Im Museumsbereich der Nene Valley Railway in Wansford stehen im Freien einige Ausstellungstücke – Dampfloks, aber auch Schienen und, unter anderem, ein kleiner "ground frame" mit drei Hebeln für die Ortsbedienung einer Weiche und eines Signals (vermutlich eines Verschubsignals). Die folgenden Bilder zeigen einige Details dieser Hebelbank. Leider habe ich nicht alle wesentlichen Teile aufgenommen, weil mir damals noch das volle Verständnis dafür gefehlt hat, wie die englische "Kaskadenlogik" von Stellwerken aufgebaut ist – daher kann ich hier noch nicht vollständig erklären, wie so ein "locking bed" funktioniert. Das kommt später!
Wenn sich jemand für englische mechanische Stellwerke interessiert, ist dieses Buch eine wichtige und interessante Quelle: Railway Signal Engineering (Mechanical), by Leonard P. Lewis, published in 1912.Hier sieht man die Hebelbank mit allen Hebeln in der Grundstellung. Die Hebel sind, von links nach rechts
- ein blauer Riegelhebel (das ist vermutlich der Freigabehebel für den ganzen Frame; daher müsste er eine zusätzliche Entsperrung haben, entweder ein "Annett's lock" oder eine elektrische Festlegung – nur war sowas nicht zu sehen);
- ein schwarzer Weichenhebel; und
- ein roter Signalhebel.
Ground frame mit allen Hebeln in Grundstellung, Wansford (NVR), 22.8.2013
Hier sieht man, dass sich die Hebel um eine gemeinsame Achse am unteren Ende der Hebelbank drehen:
Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Auf der Rückseite der Hebelbank stehen drei Flacheisen – die "Tappets" – aus einem kleinen Kasten hervor:
Tappets des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Die Tappets sind direkt mit den Hebeln verbunden (in fortgeschritteneren Bauarten werden die Tappets nicht vom Hebel, sondern – gleich wie die Sperrbalken der deutschen und österreichischen Stellwerke – von der Handfalle bewegt, damit die Hebel vollständig in den Endstellungen festgehalten werden):
Verbindung zwischen Tappet und Hebel, Wansford (NVR), 22.8.2013
Joel von der NVR war so nett, mir den kleinen Schieberkasten zu öffnen, sodass man einige Details davon sieht:
Ground frame mit allen Hebeln gegen die Grundstellung, Wansford (NVR), 22.8.2013
Hier sieht man die Innereien:
Schieberkasten des Ground frames, Wansford (NVR), 22.8.2013
Man sieht, dass aus den Tappets Ausschnitte herausgesägt sind, und zwischen den Tappets liegen komisch geformte Metallteile:
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Die Ausschnitte der Tappets und die Zwischenteile (die "Wedges" = Keile) haben 45°-Abschrägungen. Diese Abschrägungen bewirken, dass beim Verschieben eines Tappets der entsprechende Wedge aus dem Ausschnitt hinausgedrängt wird – was nur geht, wenn im Tappet daneben ein entsprechender Ausschnitt vorhanden ist, in den die andere Seite des Wedge nun hineingeschoben werden kann! Im folgenden Bild ist der blaue Riegelhebel umgestellt, sein Tappet ist daher nun so positioniert, dass gegenüber dem rechten Wedge ein passender Ausschnitt steht:
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Wenn nun der schwarze Weichenhebel umgestellt wird, wird die Abschrägung in dessen Tappet den Wedge nach rechts schieben, wo er den Riegelhebel nun festlegt. Das folgende Bild zeigt den Zustand, wo der Weichenhebel nur ein kleines Stück gezogen wurde – der Ausschnitt in seinem Tappet ist grade noch sichtbar, aber der Wedge ist schon nach rechts verschoben:
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Der Weichenhebel kann in dieser Stellung beliebig hin- und hergestellt werden, der Riegelhebel hingegen kann bei umgestellter Weiche nicht bewegt werden, weil sein Tappet durch den verschobenen Wedge festgeklemmt ist.
Eine gleichartige Abhängigkeit besteht zwischen dem Weichenhebel und dem Signalhebel. Die Ausschnitte und die Wedges sind hier etwas anders geformt – das wäre aber eigentlich nur nötig bei einer größeren Hebelbank mit mehreren parallelen "Channels" für die Wedges. Außerdem sieht man, dass der Ausschnitt beim Signalhebel-Tappet nicht mit Wedge zusammenpasst – es scheint, dass diese Einzelteile von irgendwelchen anderen Hebelbänken zusammengesammelt worden sind ...
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Nun wird der Signalhebel umgestellt:
Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Wieder wird sich das entsprechende Tappet bewegen, das nun seinerseits über den angeschrägten Ausschnitt den linken Wedge nach rechts verschiebt und so den Weichenhebel festlegt:
Schieberkasten des Ground frame, Wansford (NVR), 22.8.2013
Und nun sind alle drei Hebel umgestellt:
Ground frame mit allen Hebelen umgestellt, Wansford (NVR), 22.8.2013
Hier enden meine Bilder dieses Ground frames – leider habe ich keine Bilder der Verbindungsbalken gemacht, die in diesem Fall wesentlich dafür sind, dass der blaue Riegelhebel festgelegt bleibt, wenn das Signal umgestellt ist. Bilder solcher Verbindungsbalken zeige ich in einem späteren Posting!
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