Samstag, 21. September 2024

Wie ging Betrieb von deutschen Eisenbahnen im 19. Jahrhundert? - ein Anfang, mit Mut zur Lücke

Änderung 22.9.2024: Nach einem Blick in den Weber (den ich vorher hätte tun soll) habe ich die Perron- und Abschlusstelegraphen 1850 entfernt – siehe dazu den nun ergänzten letzten Abschnitt.

Ich habe mir die Frage in der Überschrift schon öfter gestellt; aber bis jetzt bei weitem keine befriedigenden Antworten gefunden. Also probiere ich nun, das, was ich irgendwo finde, einmal zu einem Bild zusammenzusetzen, bei dem man sich (oder zumindest ich mir) etwas vorstellen kann.

Ganz zu Anfang: "19. Jahrhundert" ist zu heterogen: Was 1890 Stand der Technik und was damals üblich war, ist schon sehr verschieden von dem, was 1850 möglich und Usance war. Und diese Entwicklung hat sich nicht stetig vollzogen, sondern in (vor allem technischen) Sprüngen – wobei andererseits viele alte Verfahren lange überlebt haben, weil sie auf untergeordneten Bahnen ihren Zweck auch erfüllt haben. Um's konkret zu machen, will ich drei Zeitpunkte auswählen, an denen ich versuche, Technik und Betrieb zu beschreiben: 1850, 1870 und 1890. Zu jedem dieser Zeitpunkte will ich mir eine Hauptbahn und, wenn sich das sinnvoll davon trennen lässt, eine untergeordnete Bahn ansehen; und dort mir jeweils sowohl Gedanken über eine Zugfahrt wie über den Verschub machen. Tendenziell möchte ich dabei eher nicht die jeweils modernsten Betriebsmittel beschreiben, sondern was "üblich" war – wenn sich das überhaupt irgendwie herausdestillieren lässt.

Was ist mein Ziel? Mein Ziel ist nicht eine Aufstellung vieler Details, sondern ein zusammenhängendes und verständliches Bild vom Betrieb zu bekommen: Wer tut da was, damit der Betrieb funktioniert? In diesem Gesamtbild spielen Weichenwärter und Blockwärter eine gleich wichtige Rolle wie Heizer und Lokomotivführer, sind – wenn es sich so ergibt – Pferde neben Dampfloks als Antriebskraft ebenso vorhanden wie Menschen. Das "Wimmelbild", das so womöglich entsteht, in eine erklärbare Form zu bringen, wird eine Herausforderung; die andere natürlich, Sachverhalte nicht zu willkürlich einzuführen, aber andererseits nicht nur am Formalen, Beweisbaren, Buchstäblichen kleben zu bleiben.

Wie gehe ich vor? Zuerst einmal wird hier ein "lebender Text" entstehen: Ich werde also immer dann, wenn ich meine, Korrekturen oder bessere Erklärungen anbringen zu wollen, den Text direkt ändern; in Maßen werde ich dabei eine Änderungshistorie mitführen.

Inhaltlich ist die einzige Möglichkeit, Beschreibungen von damals durchzulesen und daraus das Wesentliche und Interessante zu extrahieren. Wo es nur geht, werde ich mich auf vorhandene Primärliteratur stützen, allerdings mit mehreren großen "Abers":

  • Ich werde nicht nur die direkten Aussagen verwenden, sondern sie auch ausgiebig und hoffentlich vernünftig interpretieren, auslegen und damit auch um meine Gedanken und Vorstellungen ergänzen.
  • Ich werde mich eher wenig auf Vorschriften, Signalbücher und dergleichen verlassen, weil diese Dokumente erstens kaum Erklärungen und Beschreibungen liefern; und weil sie meiner Meinung nach oft Zielzustände beschreiben, die oft lange Zeit nicht so vorhanden waren oder gehandhabt wurden – der "Bestand" hatte (und hat) oft ein großes Beharrungsvermögen. Stattdessen suche ich nach den (wenigen) praktischen Beschreibungen, eventuell auch Lehrmaterial, solange und wo es sich nicht zu eng an Vorschriften anlehnt.
Sekundärliteratur werde ich im Lauf der Zeit dort einbeziehen, wo sie interessante Aspekte erklärt oder vielleicht auch nur andeutet. Was ich weitgehend vermeiden will, ist die übliche Einschränkung auf das Signalwesen, und dort wieder auf das Hauptsignal- und Blockwesen: Diese Systeme sind ausufernd dokumentiert worden, teils auch schon im 19. Jahrhundert selbst. Der Anordnung von Signalarmen und Lampen, der Funktion von Signalantrieben und anderen technischen Details ist dabei oft viel Aufmerksamkeit geschenkt worden, obwohl die betrieblichen Auswirkungen dieser Aspekte oft vernachlässigbar waren. Auf die Beschreibung der tatsächlichen Betriebsverfahren dagegen wird in solchen Dokumentationen oft – zumindest nach meiner Meinung – nicht sehr viel Wert gelegt.

Ich werde mit wenigen Unterlagen beginnen und die intensiv ansehen; dann, im Laufe der Zeit, hoffentlich Fehler und Lücken erkennen und reparieren. Beginnen will ich mit dem Szenario "Hauptbahn um 1850" noch vor Einführung eines elektrischen Telegraphen (der damals schon technisch verfügbar, aber noch nicht allgemein akzeptiert war).

Eine Hauptbahn um 1850

Die Grundlage dieses Abschnitts ist Carl von Damitz' "Bau und Betrieb der Eisenbahnen" von 1849. Damitz war "Abtheilungsbaumeister auf der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn" (NME) und ein gestandener Techniker, der offenbar sowohl vom Bau wie vom Betrieb viel verstand. Sein Buch ist flüssig geschrieben; braucht an einigen Stellen, vor allem wo es um den Eisenbahnbau geht, einiges an technischem und mathematischem Grundwissen; ist aber im Großen und Ganzen allgemeinverständlich und teils auch ziemlich ironisch. Wer will, kann einige Abschnitte auch als eine Management-Einführung lesen – seine Auslassungen über Zusammenarbeit, (Über-)Bürokratisierung, Bezahlung von Mitarbeitern und Ähnliches sollte man vielleicht in heutigen Zeiten auch beherzigen. Das ist aber nicht das, um was es mir hier geht.

Damitz beschreibt als zugrundeliegendes Fallbeispiel eine Eisenbahn von ca. 150 km Länge zwischen zwei größeren Städten, auf der eine Handvoll Züge pro Tag verkehrt. Ich weiß nicht, auf welcher "Abtheilung" der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn er tätig war; aber ich könnte mir vorstellen, dass er etwa die Strecke Guben—Liegnitz über Kohlfurt und Bunzlau unter sich hatte, die von 1844 bis 1846 zwischen der Berlin-Frankfurter und dem ersten NME-Abschnitt Liegnitz—Breslau entstand. Aus dieser Strecke nehme ich mir zwei willkürliche Bahnhöfe A und B heraus und skizziere die dazwischenliegende Strecke – eine Erklärung folgt gleich! (Klick öffnet ein größeres Diagramm)


Schauen wir uns dieses Bild einmal von oben nach unten an, bevor ich die Textstellen zitiere, aus denen ich es entwickelt habe:

  1. Der Streckenabschnitt hat eine Länge von etwa 12 km.
  2. Links und rechts sind die zwei Endbahnhöfe A und B zu sehen, wo jeweils ein "Bahnhofsinspector" seinen Dienst tut – i.W. das, was später Fahrdienstleiter genannt wurde.
  3. In den Bahnhöfen gibt es auch Weichenwärter (WW), die ihre eigenen Gebäude haben: In A nur eines auf der Seite Richtung B; in B andererseits, weil der Bahnhof wohl etwas länger ist, zwei auf der A-Seite (die jeweils andere Seite betrachte ich hier nicht).
  4. Entlang der Strecke gibt es Bahnwärter (BW), die i.d.R. ihren Dienst auch als Schrankenwärter tun. Es gibt aber noch zwei weitere Bahnübergänge, die eigene Schrankenwärter (SW) haben, die keine Bahnwärter sind.
  5. Die Bahnwärter-Posten sind halbwegs gleichmäßig verteilt, was einen mittleren Posten-Abstand von 12/9 ≈ 1,3 km ergibt.
  6. Bei jedem Bahnwärter steht ein "Linien-Telegraph", mit einem Arm auf jeder Seite und zusätzlich einem aufziehbaren Korb (in der Nacht wird stattdessen eine Lampe aufgezogen).
  7. Der Bahnhof wird gegen die Strecke nicht wirklich geschützt; man kann aber den Linien-Telegraphen, der beim äußersten Weichenwärter steht, als eine Art Einfahrsignal verwenden, wenn das für einen Bahnhof so sinnvoll ist.
  8. So etwas wie Ausfahrsignale gibt es gar nicht.

Die Details aus Carl v. Damitz' Text

Wie komme ich zu dieser Anordnung? Dazu schauen wir uns eine Reihe von Absätzen aus Damitz' Text an. Die Maße habe ich auf heutige Einheiten umgerechnet, Quelle dafür war das Amtsblatt der preußischen Regierung von 1869.

Zu Anordnung der Bahnwärter schreibt er auf S.39 unten:

In der Regel wird man es so einzurichten suchen, daß da, wo nicht Chausséen oder große Landwege quer über die Bahn gehen, die Uebergänge gleich für Wärterstationen und Telegraphen eingerichtet, d. h. nicht weiter als 300 bis 350 [1,1...1,3 km] Ruthen auseinander gelegt werden, eine Entfernung, auf welcher der Wärter von einem Telegraphen zum anderen sehen und die Bahnstrecke vorschriftsmäßig in Ordnung halten kann. Gewöhnlich liegen aber die Uebergänge näher beisammen und erleichtern die Arbeit des Wärters, weil die Umstände es so geboten.
Zum Bau der Telegraphen sagt er auf S.40 dann noch Folgendes:
Telegraphen werden gemeinhin aus starken fichtenen Bäumen von etwa 30 Fuß [10 m] Höhe gefertigt. Das untere Ende bleibt unbearbeitet und kommt 6 Fuß [2 m] oder tiefer in die Erde. Oben befinden sich 2 Arme, auf manchen Bahnen 3, von durchbrochenem Eisenblech, welche mittelst angebrachter starker Eisen von unten auf- und zugezogen werden, außerdem drei Laternenhalter oder zwei dergl. und eine große schwarze Platte. Der Baum ist mit Sprossen versehen, daß die Wärter daran bis oben in die Höhe steigen und etwanige Unregelmäßigkeiten in Ordnung bringen können. Später wird über den Gebrauch des Telegraphen gesprochen werden.
Zu den Dienstposten eines Bahnhofs erhalten wir auf S.45 folgende Informationen:
Der Bahnhofinspector, der Expedient, Perrondiener (Portiers) und einige Weichenzieher [Weichensteller], deren man auf jedem Bahnhofe mittlerer Wichtigkeit immer mehrere bedarf, so wie auf Stationen, wo eine Reserve-Locomotive steht und zur möglichen Aushülfe meistens geheizt werden muß, der Führer oder Feuermann sollten wenn irgend möglich auf dem Bahnhofe oder in dessen Nähe wohnen, da man nie alle Fälle vorhersehen kann und im Winter, wo der Bahnhof vielleicht weit von einer Stadt oder einem Dorf entfernt ist, die plötzliche Herbeischaffung dieser Beamten und Bedienten schwierig sein würde.
Später, auf S.91, kommt ebenfalls eine Beschreibung von Dienstposten und den Verantwortungen des Inspectors:
Für die einzelnen Bahnhöfe haben wir Bahnhofsinspectoren, denen die übrigen Stationsbeamten beziehungsweise subordinirt sind, insbesondere stehen die Weichensteller, Bahnhofsarbeiter, Locomotivführer und Feuermänner, wenn sie dort stationirt sind, unter dem Inspector, nicht minder auch bei durchgehenden Zügen das gesammte Fahrpersonal für die Zeit des Aufenthaltes auf dem betreff. Bahnhofe. Der Abgang der Züge zu einer außergewöhnlichen Zeit, das Entsenden einer einzelnen Maschine etc. geschieht auf seine Gefahr und nur in baulichen Angelegenheiten hat er sich an den Abtheilungsbaumeister zu wenden ... Wo Nachtzüge eingeführt sind, erhält der Bahnhofsinspector einen Assistenten, da wohl niemand den Tag- und Nachtdienst zugleich von ihm verlangen wird.

Zu den Verantwortungen der Bahnwärter steht auf S.93:

Zum Verschluß der Barrièren, wie zum Weitergeben der Signale stellt man nach der Localität, d. h. einmal in Bezug auf den Gesichtskreis und anderentheils mit Rücksicht auf die Wegeübergänge, Bahnwärter an, deren Pflicht außerdem die Beaufsichtigung der Bahn für ihre Strecke, Abhülfe kleiner Mängel auf derselben, Anzeige der größeren an den Bahnmeister und Beobachtung der Züge, wie der Bahnarbeiter, ist.
In den Bahnhöfen gibt es die Weichenwärter, die leider – auch auf S.93 – nur sehr kurz qualifiziert werden:
Die nächst höhere Stelle bei der Bahn ist die des Weichenstellers, deren auf jedem Bahnhofe, je nach der Größe und Ausdehnung desselben, 2, 3 und mehr stationirt sind, die Weichen der kommenden und abgehenden Züge richtig zu stellen.
Danach folgt ein kryptischer unfertiger Satz, der irgendwie eine Hierarchie beschreibt, aber es ist nicht klar, ob sich das auf die Bezahlung bezieht (was ich am ehesten annehme) oder auf irgendeine betriebliche Meldekette – die mir aber eher unsinnig erscheint, weswegen ich diesen Text auch ignoriere:
Vom Weichensteller zum Schaffner, zum Packmeister, zum Zugführer oder Bahnmeister, von da zum Stationsvorstand, Bahnhofsinspector, Betriebsinspector u. s. w.

Ab S.72 beschreibt er sein Fallbeispiel, beginnend mit diesem Text:

Bahn von 20 Meilen Länge [150 km], ... zu Doppelgeleisen eingerichtet, aber zunächst mit einem Geleise hergestellt. Die Oertlichkeit bedingt ... 130 Wegeübergänge. Bahnhöfe sind 8 vorhanden, darunter 2 in großen Städten [das sind lt. S.85 die beiden Endstationen].
Die 8 Bahnhöfe hätten im Mittel einen Abstand von 150 / 7 ≈ 21 km; ich habe mir einen etwas kürzeren Abstand von 12 km ausgesucht, damit ich nicht so viele Wärterposten hinmalen muss. Später, auf S.83, steht dann:
An Wärterhäusern werden 132 und an Telegraphen 130 erfordert. 6 Buden sind für Weichensteller erbaut.
Die 130 Wegeübergänge, 132 Wärterhäuser und 130 Telegraphen[-signale entlang der Strecke] passen gut zusammen. Ich nehme aber an, dass es einzelne Wärterposten gibt, die nicht an einem Bahnübergang liegen; und umgekehrt einzelne Wegeübergänge einen eigenen Schrankenwärter haben. Im Durchschnitt ist der Abstand zweier Wärter 150 / 130 ≈ 1,15 km oder etwas weniger, weil es ja auch noch die Bahnhöfe gibt. Das passt gut mit seinen Angaben von S.39 zum Abstand der "Wärterstationen und Telegraphen" zusammen.

Ab S.98 erfahren wir etwas mehr über die Liniensignale. Diese Signale haben, so interpretiere ich das, zwei verschiedene Funktionen:
  • Zum einen sind sie "Telegraphen-Linien", d.h. sie übertragen unabhängig von den Zügen Informationen entlang der Bahnlinie. Eine wesentliche Information, die hier übermittelt wird, ist: "ein Zug kommt von A" oder "ein Zug kommt von B"; aber auch das Gegenteil: "Der (laut Fahrplan oder vorheriger Ankündigung zu erwartende) Zug kommt nicht". Diese Information dient verschiedenen Zwecken:
    • Die Bahn- und Schrankenwärter erfahren dadurch, ob sie ihre Barrieren schließen müssen.
    • Dem Zielbahnhof wird die planmäßige Fahrt vorausgemeldet.
    • Wenn auf einer eingleisigen Strecke solche Liniensignale gegeneinander laufen, dann droht offensichtlich ein Zusammenstoß. Der Bahnwärter, der das feststellt, kann nun einerseits ein Linien-Signal "alles anhalten" an seine Nachbarsposten geben und andererseits einem der Züge entgegenlaufen, um ihn aufzuhalten (den anderen muss sein Nachbar stoppen).
    Neben diesen grundsätzlichen Informationen gab es einige, oder je nach Eisenbahn auch viele, weitere Liniensignale – Max Maria von Weber lässt sich darüber ziemlich kritisch aus, was ich vielleicht irgendwann kurz vorstelle. Wichtig waren in der Anfangszeit der Eisenbahn Hilfssignale, da die Lokomotiven nicht sehr zuverlässig waren; und am Ende des Betriebs (in der Nacht wurde am Anfang nur zögerlich gefahren) ein Signal für den Dienstschluss.
  • Neben dieser eigentlichen "Linien-Funktion" gab es aber auch noch die Notwendigkeit, die Züge zu informieren, und zwar vor allem über die Befahrbarkeit der Gleise: Denn auch die Schienen waren unzuverlässig und mussten daher nach jedem(!) Zug kontrolliert werden. v.Damitz schreibt dazu auf S.100:
    Daß diese [die Bahnwärter] sonst und zu der bekannten Fahrzeit der Personen- und Güterzüge auf ihren Posten sind und vor und hinter denselben ihre Strecken revidiren, versteht sich wohl von selbst.
    und auf S.101:
    Vor und nach jeder Fahrt begeht der Wärter seine möglichst nur 300° [Ruthen ≈ 1,1 km] lange Strecke, auf welcher er gewöhnlich in der Mitte steht, hängt an den beiden Endpunkten derselben auf kleine, sogenannte Revisionskreuze, die Blechnummer des eben passirten täglichen Zuges (von 1 bis 8 oder mehr) und meldet dem Bahnmeister bei dessen täglicher Bahnrevision den Zustand der Bahn.
    Wenn der Bahnwärter dabei ein Gebrechen feststellte, musste er kommende Züge aufhalten können – es geht hier also um ein Signal an die Zugmannschaft.
Tatsächlich lassen sich diese zwei Funktionen, also einerseits Informationsaustausch zwischen "Einrichtungen am Boden" und andererseits von diesen Einrichtungen zu den Zügen, nicht scharf trennen: Denn die Gebrechensmeldung an den Zug war auch eine an die Nachbarposten, die so die Bahnhöfe über das Problem informierten; und (siehe Weber) jede Eisenbahn erfand da ihre eigenen Signalbegriffe mit jeweiligen Bedeutungen und Regeln. Der Text von Damitz' scheint aber Signale vorauszusetzen, wo die erste Funktion über Signalarme, die zweite aber über einen hochgezogenen Korb wahrgenommen wird. Drei Bilder solcher Signale (der Oberschlesischen Eisenbahn) sieht man in einem Artikel von Piotr Zdanowicz auf der Webseite wachtyrz.eu. Damitz beschreibt ihre Verwendung bei verschiedenen Eisenbahnen auf S.99 so:
In Bezug auf die Signale selbst, so finden bei den verschiedenen Bahnen auch verschiedene Methoden statt, diese zu geben. Oft zieht man Morgens früh den Korb, läßt ihn bis zum Dunkelwerden oben und ersetzt ihn dann durch die Laterne, welche so lange oben bleibt, bis der letzte Zug am Stationsorte ist, wo Nachtzüge gehen, bis zum Morgen.
Oft zieht der Wärter Korb oder Laterne hoch, wenn durch den Locomotivführer die Dampfpfeife ertönt, läßt beides aber wieder herunter, wenn der nächste Bahnwärter das Signal aufgenommen hat. Die Bahn ist des Abends finster, der Wärter aber tritt mit seiner Handlaterne dicht an die Fahrbahn. Eine solche Einrichtung spricht wenig an und wir erklären uns mit der erstgenannten Art viel mehr einverstanden, denn es gewährt sicher einen erhebenderen Anblick, die ganze Bahn durch ihre Telegraphenlaternen erleuchtet zu sehen; es zeugt gewissermaßen für das auf ihr befindliche Leben, flößt Vertrauen für dasselbe ein und scheucht Uebelthäter zurück, die irgend ein Verbrechen beabsichtigen. Der Wärter selbst ist gesicherter und das wenige Oel der Laternenlampe kann für überwiegende Vortheile nicht in Betracht kommen.
Bei noch anderen Bahnen wird das Lichtsignal kurz vor dem Fahrsignal gegeben und mit diesem zugleich nach Ankunft des Zuges an dem Stationsorte eingezogen. Am angemessensten erscheint es, das Lichtsignal zu geben und stehen zu lassen, das Fahrsignal dagegen einzuziehen, wenn der Zug bei dem Telegraphen vorüber ist. Wozu das Stehenbleiben der Signale so lange? — Ob die Abgangsstation weiß und sieht, der Zug ist an der folgenden angekommen, oder ob sie es nicht weiß, ist völlig einerlei; will der Zug, wenn ihm ein Unfall zugestoßen, von dort Hülfe, so wird schon das Hülfssignal gegeben werden, anderenfalls wird er ruhig in dem folgenden Bahnhof einfahren.

Schlussendlich kommt er doch, auf S.100, zu einer möglichen(!) Bedeutung der Signale, aus der ich diese Trennung der Funktionen schließe:

Bezüglich der verschiedenen Fahr-, Absage-, Hülfssignale, so hat jede Bahn ihre desfallsigen Instructionen nebst Bahnpolizei und Strafreglements, weshalb wir sie hier wohl nicht weiter erörtern dürfen. Der Telegraphenarm kann drei verschiedene Stellungen erhalten, im Winkel von 45º aufwärts, in der Regel: der Zug kommt ! Im Winkel von 45º abwärts: der Zug kommt nicht! im rechten Winkel: eine Hülfsmaschine muß kommen. Korb hoch: die Bahn ist in Ordnung, halb hoch: es muß langsam gefahren werden, ganz herunter: der Zug muß halten u. s. w.

Parallel zu diesen ortsfesten Signalen sind auch die Züge selbst als Informationsträger verwendet worden, indem Fahnen oder Lampen anzeigen, ob und welche Folgezüge fahren oder nicht fahren. Das habe ich in meiner Skizze nicht untergebracht, und im Großen und Ganzen glaube ich, dass diese Signalisierung auch nur für außerplanmäßige Züge verwendet wurden, wie Nachzüge zu einem "Hauptzug". Damitz' Text ab S.99 dazu zitiere ich hier, aber eher, um ihn gleich wieder zu vergessen, weil ich mich vorerst nur auf den Regelbetrieb konzentrieren will:

Ein ebenfalls nicht zu billigender Gebrauch bei manchen Bahnen ist, daß ein Zug mit der rothen Fahne auf dem hintersten Wagen die Bahnwärter zum Stehenlassen des Signals veranlaßt. Fährt ein solcher Zug mit der rothen Fahne, so weiß der Wärter, daß ein Zug folgt, er weiß aber nicht, ob dies nach 10 Minuten oder nach einer und zwei Stunden oder noch später geschieht, gleichwohl bleibt das Signal stehen und giebt nicht selten zu großen Irrungen Anlaß. Das müßte nicht sein und mag immerhin die rothe Fahne den Wärter zur Aufmerksamkeit spornen, das Signal müßte unmittelbar hinter dem Hauptzuge fallen und sich mit der Abfahrt des nachfolgenden Zuges erst wieder erneuern. Dann würde niemals ein derartiges Mißverständniß vorkommen können. Fährt dagegen eine vorgehängte Maschine nach der Ankunft auf der Nachbarstation sogleich wieder zurück, so hat diese die Fahne aufgesteckt. Wird ein Zug zu ungewohnter Zeit von entgegengesetzter Seite erwartet, so hat der erste Wagen die Fahne voran. Bei Abend oder Nacht statt der Fahne die Laterne. Alles um die Bahnwärter zu avertiren.

Zu Telegraphen der Bahnhöfe, also Abschluss-Telegraphen oder Distanzsignalen sowie Perron-Telegraphen sagt v.Damitz nichts. Dagegen erwähnt er die Weichensignale auf S.49:

desgleichen ist bei jeder Weiche eine solche [Laterne] mit farbigem Glase und die Weichen selbst sind numerirt.
und erklärt auf S.102, dass sie damals – bei Schleppweichen und niedrigen Fahrgeschwindigkeiten – de facto die Bedeutung von Wegesignalen hatten:
Die Weichen auf den Bahnhöfen erhalten rothe und weiße Tafeln, rothe und weiße Laternen und die Locomotivführer sehen von Weitem schon an der Farbe der Weichentafel oder der Weichenlaterne, ob die Weiche selbst richtig steht, denn die Tafel etc. dreht sich mit derselben und zeigt offen "roth"; zu - "weiß“, oder umgekehrt.
Der Lokführer hatte also eine Mitverantwortung dabei, ob der korrekte Fahrweg eingestellt und befahren wurde; wenn das nicht der Fall war, musste er anhalten.

Ein wenig von Max Maria v. Weber zur Signalisierung von 1850

Aus Max Maria v. Webers "Telegraphen- und Signalwesen der Eisenbahnen" von 1867 habe ich für drei Eisenbahnen mit "schlesisch" im Namen einmal Signalbilder aus dem Anhang (S. 237 ff.) zusammenkopiert – "schlesisch" deshalb, um Informationen zu finden, die einigermaßen zu Damitz' Text passen:


Seine Legende für die hier von ihm verwendeten Symbole ist die Folgende:


Ganz perfekt passen die Signale nicht mit den drei Bildern auf der weiter oben verlinkten Webseite zusammen; aber wenn wir annehmen, dass die Körbe bis 1867 aufgelassen wurden, dann zeigen die zwei unter 45° nach oben gerichteten Arme doch genau das Bild, das Weber für die Oberschlesische Eisenbahn angibt!

Wie sieht es mit Abschluss-Telegraphen/Distanzsignalen/Einfahrsignalen aus? Nicht um 1850, wie uns Weber auf S.88 erklärt:

Gewiss scheint, dass vor dem Jahre 1850 sich kein mittels langen Drahtzuges bewegtes Signal, mit dem Zwecke des Distanzsignals, in Deutschland befunden hat.
und kurz darauf
Erst in neuester Zeit [also wohl Anfang der 1860er Jahre] hat es [das System der Distanzsignale] auch zur Absperrung der Stationen Anwendung gefunden.
Bei Weber habe ich auch versucht, etwas herauszufinden über die Weichensignale in der Frühzeit der Eisenbahn. Allerdings sagt er nichts Spezifisches dazu; löblich erwähnt er das Bendersche Signal, das allerdings erst um 1850 entstanden ist und sich zuerst in Österreich verbreitet hat – bis es, wenn überhaupt, auf eine mittel- oder norddeutsche Bahn gelangt ist, dürften 10 oder 15 Jahre vergangen sein. Für meine, oder v.Damitz', Strecke von 1850 kann ich es nicht annehmen.

... und damit ist, für eine Eisenbahn des Jahres 1850, auch schon alles zur Sicherung der Bahnhöfe gesagt, was sich aus Webers Text herauslesen lässt.

 

An dieser Stelle mache ich einmal Schluss, weil ich, glaube ich, alle hilfreichen Ausschnitte aus v.Damitz' und Webers Texten aufgeführt habe. Als nächstes könnte ich dann ein erstes Mal versuchen, den Ablauf einer Zugfahrt zu beschreiben!

Auswahl aus den Bildern 20001...30000 der Gruppe SIK_01 der Sammlung Industriekultur

In den nächsten 10000 Bildern nach aufsteigendem Bildcode habe ich nur 302 gefunden, auf die meine Kriterien passen (siehe vorheriges Posting).

Herkunftsländer der Bilder sind diesmal Österreich (AT), Belgien (BE), die Schweiz (CH), Deutschland (DE), Großbritannien (GB), Kroatien (HR), Indien (IN), Italien (IT), die Philippinen (PH), Polen (PL), Slowenien (SI) und die Türkei (TR):

[A][D]SIK_01-020707 # # Weichenhebel, Moradabad, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020711 Formsignal, Moradabad, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020713 Weichenhebel, Moradabad, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020714 Formsignale, Weichenhebel, Moradabad, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020718 # # # Formsignale, Gestängeleitungen, Kanpur - Lucknow, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020761 # # Gestängeleitung, IR Museum, New Delhi, IN, 1988
[A][D]SIK_01-020769 Weichenhebel, IR Museum, New Delhi, IN, 1988
[A][S]SIK_01-021068 Stellwerk, Läutewerke, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021069 # Zwergsignal, el.Weiche, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021071 Stellwerk, Läutewerke, Zwergsignal, Endesignal, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021153 # Signalbrücke, Stellwerksgebäude, Winterthur, CH, 1988
[A][E]SIK_01-021169 # Zwergsignale, Lichtsignale v.h., Weichen DKW, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021173 Stellwerk, Läutewerke, Zwergsignal, Endesignal, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021185 # Stellwerk, Läutewerke, Zwergsignale, Winterthur, CH, 1988
[A]SIK_01-021195 Museums-Formsignal, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021197 Stellwerk, Läutewerke, Zwergsignale, Winterthur, CH, 1988
[A][I][S]SIK_01-021198 Stellwerksgebäude, Weichenhebel, Weiche, Winterthur, CH, 1988
[A]SIK_01-021199 Lichtsignale, Winterthur, CH, 1988
[A][I][S]SIK_01-021200 Stellwerksgebäude, Weichenhebel, Drahtzugkanäle, Winterthur, CH, 1988
[A]SIK_01-021202 EKW, DKW, Winterthur, CH, 1988
[A][S]SIK_01-021203 # # # # # # # Stellwerksgebäude, Lichtsignale, Weichen, Zwergsignale, Winterthur, CH, 1988
[A]SIK_01-021211 Rangier-Lichtsignale, Winterthur, CH, 1988
[A][E]SIK_01-021262 # # Weichen, Zwergsignale v.h., Winterthur, CH, 1988
[A][E]SIK_01-021332 Lichtsignale, Altstätten, CH, 1988
[A][E]SIK_01-021337 Weichen, Rangiersignal, Lichtsignal, St. Gallen, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022390 # # # Lichtsignale, Thun-Brig?, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022394 Licht-Vorsignal, Thun-Brig?, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022398 # Lichtsignal v.h., Signum-Magnete, Thun-Brig?, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022406 Lichtvorsignal, Neigungsanzeiger, Spiez, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022409 ÖBB 1044.123, BLS Be 4/4 762, Spiez, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022410 Lichtsignale, Spiez, CH, 1988
[A][E]SIK_01-022412 # # # stehende und liegende(!) Lichtsignale, Spiez, CH, 1988
[A][D]SIK_01-022434 Weiche, Bauma-Neuthal?, CH, 190x?
[I]SIK_01-022503 mech.Stellwerk, St. Gallen, CH, 1988
[A][S]SIK_01-022513 # # Stellwerksgebäude, Weiche, Läutewerke, St.Gallen, CH, 1988
[A][S][E]SIK_01-022540 # Weichen, Stellwerksgebäude, Läutewerke, St. Gallen, CH, 1988
[A][D]SIK_01-022762 # # Weichen, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022769 # # # Weichen, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022775 Weichen, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022786 Weiche, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D][!]SIK_01-022789 Weiche, Weichensteller, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022790 # Weichen, Central Azucarera De La Carlota - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022834 # # # Weichen, Victorias Sugar Mill, La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022847 Weiche, Victoria Sugar Mill - La Carlota, PH, 1989
[A][D]SIK_01-022850 # Weichen, Stahlschwellen, Holzschwellen, La Carlota, PH, 1989
[A][!]SIK_01-022868 Stahlschwelle, Grenzzeichen?!, Madras, IN, 1989
[A][D]SIK_01-022883 # Weichen, Milepost, Madras, IN, 1989
[A][S][E]SIK_01-022885 # Stellwerksgebäude, el.Weichen, Entgleisungsweiche, Madurai, IN, 1989
[A][D]SIK_01-022929 # Weichen, Licht-Rangiersignale, Madurai, IN, 1989
[A][D]SIK_01-022946 # Formsignale, Ranchi, IN, 1989
[A][D]SIK_01-022949 # # Stahlschwellen, Telegrafenleitungen, Ranchi, IN, 1989
[A][D]SIK_01-023003 Weiche, Stellwerksgebäude?, Hawaiian-Philippine Company - Silay City, PH, 1989
[A][D][!]SIK_01-023024 # Weichen, Hawaiian-Philippine Company - Silay City, PH, 1989
[A][D]SIK_01-023052 Weiche, Victorias - Victorias City, PH, 1989
[A][D]SIK_01-023059 Weiche, Victorias - Victorias City, PH, 1989
[D][!]SIK_01-023062 # Dampflok und Pferd, Victorias - Victorias City, PH, 1989
[A][E]SIK_01-023359 # Lichtsignal, Rangiersignal, Abfahrsignal, Weiche, DKW, Thun, CH, 1989
[A][E]SIK_01-023362 Lichtsignal, Rangiersignal, Abfahrsignal, Weichen, Thun, CH, 1989
[A][S][!]SIK_01-023660 # # # # Weichen, Zwergsignale, Abbruch Stellwerksgebäude, Winterthur, CH, 1989
[A][E]SIK_01-023777 Anfangssignal, zwischen Gontenbad und Appenzell
[A][E]SIK_01-023779 # # Lichtsignal, Steinegg, CH, 1989
[A][D][E]SIK_01-023791 Zugschlusssignal, Weissbad, CH, 1989
[A][E]SIK_01-023863 Lichtsignal, St. Gallen - Trogen, CH, 1989
[A][D]SIK_01-024132 # # Weichen, Gairo, IT, 1989
[A][D]SIK_01-024136 Weiche, Gairo, IT, 1989
[A][D][V]SIK_01-024141 Weiche, Sargono, IT, 1989
[I][!]SIK_01-024143 Telegraf, Sargono, IT, 1989
[A][D]SIK_01-024144 Weiche, Cagliari, IT, 1989
[A][D]SIK_01-024168 Lichtsignal v.h., Samedan, CH, 1989
[A][D][E]SIK_01-024180 # # Lichtsignal, La Punt, CH, 1989
[A][E]SIK_01-024188 Lichtsignal, La Punt, CH, 1989
[A][D]SIK_01-024251 Lichtsignal, Bauma, CH, 1989
[A]SIK_01-024264 Doppelweiche, Affoltern, CH, 1989
[A][E]SIK_01-024469 Lichtsignal, Weichen, Wald, CH, 1989
[A][B][E]SIK_01-024470 Weiche, Ae 3/6I Zustellung Postwagen eingepflastertes Gleis, Wald, CH, 1989
[A][E]SIK_01-025236 # Geschwindigkeitstafel, Gais, CH, 1989
[A][E]SIK_01-025247 # # Lichtsignale, Licht-Rangiersignal, DKWs, St. Gallen, CH, 1989
[A][S]SIK_01-025250 # Stellwerksgebäude, Museums-Formsignale, DKWs, St. Gallen, CH, 1989
[A][E]SIK_01-025252 # Lichtsignale, Licht-Rangiersignal, DKWs, St. Gallen, CH, 1989
[A]SIK_01-025257 Anfangssignal, St. Gallen, CH, 1989
[A][D]SIK_01-025402 # # Signale?, Elk?, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025414 Weiche, Formsignale, Elk?, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025420 Weiche, Gleissperre, Elk, PL, 1989
[A][S][D]SIK_01-025433 # # # Weichen, Grenzzeichen, Lichtsignal, Stellwerksgebäude?, Elk?, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025439 Formsignale, Nowa Sol, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025931 # Sperrsignal an einer Drehscheibe, Gniezo, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025941 Drahtzugleitungen, Wolsztyn?, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025947 # # # # # Licht-Rangiersignal, Wolsztyn?, PL, 1989
[A][D]SIK_01-025954 # Licht-Rangiersignal, DKW, Formsignale, Wartetafel?, Wolsztyn?, PL, 1989
[A]SIK_01-026764 Schrankenkurbel, Hadkiri?, TR, 1990
[A][D]SIK_01-026765 # # # # # Drahtzugleitung, Hadkiri?, TR, 1990
[A]SIK_01-026772 Weichen, Hadkiri?, TR, 1990
[A][D][V]SIK_01-026777 Drahtzugleitung, ?, TR, 1990
[A][D]SIK_01-026795 Weiche, Adana, TR, 1990
[A]SIK_01-026806 Glocke, Kilometrierung, Sultandagi, TR, 1989
[A][D]SIK_01-026840 Weiche, Egridir?, TR, 1989
[A][D][V]SIK_01-026851 Lichtsignale, Egridir?, TR, 1989
[A][D]SIK_01-026869 # # # Weiche, Ausfahr-Formsignale (ein Arm verbogen), Drahtzüge, Yenice, TR, 1989
[A][D]SIK_01-026911 # # # Weiche, Izmir?, TR, 1990
[A][D]SIK_01-026917 # rechtwinklige Kreuzungen, Izmir-Alsancak, TR, 1990
[A]SIK_01-026930 Weichen, Izmir, TR, 1990
[A]SIK_01-027060 Weiche, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A]SIK_01-027071 Weiche, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A]SIK_01-027074 Segmentdrehscheibe, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A]SIK_01-027139 # # Drehscheibe, Weiche, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A]SIK_01-027144 Drehscheibe, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A][B]SIK_01-027150 Drehscheibe, Rangieren mit Gabelstapler?, SLM - Winterthur, CH, 1990
[D]SIK_01-027160 # Fertigung ÖBB 999.2, SLM - Winterthur, CH, 1990

(ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

[D]SIK_01-027204 Zahnräder für ÖBB 999.2?, SLM - Winterthur, CH, 1990

(ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

[A]SIK_01-027443 # # Drehscheibe volle und halbe Normalspur, SLM - Winterthur, CH, 1990
[A]SIK_01-027762 Lichtsignale, Winterthur, CH, 1990
[A][S][E]SIK_01-028521 # # Stellwerksvorbau, Läutewerke, Weiche, Aathal, CH 1990
[A][E]SIK_01-028524 # Lichtsignal, Zuglängensignale?, Aathal, CH, 1990
[A][S][E]SIK_01-028526 # # Stellwerksvorbau, Läutewerke, Weichen, Lichtsignal, Neigungsanzeiger, Aathal, CH 1990
[A][E]SIK_01-028678 # Einrichtungen der Straßenbahn-Standseilbahn Triest - Opicina, Triest, IT, 1990
[A][E]SIK_01-028681 # # # # # # # # Weichen, Einrichtungen der Straßenbahn-Standseilbahn Triest - Opicina, Triest, IT, 1990
[A]SIK_01-028693 Lichtsignal, Triest, IT, 1990
[A][D]SIK_01-028697 Weichen, Lichtsignal v.h., Split, HR, 1990
[A]SIK_01-028698 Neigungsanzeiger, Split, HR, 1990
[A][D]SIK_01-028709 # # # # Grenzzeichen, Hrastnik?, SI, 1990
[S]SIK_01-028721 Stellwerksgebäude?, Ljubljana?, SI, 1990
[A][D]SIK_01-028739 einarmiges Ausfahrgruppen-Formsignal, Ljubljana - Split?, SI, 1990
[A][D]SIK_01-028750 einarmiges Formsignal, Drahtzugleitungen, Ljubljana - Split?, SI, 1990
[A][D]SIK_01-028752 # einarmige Formsignale, Weiche, Ljubljana - Split?, SI, 1990
[S][D]SIK_01-028755 Stellwerksgebäude, Novo mesto, SI, 1990
[A][D]SIK_01-028756 Weichen, zweiarmiges Formsignal, Grenzzeichen, Novo mesto, SI, 1990
[S][D]SIK_01-028760 Stellwerksgebäude, Ljubljana, SI, 1990
[I][D][!]SIK_01-028761 Streckenblock-Ring (lt. Bildbeschreibung), Ljubljana, SI, 1990

(ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

[A][S][V]SIK_01-028763 # # Hektometersteine, Stellwerksgebäude, Licht-Sperrsignale, Rosenheim, DE, 1990
SIK_01-028766 Bregenz, AT, 1990
SIK_01-029345 Watt'sche Geradführung, Glasgow, GB, 1990
[A]SIK_01-029482 Museums-Formsignal, Newcastle, GB, 1990
[A][D][V]SIK_01-029497 Formsignale, Weichen, Gestängeleitungen, Drahtzugleitungen, Beamish Museum, GB, 1990
[A][D][V]SIK_01-029502 Formsignale, Weichen, Gestängeleitungen, Drahtzugleitungen, Beamish Museum, GB, 1990
[A][!]SIK_01-029503 Formsignal, Beamish Museum, GB, 1990
[A][E]SIK_01-029540 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Zwergsignal, Weichen, Signum-Magnete, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029541 Licht-Vorsignal, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029545 Lichtsignal auf Viadukt, Zürich-Stadelhofen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029679 # Lichtsignal auf Viadukt, Zürich-Stadelhofen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029685 Lichtsignale auf Viadukt, Zürich-Stadelhofen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029697 Lichtsignale, Zürich-Stadelhofen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029717 # # # # Lichtsignale (teils noch verhüllt), Zwergsignal, Weichen, Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029723 # # # Lichtsignale (teils noch verhüllt), Zwergsignal, Weichen, Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029728 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Zwergsignal, Weichen, Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029730 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029733 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029735 Verhülltes Lichtsignal, Signum-Magnete, Anfangstafel, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029736 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Halteorttafel (Meter)n, Weichenbau, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029737 Lichtsignale, Halteorttafel (Meter)n, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029738 Lichtsignale (teils noch verhüllt), Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029741 Zwergsignale, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029743 Zwergsignale, el.Weichen, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][V]SIK_01-029758 # Anfangstafel auf Viadukt, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029765 # # # # # # Lichtsignale auf Viadukt, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A]SIK_01-029791 Lichtsignale auf Viadukt, Zürich-Wipkingen, CH, 1990
[A][S][V][E]SIK_01-029817 # Abfahrsignale, Reiterstellwerk, Zollikofen, CH, 1990
[A]SIK_01-029822 Weiche, St.Sulpice, CH, 1990
[A][S]SIK_01-029825 Läutewerke, Stellwerksvorbau, Noiraigue, CH, 1990
[A]SIK_01-029851 ortsbediente Weiche, Schindler - Altenrhein, CH, 1990
[A][E]SIK_01-029852 Haltetafel, Heiden, CH, 1990
SIK_01-029858 Lustenau-Markt, AT, 1990
[A][D]SIK_01-029923 Licht-Rangiersignale, Signum-Magnete, Weiche, Martigny, CH, 1990
[A][D]SIK_01-029927 # Weichen, Martigny, CH, 1990
[A][E]SIK_01-030000 # Lichtsignale v.h., Zwergsignale, Schutzweiche, Lausanne, CH, 1990
[A][D]SIK_01-030289 # # Weiche, Industriekultur-Konferenz - Brüssel, BE, 1990
[A][D]SIK_01-030295 Weiche, Industriekultur-Konferenz - Brüssel, BE, 1990
[!]SIK_01-030326 Auslegerkran-Geradführung, Temse, BE, 1990

Mittwoch, 18. September 2024

Mein Tool-Support für die Durcharbeitung der "Sammlung Industriekultur"

Änderung 19.9.2024: Bild-Identifikatoren auf richtige Namen umgestellt, Vorgehen zum Überspringen vieler Bilder erklärt.

In diesem Posting will ich kurz erklären, wie ich beim Durchschauen der 260000 Bilder der ETH-Library vorgehe. Eine Viertel-Million Bilder ist eine enorme Menge. Je nach Dauer der Betrachtung und Anzahl der ausgewählten Bilder kommt man auf Wochen und Monate, die man da vor dem Bildschirm verbringt – nicht eingerechnet die Zeit, die man mit Warten verbringt, weil der Bild-Server oder das Internet oder der eigene Rechner einen immer wieder "hängen lassen ...".

Man muss sich überlegen: Wenn man sich je Bild eine Sekunde an Arbeit erspart, dann sind das 260000 / 86400 = 3 volle Tage, die man für andere Hobbies an Zeit gewinnt: Es zahlt sich also aus, den Bearbeitungsprozess möglichst zu optimieren, damit man wenigstens nur Zeit für das aufwendet, das sowieso gemacht werden muss: Bilder betrachten, entscheiden, Texte formulieren ...

Ohne eine Software geht es nicht; die soll aber so einfach wie möglich sein. Und ohne ein Eingehen auf alle Aspekte dieser Arbeit geht es auch nicht – man muss sich zumindest mit einigen praktischen

  • psychologischen,
  • ergonomischen und natürlich auch
  • technischen
Themen beschäftigen. Im Folgenden beschreibe ich mehr oder weniger knapp, wie ich dieses Problem angehe.

Daten 1

Die Webseite der ETH-Bibliothek bietet seit kurzem nicht mehr die Möglichkeit, dass man sich durch die Bilder "durchklickt". Das hat mich zuerst irritiert, im Nachhinein hat sich das aber als Segen erwiesen, weil ich mir eine kleine Software schreiben konnte, die vollkommen unabhängig von den Features auf der Webseite ist – alles, was ich brauche, sind Links zu all den Bildern. Dazu hat mir die ETH-Bibliothek auf Nachfrage dankenswerterweise fünf CSV-Dateien zur Verfügung gestellt, die durch Semikolon getrennt folgende Informationen enthalten:

  • Den Bildcode, das ist eine eindeutige Identifikation des Bildes (in diesem Fall sind das Zeichenketten, die mit "SIK" beginnen);
  • einige Felder, die den Inhalt mehr oder weniger gut beschreiben;
  • zuletzt ein stabiler DOI-Link (ein normaler https-Link mit Domain doi.org) zum Öffnen einer Seite mit dem Bild und den Bildinformationen.
Die Dateien sind nach den Gruppen SIK_01 bis SIK_05 aufgeteilt, aber jeweils nicht sortiert, daher musste und konnte ich mich entscheiden, in welcher Reihenfolge ich die Bilder durchgehen will. Ich habe mich für die Reihenfolge nach aufsteigendem Bildcode entschieden. Weil das die erste Spalte ist, konnte ich die Dateien mit einem Texteditor passend sortieren. Für meinen Prozess und mein Tool gibt es daher neben dem Bildcode und dem DOI-Link noch einen dritten "Identifikator", nämlich die Zeilennummer in der jeweiligen CSV-Datei – ich nenne sie im Folgenden CSV-Nummer.

Nach Rückfrage bei der ETH-Bibliothek habe ich die Dateien (mit ASCII-Encoding und nach Bildcode sortiert) nun auch hier zum Download verlinkt, wenn jemand selbst an einer Weiterverarbeitung interessiert ist:

Software-Design

Meine Software muss ergonomisch bedienbar sein: Jede unnötige Bewegung kostet nur Zeit. Da zumindest ein Teil der Arbeit an der Tastatur erfolgen muss (Texterstellung, eventuell Suchen), sollten also auch alle anderen Aktionen über die Tastatur erfolgen; und dort, ohne dass Tasten nur zur Aktionsauswahl gedrückt werden müssen (Wechseln in ein Menü o.ä.). Die klassische Lösung für dieses Problem ist ein "Command-Line-Interface", also die Verwendung von Textbefehlen. Und weil ich den uralten AWK besser beherrsche als alle Shell-Sprachen der Welt, habe ich mich dafür entschieden, mein Toolchen damit zu schreiben. Gnu-AWK 4.1.3 gibt es als Windows-EXE, damit lege ich los.

Daten 2

Die Daten aus einer CSV-Datei (oder auch mehreren) lege ich drei "associative arrays" ab:

  • id[i] enthält für i=1, 2, ... den Bildcode des i-ten Bildes.
  • ln[i] enthält den DOI-Link des i-ten Bildes.
  • tx[i] enthält alle die Felder dazwischen.
Der AWK-Code dafür ist einfach: Im BEGIN-Block (der einmal beim Start des Programms ausgeführt wird) liest man die ganze CSV-Datei ein und füllt deren Daten passend in die Arrays:
BEGIN {
  FS = ";"
  for (n = 1; getline < csvfile; n++) {
    id[n] = $1
    ln[n] = $NF
    for (j = 2; j <= NF - 1; j++) tx[n] = tx[n] $j ";"
  }
}

Programmaufbau

Alles weitere erfolgt durch Lesen des stdin: Dort gebe ich Befehle ein, die jeweils als regulärer Ausdruck erkannt werden. Nach jedem Befehl wird zumindest ein Prompt ausgegeben, bei vielen Befehlen aber natürlich ein Bild angezeigt. Der Aufbau des Gesamtprogramms sieht daher so aus;

/Befehlsmuster/ {
  Befehl ausführen
  prompt()
  next
}
...
/Befehlsmuster/ {
  Befehl ausführen
  showAndPrompt(i)
  next
}
...

prompt() und showAndPrompt()

Das Anzeigen eines Prompts ist ein einfaches printf eines (vorerst) Größer-Zeichens (im Gegensatz zu print wird dort am Ende kein Newline erzeugt, was ich mir hier wünsche):

function prompt(){
  printf ">"
}
Wie öffnet man ein Bild, wenn man den DOI-Link hat? Das geht einfach: Auf der Kommandozeile start microsoft-edge:DOI-Link eingeben (habe ich irgendwo bei Stackoverflow gefunden). showAndPrompt() geht deshalb einfach so:
function showAndPrompt(i){
  system("start microsoft-edge:" ln[i]);
  prompt()
}

Wie startet die ganze Sache? Ich füge am Ende des BEGIN-Blocks einen Aufruf showAndPrompt(i = 2) ein, damit das erste Bild schon mal aufgeht (die erste Zeile der CSV-Datei ist eine Kopfzeile). Nach dem Öffnen eines neuen Browser-Fensters beweist ein Aufruf

gawk -f sik.awk -v csvfile=SIK_01.sorted.csv
dass alles funktioniert!

Navigation

Die ersten Befehle dienen nun dazu, das nächste und vorherige Bild anzuzeigen ...

/^\+$/ {
  showAndPrompt(++i)
  next
}
/^-$/ {
  showAndPrompt(--i)
  next
}
..., auch mal weiter zu springen ...
/^[+-][0-9]+$/ {
  showAndPrompt(i += 0 + $0)
  next
}
... und ein bestimmtes Bild anzuzeigen:
/^[0-9]+$/ {
  showAndPrompt(i = 0 + $0)
  next
}
Das kann man nun schon einmal fröhlich ausprobieren (Enter schließt die Befehlseingabe ab, Alt-Tab wechselt jeweils vom Browser zurück zur Command-Line):
gawk -f sik.awk -v csvfile=SIK_01.sorted.csv
>+Enter
Alt-Tab >–Enter
Alt-Tab >314Enter
Alt-Tab >-3Enter
Alt-Tab >+Enter
Alt-Tab >+Enter
Alt-Tab >+Enter
Alt-Tab >
... Achtung – nicht dem Immer-Weiter-Blätterwahn verfallen! Da ist noch einiges zu tun.

Zumindest einen Befehl zum Beenden brauchen wir noch – schnell ergänzt:

/^q$/ {
  exit
}

... und eine letzte Zeile, wenn man was eingibt, was das Programm nicht versteht:

{
  print "???"
  prompt()
}

Ergonomie und Psychologie 1

Ein "perfektes Blättern" würde mit einem einzigen Tastendruck erfolgen – mein Toolchen braucht vier: + Enter Alt Tab. Wenn aber beide Hände passend auf der Tastatur liegen, dann kann man diese Tasten ohne viel Bewegung drücken: + Enter geht mit Ringfinger und kleinem Finger der rechten Hand (sowohl auf der normalen wie auf der numerischen Tastatur), Alt Tab mit Daumen und Ringfinger der linken Hand (evtl. nach ein wenig Übung). Ergonomisch sind das damit "nahezu" nur zwei zu drückende Tasten. Ganz selten allerdings irren sich meine Finger rechts, und ich drücke Enter vor +: Dann erhalte ich die Fehlermeldung ???, und ein + steht da und nichts passiert ... da muss noch was verbessert werden. Wie das geht, kommt gleich.

Damit kommen wir zur Psychologie: Tatsächlich bevorzuge ich die zwei getrennten "Befehle" +Enter für das Weiterblättern und Alt-Tab für das Zurückschalten zur Befehlszeile: Denn mir scheint, dass man sich tatsächlich in einem von zwei verschiedenen "Modi" befindet: Entweder dem "Bildmodus" oder dem "Befehlsmodus"; diese beiden Befehle schalten dazwischen ganz explizit hin und her. Ich komme später zu einem Befehl, wo ich eine Zeitlang "gestolpert" bin – erst eine Änderung des Befehlsverhaltens wegen dieser Modus-Sache hat diesen "Schluckauf" repariert.

Das falsche Drücken Enter +, nach dem man auf das nächste Bild wartet, ist genau deswegen unangenehm: Man ist im Kopf im Bildmodus, das Programm ist aber noch im Befehlsmodus – es dauert "ewig", bis man das kapiert und reagiert. Die korrekte Reaktion ist nun ein alleiniges Enter – da aber +Enter längst im Kopf als "ein Befehl" abgespeichert ist, drückt man das nun noch einmal – und erhält (wegen der resultierenden Eingabe von ++Enter) nun eine Fehlermeldung! Auch wenn dieser Fall bei einiger Übung nur sehr selten auftritt, hilft es dennoch, wenn man den +-Befehl dafür erweitert: Auch zwei +-Zeichen sollen erlaubt sein – oder gleich mehrere:

/^\++$/ {
  showAndPrompt(++i)
  next
}

Noch zwei "psychologische Punkte":

  • Die Bilder sind im Programm durch ihre CSV-Nummer identifiziert; im Bildmodus, also auf der Seite der ETH-Bibliothek, sieht man diese aber nicht. Tatsächlich braucht man sie dort auch nicht, sondern nur im Befehlsmodus (u.a. wenn man dort eine CSV-Nummer zum Springen angeben will). Man sollte diese Information also explizit machen – dazu erweitere ich prompt():
    function prompt(i) {
      printf "%d>", i
    }
  • Auf der ETH-Seite erscheint i.d.R. (zumindest bei mir) ein englischer Bildtext, der außerdem sehr häufig eher schlecht (weil wörtlich übersetzt) ist. In den CSV-Dateien steht der bessere deutsche Originaltext – ihn will ich auch sehen. Dazu ändere ich die prompt()-Funktion noch einmal:
    function prompt(i) {
      printf "%d %s\n>", i, tx[i]
    }
    Tatsächlich befriedigt eine solche Ausgabe nicht: Die kombinierte Information
    123 Kanton ZH, Zürich, SBB Depot, C5/6 2953;;1/1966-2/1966;
    muss ich gedanklich wieder in "Zahl" (123) und Text (alles danach) zerlegen: Ein unnötiger Denkaufwand (später werden wir sehen, dass solche Vorgänge wichtigere Denkabläufe so stark stören können, dass man praktisch nicht effizient arbeiten kann). Nach mehreren Ausgabe-Versuchen, bei denen ich jeweils mit einem ganz kurzen Blick die beiden Informations-Stücke "direkt sehen" wollte, bin ich nun bei folgender Version angelangt:
    function prompt(i) {
      printf "\n%s\n%d>", tx[i], i
    }
    was folgende Ausgabe ergibt:
    2>+121

    Kanton ZH, Zürich, SBB Depot, C5/6 2953;;1/1966-2/1966;
    123>
    Die CSV-Nummer 123 ist hier klar abgegrenzt vom Informationstext darüber (wie lange der auch immer ist – manche sind sehr lange). Und die Leerzeile macht klar, zu welcher CSV-Nummer der Text gehört.

Das "Ergebnismodell"

Der eigentliche "Stakeholder" des Bearbeitungsergebnisses bin nicht ich als Ersteller der "SIK-Sicherungsanlagen-Aspekte-Liste", sondern "ein Leser" (der wieder ich sein mag, in mittlerer Zukunft – aber das ist dann "ein anderes Ich"). Wie sollen ihm oder ihr die Ergebnisse präsentiert werden? In einer ersten Version habe ich alle passenden Bildcodes und meine Beschreibungen dazu aufgelistet; tatsächlich ist das aber viel unübersichtlicher, als das Ergebnis "eigentlich" ist: Denn ganz häufig folgen im Bilder-Konvolut eine ganze Reihe von Bildern aufeinander mit denselben Motiven; und eine solche Reihe sollte man dem Leser daher auch als "einen Block", mit einer Beschreibung präsentieren. Da ein "Weiterblättern" nach meiner(!) Definition der Reihenfolge, nämlich nach aufsteigendem Bildcode, auf der ETH-Seite nicht möglich ist, muss ich aber trotzdem alle DOI-Links einer solchen Reihe im Ergebnis hinterlegen: Daraus hat sich die Präsentation ergeben, die man in den beiden vorherigen Postings sieht.

Tatsächlich sieht man dort allerdings in einem Block nicht direkt eine aufsteigende Reihe, sondern eben eine Menge von Links – man könnte dort also auch nicht-aufeinanderfolgende Bilder zusammenfassen! Soll man, oder soll man nicht?

Ich lasse hier den Bearbeiter-Stakeholder "gewinnen": Die Effizienz des linearen Durcharbeitens ist so wichtig, dass sie auch definiert, was im Ergebnis auftaucht. Das mentale Modell beim Durcharbeiten ist also folgendes:


Der zugehörige Bearbeitungsprozess läuft offensichtlich im Happy-Day-Fall so:
  1. Beim linearen Durchblättern will ich bei einem bestimmten Bild eine "Anfangsmarkierung" für einen Block setzen.
  2. Durch Weiterblättern mit + "akkumuliere" ich weitere Bilder in den Block.
  3. Wenn ich auf ein Bild stoße, das nicht mehr zum bisherigen Block passt, will ich für den Gesamtblock einen Beschreibungstext erfassen und ein HTML-Snippet ausgeben, das "irgendwie" in die Ergebnisdatei gelangt.
Für das Setzen der Markierung habe ich folgenden simplen Befehl m ergänzt:
/^m$/ {
  m = i;
  prompt(i)
  next
}
Die Ausgabe erfolgt mit einem Befehl p, dem der Beschreibungstext folgt:
/^p/ {
  Ausgabe von Bildcode id[m] mit Link ln[m]
  for (j = m + 1; j < i; j++) {
    Ausgabe von # mit Link ln[j]
  }
  Ausgabe von substr($0, 2)
  prompt(i)
  next
}
Eine Bearbeitungssequenz für einen Block sieht also so aus:
...>mEnter
...>+Enter
Alt-Tab...>+Enter
Alt-Tab...>+Enter
Alt-Tab...>+Enter
Alt-Tab...>pWeichen, Zürich, CH, 1999Enter
...HTML...
Kopieren des angezeigten HTML in die Ergebnisdatei

Ergonomie und Psychologie 2

Ergonomisch ist das mindestens "genügend angenehm": mEnter lässt sich mit Zeigefinger und kleinem Finger der rechten Hand als "eine Bewegung" eingeben. p liegt genau unter meinem Mittelfinger, danach muss ich in die "Schreibhaltung" gehen, um den Beschreibungstext zu erfassen; Enter lässt sich zum Abschluss des Textes effizient mit dem kleinen Finger eingeben. Das Kopieren des Textes ist allerdings bisher sehr "disruptiv"...

... hier ist eine Verbesserung nötig, die ich bisher noch nicht realisiert habe. Prinzipiell kann man das HTML-Snippet an die Ergebnisdatei einfach anhängen – die Praxis zeigt aber, dass ich immer wieder Tippfehler mache, sodass eine nachträgliche Korrektur des Textes nötig ist. Mit Pfeil nach oben kann man den vorherigen p-Befehl elegent "wieder herholen", danach (allerdings ergonomisch nicht sehr effizient) korrigieren – das erneute Schreiben in die Ergebnisdatei müsste nun aber den vorherigen Text entfernen, was technisch ein wenig tricky ist. Das ist aktuell ein "To Do" (das ich aber für die Bilder ab 20000 auf jeden Fall gelöst haben will).

Wie sieht es mit der Psychologie aus? Drei Effekte sind mir aufgefallen:

  • Ich will den "Block-Bereich" m...i sehen. Dazu habe ich prompt() ein weiteres Mal erweitert:
    function prompt(m, i) {
      printf "\n%s\n%d..%d>", tx[i], m, i
    }
    Die Ausgabe sieht dann z.B. so aus:
    110..111>+12

    Kanton ZH, Zürich, SBB Depot, C5/6 2953;;1/1966-2/1966;
    110..123>
    Damit ist der Block-Bereich "etwas sichtbarer" (auch wenn man lernen muss, dass er vor der zweiten Zahl endet: Also der Block im Beispiel die Bilder 110 bis 122 umfasst).
  • Das m für die Markierung war für mich immer auch mit dem Weiterblättern zum nächsten Bild verbunden: Ich habe, mich selbst beobachtend, festgestellt, dass ich nach Eingabe von mEnter einen Moment warte und erst nach kurzem "Aha!" +Enter eingebe. Offenbar bin ich also nach m schon im Bildmodus, das Programm aber noch im Befehlsmodus. Die Ergänzung des m-Codes um die +-Logik hat das Arbeiten dann tatsächlich "richtig flüssig" gemacht:
    /^m$/ {
      m = i;
      showAndPrompt(m, ++i)
      next
    }
  • Beim "Block-Aufsammeln" der Bilder schaue ich mir jedes Bild an und baue im Kopf die Beschreibung zusammen: "Aha, Weichen..." + "...und Drahtzugleitungen..." + "...nichts Neues..." + "...und ein Gefälleanzeiger..." + "...und Ende (des Blocks)!". Diese Worte bleiben nur im Kurzzeitgedächtnis; das funktioniert also nur, wenn eher wenige Bilder (bis zu etwa vier) im Block sind und wenn mein Bilder-Analysieren nicht zu anspruchsvoll wird: Ein Gedanke "Was ist denn das da??" stört schon enorm und löscht häufig die akkumulierte Beschreibung im Kopf. Abhilfemöglichkeiten sind u.a.:
    • Wenn ich merke, dass ich "verzögere", sage ich mir die Beschreibung einmal deutlich vor – dadurch "lerne ich sie als Text". Das reicht oft, damit sie zumindest einen "intensiveren Such-Denk-Vorgang" überlebt.
    • Weil p den m-Wert und (bisher) die Ergebnisdatei nicht verändert ("idempotent bzgl. des internen Zustandes ist", für Fachleute), kann ich einen p-Befehl für den bisherigen Teil des Blocks absetzen, dessen Ausgabe als "persistenter Speicher" dient.
    • Wenn das Kurzzeitgedächtnis zu schwanken beginnt: Lieber den Block abschließen!
    • Vielleicht sollte ich aber einen explizit gespeicherten Textwert einführen, mit Set- und Retrieve-Möglichkeiten ... muss ich einmal versuchen!
    • "Wenn alle Stricke reißen", muss ich nach der Bildanalyse zurück zum ersten Bild des Blocks springen und den Block neu "aufbauen". Dazu habe ich einen eigenen Befehl l (ein kleines L) ergänzt:
      /^l$/ {
        showAndPrompt(m, i = m)
        next
      }
      Die Ergonomie von l ist ganz gut (rechter Mittelfinger, dann kleiner Finger für Enter). Psychologisch ist anzumerken, dass man diesen Befehl nur sehr selten braucht und man ihn daher "explizit abrufen muss". Meine Eselsbrücke ist: "l ist (alfabetisch) links von m" = "das Gegenteil von m". Bisher komme ich damit zurecht.

Weitere Punkte

Das war im Wesentlichen die Erklärung des zentralen Prozesses, der "Blockakkumulierung". Allerdings gibt es noch eine Reihe von teils gelösten, teils aber auch nicht gelösten Problemen:

  • Die Einträge in der Ergebnisdatei sollten ja mit den "Tags" [A] und [I], [S] und [B], [D]/[V]/[E] und [!] gekennzeichnet werden. Diese Information entsteht als Teil des inhaltlichen Aufakkumulierens, sie soll daher auch mit der Erstellung der Beschreibung "abgeliefert" werden. Tatsächlich habe ich daher nicht einen p-Befehl implementiert, sondern die Angabe eines oder mehrerer Zeichen aus {aisbdve!} leitet eine Beschreibung ein:
    /^[aisbdve!]+/ {
      Ausgabe der Tags als HTML
      Ausgabe von Bildcode id[m] mit Link ln[m]
      for (j = m + 1; j < i; j++) {
        Ausgabe von # mit Link ln[j]
      }
      Ausgabe von $0 nach erstem Leerzeichen
      prompt(m, i)
      next
    }
  • Hans-Peter Bärtschi hat nicht nur Eisenbahnen fotografiert, sondern – je später, desto mehr – sich allen Bereichen der Industrie- und Architekturdokumentation gewidmet. Es gibt beeindruckende und lange Bildsequenzen z.B. des Gaswerks in Schlieren, ganzer Ortschaften mit all ihren Straßen und Häusern, noch aktiver und stillgelegter Textilindustrieanlagen (Spinnereien, Textildruckereien und mehr), Mühlenanlagen und noch viel mehr. Das ist alles interessant – aber für meine Zwecke irrelevant; und ich muss solche Sequenzen effizienter als durch ewiges +-Drücken "überwinden". Hier kommen die CSV-Dateien wieder ins Spiel: Wenn ich feststelle, dass einige eisenbahnfremde Bilder aufeinanderfolgen, gehe ich in der (immer geöffneten) CSV-Datei in die entsprechende Zeile (Alt-Tab Alt-Tab zum Wechsel in den Editor, Ctrl-G 123Enter geht dort in die Zeile gemäß der CSV-Nummer) ...


    ... und entscheide dort anhand der Bildtexte, in welcher Zeile ich mit meiner Arbeit fortsetze; diese Zeilennummer gebe ich als CSV-Nummer im Toolchen an – und weiter geht es! Allerdings muss ich da etwas vorsichtig sein: Z.B. hat sich mitten unter Bildern mit dem summarischen Titel "Lodz, Textilmuseum, Briefkopf Bidermann ua., PKP-Dampfloks Warschau Breslau Waldenburg" zwischen Plänen und Anzeigen von Textilfirmen aus Lodz diese Aufnahme eines preußischen Kreuzflüglers befunden! Dort hat mich aber immerhin das "PKP-Dampfloks" im Titel überredet, mir auch diese Bilder einzeln anzusehen.
  • Am Ende jeder meiner Beschreibungen steht immer Ort, Land, Jahr. Diese Werte ändern sich auch von Block zu Block nur selten, und wenn, dann am häufigsten der Ort, seltener das Land(eskürzel), am seltensten das Jahr. Hier gibt es bisher einen "psychologischen Mismatch": Denken tu ich mir "dasselbe wie beim letzten Block", schreiben muss ich aber die Information immer wieder.

    Eine Abhilfe, die ich auf jeden Fall versuchen will, könnte die Angabe von ### oder ## oder # am Ende der Beschreibung sein, jeweils für "alle drei Werte von der letzten Blockbeschreibung übernehmen", "Land und Jahr übernehmen" sowie "Jahr übernehmen".

  • Die ETH-Bibliothek hat mich gebeten, im Rahmen von Mitmachen Korrekturanmerkungen zu Bildern zu erfassen. In einem ersten Versuch wollte ich das direkt in die Blockakkumulierung integrieren (mit einem eigenen Befehl, wo ich einen verbesserten Text irgendwohin speichern kann). Technisch und ergonomisch ist das problemlos – aber die Psychologie spielt nicht mit: Der inhaltliche Akkumulierungsprozess braucht "meinen ganzen Denkapparat"; eine "Abzweigung zu einem anderen Aspekt" killt das Kurzzeitgedächtnis, und "alles steht".

    Eine mögliche Abhilfe ist, mit einem zusätzlichen Markierungsbefehl "unterhalb der Denkschwelle" einen Text als "falsch" zu kennzeichnen (j würde ergonomisch noch akzeptabel liegen). Die – experimentell zu klärende – Frage ist, ob sogar das zu disruptiv ist. Wenn ja, dann könnte man vielleicht den ganzen Block nach dem p kennzeichnen: Aber dann müsste man sich dieses eine Bit mit Bedeutung "falsch" parallel zur Blockakkumulierung merken, was meiner Meinung nach nicht funktioniert: Zwei noch so kleine, aber nicht miteinander verknüpfte Informationsstückchen sind im Kurzzeitgedächtnis nicht möglich. Dann wäre die dritte Möglichkeit nur ein "Nachlesen" der Beschreibungen (die ja im Befehlsmodus sichtbar sind!) und nachträgliches "Neuentscheiden", ob ein Kommentar nötig ist.

An dieser Stelle beende ich meine Beschreibung einmal. Erst wenn ich mich den nächsten 10000 Bildern widme, werde ich hier Fortschritte machen.