Nach langer Zeit setze ich nun meine Beschreibungen von österreichischen Stellwerken aus den achtziger Jahren fort. Wie schon ein paar Mal angekündigt, folgt nun als erstes eine Beschreibung des letzten Weichen- und Signalstellwerks der Bauart 3414 in Frättingsdorf.
- Ein reines Signal-Perronstellwerk dieser Bauart stand und steht noch immer (2014!) in Mistelbach Lokalbahn, allerdings ist es mittlerweile nur mehr "ein Schatten seiner selbst".
- Ein letztes Signalstellwerk dieser Bauart habe ich in Süßenbrunn im Jahr 1981 aufgenommen.
- Und außerdem stand ein Stellwerk dieser Bauart auf der Berliner S-Bahn, und zwar im Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh! Heute ist diese Anlage in das Berliner U-Bahn-Museum übersiedelt und kann dort bewundert werden.
- Ergänzung 20.12.2015: In den Niederlanden war die Bauart 3414 de facto die Standardbauart mechanischer Stellwerke.
- Ergänzung 20.12.2015: Ein letztes 3414-Stellwerk steht auch, allerdings nur mehr als Museumsstellwerk, in Tschechien, wie in zwei Kommentaren von Vavrinec Klener unten erwähnt.
Aber nun nach Frättingsdorf. Das Befehlsstellwerk in der Fahrdienstleitung habe ich schon
in diesem Posting vorgestellt: Einerseits wurden von dort die Weichen und Signale der Nordseite gestellt und festgelegt, andererseits waren drei Blockfelder für das Befehlswerk zum hier vorgestellten Stellwerk 1 vorgesehen.
Hier folgen nun die Fotos von dieser uralten Anlage.
Das Stellwerksgebäude war extrem klein, wie man an der folgenden Aufnahme sieht. Die letzten Strahlen der Sonne fallen auf den Fichtenwald im Hintergrund:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Die Hebeltypen der Bauart 3414 waren schon etwas kompliziert: Hier sieht man von rechts nach links
- den nach unten stehenden Steigbügelhebel für das Einfahrvorsignal a (später kommt noch ein Bild, wo er nach oben gestellt ist);
- der Doppelstellerhebel für das Einfahrsignal A – wegen der senkrechten Montage der Hebel mussten die zwei Hebeleisen ein diesem Fall leicht schräg nach vorne stehen;
- der Steigbügelhebel für das Gruppenausfahrsignal H1-4, der einen verringerten Drahtweg von 250mm hatte und daher von der Mitte nach oben umgestellt wurde;
- der Riegelhebel mit Steigbügelgriff für die Weiche 1; er konnte von der Mitte aus nach dem Herausziehen des Hebeleisens nach unten (Plusstellung) oder oben (Minusstellung) umgestellt werden (im Prinzip gleich wie bei der Bauart 12SA), hier verriegelt er die Weiche 1 in der Pluslage;
- der Weichenhebel für die Weiche 1, der hier in der Pluslage steht (solche Hebel wurden in der Anlage in Berlin-Wilhelmsruh auch als Signalhebel verwendet. Der Weichen- und die Signalhebel waren dort, wie in Deutschland üblich, mit einem Drahtseil statt mit einer Kette umschlungen!);
- der Weichenhebel der Weiche 2, der mit einer Hilfssperre für die Minuslage versperrt ist.
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Auf den folgenden Bildern sieht man die typischen Signalknaggen der Bauart 3414, die keine Handfallen hatten:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Die Fahrstraßenknaggen hingegen hatten Handfallen. Der Gleisanzeiger scheint nicht mehr gut in Schuss gewesen zu sein – die Gleisnummern hätten hier nicht sichtbar sein dürfen. Offenbar sind irgendwelche Sperrhaken, die sie nach oben halten sollten, schon zu verschlissen:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Hier sieht man die Umlenkrollen der Ketten und das ausgeschriebene Firmensignet von Siemens und Halske:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Auf den Hebelböcken ist stattdessen das üblichen S mit dem kreuzenden H angegossen:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Hier ist der Griff des Ausfahrsignalhebels zu sehen:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Eine Einfahrt ins Gleis 2 findet statt:
- Die Weiche 1 steht in die Ablenkung, daher ist ihr Hebel nach oben umgelegt.
- Ihr Riegelhebel steht ebenfalls nach oben – man sieht das "zweischienige" Hebeleisen, an dem der Griff herausgezogen wird.
- Der Hebel A2 des Einfahrsignals ist nach unten umgelegt.
- Und ganz vorne steht der Hebel des Einfahrvorsignals nach oben, sodass das Vorsignal "Frei erwarten" zeigt.
Ich zeige hier zwei Bilder von dieser Stellung, obwohl sie sich kaum unterscheiden:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Hier sieht man einen Teil der relativ aufwendigen Hebelmechanik eines 3414-Signalhebels, die auch im Hager beschrieben ist:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Der Blockapparat hatte Tastensperren, die oberhalb der Befehlsempfangsfelder angebracht waren:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Sehr dunkel noch eine Aufnahme von hinten:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987
Und zuletzt noch einmal eine Aufnahme des Stellwerksgebäudes – die Sonne ist mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden:
Frättingsdorf, Stw.1, März 1987