St.Pölten hatte 1986 zwei Fahrdienstleitungen (eine für den Hauptbahnhof und eine für den Frachtenbahnhof) und vier Stellwerke, davon drei OES-Drehachsenstellwerke. Drehachsenstellwerke sind voll-elektrische Stellwerke, d.h. es gibt keine mechanischen Verschlüsse mehr. Die "Drehachsen" aus ihrem Namen kann man als große Relais auffassen, wo allerdings die Kontakte eben durch eine sich drehende Achse betätigt werden. Prinzipiell lassen sich mit dieser Technik auch Gleisbildstellwerke bauen, was in Österreich in Straßwalchen das erste Mal versucht wurde. In St.Pölten allerdings waren die Schalter noch platzsparend "auf einem Haufen" angeordnet, nur ungefähr entsprechend den Außenanlagen gelegt. Aber dazu kommen wir gleich!
Zuerst einmal ein Übersichtsplan von St.Pölten zu dieser Zeit. Einen detaillierten Gleisplan findet man hier bei sporenplan.nl.
Die Fahrdienstleitung am Bahnsteig 1 war an allen Zugsfahrten beteiligt (die Fahrdienstleitung am Frachtenbahnhof wirkte nur bei Fahrten auf die Gleise 60 bis 68 mit). Über der Panoramatafel ist das Firmenlogo WSW der Wiener Schwachstromwerke angebracht, worunter Siemens und Halske in Österreich in den 1960er-Jahren firmierte:
Panoramatafel Befehlswerk, Fdl, St.Pölten, 1.8.1986
Bedienpult Befehlswerk, Fdl, St.Pölten, 1.8.1986
Fdl, St.Pölten, 1.8.1986
Am Stellwerk 1 sieht man das kompakte Bedienpult eines Drehachsenstellwerks:
Stw.1, St.Pölten, 1.8.1986
Stw.1, St.Pölten, 1.8.1986
Bei den Weichenschaltern ist das Plus-Symbol schon etwas verdreht. Man sieht übrigens, dass – wo möglich – Weichenpaare mit einem gemeinsamen Schalter gestellt wurden:
Stw.1, St.Pölten, 1.8.1986
Eng zusammengedrängt sind hier Zustimmungslampen und -tasten – Stellwerk 2 hat hier eine Zustimmung für eine Fahrt auf Gleis 1 gegeben. Darunter befinden sich Anzeigen für mehrere Isolierschienen, oben die Bedienung des Ersatzsignals beim Einfahrsignal B von Tulln und daneben dessen Anzeige. Am unteren Rand sind gerade noch Weichenhilfstasten (WHT) für die Weichenpaare 1/2 und 5/6 zu sehen, mit denen diese auch umgestellt werden können, wenn ihre Isolierung fehlerhafterweise eine Belegung anzeigt:
Stw.1, St.Pölten, 1.8.1986
Hier steht eine Einfahrt von Wien in das Gleis 1, was man an den grün leuchtenden Anzeigen in der Mitte sieht:
Stw.1, St.Pölten, 1.8.1986
Vom Stellwerk aus hatte man einen großartigen Blick über den Bahnhof – nur die Übertragungsleitung stört hier ein wenig:
St.Pölten, 1.8.1986
2062.034 mit einer Sperrfahrt, St.Pölten, 1.8.1986
Zuletzt ein Blick auf das elegante Stellwerk:
Stellwerk 1, St.Pölten, 1.8.1986
Die folgenden Bilder der anderen Stellwerke habe ich drei Wochen später aufgenommen. Das Stellwerk 2 war ein K47:
Stw.2, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.2, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.2, St.Pölten, 25.8.1986
Das Werkzeugbrett enthielt, was man so zum Betrieb eines Stellwerks braucht, wenn einmal nicht alles glatt geht – je zwei Weichenzwingen und Schubriegelschlösser, ein Pinsel (zum Schmieren?), zwei Kurbeln (für Weichenantriebe? – etwas klein ...), aber auch richtiges Werkzeug von Hammer über Feile zu Zangen:
St.Pölten, 25.8.1986
Auch hier ein Blick aus dem Stellwerk, der sich zu einer 1042 schlängelt:
1042.647 mit Personenzug, St.Pölten, 25.8.1986
Und hier ein Blick auf das Stellwerksgebäude:
Stellwerk 2, St.Pölten, 25.8.1986
Stellwerk 3 war wieder ein OES-Stellwerk:
Stw.3, St.Pölten, 25.8.1986
Ergänzung 27.8.2017: Links von der Mitte des Pultes sieht man hier zwei ZG-Pfeil-Paare für die Strecken nach Gußwerk (oben) und nach Leobersdorf (unten). Beide diese Strecken hatten also eine Streckenblockung – allerdings nur bis zum Alpenbahnhof:
Stw.3, St.Pölten, 25.8.1986
Ganz rechts unten sieht man hier, wie eine der Weichen 61/62 gerade befahren wird: Im Weichenschalter leuchtet die rote Lampe der Weichenisolierung:
Stw.3, St.Pölten, 25.8.1986
Hier ist der schuldige Zug, der gerade die Weiche 61 verlässt:
5145.12, St.Pölten, 25.8.1986
Auch am folgenden Bild sieht man befahrene Weichen. Wenn ich nicht irre, steht das Signal X von Gußwerk auf frei, wir sehen also die Weichenbelegungen bei einer Einfahrt auf der Schmalspurstrecke:
Stw.3, St.Pölten, 25.8.1986
Ist das der zugehörige Zug? Aber wieso ist die 1099 am hinteren Ende? Tatsächlich wurde die Garnitur gerade vom Alpenbahnhof – dem Abstellbahnhof der Mariazellerbahn – hierher geschoben, um später dann Richtung Mariazell auszufahren:
1099 schiebt Garnitur auf Abfahrgleis, St.Pölten, 25.8.1986
Neben dem OES-Pult stand noch eine kleine Schrankenüberwachung:
Stw.3, St.Pölten, 25.8.1986
Das folgende Foto des Stellwerk 3 habe ich etwa einen Monat später geschossen:
Stellwerk 3, St.Pölten, 19.9.1986
Hier sieht man einen langen Eilzug, den noch eine 1018 führen durfte. Sind die vorderen drei Wagen Eilgutwagen, oder sind es Fahrradtransportwagen? Direkt über der Lok sieht man das Stellwerk 2, weit im Hintergrund ist auch das Stellwerk 1 zu erkennen:
1018.007 mit Eilzug, St.Pölten, 25.8.1986
Diese Weiche steht nicht in Grundstellung (weil der schwarze Teil des Gewichts nicht näher am Boden ist). Das "A" bedeutet, dass auch andere berechtigte Personen diese Weiche umstellen dürfen, was in Heizhausgleisen i.d.R. die Mitarbeiter der Zugförderung einschließt (allerdings waren A manchmal auch auf Gewichten von Weichen aufgemalt, die sich Zugfahrstraßen befanden, wie man in diesem Posting von Lienz sieht):
Zugförderung, St.Pölten, 25.8.1986
Weichenheizungen sind aufwendige Apparate. Während heute meines Wissens nur mehr elektrische Heizungen gebaut werden (was wertvollen Strom verheizt ...), wurden damals in Österreich üblicherweise Flüssiggas-Weichenheizungen installiert. Hier sieht man die Heizrohre einer solchen Heizung an einer Doppelten Kreuzungsweiche:
DKW mit Gas-Weichenheizung, St.Pölten, 25.8.1986
Die Fahrdienstleitung des Frachtenbahnhofs hatte ein eigenes Befehlswerk, das ebenfalls ein OES-Stellpult hatte:
Fdl Fbf, St.Pölten, 25.8.1986
Auf diesem Detailbild sieht man in der Mitte die Gleistasten (einige wegen Gleisbelegung durch Hilfssperren verdeckt), sowie links und rechts jeweils eine Taste "R" und "Z". Offenbar wurde ein Befehl durch Ziehen von zwei Tasten abgegeben – genaueres weiß ich allerdings nicht:
Fdl Fbf, St.Pölten, 25.8.1986
Hier ein Blick auf das Gebäude, in dem sich die Fahrdienstleitung verbarg:
Fdl Fbf, St.Pölten, 25.8.1986
Auch das Stellwerk 4 war ein OES-Drehachsenstellwerk mit entsprechendem Stellpult:
Stw.4, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.4, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.4, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.4, St.Pölten, 25.8.1986
Stw.4, St.Pölten, 25.8.1986
Und manchmal sieht man von einem Stellwerk aus Vorgänge, die mit der Eisenbahn gar nichts zu tun haben:
Gänsemarsch, St.Pölten, 25.8.1986
Das Stellwerk 4 lag im Einschnitt, durch den die Gleise St.Pölten Richtung Prinzersdorf verlassen:
Stellwerk 4, St.Pölten, 25.8.1986
Zum Abschluss noch ein paar weitere Fotos von fahrendem Material:
2143.25, St.Pölten, 25.8.1986
1046.019 und 1042.647, St.Pölten, 25.8.1986
1099.014+1099.009 vor E960, St.Pölten, 1.8.1986