Mittwoch, 17. Juni 2015

Zusätzliche Blockfelder wegen einer Staatsgrenze: Bernhardsthal Frachtenbahnof, 1988

Der Grund für den Frachtenbahnhof in Bernhardsthal war die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg: Lundenburg/Břeclav war nun im Ausland, was für grenzüberschreitende Züge eine Station für die Grenzbehandlung – Zoll und wagentechnische Untersuchung – erforderte (End- und Anfangspunkt der Lokalgüterzüge war ab damals allerdings Hohenau, weil danach keine Bedienungsstelle mehr auf der Nordbahn lag, sodass diese Züge keinen Grund für den zusätzlichen Bahnhof hergaben). So entstand "auf der grünen" Wiese der Bahnhof Bernhardsthal Fbf. Für den Personenverkehr gab es die Haltestelle Bernhardsthal, und weil sie "unglücklich" außerhalb des Bahnhofs lag, waren die Blockanlagen dieses an sich einfachen Bahnhofs darauf ausgelegt, die Fahrt einer Leergarnitur am linken Gleis zur Haltestelle und dann von dort in der Gegenrichtung, und damit nun sozusagen "falschen" Gleis (aber innerhalb des Bahnhofs ist das keine Fahrt am falschen Gleis!), mit Hilfe des eigenen Schutzsignals 1N zurück zu ermöglichen. Die Haltestelle und das Schutzsignal kann man in diesem Posting von 1984 erkennen, 1988 habe ich dann nur mehr die Fahrdienstleitung und die zwei Endstellwerke besucht.

In der Fahrdienstleitung stand dieser Rankapparat:

Befehlswerk, Fdl, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Am Blockapparat erkennt man rechts die zusätzlichen Felder: Außer dem Befehl "nach Břeclav" gibt es hier noch zwei Befehle "nach Bernhardst.Hst." und "von Bernhardst.Hst.". Auf der Signalanzeigetafel oben erkennt man eine Lampe für das Schutzsignal (das hier als "N1" bezeichnet ist), das die Fahrten von der Haltestelle in den Bahnhof deckte. Auf diesem Bild steht übrigens eine Ausfahrt Richtung Břeclav, wie man am geblockten Ba-Feld links und an der grün leuchtenden Lampe der Signalanzeige R rechts oben sehen kann:

Befehlswerk, Fdl, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Am Blockapparat ist Břeclav angeschrieben, auf der Gleistafel des Rankapparats ist hingegen der deutsche Name Lundenburg angegossen:

Befehlswerk, Fdl, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Zuletzt sieht man hier noch die Signalanzeige und -bedienung für die Seite Wien, wo auch gerade ein Zug unterwegs ist:

Befehlswerk, Fdl, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Eine 1042 wartet im Nebel auf ihre nächste Tätigkeit:

1042.668, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Die Anlage am Stellwerk 1, also auf der Wiener Seite, war ein übliches Stellwerk der Bauart 5007:

Sicherungsanlage, Stw.1, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Direkt über dem Blockapparat war die Signalanzeige montiert, auf der auch die Signaltasten und die Rückblocktaste angebracht waren:

Signalanzeige und Signal- und Blockbedienung, Stw.1, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Signalanzeige und Signal- und Blockbedienung, Stw.1, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Der Bahnhof hatte immerhin sechs Hauptgleise, wie man am Gleisanzeiger sieht:

Gleisanzeiger, Stw.1, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Hier sieht man das nette Stellwerk von außen:

Stellwerk 1, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Manchmal müssen Umlenkrollen für Drahtzüge "über der Landschaft" montiert werden:

Weiche 8, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Die Sicherungsanlagen am Stellwerk 2 habe ich leider zu rudimentär aufgenommen, sodass man wichtige Teile nicht mehr finden kann. Der Blockapparat zeigt die dem Befehlswerk entsprechenden Felder. Die Tastensperren wurden durch die jeweiligen entblockten Befehlsfelder auf die isolierte Schiene geschaltet, sodass bei einer Zugfahrt nur die passende Tastensperre sprang:

Blockapparat, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Links neben den Fahrstraßenknebeln sieht man hier den Knebel für einen Sperrschuh und dann für zwei Verschubsignale, wobei die linke erstaunlicherweise mit "VR3,5," bezeichnet ist – wie konnten hier zwei Verschubsignale mit derselben Umlegebewegung geschaltet werden?

Gleisanzeiger und Knebel, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Auf dieser Aufnahme des Herrn Stellwerkers sieht man die ganze Hebelbank:

Stellwerkswärter vor seiner Hebelbank, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Und wenn man genau hinschaut, erkennt man links oben die Lösung des Rätsels der zwei Verschubsignale: Hier finden sich, neben der Signaltaste R für die Ausfahrsignale, zwei weitere Tasten "VST R5" und "VST R3". Der Knebel diente also nur zur Freigabe der Signale (oder umgekehrt zur Festlegung bei einer Zugfahrt), das eigentliche Freistellen erfolgt über diese Tasten. Zum Zurückstellen konnte man vermutlich den Knebel zurücklegen, aber wahrscheinlich ging es auch mit der HaGT (Haltgruppentaste):

Signalbedienung, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Noch ein Detail: Unterhalb der Orange sieht man den Knebel für das Schutzsignal, hier bezeichnet mit "SchN1 Hst":

Signalbedienung, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Durch's Fenster sieht man die Gleise Richtung Norden:

Schranken und Ausfahrsignale, Stw.2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Hier gibt's gleich zwei Bilder vom Stellwerksgebäude:

Stellwerk 2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Stellwerk 2, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Weil auf dem Bahnhof kein Personenverkehr stattfand, gab es kein Ankunftsgebäude. Die Fahrdienstleitung war in diesem Dienstgebäude untergebracht, das etwas unvermittelt mitten in der Landschaft steht:

Betriebsgebäude mit Fahrdienstleitung, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

Betriebsgebäude mit Fahrdienstleitung, Bernhardsthal Fbf, 9.4.1988

2 Kommentare:

  1. VR3,5 könnte ein Verschubsignal sein das einfach zwischen Herzstück und Zunge steht und somit für beide Gleise gilt.

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    1. Dann wäre es wohl nicht mit VR... benannt - so heißen nur Verschubsignale auf Ausfahrsignalen. Meine (alternative) Erklärung steht im Posting ...

      H.M.

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