölten, Unfall Gabelfahrt, 26.3.1986

Auf das erfolgreiche Eingleisen habe ich nicht mehr gewartet, stattdessen noch ein paar andere Loks fotografiert:

1040.011, St.Pölten, 26.3.1986

2143.14 mit 6615, St.Pölten, 26.3.1986

2045.15, St.Pölten, 26.3.1986

Mittwoch, 28. März 2012

Güterzugs-Unfall bei Pichling, 1981

Am 5.9.1981 hat es bei Pichling einen von Linz Richtung Enns fahrenden Güterzug "zerlegt". Ich weiß die Ursache nicht, würde aber auf den Bruch einer Radscheibe oder so etwas tippen. Die Verwüstung war erstaunlich. Die Strecke musste zwischen Asten-St.Florian und Linz gesperrt werden, was man schon in Wien West mitgeteilt bekam:

Verspätungen wegen Unfall in Pichling, Wien West, 5.9.1981

Ankündigung Schienenersatzverkehr Asten-St.Florian – Linz, Wien West, 5.9.1981

Die Umlaufpläne kamen gehörig durcheinander. Zwei schon damals nicht alltägliche Bespannungen:

1042.34 vor D544 "Jedermann", Wien West, 5.9.1981

2143.46 vor Postzug und 3 Liegewagen, Wien West, 5.9.1981

Dann fuhr ich Richtung Linz. In Asten-St.Florian, sonst ein verschlafener Durchfahrbahnhof an der Westbahn, mussten dann alle raus – großer Auflauf!

Asten-St.Florian, 5.9.1981

Am Bahnhofsvorplatz standen die Busse aufgereiht:

Asten-St.Florian, 5.9.1981

Diese und jene Lok musste auch in Oberösterreich für die Bespannung der Züge herhalten:

1245.08 mit 3621, Asten-St.Florian, 5.9.1981

Reisegepäck fiel in größeren Mengen an, die normalen Wege des Umladens wurden abgekürzt (weit weit im Hintergrund setzt die 1042 des eingefahrenen Zuges um):

Asten-St.Florian, 5.9.1981

Bei der Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr kamen uns schon die ersten Trümmer entgegen:

Asten-St.Florian, 5.9.1981

Die ersten Blicke auf die Unfallstelle waren noch eher unspektakulär:

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

2045.14 mit Hilfszug, Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Von der anderen Seite war die Situation aber nur als filmreif zu beschreiben:

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Bergepanzer habe ich sonst nie bei Bahnunfällen gesehen ...

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

... und so viel Publikum auch nicht. Das war allerdings sicher auch dem schönen Wetter und der idealen, amphitheater-artigen Situation zuzuschreiben:

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Wenigstens für die Fahrbarmachung eines Gleises rückte schon der Bautrupp an, samt Stopfmaschine und Schotterwagen:

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Unfall bei Pichling, 5.9.1981

Diesmal kommen die Sicherungsanlagen am Ende des Postings: Ich ließ es mir nämlich nicht nehmen, dann noch den Blockposten Pichling zu besuchen:

Block (DE) Pichling, 5.9.1981

Das Blocksignal in der Richtung, in der der Güterzug unterwegs gewesen war, hatte der – nun stundenlang sozusagen arbeitslose – Blockwärter wieder auf Halt zurückgestellt:

Block (DE) Pichling, 5.9.1981

Das Endfeld von Ebelsberg war wegen Verlustes eines ganzen Zuges nicht mehr zurückgeblockt worden:

Block (DE) Pichling, 5.9.1981

Und beim Anfangsfeld nach Asten war wegen des zurückgestellten Blocksignals die Wiederholungssperre schon eingefallen, aber natürlich kein Vorblock abgegangen:

Block (DE) Pichling, 5.9.1981

Gottseidank ist keinem Menschen etwas passiert. Teuer war die ganze Angelegenheit aber sicher!